Letzte Einkehr - Imré Kertész

  • Taschenbuch: 352 Seiten
    Verlag: rororo, 2015


    Originaltitel: A végsö kocsma
    Aus dem Ungarischen von Kristin Schwamm


    Kurzbeschreibung:
    Von der «Glückskatastrophe» des Nobelpreises bis ins «Vorzimmer des Todes» reicht der Bogen dieses Tagebuchromans. Das Glück eines neuen Lebens in Berlin, Reisen, weltweiter Ruhm auf der einen Seite, auf der anderen schmerzliche Selbstentfremdung durch die neue öffentliche Rolle, Krankheit und Verfall: Letzte Einkehr ist die gnadenlos dargebotene «Geschichte eines Erkaltens», durch die sich wie ein roter Faden der Plan zu einem letzten, radikal persönlichen Buch mit dem Titel Letzte Einkehr zieht.


    Über den Autor:
    Imre Kertész, 1929 in Budapest geboren, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und 1945 in Buchenwald befreit. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Journalist, ab 1953 dann als freier Schriftsteller und Übersetzer in Budapest. Mit seinem Roman eines Schicksallosen, 1975 in Ungarn veröffentlicht, gelangte er nach der europäischen Wende zu weltweitem Ruhm. 2002 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.


    Über die Übersetzerin:
    Kristin Schwamm, studierte ungarische und slawische Philologie; lebt als freiberufliche Übersetzerin in Göttingen; übertrug vor allem die Werke des ungarischen Literaturnobelpreisträgers Imre Kertész.


    Mein Eindruck:
    Hieß die Hardcover-Ausgabe noch „Letzte Einkehr: Tagebücher 2001-2009 Mit einem Prosafragment“ ist die überarbeitet Taschenbuchausgabe mit dem Untertitel Ein Tagebuchroman versehen.
    Wie man es auch etikettiert, ich lese es als ein gediegenes, stark verdichtetes Tagebuch, in dem der Autor über das schreibt, was ihn beschäftigt: alltägliche Beobachtungen, Literatur, der gesellschaftspolitische Zustand Ungarns und Deutschlands, die Krankheit seiner Frau, sein Parkinson, schließlich der Gewinn des Nobelpreis und verstärkte Aufmerksamkeit dazu.


    Die ebenfalls enthaltenen, handlungsarmen Romanfragmente habe ich im ersten Lesedurchgang erst einmal mehr oder weniger ignoriert, da es mich nicht sofort erreichte.

    Mich haben besonders Kleinigkeiten im Tagebuch interessiert, zum Beispiel, wie Kertesz wiederholt einen Bettler in den Berliner Straßen beobachtet
    Kertesz trifft viele Bekannte: Ligeti, Tankred Dorst, Irene Dische, den schon schwer kranken Unseld, Daniel Barenboim uva.


    Imre Kertesz schreibt sein Tagebuch konsequent unerbittlich und kritisch, gegen sich und gegen anderen, manchmal auch ungerecht. Bitterkeit ist häufig zu spüren, vor allen bei seinem Ringen um seine kreative Schaffenskraft, die langsam zu verlöschen droht. Das ist für einen kreativen Menschen eine Tragödie.
    Doch dann gelingt ihm mit dem Erinnerungsbuch Dossier K. noch einmal ein literarisches Meisterwerk.


    ASIN/ISBN: 3499269104

  • Titel: Letzte Einkehr. Ein Tagebuchroman
    OT: A vegso kocsma
    Autor: Imre Kertesz
    Übersetzt aus dem Ungarischen von: Kristin Schwamm
    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
    Erschienen: Februar 2015
    Seitenzahl: 346
    ISBN-10: 3499269104
    ISBN-13: 978-3499269103
    Preis: 10.99 EUR


    Imre Kertesz wurde am 9. November 1929 in Budapest geboren und starb am 31. März 2016. Im Jahre 2002 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. 1944 kam er in das KZ Auschwitz und von da 1945 in das KZ Buchenwald.


    Ist dieses vorliegende Buch jetzt ein Roman, oder ist es einfach ein Tagebuch?


    Dieses Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Aber in erster Linie dürfte es ein Tagebuch sein. In diesem Buch reflektiert sich Imre Kertesz selbst. Ein ewiger Zweifler, durchdrungen von einem tiefen resignativen Pessimismus, kreist er eigentlich nur um sich selbst.
    Manches in diesem Buch wirkt schon sehr egozentrisch, ab und an nervt es auch – wie dieser Autor unzufrieden, voller Selbstzweifel und selbst genervt versucht soetwas wie Grund in sein Dasein zu bekommen.


    Er hadert, er setzt herab, er zweifelt, er ist genervt und nervt andere – wirkt oftmals nur unzufrieden, schimpft auf sein Heimatland Ungarn und scheint immer auf der Suche nach etwas zu sein, von dem er wahrscheinlich selbst nicht weiß was es denn ist, wonach er sucht.


    Und so ist dieses Buch für den Leser auf der einen Seite hochinteressant – aber auf der anderen Seite ist man von diesem unzufriedenen alten Mann auch mal angenervt. Dabei hat Imre Kertesz nun wahrlich etwas zu sagen. So manch einer seiner Gedanken und Einlassungen zwingen den Leser förmlich dazu, sich näher damit zu befassen – einfach mal den eigenen Denkapparat zu benutzen.


    Die NEUE ZÜRICHER ZEITUNG bezeichnete dieses Buch als „ein erschütterndes Werk innerer Wahrhaftigkeit“ - und hat damit ganz sicher nicht so unrecht. Es ist eine Nabelschau der ganz besonderen Art, die Nabelschau eines großartigen Autors, der aber mit sich irgendwie überhaupt nicht im Reinen zu sein scheint.


    Ein sehr lesenswertes Buch, ein hochpolitisches Buch – ein Buch, das aber den Leser sehr fordert. 7 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.