'Der Fänger im Roggen' - Kapitel 01 - 07

  • Ich bin erst mit der Hälfte des ersten Abschnittes durch und muss meinem Ärger Luft machen, bevor ich weiterlese.
    Ich höre schon innerlich alle möglichen Erwiderungen, finde die Sprache ubglaublich schlecht und nervend.
    Ich habe hier zwei verschiedene Übersetzungen und beide sind ähnlich, also muss es am Autor liegen. :grin
    Klar, Holden ist ein Jugendlicher und Jugendliche reden flapsig und es soll ja auch authentisch sein. Verstehe ich alles. Trotzdem möchte ich nicht alle naselang "und so" lesen und vor allem nicht mit kursiv gedruckten Wörtern belästigt werden. Diese Unart stört mich massiv und verhindert, dass ich in einen Lesefluss gerate. Ich mag nicht vom Autor belehrt werden, auf welche Wörter ich achten soll. Das mag ich selbst entdecken und entscheiden.
    Die vielen Dopplungen stören mich ebenfalls. Ja, ich habe schon beim ersten Lesen begriffen, dass der Lehrer eine faltige Brust hat, dass es nach Nasentropfen riecht etc. Das brauche ich nicht mehrfach lesen.


    Auf den Inhalt konnte ich noch nicht so achten. :lache
    Ich lese auf jeden Fall brav weiter.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Tja, irgendwie weiß ich nicht, was ich von dem Buch halten soll. Auf der einen Seite nervt mich der Erzählstil, der aber die Geschichte irgendwie authentisch macht, auf der anderen Seite möchte ich wissen, wie es weiter geht. Ich hatte jedenfalls etwas ganz anderes erwartet. Ich habe vorher nicht ins Buch rein gelesen, weil ich mich überraschen lassen wollte.


    Holden tut mir total leid. Er scheint ja ein Außenseiter zu sein, weil er mit so viel Abstand von seinen Mitschülern redet. Angeblich mag er auch niemanden, aber ich vermute, dass da auch Neid hinter steckt. Auffällig ist, dass er sehr oft von Idioten spricht...


    Zitat

    Original von Lumos


    Holden ist ja ein Jugendlicher, 16 oder 17 Jahre alt, und erzählt aus seiner Sicht, in seiner Sprache. Die ständige, völlig unnütze Flucherei stört mich nicht.
    Doch bereits nach der ersten Seite war ich total genervt von dem ständigen "und so". Mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt und nehme es als Ausdruck einer Unsicherheit, die zu seiner Persönlichkeit gehört.
    Noch beknackter finde ich seine Angewohnheit nahezu sämtliche Leute mit der oder die "gute...." zu betiteln. Der gute Spencer, Thurmer, Haas... :rolleyes.


    Oh ja, das nervt mich auch total.
    Und das Gefluche nervt mich auch :lache Und zwar, weil es alle machen.



    Zitat

    Original von Clare


    Insgesamt denke ich, dass er sich nicht unbedingt viel zutraut. Mehrfach musste er die Schulen wechseln. Seine Noten sind grottenschlecht. Sein Bruder, ja, der war intelligent, schlau, hatte glänzende Aussichten, aber Holden selbst...?
    Ob er sich das oft anhören musste?


    Ganz bestimmt. Ich glaube aber, dass er so ist wie er ist, weil sein Bruder gestorben ist. Menschen neigen dazu, Verstorbene auf einen Thron zu heben und ich könnte mir gut vorstellen, dass es bei Allie auch der Fall war und Holden da einfach nicht mithalten konnte/kann, weil er einfach ein normaler Junge ist.


    Zitat

    Original von made


    Irgendwie kommt es mir vor, dass Holden sich fehl am Platz fühlt. Er geht nicht zum Fußballspiel seiner Schule, er versteht seine Mitschüler nicht. Das Steak am Samstag ist Heuchelei.


    Ja, genau das habe ich mir auch gedacht. Er ist einfach anders als die anderen und versucht das nicht zu zeigen.


    Zitat

    Original von maikaefer
    Ich habe das Buch vor vielen Jahren gelesen und erinnere mich jetzt daran, über ähnliche Dinge wie Ihr gestolpert zu sein. An die Sache mit dem "Glück" erinnere ich mich jetzt nicht, aber manchmal reagiert man doch auf die Erwähnung dieses Wortes etwas empfindlich, beispielsweise, wenn man meint, nicht "Glück" gehabt, sondern (sich) etwas erarbeitet/verdient zu haben... Passt das hier? :gruebel ?


    "Viel Glück" ist schnell daher gesagt und meiner Meinung auch genau das: Das nicht Anerkennen von dem, was man geleistet hat. Auch wenn die Meisten es gar nicht so meinen. Man sagt das halt einfach so ;-)


    Zitat

    Original von Ellemir


    Ich finde nicht, dass man dieses Buch nur als Teenager wirklich lesen und würdigen kann. Auch, wenn man sich noch in die Zeit zurückversetzen kann, oder wenn man (als Elternteil oder beruflich) mit Jugendlichen zu tun hat, ist es interessant, Holdens Reaktionen auf sein Umfeld zu beobachten.


    Ich frage mich, ob ein Teenager das Buch so versteht wie ein Erwachsener. Kommt wahrscheinlich auf das Alter und auf den Entwicklungsstand an.


    Zitat

    Original von Findus


    Deinen Beitrag kann ich nur unterschreiben. Mir geht es genau so. Hinter der Fassade des "Provokateurs" steckt ein zutiefst verunsicherter und verzweifelter Mensch.


    :write

  • Mir ist Salinger zwar vom Hörensagen ein Begriff, aber da ich nicht wirklich etwas über ihn wusste und es mich interessiert hat, wer der Mann hinter diesem Buch ist, dass fast alle, die ich kenne, bejubeln, habe ich mich heute morgen ein bisschen durchs Netz gewühlt.


    Interessant finde ich, dass Salinger zu Lebzeiten (:grin) kaum Interviews gegeben hat und auch verhindert hat, dass eine Biografie über ihn veröffentlicht wird.
    Er schaffte ebenfalls keinen Schulabschluss und ging dann auf eine Militärakademie. Während des 2. Weltkrieges war er als Soldat in Frankreich und Deutschland.
    "The Catcher in the Rye" ist sein einziger Roman, sonst sind von ihm noch Kurzgeschichten veröffentlicht worden.


    Edit: Ein smarter Typ.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Zitat

    Original von Lumos
    ...
    Holden ist ja ein Jugendlicher, 16 oder 17 Jahre alt, und erzählt aus seiner Sicht, in seiner Sprache. Die ständige, völlig unnütze Flucherei stört mich nicht.
    Doch bereits nach der ersten Seite war ich total genervt von dem ständigen "und so". Mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt und nehme es als Ausdruck einer Unsicherheit, die zu seiner Persönlichkeit gehört.
    Noch beknackter finde ich seine Angewohnheit nahezu sämtliche Leute mit der oder die "gute...." zu betiteln. Der gute Spencer, Thurmer, Haas... :rolleyes.
    ...


    Das finde ich auch furchtbar.
    Außerdem ist Holden/Salinger ein Schwätzer. Er wiederholt seine Gedanken so oft, bis es auch der letzte begriffen hat oder sogar so oft, bis er selbst sie begriffen hat. :grin


    Zitat

    Original von Lumos
    ...
    Er scheint mir ein armer Kerl zu sein, unter seiner teils rüpeligen Ausdrucksweise steckt eine gewisse Erziehung, ein bestimmtes "Elternhaus". Wie er sich vor den unappetitlichen Angewohnheiten seiner Kumpel ekelt, aber nicht traut sie direkt darauf anzusprechen, zeugt von Umgangsformen, die er verinnerlicht hat, und die nicht unbedingt selbstverständlich sind für einen Jungen seines Alters.
    Und trotz der Flucherei und seines inneren Genöles (an dem ja nur der Leser teil hat) wirkt er auf mich freundlich und gutmütig.
    ...


    Das stimmt nicht so ganz. Ackley schreit er ja an, dass er seine Fußnägel über dem Tisch schneiden soll, was die Sache in meinen Augen allerdings auch nicht appetitlicher macht.[SIZE=7]Edit verbessert Fehler[/SIZE]

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  • Zitat

    Original von Clare
    Na, ihr ward ja schon fleißig. So kann ich nicht zu jedem Beitrag etwas sagen, sonst werde ich gar nicht fertig. :lache



    Ich denke, dass er einfach noch nicht so genau weiß, wer er ist und wohin er will, eben ein Jugendlicher von 16 Jahren.
    Das Mädchen Jane ist für ihn ein Stück Heimat, Vergangenheit, vielleicht Kindheit. Er erinnert sich mit Freude und Wehmut an sie, an das Dame spielen mit ihr, weiß aber auch, dass sie nun, genau wie er, älter, erwachsener geworden ist. Ihm scheint klar zu sein, dass diese Zeit vorbei ist, und um eine neue Geschichte anzufangen, ist der Augenblick nicht der rechte.


    Auf mich wirkt er ziemlich eifersüchtig und noch verliebt. Sonst würde er doch nicht so oft überlegen, ob er zu ihr gehen und sie begrüßen soll. Auch die Prügelei deutet darauf hin, dass er noch Gefühle für Jane hat und es nicht er es nicht ertragen kann, dass Stradlater sie im Auto flach gelegt hat.

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  • Zitat

    Original von Clare
    ...
    Schreiben kann Holden ja scheinbar wirklich gut, aber wahrscheinlich nur das, was er will.
    Ich war überhaupt erstaunt, dass er den Aufsatz für S. zu schreiben bereit war. Hätte er ja nicht gemusst, erst recht nicht, weil er S. auch nicht besonders mag.


    Das fand ich auch mehr als erstaunlich, zumal Stradlater ja keine Zeit für den Aufsatz hat, weil er mit Jane ausgeht. Spannend wäre es gewesen, wenn Holden aus Rache einen Aufsatz geschrieben hätte, der Stradlater verraten hätte. Aber dafür hat er nicht genug Mumm in den Knochen.

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  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Das fand ich auch mehr als erstaunlich, zumal Stradlater ja keine Zeit für den Aufsatz hat, weil er mit Jane ausgeht. Spannend wäre es gewesen, wenn Holden aus Rache einen Aufsatz geschrieben hätte, der Stradlater verraten hätte. Aber dafür hat er nicht genug Mumm in den Knochen.


    Er kann einfach nicht nein sagen, obwohl es ihm egal ist, was die andern von ihm denken.

  • Zitat

    Original von made
    Holden tickt einfach anders als seine Mitschüler. Welcher Teenager würde einen Schneeball nicht werfen, weil er das Weiß der Schneedecke nicht zerstören will? In diesem Punkt mag ich ihn.


    Freunde scheint er nicht wirklich zu haben, kein Wunder, wenn er ständig die Schule wechselt.


    Wobei ich sagen muss, dass ich weder Ackley noch Stradlater besonders sympathisch finde.


    Holden ist der Prototyp eines Außenseiters. Er tickt nicht nur anders, er sieht auch anders aus. Er scheint zwar groß, aber dünn zu sein, kraftlos, konditionslos, hat zwar keine Pickel, aber auf der einen Seite des Kopfes graue Haare.
    Er ist stinkendfaul und verweigert die Schule aus purer Unlust und Langeweile. Da er aus reichem Elternhaus stammt, muss er sich um seine Zukunft wohl nicht wirklich Sorgen machen, denn sonst würde das schon als Motivation ausreichen, um wenigstens das Minimalpensum der Schule zu schaffen.
    Sogar die Ausrüstung der Fechtmannschaft verliert er und lässt sich von allen ausnutzen. Wie er es zum Kaptitän der Fechtmannschaft gebracht hat, ist mir rätselhaft. :gruebel

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  • Zum Thema Aufsatz:
    Vielleicht schreibt Holden einfach nur gern. Und als ihm das Thema "Baseball-Handschuh" einfiel, war es ihm womöglich ein Bedürfnis, darüber zu schreiben. Ich habe mir überlegt, ob Stradlater deshalb so wütend über den Aufsatz war, weil ihm das Thema zu persönlich war, weil es vermutlich jeder gemerkt hätte, dass er nicht von ihm sein kann.
    Immerhin hat Holden ihn dann zerrissen.

  • Zitat

    Original von made


    Ich glaube, es steckt mehr als Unlust und Langeweile dahinter.


    Es steckt außerdem dahinter, dass Holden Konzentrationsprobleme hat. Eigentlich versucht er ja zu erzählen, wie dieser besagte Samstag abgelaufen ist. Dabei schweift er ständig ab und verliert den Faden. Die Enten im Park sind ein Beispiel.
    Sicherlich ist der Tod seines Bruders ein einschneidendes Erlebnis, trotzdem wirkt er auf mich hauptsächlich wie ein versnobter Jugendlicher, der keine Lust hat, sein Leben in die Hand zu nehmen und das Geld von Mami und Papi als sicheres Ruhekissen hat. Bis jetzt zumindest.


    Edit:
    Ich versuche, etwas deutlicher zu machen, was mich an dem Roman ärgert.
    An sich ist das wirklich ein interessantes Thema. Der Protagonist versucht den Verlust seines Bruders zu bewältigen. Wir als Leser dürfen diesen Prozess miterleben.


    Salinger jedoch wählt für seinen Roman äußerst ungeschickt einen Ich-Erzähler, Holden. Dieser ist nicht in der Lage oder möchte sich aber nicht der Realität stellen, sondern flüchtet vor ihr. In Gedanken, aus der Schule, vor seinen Klassenkameraden und natürlich auch vor der Trauerarbeit. Der Tod ist ja schon ein paar Jahre her. Dass er diesen überhaupt nicht verkraftet hat, zeigt der Aufsatz über den Beseball-Handschuh. Und dass er über seine Gefühle nicht sprechen möchte oder will, zeigt, dass er seinen Zimmergenossen solange provoziert, bis dieser ihn zusammenschlägt.
    Er hätte genauso gut den Aufsatz als Aufhänger für ein Gespräch wählen können. Dazu hätte er aber aus seiner Rolle aussteigen müssen. Mich interessiert doch als Leser genau das, nämlich wie Holden zu seinem Bruder stand oder warum er alles verdrängt.
    Dann ist dieser Ich-Erzähler noch ein Lügner. Was soll ich denn als Leser nun glauben? Die Passagen, in denen Holden versichert, dass sie die Wahrheit ist?
    Die Wahl des Ich-Erzählers, der ja anscheinend in irgendeiner Anstalt ist ("....Irrsinnskram"... "ehe ich hierher kam...."), nicht gelungen. Salinger schafft es auch nicht, aus dieser psychischen Krise seines Erzählers Kapital zu schlagen und mit dem Leser zum Beispiel ein Verwirrspiel zu treiben oder Grenzen verschwimmen zu lassen.
    Bis jetzt habe ich den Eindruck, dass der Erzähler seiner eigenen Geschichte nicht gewachsen ist.


    Aber ich lasse mich gerne noch vom Gegenteil überzeugen.

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  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Salinger jedoch wählt für seinen Roman äußerst ungeschickt einen Ich-Erzähler, Holden. Dieser ist nicht in der Lage oder möchte sich aber nicht der Realität stellen, sondern flüchtet vor ihr.


    Geht es denn nicht genau darum, Holdens Seelenzustand aus seinem subjektiven Blickwinkel und nicht auf Fakten basiert darzustellen?

    Zitat

    Original von Regenfisch
    Er hätte genauso gut den Aufsatz als Aufhänger für ein Gespräch wählen können.


    Ein Gespräch mit wem? Mit Stradlater?
    Ich weiß nicht, wie die Gesprächskultur in den USA in den fünfziger Jahren war. Bei uns jedenfalls war es doch eher so, dass man Trauerarbeit für sich ganz allein leisten musste. Gerade bei Kindern war man der Meinung, je weniger man darüber redet, desto schneller vergessen sie.


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Dann ist dieser Ich-Erzähler noch ein Lügner. Was soll ich denn als Leser nun glauben? Die Passagen, in denen Holden versichert, dass sie die Wahrheit ist?


    Man muss alles in Frage stellen. Entweder ist es seine subjektive Wahrheit oder er lügt bewusst. So ist Holden halt nun mal. Aber oft klingt die Wahrheit durch, gerade wenn seine weiche Seite zu Tage tritt.

  • Zitat

    Original von made


    Geht es denn nicht genau darum, Holdens Seelenzustand aus seinem subjektiven Blickwinkel und nicht auf Fakten basiert darzustellen?
    ...


    Wenn es darum geht, dann möchte ich es nicht lesen. Einen Jugendlichen, der sich nicht weiterentwickeln möchte, sondern lieber davonläuft, den finde ich uninteressant.


    Zitat

    Original von made


    Ein Gespräch mit wem? Mit Stradlater?
    Ich weiß nicht, wie die Gesprächskultur in den USA in den fünfziger Jahren war. Bei uns jedenfalls war es doch eher so, dass man Trauerarbeit für sich ganz allein leisten musste. Gerade bei Kindern war man der Meinung, je weniger man darüber redet, desto schneller vergessen sie.
    ...


    Ich kritisiere ja auch gar nicht so sehr Holden, sondern eher seinen Schöpfer. Ein Trauerfall ist doch für den Leser nur dann interessant, wenn er reflektiert oder verarbeitet wird. Hier wird (bis jetzt) nur die Verdrängung geschildert.
    Ja, er hätte seinen Aufsatz mit wenigen Worten verteidigen können und shcon hätte man einen wunderbaren Aufhänger gehabt, um mehr Hintergründe zu erfahren. Darauf verzichtet Salinger aber.
    Oder bei den Spencers. Der Lehrer baut ihm eine Brücke und möchte ihm helfen. Holden ahnt das schon vorher, er will eigentlich gar nichts hören, ist aber so doof und geht trotzdem zu Mr. Spencer. Im Gespräch hält er sich sinnbildlich die Ohren zu und denkt an die armen Enten im Park. Schade, wieder Chance vertan.
    So habe ich beim Lesen gedacht.


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Dann ist dieser Ich-Erzähler noch ein Lügner. Was soll ich denn als Leser nun glauben? Die Passagen, in denen Holden versichert, dass sie die Wahrheit ist?


    Man muss alles in Frage stellen. Entweder ist es seine subjektive Wahrheit oder er lügt bewusst. So ist Holden halt nun mal. Aber oft klingt die Wahrheit durch, gerade wenn seine weiche Seite zu Tage tritt.[/quote]
    Dieser "Trick" ist mir zu platt und aufgesetzt. Holdens Lügen haben nur den einen Zweck, dass er vor der Realität flüchtet. Das haben wir im Buch ja schon mehr als genug.

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  • Ich hatte das Buch vor über 20 Jahren im Original gelesen und kann Dein Posting :write

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Einen Jugendlichen, der sich nicht weiterentwickeln möchte, sondern lieber davonläuft, den finde ich uninteressant.


    Gibt es tatsächlich Jugendliche, die sich bewusst weiterentwickeln möchten? Man hält sich doch schon für erwachsen.

    Zitat

    Original von Regenfisch
    Ein Trauerfall ist doch für den Leser nur dann interessant, wenn er reflektiert oder verarbeitet wird. Hier wird (bis jetzt) nur die Verdrängung geschildert.
    Ja, er hätte seinen Aufsatz mit wenigen Worten verteidigen können und shcon hätte man einen wunderbaren Aufhänger gehabt, um mehr Hintergründe zu erfahren.


    Dann wäre aber Holden nicht Holden. Soll der Autor seine Hauptperson verfälschen, damit der Leser zusätzliche Informationen bekommt?

    Zitat

    Original von Regenfisch
    Im Gespräch hält er sich sinnbildlich die Ohren zu und denkt an die armen Enten im Park.


    Typisch Jugendlicher.