Nachdem das Buch „Warum ich nicht mehr glaube“ sich mit der Frage beschäftigt hat, warum so viele Menschen sich vom Glauben abwenden, ist als Reaktion darauf das Buch „Warum wir mündig glauben dürfen“ entstanden. Es soll die Frage, nach einem mündigen, reflektierten und eigenverantwortlichen Glauben und nach einer besseren Gemeindekultur vertiefen, die aus der Kritik des Buches „Warum wir mündig glauben dürfen“ entstanden ist.
Für das Buch wurden unterschiedliche Autoren um Beiträge gebeten, so dass es sich bei diesem Buch um einen Sammelband mit verschiedenen Aufsätzen handelt. Alle Autoren haben ihre eigenen beruflichen Hintergründe und ihren eigenen Glauben, so dass alle Beiträge verschieden sind.
Insgesamt ist das Buch in 4 Teile geteilt. Am Anfang jeden Teils gibt es eine kurze Gesamteinleitung, in der die einzelnen Beiträge, die meistens 10-20 Seiten lang sind, vorgestellt werden. Im ersten Teil geht es z.B. darum, dass mehr Raum für Zweifel und die eigene Meinung in Gemeinden nötig ist. Im zweiten Teil wird thematisiert, wie die Begriffe „Offenheit“ und „Vielfalt“ in Gemeinden gelebt werden können. Dies basiert auf der Kritik, dass in Gemeinden oft zu starke Gesetzlichkeit herrscht. Im dritten Teil beschäftigen sich verschiedene Autoren mit der Frage, wie die Familie den Glauben prägt und wie Gemeinden einen mündigen Glauben unterstützen können. Im letzten Teil angerissen, wird der immerwährende Prozess, einen widerstandsfähigen Glauben zu haben, gestaltet werden kann.
Durch die vielen Autoren und verschiedenen Themen ist das Buch sehr abwechslungsreich. Sicher kann man über jedes Thema ein eigenes Buch schreiben, doch weil sich die Autoren in ihren Beiträgen kurz fassen, geben diese einen guten Überblick. Manche der Aufsätze haben mich mehr angesprochen, manche weniger. So wird es sicher jedem Leser gehen. Besonders gut fand ich zum Beispiel den Beitrag darüber, wie man Kinder im Glauben erziehen kann oder den Beitrag über die Thomasmesse. Allerdings ist beim Lesen der meisten Beiträge viel Konzentration erforderlich und ich fand die Texte teilweise sehr anspruchsvoll.
Insgesamt gesehen finde ich das Buch nicht nur informativ, sondern auch sehr wichtig. Die Autoren bringen teilweise Dinge auf den Punkt, über die sonst geschwiegen wird, so z.B. über Dinge, die in Gemeinden passieren (z.B. geistlicher Missbrauch). Wer sich jedoch bislang wenig mit dem Glauben beschäftigt hat, den könnte das Buch ein wenig verunsichern.
So würde ich es überwiegend Christen empfehlen, die schon länger in einer Gemeinde tätig sind, die nach neuen Impulsen oder ihren „blinden Flecken“ suchen und die für Veränderung offen sind.
