'Der Fänger im Roggen' - Kapitel 01 - 07

  • Kap. 6 - 7


    Holden ärgert sich über Stradlater und provoziert ihn solange, bis der ihn ordentlich verprügelt.
    Lumos : Daraus habe ich geschlossen, dass Holdens Selbstwertgefühl doch nicht so schlecht ist. Für mich war das ein Zeichen, dass Holden sich etwas zutraut. Allerdings kommen mir jetzt immer mehr Zweifel, ob man das so sehen kann. Gerade Aggressivität ist ja doch ein Zeichen von Hilflosigkeit.


    Ich habe mich gefragt, ob Holden aus reiner Eifersucht wegen Jane so wütend auf Stradlater ist, oder ob er einfach die Art nicht erträgt, wie der Mädchen abschleppt. Ich glaube, Holden wünscht sich mehr Achtung vor den Mädchen.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Aus den Schulen ist er wohl hauptsächlich deshalb geflogen, weil er nix, aber auch gar nix getan hat, so habe ich es verstanden.
    Ob das schon immer so war? Vielleicht hat er nach dem Tod seines Bruders vollkommen dicht gemacht.


    Genau das habe ich mich auch gefragt.


    Irgendwie kommt es mir vor, dass Holden sich fehl am Platz fühlt. Er geht nicht zum Fußballspiel seiner Schule, er versteht seine Mitschüler nicht. Das Steak am Samstag ist Heuchelei.

  • Zitat

    Original von made
    Kap. 6 - 7


    Holden ärgert sich über Stradlater und provoziert ihn solange, bis der ihn ordentlich verprügelt.
    Lumos : Daraus habe ich geschlossen, dass Holdens Selbstwertgefühl doch nicht so schlecht ist. Für mich war das ein Zeichen, dass Holden sich etwas zutraut. Allerdings kommen mir jetzt immer mehr Zweifel, ob man das so sehen kann. Gerade Aggressivität ist ja doch ein Zeichen von Hilflosigkeit.


    Ich habe mich gefragt, ob Holden aus reiner Eifersucht wegen Jane so wütend auf Stradlater ist, oder ob er einfach die Art nicht erträgt, wie der Mädchen abschleppt. Ich glaube, Holden wünscht sich mehr Achtung vor den Mädchen.


    Ich bin zwar nicht Lumos, aber ich sage mal meine Meinung dazu ;-)
    Ich denke auch, dass Holden Stradlaters Art insgesamt nicht passt, vor allem seine Schlampigkeit in hygienischen Dingen. Darauf scheint er viel Wert zu legen. Er macht sich Gedanken um den Zustand seiner Kleidung, wenn er sie verborgt.
    Es kann schon sein, dass Holden S.'s laxer Umgang mit Mädchen zuwider ist. Möglicherweise ist da aber auch ein bisschen Neid dabei. Wir erfahren nicht wirklich viel über sein "Liebesleben".
    Da ist sicher auch ein großer Teil Unsicherheit dabei.

  • Zitat

    Original von Lumos
    Anfangs fand ich die Sprache und Erzählweise echt enervierend, und Holden ebenfalls . ;-)
    Aber irgendwie gibt es da auch etwas, das mich in die Geschichte hineinzieht, neugierig auf den weiteren Verlauf macht und bei mir Sympathie für Holden weckt - oder vielleicht eher Mitleid :gruebel


    Die Erzählweise hat mir von Anfang an gut gefallen, ich lese auf englisch, da kommt mir die eher einfache Sprache sehr entgegen. :lache
    Sympathisch ist mir Holden bisher allerdings überhaupt nicht, ich habe wirklich eher Mitleid mit ihm, obwohl, dass er seinem Zimmergenossen den aufsatz schreibt, zeigt schon, dass er eigendlich ein netter Kerl ist, der wohl nur aus Wut und Unsicherheit ständig um sich schlägt.


    Zitat

    Original von Lumos
    Aus den Schulen ist er wohl hauptsächlich deshalb geflogen, weil er nix, aber auch gar nix getan hat, so habe ich es verstanden.
    Ob das schon immer so war? Vielleicht hat er nach dem Tod seines Bruders vollkommen dicht gemacht.


    Das habe ich auch so verstanden, dass er eigendlich überhaupt nichts für die Schule gemacht hat und wenn, hat er die aufgabenstellung wohl immer sehr frei interpretiert, wie mit dem Aufsatz, beschrieben werden soll ein Raum, er nimmt einen Baseballhandschuh.
    Ich denke, er hat nach dem Tod des bruders so komplett dicht gemacht, das Zerschlagen der Fensterscheiben, bis die hand total gebrochen ist, zeigt ja, dass er mit der Situation gar nicht zurecht kommt.

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Das habe ich auch so verstanden, dass er eigendlich überhaupt nichts für die Schule gemacht hat und wenn, hat er die aufgabenstellung wohl immer sehr frei interpretiert, wie mit dem Aufsatz, beschrieben werden soll ein Raum, er nimmt einen Baseballhandschuh.
    Ich denke, er hat nach dem Tod des bruders so komplett dicht gemacht, das Zerschlagen der Fensterscheiben, bis die hand total gebrochen ist, zeigt ja, dass er mit der Situation gar nicht zurecht kommt.


    Ich denke auch, dass der Tod des Bruders eine Rolle gespielt hat. Die Geschichte mit der verletzten Hand sagt alles. :yikes
    erstaunlich die Reaktion seiner Eltern, die ihn, wie er sagt, daraufhin analysieren lassen wollten. Aber das wissen wir nur aus seiner Schilderung. Vielleicht war das ja nicht alles, was sie unternommen haben. Alles in allem bleiben die Eltern recht farblos, schon allein durch ihre fehlende Präsenz zur Zeit im Roman.


    Schreiben kann Holden ja scheinbar wirklich gut, aber wahrscheinlich nur das, was er will.
    Ich war überhaupt erstaunt, dass er den Aufsatz für S. zu schreiben bereit war. Hätte er ja nicht gemusst, erst recht nicht, weil er S. auch nicht besonders mag.

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich denke auch, dass der Tod des Bruders eine Rolle gespielt hat. Die Geschichte mit der verletzten Hand sagt alles. :yikes
    erstaunlich die Reaktion seiner Eltern, die ihn, wie er sagt, daraufhin analysieren lassen wollten. Aber das wissen wir nur aus seiner Schilderung. Vielleicht war das ja nicht alles, was sie unternommen haben. Alles in allem bleiben die Eltern recht farblos, schon allein durch ihre fehlende Präsenz zur Zeit im Roman.


    Ich denke, die Eltern haben Holdens Ausraster im Zusammenhang mit dem Tod seines Bruders gesehen und ihm mit der Analyse bei der Trauerarbeit helfen wollten.

  • Zitat

    Original von Clare



    Schreiben kann Holden ja scheinbar wirklich gut, aber wahrscheinlich nur das, was er will.
    Ich war überhaupt erstaunt, dass er den Aufsatz für S. zu schreiben bereit war. Hätte er ja nicht gemusst, erst recht nicht, weil er S. auch nicht besonders mag.


    Holden scheint überhaupt keinen seiner Mitschüler zu mögen, selbst über die Jungs mit denen er den Samstag Abend verbringt, ist er anschließend nur am lästern, das macht ihn für mich schon unsymphatisch.

  • Holden tickt einfach anders als seine Mitschüler. Welcher Teenager würde einen Schneeball nicht werfen, weil er das Weiß der Schneedecke nicht zerstören will? In diesem Punkt mag ich ihn.


    Freunde scheint er nicht wirklich zu haben, kein Wunder, wenn er ständig die Schule wechselt.


    Wobei ich sagen muss, dass ich weder Ackley noch Stradlater besonders sympathisch finde.

  • Ich habe das Buch vor vielen Jahren gelesen und erinnere mich jetzt daran, über ähnliche Dinge wie Ihr gestolpert zu sein. An die Sache mit dem "Glück" erinnere ich mich jetzt nicht, aber manchmal reagiert man doch auf die Erwähnung dieses Wortes etwas empfindlich, beispielsweise, wenn man meint, nicht "Glück" gehabt, sondern (sich) etwas erarbeitet/verdient zu haben... Passt das hier? :gruebel ?(Ich habe das Buch damals weggeschenkt und auch gar keine Zeit/Lust zum Mitlesen, nur - wenn es nicht stört - zum Zaungasten... :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • So, ich bin auch da.


    Bisher gefällt mir das Buch sehr gut, ich mag die Sprache und werde es sicher irgendwann noch einmal in Englisch lesen.


    Holden bleibt bei der Beschreibung seiner Umgebung sehr an der Oberfläche. Für ihn scheint Sauberkeit und Perfektheit wichtig zu sein und er beschreibt die unangenehmen Charaktere in seiner Umgebung (also quasi fast jeden aus seiner Sicht) im wesentlichen dadurch, in welcher Hinsicht sie hässlich oder unsauber sind. Selbst Mr Spencer, der ihm in Kapitel 2 ja eigentlich nichts Böses will, sondern sich Gedanken um seinen bald ehemaligen Schüler zu machen scheint, charakterisiert er in erster Linie als abstoßend aufgrund seines Alters und seiner Krankheit.


    Interessant finde ich den Zwiespalt in Holden. Auf der einen Seite scheint er Kontakt zu seiner Umwelt zu suchen (z.B. regt er ja an, dass Ackley mit ins Kino kommen soll, statt den Samstag abend allein in der Schule zu verbringen), auf der anderen Seite nutzt er seinen Zynismus quasi wie ein Schutzschild gegen die von ihm als unangenehm und schmutzig empfundene Umwelt, mit dem er jeden wegstößt, der ihm möglicherweise zu nahe kommt. Ich fürchte, er wird irgendwann in naher Zukunft zu der Erkenntnis kommen, dass er vor dem, was ihn quält, nicht wirklich weglaufen kann, weil er es in sich trägt und mitnimmt, auch wenn er die Schule verlässt. Eigentlich sollte er das ja schon von seinen bisherigen Schulen wissen.


    Ich finde nicht, dass man dieses Buch nur als Teenager wirklich lesen und würdigen kann. Auch, wenn man sich noch in die Zeit zurückversetzen kann, oder wenn man (als Elternteil oder beruflich) mit Jugendlichen zu tun hat, ist es interessant, Holdens Reaktionen auf sein Umfeld zu beobachten.

  • Zitat

    Original von Ellemir


    Holden bleibt bei der Beschreibung seiner Umgebung sehr an der Oberfläche. Für ihn scheint Sauberkeit und Perfektheit wichtig zu sein und er beschreibt die unangenehmen Charaktere in seiner Umgebung (also quasi fast jeden aus seiner Sicht) im wesentlichen dadurch, in welcher Hinsicht sie hässlich oder unsauber sind.


    Ich frage mich, ob ihn an Stradlater mehr die "geheime" Schlampigkeit stört oder eher dessen Selbstverliebtheit.Oder ist er nur neidisch auf sein Äußeres?
    Ist es typisch für Jugendliche, dass Äußerlichkeiten so wichtig sind oder steckt bei Holden mehr dahinter?

    Zitat

    Original von Ellemir
    Interessant finde ich den Zwiespalt in Holden. Auf der einen Seite scheint er Kontakt zu seiner Umwelt zu suchen (z.B. regt er ja an, dass Ackley mit ins Kino kommen soll, statt den Samstag abend allein in der Schule zu verbringen), auf der anderen Seite nutzt er seinen Zynismus quasi wie ein Schutzschild gegen die von ihm als unangenehm und schmutzig empfundene Umwelt, mit dem er jeden wegstößt, der ihm möglicherweise zu nahe kommt.


    Immerhin muss Holden sich von Stradlater beschimpfen lasse, weil dem sein Aufsatz nicht passt. Das fand ich ziemlich unverschämt.

  • Zitat

    Original von Ellemir
    Interessant finde ich den Zwiespalt in Holden. Auf der einen Seite scheint er Kontakt zu seiner Umwelt zu suchen (z.B. regt er ja an, dass Ackley mit ins Kino kommen soll, statt den Samstag abend allein in der Schule zu verbringen), auf der anderen Seite nutzt er seinen Zynismus quasi wie ein Schutzschild gegen die von ihm als unangenehm und schmutzig empfundene Umwelt, mit dem er jeden wegstößt, der ihm möglicherweise zu nahe kommt. Ich fürchte, er wird irgendwann in naher Zukunft zu der Erkenntnis kommen, dass er vor dem, was ihn quält, nicht wirklich weglaufen kann, weil er es in sich trägt und mitnimmt, auch wenn er die Schule verlässt. Eigentlich sollte er das ja schon von seinen bisherigen Schulen wissen.


    :write Empfinde ich ähnlich.


    Zitat

    Original von Ellemir
    Ich finde nicht, dass man dieses Buch nur als Teenager wirklich lesen und würdigen kann. Auch, wenn man sich noch in die Zeit zurückversetzen kann, oder wenn man (als Elternteil oder beruflich) mit Jugendlichen zu tun hat, ist es interessant, Holdens Reaktionen auf sein Umfeld zu beobachten.


    Schon, ein bisschen problematisch ist für mich die Erzählweise.
    Die nervt mich stellenweise ganz schön. Wenn das Buch von der Seitenzahl umfangreicher wäre, würde ich es wohl nicht zu Ende lesen, auch wenn es mir insgesamt nicht schlecht gefällt.

  • Zitat

    Original von made
    Ist es typisch für Jugendliche, dass Äußerlichkeiten so wichtig sind oder steckt bei Holden mehr dahinter?


    Ich meine nach wie vor, dass es an seinem familiären Hintergrund liegt.
    Er ist mit da mit einem gewissen Standard aufgewachsen, der für ihn Maßstäbe setzt.


    Typisch für Jugendliche, insbesondere männliche, ist das wahrscheinlich nicht, eher das Gegenteil ;-).

  • Zitat

    Original von Clare


    In diesem Sinn kann es natürlich gemeint sein, da hast du Recht. Kommt mir auch wahrscheinlicher vor. :grin


    Ich denke es ist auch so gemeint, denn Lustspiel kam mir gleich in den Sinn als ich es las. Möglicherweise war ja in den 50er Jahren der Begriff Komödie im Film nicht so geläufig und man hat einfach Lustfilm gesagt, wie heißen die denn heute???



    Mir gefällt die Sprache und das Buch bis jetzt recht gut. Es ist teilweise recht amüsant zu lesen mit welchen Gedanken sich Holden rumschlägt.


    Mir scheint, dass er sich für sein Alter mehr Gedanken macht als seine Mitschüler. Vor allem Ordnung und Sauberkeit und ein zivilisiertes Miteinander scheinen ihm wichtig zu sein.


    Das macht ihn für mich sympathisch. Dass er an seinen Mitschülern rummäkelt, nun ja in diesen Privatschulen hat es vermutlich einiges an merkwürdigen Personen.


    Schon am Anfang musste ich lachen als er schrieb: mir ist dort keiner begegnet der fähig und klardenkend gewesen wäre.

  • Zitat

    Original von Findus


    Mir scheint, dass er sich für sein Alter mehr Gedanken macht als seine Mitschüler. Vor allem Ordnung und Sauberkeit und ein zivilisiertes Miteinander scheinen ihm wichtig zu sein.


    Das macht ihn für mich sympathisch. Dass er an seinen Mitschülern rummäkelt, nun ja in diesen Privatschulen hat es vermutlich einiges an merkwürdigen Personen.


    Seh ich auch so.

  • Zitat

    Original von Findus


    Das macht ihn für mich sympathisch. Dass er an seinen Mitschülern rummäkelt, nun ja in diesen Privatschulen hat es vermutlich einiges an merkwürdigen Personen.


    Schon am Anfang musste ich lachen als er schrieb: mir ist dort keiner begegnet der fähig und klardenkend gewesen wäre.


    Er scheint ja auch selbst zu den merkwürdigen Personen zu gehören.
    Und über den Satz habe ich auch gelacht - allein die Vorstellung, dass Holden beurteilt, wer fähig und klardenkend ist. Um das herauszubekommen, müsste man ja tiefergehende Gespräche führen, die nicht so sehr seins zu sein scheinen, weil man da ja andere an sich heran lassen müsste.

  • Zitat

    Original von Ellemir


    Er scheint ja auch selbst zu den merkwürdigen Personen zu gehören.
    Und über den Satz habe ich auch gelacht - allein die Vorstellung, dass Holden beurteilt, wer fähig und klardenkend ist. Um das herauszubekommen, müsste man ja tiefergehende Gespräche führen, die nicht so sehr seins zu sein scheinen, weil man da ja andere an sich heran lassen müsste.


    Vielleicht kommt dieses Nicht-klar-denkend auch nur von seinem Unverständnis gegenüber seinen Alterskameraden. Er fühlt sich anders, unverstanden, isoliert in seiner Andersartigkeit. Das kann ich gut nachvollziehen, und sicher hat das zum großen Teil auch mit seinem Alter zu tun.
    Für sein Empfinden führt er wahrscheinlich tiefgreifende Gespräche oder versucht es, aber die Anderen verstehen ihn einfach nicht, verhalten sich seltsam oder unmöglich. So oder in der Art mag er es fühlen.