'Der Fänger im Roggen' - Kapitel 01 - 07

  • Kap. 1 - 5


    Bis jetzt gefällt mir das Buch sehr gut und habe auch das Gefühl, dass das so bleiben wird. Ich freue mich, dass ich auf dieses Buch gestoßen bin.
    Schon vor dem Ende des ersten Abschnitts drängt es mich ein paar Anmerkungen zu machen.


    Auffällig ist zunächst die Jugendsprache. Allerdings wirken Wörter wie "verdammt", "verflucht", "und so" heute sicher bei weitem nicht so anstößig wie damals. Wenn ich mir vorstelle, wie die heutigen Entsprechungen lauten müssten, ich glaube, ich würde das Buch nicht lesen wollen.


    Ende Kap. 2
    Hier habe ich nicht verstanden, was Holden gegen den Wunsch "Viel Glück" hat. Wieso meint er, "Es klingt fürchterlich, wenn man richtig darüber nachdenkt."? Weil es sich so anhört, dass man es nötig hat? Dass Schlimmes bevorsteht?


    Kap. 5
    Dieses Kapitel enthält einige Stellen, die mir sehr gut gefallen haben, z. B. die Szene mit dem Schneeball. Er macht einen Schneeball, will ihn werfen, bringt es aber dann nicht über sich, weil alles so schön und weiß ausschaut.


    Die andere Szene ist die mit dem Baseball-Handschuh seines Bruders. Hat er ihn wirklich "zufällig" im Koffer? Sicher nicht. Ich bin überzeugt, dass er irgendwie seinen Bruder bei sich haben möchte, das aber nicht offen zugeben will. Das könnte man ihm als Schwäche auslegen.
    Seine Gefühle beim Tod seines Bruders drückt er dem Leser gegenüber nicht verbal aus, sondern erzählt von den Fensterscheiben, die kaputtgeschlagen hat. Ab und zu tut ihm die Hand noch weh, und sicher auch die Seele.


    Ich frage mich, warum er den Aufsatz für seinen Zimmergenossen schreibt? War das ein Ventil für sich selbst, um über den Tod seines Bruder schreiben zu können?


    Amüsiert habe ich mich über das Wort "Lustfilm". Ist das bei euch auch so übersetzt?

  • Kap. 1 - 5


    Ist ja witzig, made. Ich bin auch erst mit Kapitel 5 fertig und hab mal vorsichtig in deinen post gelinst, ob da nicht schon zu viel (für mich) drin steht.
    Passt perfekt :-].


    Zitat

    Auffällig ist zunächst die Jugendsprache. Allerdings wirken Wörter wie "verdammt", "verflucht", "und so" heute sicher bei weitem nicht so anstößig wie damals. Wenn ich mir vorstelle, wie die heutigen Entsprechungen lauten müssten, ich glaube, ich würde das Buch nicht lesen wollen.


    Holden ist ja ein Jugendlicher, 16 oder 17 Jahre alt, und erzählt aus seiner Sicht, in seiner Sprache. Die ständige, völlig unnütze Flucherei stört mich nicht.
    Doch bereits nach der ersten Seite war ich total genervt von dem ständigen "und so". Mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt und nehme es als Ausdruck einer Unsicherheit, die zu seiner Persönlichkeit gehört.
    Noch beknackter finde ich seine Angewohnheit nahezu sämtliche Leute mit der oder die "gute...." zu betiteln. Der gute Spencer, Thurmer, Haas... :rolleyes.


    Anfangs fand ich die Sprache und Erzählweise echt enervierend, und Holden ebenfalls ;-).
    Aber irgendwie gibt es da auch etwas, das mich in die Geschichte hineinzieht, neugierig auf den weiteren Verlauf macht und bei mir Sympathie für Holden weckt - oder vielleicht eher Mitleid :gruebel.


    Er scheint mir ein armer Kerl zu sein, unter seiner teils rüpeligen Ausdrucksweise steckt eine gewisse Erziehung, ein bestimmtes "Elternhaus". Wie er sich vor den unappetitlichen Angewohnheiten seiner Kumpel ekelt, aber nicht traut sie direkt darauf anzusprechen, zeugt von Umgangsformen, die er verinnerlicht hat, und die nicht unbedingt selbstverständlich sind für einen Jungen seines Alters.
    Und trotz der Flucherei und seines inneren Genöles (an dem ja nur der Leser teil hat) wirkt er auf mich freundlich und gutmütig.


    Nach und nach kommt so ganz nebenbei zum Vorschein, was wohl der Grund für sein mangelndes Selbstwertgefühl und die Leistungsverweigerung in der Schule sein könnte.
    Der so früh an Leukämie verstorbene Bruder, ein As und in jeder Hinsicht besser als er, dazu die Erwartungen der Eltern, die nicht seinen eigenen Wünschen und Neigungen entsprechen....


    Es gefällt mir inzwischen deutlich besser, als die ersten Seiten vermuten ließen :-).

  • Zitat

    Hier habe ich nicht verstanden, was Holden gegen den Wunsch "Viel Glück" hat. Wieso meint er, "Es klingt fürchterlich, wenn man richtig darüber nachdenkt."? Weil es sich so anhört, dass man es nötig hat? Dass Schlimmes bevorsteht?


    An den Satz kann ich mich erinnern, hab ihm aber keine Bedeutung beigemessen und als eine seiner Schrullen angesehen.


    Zitat

    Die andere Szene ist die mit dem Baseball-Handschuh seines Bruders. Hat er ihn wirklich "zufällig" im Koffer? Sicher nicht. Ich bin überzeugt, dass er irgendwie seinen Bruder bei sich haben möchte, das aber nicht offen zugeben will. Das könnte man ihm als Schwäche auslegen.Seine Gefühle beim Tod seines Bruders drückt er dem Leser gegenüber nicht verbal aus, sondern erzählt von den Fensterscheiben, die kaputtgeschlagen hat. Ab und zu tut ihm die Hand noch weh, und sicher auch die Seele.


    :write Das sehe ich genauso wie du.


    Zitat

    Ich frage mich, warum er den Aufsatz für seinen Zimmergenossen schreibt? War das ein Ventil für sich selbst, um über den Tod seines Bruder schreiben zu können?


    Das hab ich einfach seiner Gutmütigkeit zugeschrieben.
    Er lässt sich von dem Typen ausnutzen. Der hat ja sogar sein Hahnentrittsakko an :lache.


  • Wo steht das noch mal?

  • Zitat

    Original von Lumos


    Nach und nach kommt so ganz nebenbei zum Vorschein, was wohl der Grund für sein mangelndes Selbstwertgefühl und die Leistungsverweigerung in der Schule sein könnte.
    Der so früh an Leukämie verstorbene Bruder, ein As und in jeder Hinsicht besser als er, dazu die Erwartungen der Eltern, die nicht seinen eigenen Wünschen und Neigungen entsprechen....


    Ist es mangelndes Selbstwertgefühl? Ich hatte bisher nicht den Eindruck.
    In der vorigen Schule war sein Problem die Heuchelei einiger Lehrer, deshalb ist er von sich aus gegangen.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Doch bereits nach der ersten Seite war ich total genervt von dem ständigen "und so". Mittlerweile hab ich mich dran gewöhnt und nehme es als Ausdruck einer Unsicherheit, die zu seiner Persönlichkeit gehört.


    "und so" sagt man doch allgemein mal so schnell dahin. Sicher haben seine Mitschüler das auch gesagt. Ich glaube nicht, dass das aus Unsicherheit resultiert.

    Zitat

    Original von Lumos
    Noch beknackter finde ich seine Angewohnheit nahezu sämtliche Leute mit der oder die "gute...." zu betiteln. Der gute Spencer, Thurmer, Haas... :rolleyes.


    Das ist mir gar nicht aufgefallen. :lache

  • Zitat

    Original von made


    Ist es mangelndes Selbstwertgefühl? Ich hatte bisher nicht den Eindruck.
    In der vorigen Schule war sein Problem die Heuchelei einiger Lehrer, deshalb ist er von sich aus gegangen.


    Das sagt er ...
    Aber ich denke, das schließt einander nicht unbedingt aus.
    Und ja, irgendwie habe ich das Gefühl, dass es ihm an Selbstwertgefühl, vielleicht auch Selbstbewusstsein, mangelt.
    Ein weiteres Indiz war für mich, dass er sich nicht wirklich traut diesem Mädchen, Jane, hallo zu sagen. Man merkt deutlich, dass er das gern würde, macht es dann aber doch nicht und trägt Stradlater Grüße auf, von denen er sicher ist, dass sie nicht ausgerichtet werden.

  • Zitat

    Original von Lumos
    In dem Kapitel habe ich auch danach gesucht :-), aber in meiner Ausgabe steht das Wort Lustfilm nicht.
    Zu dem Film heißt es lediglich - "es war anscheinend eine Komödie mit Cary Grant und solcher Mist".


    Das ist genau die Stelle, die ich meine.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Und ja, irgendwie habe ich das Gefühl, dass es ihm an Selbstwertgefühl, vielleicht auch Selbstbewusstsein, mangelt.
    Ein weiteres Indiz war für mich, dass er sich nicht wirklich traut diesem Mädchen, Jane, hallo zu sagen. Man merkt deutlich, dass er das gern würde, macht es dann aber doch nicht und trägt Stradlater Grüße auf, von denen er sicher ist, dass sie nicht ausgerichtet werden.


    Ja, stimmt, jetzt, wo du es sagst.
    Aber in Kap. 6 und 7 kommt noch was, was ich aber erst noch in Ruhe formulieren muss.

  • Zitat

    Original von Lumos
    In dem Kapitel habe ich auch danach gesucht :-), aber in meiner Ausgabe steht das Wort Lustfilm nicht.
    Zu dem Film heißt es lediglich - "es war anscheinend eine Komödie mit Cary Grant und solcher Mist".


    In meiner Ausgabe steht auch "Lustfilm", und das bei so etwas, zumindest für uns, harmlosem wie einem Carry-Grant-Film...

  • Na, ihr ward ja schon fleißig. So kann ich nicht zu jedem Beitrag etwas sagen, sonst werde ich gar nicht fertig. :lache


    Zitat

    Original von made


    Ja, stimmt, jetzt, wo du es sagst.
    Aber in Kap. 6 und 7 kommt noch was, was ich aber erst noch in Ruhe formulieren muss.


    Ich denke, dass er einfach noch nicht so genau weiß, wer er ist und wohin er will, eben ein Jugendlicher von 16 Jahren.
    Das Mädchen Jane ist für ihn ein Stück Heimat, Vergangenheit, vielleicht Kindheit. Er erinnert sich mit Freude und Wehmut an sie, an das Dame spielen mit ihr, weiß aber auch, dass sie nun, genau wie er, älter, erwachsener geworden ist. Ihm scheint klar zu sein, dass diese Zeit vorbei ist, und um eine neue Geschichte anzufangen, ist der Augenblick nicht der rechte.

  • Interessant ist für mich auch sein wankendes Verhältnis zu seiner Familie, die er einerseits weit von sich schiebt, seinen Eltern nicht einmal sagt, dass er von der Schule geflogen ist. Andererseits gibt es da so kleine Details wie das Geschenk der Mutter, die falschen Schlittschuhe, über die er nicht die Augen dreht, sondern die ihn irgendwie zu rühren scheinen.


    Besonders hat er seinen Bruder Allie geliebt, der aber schon tot ist.
    Mir gefällt, wie dieser Wechsel zwischen Distanz und Nähe geschrieben ist, dieses Wegstoßen und Nahekommen.
    Im nächsten Abschnitt erfährt man nochmal etwas über die Geschwister.


    Ich bin im Moment angetan von der Sprache des Buches, der Sprunghaftigkeit der Geschichte.
    Es ist ein Buch über Jugend aus einer mittlerweile schon wieder längst vergangenen Zeit.

  • Zitat

    Original von Lumos


    So reflektiert scheint er mir, ehrlich gesagt, nicht.
    Vielleicht lasse ich mich aber auch von seiner Ausdrucksweise täuschen :gruebel.


    Vielleicht habe ich ja auch Unrecht. Ich möchte ihm vielleicht gerne mehr zuschreiben. :grin


    Insgesamt denke ich, dass er sich nicht unbedingt viel zutraut. Mehrfach musste er die Schulen wechseln. Seine Noten sind grottenschlecht. Sein Bruder, ja, der war intelligent, schlau, hatte glänzende Aussichten, aber Holden selbst...?
    Ob er sich das oft anhören musste?

  • Für blöd halte ich ihn eher nicht, jedenfalls derzeit.


    Ich denke, in ihm könnte mehr stecken als er sich selbst zutraut.


    Aus den Schulen ist er wohl hauptsächlich deshalb geflogen, weil er nix, aber auch gar nix getan hat, so habe ich es verstanden.
    Ob das schon immer so war? Vielleicht hat er nach dem Tod seines Bruders vollkommen dicht gemacht.


    Man weiß es nicht, warum er sich so verhält und lieber ständig die Schulen wechselt als wenigstens ein Minimum des Schulpensums abzuleisten.
    Vielleicht erfahren wir es noch.