'Der Fänger im Roggen' - Kapitel 01 - 07

  • Ich komme leider jetzt erst dazu, mich hier zu melden, da privat einiges passiert ist.


    Bin momentan bei Kapitel 5 und muss sagen, dass ich noch nie so oft "verdammt" und "oder so" und "verflucht" gelesen habe. Bis jetzt habe ich noch keine richtige Meinung von Holden. Weder sympatisch noch unsympatisch. Mal abwarten. Erzählweise ist gewöhnungsbedürftig.

  • Zitat

    Original von Matoaka
    Ich komme leider jetzt erst dazu, mich hier zu melden, da privat einiges passiert ist.


    Bin momentan bei Kapitel 5 und muss sagen, dass ich noch nie so oft "verdammt" und "oder so" und "verflucht" gelesen habe. Bis jetzt habe ich noch keine richtige Meinung von Holden. Weder sympatisch noch unsympatisch. Mal abwarten. Erzählweise ist gewöhnungsbedürftig.


    Ehrlich gesagt fällt mir das überhaupt nicht auf, aber hört doch mal wie Jugendliche heute sprechen wie oft da das f Wort fällt, oder ähnlich deftige Sprüche. Für mich bedeutet das einfach die Authentizität des Protagonisten.



    edit hat verbessert

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Zitat

    Original von Lumos
    Die Jugendlichen, mit denen ich zu tun habe, reden nicht so.


    Da kann ich mich wohl glücklich schätzen ;-).


    Dito. Und ich rede eigentlich nur mal ab und zu so, wenn ich mich aufrege. Aber wie er bei jedem Satz nicht.


    Also ich bin mit dem Teil fertig und bis jetzt finde ich es nicht sonderlich toll.
    Ich würde die Prügelei so interpretieren, dass Holden auf einmal seine Gefühle für Jane wiederentdeckt hat und dadurch sauer war, dass Stradlater mit ihr aus war und sie nicht zu schätzen wusste, weil er unteranderem nicht mal ihren Namen wusste.

  • Zitat

    Original von Findus


    Ehrlich gesagt fällt mir das überhaupt nicht auf, aber hört doch mal wie Jugendliche heute sprechen wir of da das f Wort fällt, oder ähnlich deftige Sprüche. Für mich bedeutet das einfach die Authentizität des Protagonisten.


    z. B.: Hey, war ich grad Straßenbahn, Alter, da war so ne Tussi, man Scheiße, sagt die so, ... und ich so, ... und die so, ... fuck man! So geil!

  • Zitat

    Original von made


    z. B.: Hey, war ich grad Straßenbahn, Alter, da war so ne Tussi, man Scheiße, sagt die so, ... und ich so, ... und die so, ... fuck man! So geil!


    Schlimm. Ein Buch mit einer solchen Sprache würde ich nicht lesen wollen :help

  • So dann, gebe ich vor der Nachtruhe auch noch meinen Senf dazu ab.


    Wir haben es also mit Holden Caulfield zu tun, einem Jugendlichen, der mal wieder von der Schule geflogen ist.


    Zwar musste ich mich an den jugendlichen Sprachstil noch gewöhnen, empfinde ihn aber nun nicht mehr als störend.


    Ich denke, Holden ist ansich ein intelligenter Bursche, aber halt noch sehr jugendlich, auch wenn er auf das Äußere achtet, aber das könnte auch mit seinem Elternhaus zusammenhängt, je nachdem, wie es einem vorgelebt wird :-)


    Ich bin mal gespannt, wie er sich im weiteren Verlauf des Buches so schlägt.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Die Jugendlichen, mit denen ich zu tun habe, reden nicht so.


    Da kann ich mich wohl glücklich schätzen ;-).


    Ja stimmt, aber es gibt sie, das ist nicht zu leugnen. Ob es einem gefällt oder nicht.


    Glücklicherweise bin ich auch in der Familie davon verschont worden obwohl meine Enkelin sogar aus dem Kindergarten die Unart mitgebracht hat, "Alter" zu sagen, und das mit 4 Jahren. Da hab ich mich auch gefragt, was das Personal da so treibt.

  • Ich bin jetzt auch soweit und fühle mich schon recht wohl im Buch. Meine erste Begegnung mit Holden liegt über 30 Jahre zurück, in meiner Jugend war das Buch Kult und wurde gerne gelesen (privat, nicht in der Schule!). Ich habe daher auch eine alte Ausgabe.


    Holden muss - nicht zum ersten Mal - die Schule/das Internat verlassen. Erst erfahren wir ein bisschen von seinem letzten Tag auf der Schule, von eigenen Schulkameraden, lernen einen Lehrer kennen - dann verlässt Holden die Schule vorzeitig.



    Holden scheint seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden, aber wer hat das schon mit 16 ... Er erscheint mir ein bisschen verrückt und ungestüm, aber ich mag ihn. Über seine Familie erfährt man wenig, einer seiner Brüder ist an Leukämie verstorben, ein anderer ist Schriftsteller. Holden selbst scheint gerne zu lesen, aber ungern zu lernen, möglicherweise fehlt ihm das Interesse daran. Das ist auch der Grund, warum er die Schule verlassen muss. Die Sache mit den Floretten finde ich noch erwähnenswert, er vergisst sie in der U-Bahn!


    Mir macht es Spaß, Holdens Gedanken zu lesen, da ich mich an die Geschichte überhaupt nicht mehr erinnern kann, bin ich gespannt, was nun weiter passiert.

  • Zitat

    Original von made



    Ich habe mich gefragt, ob Holden aus reiner Eifersucht wegen Jane so wütend auf Stradlater ist, oder ob er einfach die Art nicht erträgt, wie der Mädchen abschleppt. Ich glaube, Holden wünscht sich mehr Achtung vor den Mädchen.


    Das Mädchen hat ihm etwas bedeutet und er erträgt es nicht, dass Stadlater sie nun, in seinen Augen, ausbeutet und schlecht behandelt. Er erzählt ihm, dass er sie kennt, dass er mit ihr Dame gespielt hat, dass er grüßen soll, womöglich, damit Stadlater sie nicht als irgendein Mädchen sieht, sondern als etwas mehr ... Das hat dieser aber nicht getan, wie Holden vermutet ...

  • Zitat

    Original von Clare


    Vielleicht kommt dieses Nicht-klar-denkend auch nur von seinem Unverständnis gegenüber seinen Alterskameraden. Er fühlt sich anders, unverstanden, isoliert in seiner Andersartigkeit. Das kann ich gut nachvollziehen, und sicher hat das zum großen Teil auch mit seinem Alter zu tun.
    Für sein Empfinden führt er wahrscheinlich tiefgreifende Gespräche oder versucht es, aber die Anderen verstehen ihn einfach nicht, verhalten sich seltsam oder unmöglich. So oder in der Art mag er es fühlen.


    Ich glaube hier bringst du auf den Punkt, Clare, warum dieses Buch so eine Faszination auf so viele Jugendliche hatte, hat und haben wird.
    Das Gefühl nicht dazuzugehören, anders zu sein, sich entweder mal dümmer als der Rest der Welt oder wesentlich reifer und schlauer zu fühlen, ist doch Teil der Pubertät.
    Hier erkennt sich, denke ich, jeder "Pubertist" wieder. Ähnlich wird es sich mit der vermeintlich rebellischen Natur von Holden verhalten. Jeder in dem Alter wünscht sich doch wenigstens einmal nicht in diesem "Mikrokosmos" Schule gefangen zu sein oder aus der Gesellschaft selbst, auszubrechen, den Mut zu haben, sein Anderssein auch zu leben. Holden ist hier quasi eine Art "Anti-Held" für alle, die eben nicht in der oberen Liga der beliebtesten Kids mitspielen.


    Hierzu fand ich auch diesen Gedankengang von Holden bemerkenswert und auch bezeichnend:


    Zitat

    "Das Leben ist auch ein Spiel, mein Junge. Das Leben ist ein Spiel, bei dem gewisse Regeln gelten."
    (...)
    "Von wegen Spiel. Schönes Spiel. Wenn man auf die Seite mit den ganzen Spitzentypen kommt, ist es schon ein Spiel - zugegeben. Aber wenn man auf die andere Seite kommt, wo keine Spitzentypen sind, was ist daran dann Spiel? Kein Spiel."


    Hier dürften sich ebenfalls die meisten Jugendlichen wiedererkennen.


    Das ist die eine Seite der Geschichte. Sie hat aber für mich auch eine weitere, die mich persönlich sehr deprimiert. Und genau diese Stimmung überlagert für mich alles, die rotzige Sprache, die vermeintliche Witzigkeit, usw.
    Holden wird als sehr guter, vor allem sensibler Beobachter dargestellt (bezeichnend fand ich neben der Beschreibung seines Umfeldes, vor allem die Schneeballszene). Hier ist er sicher anders, als viele seiner Altersgenossen.
    Beim Rest seines "Andersseins" empfinde ich es so, als wäre das Absicht. Er provoziert absichtlich, gleichzeitig blockt er die Reaktionen auf sein Verhalten, rigoros ab, vor allem die, die positiv gemeint sind. Er sucht negative Aufmerksamkeit. Positive Aufmerksamkeit hat er ja scheinbar schon als Kind von seinen Eltern nie bekommen. Sein geringes Selbstwertgefühl spricht hier Bände.
    Traurig fand ich, die Szene, in denen er die Schläge von Stradlater provoziert. Er wollte geschlagen werden, so als müsse er den Schmerz spüren, um sich selbst zu bestrafen, weil er sich nicht getraut hat, mit Jane zu sprechen.
    Dasselbe habe ich bei seinen Erinnerungen an den Todestag seines Bruders empfunden. Seine Eltern waren ja nicht für ihn da und hatten anscheinend keinen Trost für ihn, sondern haben ihn zum Therapeuten abschoben. So kommt seine Schilderung zumindest bei mir an.
    Warum schreibt er über den Baseballhandschuh seines Bruders einen Aufsatz für einen "Fremden"? Das ist wieder eine Provokation. Für mich sind das vor allem Hilferufe. Aber niemand beachtet ihn und seinen Schmerz wirklich.


    Ich empfinde das Buch als sehr deprimierend, daran ändert auch die vermeintlich witzigen Gedankengänge oder "der Jugendslang" nichts. Ich denke nicht, dass die Geschichte für ihn gut endet.

  • Zitat

    Original von Saiya


    Ich glaube hier bringst du auf den Punkt, Clare, warum dieses Buch so eine Faszination auf so viele Jugendliche hatte, hat und haben wird.
    Das Gefühl nicht dazuzugehören, anders zu sein, sich entweder mal dümmer als der Rest der Welt oder wesentlich reifer und schlauer zu fühlen, ist doch Teil der Pubertät.
    Hier erkennt sich, denke ich, jeder "Pubertist" wieder. Ähnlich wird es sich mit der vermeintlich rebellischen Natur von Holden verhalten. Jeder in dem Alter wünscht sich doch wenigstens einmal nicht in diesem "Mikrokosmos" Schule gefangen zu sein oder aus der Gesellschaft selbst, auszubrechen, den Mut zu haben, sein Anderssein auch zu leben. Holden ist hier quasi eine Art "Anti-Held" für alle, die eben nicht in der oberen Liga der beliebtesten Kids mitspielen.


    Genau so sehe ich es auch.
    Egal in welcher Zeit wir uns befinden, real oder lesend, Pubertät ist nie leicht, eine Zeit der Findung, der Auflehnung, der Ablehnung von bekanntem und durch andere. Das wird sich wohl auch nie ändern. Jede Generation hat da ihre Wege gefunden.


    Zitat

    Ich empfinde das Buch als sehr deprimierend, daran ändert auch die vermeintlich witzigen Gedankengänge oder "der Jugendslang" nichts. Ich denke nicht, dass die Geschichte für ihn gut endet.


    Das sind auch meine Grundgedanken.

  • Toller Beitrag, Saiya! :anbet
    Folgender Satz ist interessant. Aber darüber muss ich noch nachdenken:


    Zitat

    Original von Saiya


    Traurig fand ich, die Szene, in denen er die Schläge von Stradlater provoziert. Er wollte geschlagen werden, so als müsse er den Schmerz spüren, um sich selbst zu bestrafen, weil er sich nicht getraut hat, mit Jane zu sprechen.


    Ich habe diese Provokation eher als hilflose Wut gesehen.

  • Zitat

    Original von made
    Toller Beitrag, Saiya! :anbet
    Folgender Satz ist interessant. Aber darüber muss ich noch nachdenken:



    Ich habe diese Provokation eher als hilflose Wut gesehen.


    Wütend über Stradlaters Verhalten gegenüber Mädchen und die Befürchtung, was er mit Jane angestellt haben könnte, war er ganz sicher. Aber er weiß sehr genau, dass Stradlater ihm körperlich überlegen ist. Er wusste, dass er würde heftig einstecken müssen.
    Beides wird hier eine Rolle gespielt haben.

  • Hilfe, was habt ihr denn hier alles geschrieben? Das ist ja alles länger als das Buch selbst. :lache
    Die ersten beiden Kapitel fand ich noch recht ermüdend, mittlerweile bin ich aber zumindest auf den Fortgang der Geschichte gespannt. Den vielen Interpretationen habe ich nichts weiter hinzuzufügen, sie lesen sich aber sehr interessant. Handlungsjahr des Romans ist 1960, damit fällt es mir leider schwer festzustellen, wie authentisch die Abläufe sind. Die Kontrolle durch die Lehrer scheint ja in dieser Schule nicht allzu intensiv zu sein. Mir wird da auch ein bisschen zuviel geraucht, immerhin sind die erst 16 Jahre alt. Die Dialoge mit den vielen "und so" und "verflucht" sind ein wenig nervig. Das ganze spielt ja in der Nähe von New York, klingt aber irgendwie eher alles nach Texas, wo es wohl etwas derber zugeht.

  • Zitat

    Original von Saiya



    Ich empfinde das Buch als sehr deprimierend, daran ändert auch die vermeintlich witzigen Gedankengänge oder "der Jugendslang" nichts. Ich denke nicht, dass die Geschichte für ihn gut endet.


    Deinen Beitrag kann ich nur unterschreiben. Mir geht es genau so. Hinter der Fassade des "Provokateurs" steckt ein zutiefst verunsicherter und verzweifelter Mensch.

  • Zitat

    Original von made
    Toller Beitrag, Saiya! :anbet
    Folgender Satz ist interessant. Aber darüber muss ich noch nachdenken:



    Ich habe diese Provokation eher als hilflose Wut gesehen.


    Ja, der Gedanke ist interessant, so habe ich es auch nicht gesehen bisher.
    Aber eine solche Situation wiederholt sich im nächsten Abschnitt und von daher wird diese Deutung noch plausibler.