Ich habe meine derzeitige "Sucht" nach Lisi Badichi mit dem Roman "Goldstück" befriedigt und muss sagen, dass mir dieses Buch bis jetzt am besten von Shulamit Lapid gefallen hat.
Kurzbeschreibung nach Amazon:
"Kaum taucht Lisa Badichi, die vielbeschäftigte Lokalreporterin mit der feinen Nase für haarsträubende Geschichten, im Sanatorium auf, um ihre Mutter zu besuchen, überschlagen sich auch schon die Ereignisse. Zuerst wird die beliebte Oberschwester Judy Bismut erschlagen aufgefunden, und kurz darauf geschieht ein weiterer Mord. Ihrer journalistischen Spürnase folgend, beginnt Lisa sofort mit den Ermittlungen - ganz zum Mißfallen ihres Schwagers Inspektor Ben-Zion Koresch... "
Nach wie vor mag ich die Persönlichkeit von Lisi Badichi sehr, diese dicke, eigenwillige Frau, die Probleme damit hat "nett zu sich zu sein" ist mir einfach sympathisch. Ich mag es, dass sie keine "Superheldin" ist, sondern ihre Macken hat und dadurch zutiefst menschlich ist. Und speziell bei diesem Buch finde ich es auch spannend, wie ihre Beziehung zu ihrer Mutter, die sie im Sanatorium besucht, ausschaut. Die Erkenntnis, dass man wohl zeitlebens "Tochter" bleibt und sich der mütterlichen Einflussmöglichkeiten kaum entziehen kann, ist für mich sehr anschaulich und nachvollziehbar . Und auch ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zur Polizei, die ziemich konfkliktgeladen sind ("Das ist jetzt nicht zum Zitieren, Lisi!")gehören für mich einfach dazu.
Doch schwerpunktmäßig geht es natürlich bei einem Krimi nicht um die Familienkonstellationen und Beziehungen der Protagonistin, sondern um einen Fall. Und dieser Fall hat mich in seinen Bann gezogen. Viele Zeugen und (teilweise) auch Opfer sind alle über 90 Jahre alt und auch deren Kinder, die in den Fall involviert sind, sind um die 70 Jahre alt.
Lisi muss bei ihrer Recherche, die sie in bewährter Manier hartnäckig betreibt, tief in die Vergangenheit zurückfahnden, bis in die Zeit des 1. Weltkriegs. Man erfährt so ganz nebenbei viel über die Situation im damals von den Türken beherrschten Palästina, von Untergrundkämpfen, Verrat und Flucht.
Klasse finde ich auch, dass Lisi auch bei ihren banalen und alltäglichen Reportagen für die Lokalausgabe immer wieder Menschen auftreibt, die auch mit dem Mord im Sanatorium zu tun haben und ihr wieder ein Puzzleteil zur Aufklärung liefern.
Und auch ihre Kämpfe gegen den sogenannten "neuen Journalismus", die ihr unsympathischer Chef vertriff, interessieren mich. (Zumal ich ja schon aus späteren Bänden weiß, was sich auf dem Sektor noch tun wird)
Schwierig sind nach wie vor die ungewohnten Namen und Lisis Tante Klara und Onkel Ja'akow und deren verrückter Opern-Liebhabereien, die mich etwas nerven. Die beiden kennen fast jeden in Be'er Sheva und um bei ihnen die richtigen Geschichten rauszufiltern braucht es etwas Geduld, die auch Lisi aufbringen muss: "Lisi fügte sich seufzend in ihr Schicksal. Gespräche mit Klara und Ja'akow waren gewissen Regeln unterworfen. Um eine Antwort zu bekommen, mußte man sich die Dinge samt allen Verwicklungen anhören... Wenn Klara und Ja'akow etwas über Brot sagen wollten, fingen sie mit dem pflügenden Bauern an. Lisi mußte sich also in Geduld fassen und ruhig zuhören." Und der geneigte Leser ebenso .
Und wie sich ein Klinik-Chef es leisten kann, jährlich sein Sanatorium für einen Monat zu schließen, sei auch dahingestellt...
Aber neben solchen eher nebensächlichen Ungereimtheiten habe ich die Lektüre genossen.
Der Fall war spannend, ich habe bis zum Schluss mitgerätselt, habe bei den vielen Handlungssträngen nicht den Überblick verloren und mich über deren Zusammenführung gefreut.
grüße von missmarple