'All die verdammt perfekten Tage' - Seiten 089 - 160

  • Auch ich konnte in dem zweiten Leserundenabschnitt etwas wärmer mit diesem Buch werden.
    Über die sensationslüsterne Schülerzeitung habe ich mich ebenfalls sowohl gewundert als auch geärgert.
    Die originelle Bibliothek hingegen gefiel mir sehr gut.
    Auf S. 95 sagte Finch (okay, dann schließe ich mich bezüglich des Namens hier der Mehrheit an, außerdem sind "seine" Kapitel ja auch mit "Finch" betitelt) irgendetwas von seiner Traumwelt, einer Welt, in der Mitschüler einander nicht quälen und es keine Vorurteile gibt - das ging mir ziemlich nahe.
    Violet weiss wohl noch nicht so recht, wie sie zu Finch steht.
    So richtig schlau werde ich aus ihm auch immer noch nicht.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • So, ich habe den zweiten Abschnitt jetzt auch gelesen.


    Finch mag ich sehr, auch wenn er etwas sehr verrückt ist.
    Irgendwie scheint sein Vater ja auch ein seltsamer Typ zu sein, es wird ja auch einmal angedeutet, dass er Finch als Junge wohl geschlagen hat, bzw. seinen Kopf als Sandsack benutzt hat. Da ist es ja kein Wunder wenn Finch manchmal nen Dachschaden hat....


    Die Sache mit der Schülerzeitung: Ich bin mir nicht sicher, ob da Schandmaul und die Schülerzeitung ein und dasselbe sind. Das Schandmaul ist ja wohl eine Website und gleich auf der ersten Seite des Abschnitts echauffiert sich eine Redakteurin über den Artikel.
    Von daher denke ich , dass die beiden nebeneinander her existieren.


    Wobei ich es dann heftig finde, dass der Schulpsychologe die Seite wohl kennt, aber trotzdem so uninteressiert ist.


    Am besten gefallen mir die Ausflüge von Violet und Finch, da können beide etwas mehr sie selbst sein, weil einer den anderen einfach sein lässt.
    Wobei Finch ja wirklich alles versucht die "alte" Violet wieder hervorzulocken. Blöd nur, dass sein etwas übertriebenes Verhalten gleich zum Nachsitzen führt ;-)

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Ich habe diesen Abschnitt nun auch beendet und finde Finch sowohl sehr sympathisch wie auch teilweise echt anstrengend.
    Kein Wunder, dass Violet hin- und hergerissen ist. ;-)


    Anstrengend ist er, finde ich auch, aber auch ich mag ihn. Er ist einfühlsam, dabei hat er selbst kein einfaches Leben.
    Langsam glaube ich, dass es kei Happy End geben wird, das würde zum Buch passen.



    Der Schulpsychologe ist mir auch suspekt und desinteressiert, als würde er nur seine Zeit dort absitzen. Andererseits kann jemand, der psychisch krank ist, und sich nicht helfen lassen möchte, auch viel erzählen, der Arzt nimmt es zwar auf und weiß oft nicht, wie es wirklich um den "Patienten" bestellt ist.
    Andere Psychologen würden wieder tiefer graben und Interesse zeigen, hier scheint Embry von Finch genervt zu sein.


    Schön sind die Situationen hingegen, wenn Finch mit Violet zusammen ist. Finch will für sie da sein und vergisst dabei sein Leben, das eher einem Spießrutenlauf gleicht.

  • Zitat

    Original von Gucci
    Besonders gut gefiel mir natürlich, uns wohl allen?, der Wohnmobilpark mit den gebrauchten Büchern und auch Violets Erzählung, wie sie früher als Familie auf die Suche nach einzelnen Büchern gegangen sind!!!


    Klar, das war eine tolle Szene und auch ein ganz toller Ort. Wäre da gerne mit dabei gewesen.



    Das hast du sehr schön ausgeführt und spiegelt meine Gedanken direkt wieder. Kann ich nur so unterschreiben.
    Ich finde Finch auch toll und liebenswert, so abschreckend er auf die meisten auch wirken mag. Er ist im Grunde aber sehr einfühlsam, er macht sich Gedanken, er hat Charakter. Ich finde ihn toll, auch wenn ich mir Sorgen mache. Gesund ist er ja eindeutig nicht. :(


    Mir gefallen übrigens auch die vielen Zitate und auch der Schreibstil an sich. Habe mir schon ein paar Stellen im Buch markiert.


    Der Embryo ist überhaupt nicht hilfsbereit und völlig desinteressiert. Schade!
    Von Finchs Mutter ganz zu Schweigen. Immer diese obligatorische ''Was hast du heute gelernt''-Frage als Legitimierung eine ''gute'' Mutter zu sein. ;-( Und als Finch (klar, auf etwas verschrobene Weise) von seinem Tag berichtet, wirkt sie so abwesend und geht gar nicht weiter auf ihn ein, sagt nur dass das großartig sei.
    Andererseits ist sie auch sehr verletzt und ziemlich eingespannt mit zwei Jobs...


    Violet steht noch im totalen Zwiespalt zwischen ihren Schuldgefühlen und dem damit einhergehenden ''Ich darf nicht glücklich sein/lachen-Gedanken) und dem Weiterleben. Außerdem ist sie ziemlich verwirrt, was Finch angeht. Ihre Gefühle will sie nicht zulassen, freut sich aber insgeheim trotzdem, dass er sich um sie bemüht.


    Zitat

    Original von Groupie
    Ich will übrigens auch so eine Wand haben. Am liebsten eine komplette Wand als Sammelpunkt. Großartig.


    Das gefällt mir auch wahnsinnig gut und finde ich sehr inspirierend. Es erklärt übrigens meiner Meinung nach auch das englische Cover. Also das finde ich passend gewählt, auch wenn ich die deutsche Version 1000 Mal hübscher finde.


    Bisher finde ich das Buch super und es könnte sogar ein richtiges Highlight werden. :wave

  • Ich mag Finch und wundere mich, dass sich in seiner Familie keiner wirklich um ihn gekümmert bzw. auch früher nicht gekümmert hat. Er geht zwar regelmäßig zum Psychologen, das scheint mir aber für beide eher Pflichterfüllung zu sein, bringen wird es nichts. Ist er nie einmal richtig untersucht und diagnostiziert worden? Die Mutter zieht sich zurück, weil der Vater sie verlassen hat und vernachlässigt ihre Kinder. Die Einzige, die an seinem Leben etwas teilnimmt, scheint seine Schwester Kate zu sein. Jetzt hat er Violet und ist regelrecht glücklich (gut er ist auch grad manisch), doch es sieht schon so aus, als täten sie sich gegenseitig gut. Finch scheint Violet Heilung zu bringen, sie schreibt und sitzt im Auto. Von ihren (oberflächlichen) Freunden distanziert sie sich zunehmend (offenbar schon seit dem Unfall), mit Finch ist sie gern zusammen.


    Dass Handschriftliches in verschiedenen Schriften gedruckt wird, gefällt mir gut.


    Ich mag den Roman sehr.

  • Tja, ich kann nichts Neues mehr schreiben... und da ich gestern und heute bis kurz vor dem Schluss durch das Buch durchgerauscht bin bis knapp vor dem Schluss, hier nur kurz:
    mir gefiel natürlich auch die Wand so gut... ich habe direkt überlegt, ob ich Platz habe, um mir auch so eine einzurichten.


    Und der Bücherpark - klar! Tolle Szene.


    Der Schulpsychologe... ich konnte mit ihm nicht warm werden und fand sein mangelndes Nachfragen seltsam.
    Aber wenn es in Indiana ähnlich sein sollte wie bei uns... hier ist es so, dass ein einziger Schulpsychologe für z.B. ca. 26.000 Schüler zuständig ist. Dass das nicht ausreichend sein kann, liegt auf der Hand. Dass Schulpsychologen also unter Hochdruck arbeiten müssen und sich nicht endlos Zeit für jeden Schüler nehmen können, erklärt einiges. Es erscheint mir wie ein regelrechter Luxus, dass es in dieser Schule überhaupt einen Schulpsychologe mit eigenem Büro gibt.

  • Zweiter Abschnitt fertig...ich bin grad so schön drin....


    Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass Finch manisch-depressiv ist, vll hab ich mich da aber auch etwas festgefahren.
    Es erklärt aber einfach viele Verhaltensweisen...


    Das ist übrigens nix, was durch iwas ausgelöst wird, sondern angeboren.
    Könnte mir zB auch vorstellen, dass sein Vater ihn wegen seines Verhaltens als Sandsack benutzt hat.



    Der Psychologe: Ich denke, dass Finch aufgrund seines Verhaltens in der Schule dahin geschickt wird und der Schulpsychologe einfach keine Zeit und vll auch nicht das Wissen hat, zu erkennen, dass es bei Finch nicht nur jugendliches Aufbegehren ist, sondern dass da vll was Ernsteres hintersteckt. Dazu wird Finch ja auch von seiner Familie gedeckt


  • Ich glaube im Moment ist Violet noch zu sehr damit beschäftigt, finch nicht an sich ranzulassen und denke dass dieses Fragen noch kommen werden, wenn sie sich dann doch auf ihn einlässt...
    Dazu glaube ich, das er einfach "schneller" lebt und finde es eher unhöflicher wie er sie schon von Anfang an damit bedrängt.

  • Zitat

    Original von Knoermel
    So, durch den 2. Leseabschnitt habe ich mich auch gequält. Ich komme mit dem Buch gar nicht zurecht und werde es hier jetzt abbrechen. Vielleicht bekommt es später nochmal eine Chance.


    oh , schade
    Aber quälen sollte man sich nicht

    LG Inge


    Ryle hira - Life is what it is


    Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore


  • Daß Schandmaul die offizielle Schülerzeitung ist, kann ich mir nicht vorstellen. Eher so etwas wie ein inoffizieller Blog oder Internetseite.


    Finch macht es einem schwer, ihn nicht zu mögen, trotzdem scheint Violet eher geneigt, ihn nicht an sich ranzulassen.


    Der Bücher/Wohnmobilpark ist klasse.

  • Abschnitt soeben geschafft.


    Ich rätsel noch immer was es mit Finch (ich nenne ihn auch so) auf sich hat. Er nimmt teils so rasant am Leben teil. Was hat es mit dem SCHLAF auf sich. Bisher wurde ja immer noch nichts darüber gesagt.


    Gut finde ich allerdings wie er mit Violet umgeht. Er fasst sie nicht mit Samthandschuhen an. Bringt sie dazu das sie wieder etwas schreibt oder sogar wieder ins Auto steigt und mit ihn fährt.


    In diesen Büchermobilpark würde ich auch liebend gern mal stöbern gehen :grin

  • Das Buch gefällt mir nach wie vor sehr, so dass ich sogar durch diesen und den nächsten Abschnitt ohne Pause durchgerauscht bin... :schaem Ich kann gar nicht so in Worte fassen, was mir so gut gefällt. Ich glaube, es ist vor allem die Sprache, die mich immer wieder fasziniert. Gerade in diesem zweiten Abschnitt empfand ich die eine oder andere Szene als etwas „lang“ – aber schon kam wieder eine Formulierung, die mir besonders nahe ging und so blieb ich stets am „Ball“.


    Die Annäherung zwischen Violet und Finch ist sehr schön beschrieben und ich bin gespannt, wohin die Reise uns alle noch bringen wird. Gerade auch da ich als Leser immer noch nicht weiss, was hinter Finchs Schlaf wirklich steckt, bleibt es auf eine spezielle Weise spannend.


    Einzig die schnelle „Heilung“ von Violets Autoangst hat mich etwas überrascht. Es gefällt mir sehr, wie Violet und Finch sich gegenseitig gut tun – aber in dieser Punkt ging für mich überraschend schnell und problemlos über die Bühne. Aber das ist nur ein sehr kleiner Punkt, der meinem Lesegenuss auch keinen Abbruch tut.


    Matoaka :
    Wenn ich mich richtig erinnere, liest du das Buch in der englischen Originalversion, oder? Ich hätte eine Frage dazu – allerdings weiss ich leider nicht mehr genau in welchem Abschnitt Finch mit britischem Akzent gesprochen hatte. Jedenfalls äusserte er den Satz „The same procedure as every year“ aus „Dinner for One“. Soweit ich mich erinnere, ist dieses Theaterstück vor allem in Deutschland und in den skandinavischen Ländern Kult, jedoch nicht in England oder den USA. Daher fand ich es etwas erstaunlich, dass ein amerikanischer Junge das kennt und mich würde interessieren, ob im Original auch dieser Satz steht oder ob sich die Text-Passage auf ein anders Stück bezieht. ;-)

  • Zitat

    Original von Knoermel
    So, durch den 2. Leseabschnitt habe ich mich auch gequält. Ich komme mit dem Buch gar nicht zurecht und werde es hier jetzt abbrechen. Vielleicht bekommt es später nochmal eine Chance.


    Das ist schade - aber manchmal passt das Buch einfach in dem Moment nicht. Und Lesen soll Spass machen und keine Quälerei sein. :knuddel1

  • So, den zweiten Abschnitt habe ich ebensfalls verschlungen! Wahnsinn. Ich weiß ja nicht, was noch für tolle Bücher dieses Jahr kommen oder wie dieses hier ausgeht, aber bisher ist es großer Favorit auf ein (Jahres)Highlight.


    Finch gefällt mir richtig gut. Natürlich wissen wir immer noch nicht, was mit WACH und SCHLAFEN gemeint ist, aber ich gehe mal davon aus, dass sich das im nächsten Abschnitt hoffentlich klären wird. Er ist ja ein recht offener Charakter und spricht direkt an, was ihn beschäftigt. Ich finde ihn total kumpelhaft. Ich kann gar nicht verstehen, warum ihn so viele nicht mögen.


    Violet nimmt langsam wieder am Leben teil. Ich war sehr überrascht, dass sie bei Finch ins Auto gestiegen ist. Das zeugt von großem Vertrauen, aber wahrscheinlich rührt das auch daher, dass sie mit ihm am Abgrund stand. Aber selbst mit ihren Eltern ist sie ja noch nicht wieder ins Auto gestiegen.


    Zusammen sind die beiden irgendwie knuffig. Gerade der Wechsel zwischen den Perspektiven zeigt ja, wie verunsichert beide sind. Finch ist da zwar sehr direkt, aber trotzdem hat er Angst vor Ablehnung.


    Ich lese mal fix weiter :D


  • Schon komisch, aber beim Lesen habe ich von Theodore Finch eigentlich auch nur als Finch "gedacht". Ihn Theo oder Theodore Finch zu nennen, würde mir nicht angemessen erscheinen, ich kann gar nicht genau sagen, wieso... aber wie er Violet dabei hilft, aus dem Loch zu kriechen, in das sie nach dem Tod ihrer Schwester gefallen ist, finde ich super und erstaunlich.

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend