Winter in Briar Creek - Olivia Miles

  • Eigentlich hatte sie geglaubt, ihren Weg gefunden zu haben, aber jetzt stand sie wieder an derselben Stelle, an der sie angefangen hatte. (Seite 73)


    422 Seiten, Klappenbroschur
    Originaltitel: Mistletoe on Main Street
    Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke
    Verlag: Egmont Lyx, Köln 2015
    ISBN-10: 3-8025-9933-0
    ISBN-13: 978-3-8025-9933-0



    Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)


    Eigentlich wollte Grace Madison nie nach Briar Creek zurück kommen, doch nach dem Tod des Vaters braucht ihre Familie sie. Zurück zuhause hat sich viel verändert; aber manches ist geblieben. So ist es letztlich nicht vermeidbar, daß sie Luke Hastings, der ihr vor fünf Jahren das Herz brach, über den Weg läuft. Während der Weihnachtsvorbereitungen und den Überlegungen, was mit dem Buchladen des Vaters geschehen soll, muß sie sich den Dämonen der Vergangenheit stellen.



    Über die Autorin


    Olivia Miles ist zwar Großstädterin, hat aber ein Faible für Kleinstädte. Sie hat 2011 den Harlequin Happy Holidays Wettbewerb gewonnen; mit ihrer Familie lebt Sie im Großraum Chicago.


    Informationen im Internet:
    - < Klick > - die Webseite der Autorin (in englischer Sprache)
    - < Klick > - die Seite zum Buch beim deutschen Verlag (incl. Leseprobe)



    Meine Meinung


    Im Dezember lese ich bevorzugt Romane, die sich als „Weihnachtsbücher“ bezeichnen lassen. Diese Einordnung trifft mal mehr, mal weniger zu. Manchmal wird es schon aus dem Titel klar, manchmal wird man etwas in die Irre geführt. Das ist sicherlich nicht der Fall, denn Coverabbildung wie Titel passen erfreulicherweise zum Inhalt: einem Winterbuch mit weihnachtlichem Einschlag.


    Die Autorin entführt die Leser in die Kleinstadt Briar Creek im Bundesstaat Vermont, wo es - im Gegensatz zu hier - im Dezember ordentlich kalt ist und Schneemengen hat, wie ich sie nur noch aus meiner Kindheit in Erinnerung habe. Grace Madison war vor fünf Jahren nach Nedw York gezogen, nachdem die Beziehung mit ihrem Jugendfreund Luke Hastings in die Brüche gegangen war. Er hatte geheiratet, ist inzwischen jedoch seit rund zwei Jahren Witwer, sie hat ihren Traum einer Schriftstellerkarriere verwirklicht, steckt jedoch in einer Krise, zumal sie ihre Verlobung gelöst hat. Nach dem Tod des Vaters kehrt sie nach Hause zurück, um ihrer Mutter und ihren Schwestern zu helfen. Sehr bald muß sie jedoch die Erfahrung machen, daß die Zeit weder Wunden heilt noch unerledigte Dinge der Vergangenheit zu einem Abschluß bringt.


    Und so ist es keine heile Welt, in die sie zurück kehrt, sondern in gewisser Weise muß sie da weiter machen, wo sie vor fünf Jahren aufgehört hat. Es ist ein teilweise schmerzhafter Weg zur Erkenntnis, daß man mit der Vergangenheit abschließen muß, wenn man die Zukunft leben will. Oder überhaupt leben will. Aber nicht nur sie, auch Luke muß diese Erfahrung machen, denn auch bei ihm werden alte Wunden aufgerissen, als Grace plötzlich vor ihm steht.


    Es dauert eine ganze Zeit, eigentlich bis ins letzte Drittel des Buches, bis man als Leser so einigermaßen überblickt, was damals geschehen ist, daß beide dermaßen verletzt sind. Diese vielen Andeutungen, die dramaturgisch bedingt sein mögen, haben mich hier allerdings eher etwas genervt denn die Spannung hoch gehalten. Ich hätte mir gewünscht, schon früher zu wissen, worum es eigentlich ging, hatte an manchen Stellen das Gefühl, als ob die beiden aus einer Mücke einen Elefanten gemacht hätten, und konnte ihre Probleme miteinander nicht so richtig nachvollziehen. Aus meiner Sicht wäre es interessanter und spannender gewesen, schon früher die Details zu kennen und dann zu verfolgen, wie die beiden damit umgehen, um die Situation zu lösen.


    Das ist allerdings mein einziger wirklicher Kritikpunkt, abgesehen davon, daß natürlich auch hier Grace wie Luke Musterexemplare ihrer Gattung sind. Dankenswerterweise hat die Autorin allerdings darauf verzichtet, das allzu oft zu betonen (wie mir das in anderen Büchern begegnet ist). Andererseits könnte das Buch gut eine Vorlage zu einem Hallmark-Film abgeben, und dann würde das passen.


    Ein Thema, das immer wieder auftaucht, ist der Umgang mit der Vergangenheit und tatsächlichen oder vermeintlichen Fehlern und deren Auswirkungen auf Gegenwart und Zukunft. Ebenso die Frage nach tatsächlicher wie vermeintlicher Schuld und den Umgang damit. Das wiederum schien mir recht realistisch dargestellt zu sein; die sich für die Figuren ergebenden Probleme waren nachvollziehbar und werden vermutlich manchem nur zu bekannt vorkommen.


    Figuren wie Handlungsorte konnte ich mir gut vorstellen; Briar Creek zur Weihnachtszeit, vor allem auch Main Street Books, würde ich gerne mal im Original kennenlernen. Obwohl - das würde den Buchetat vermutlich (zu) stark belasten - also doch lieber nicht. ;-) Olivia Miles hat einen flüssigen Schreibstil; durch den häufigen Wechsel der Perspektive zwischen Grace und Luke kannte ich beide Seiten und es entstand ein Sog, immer weiter lesen zu wollen.


    Am Ende sind die offenen Fäden der Haupthandlung zu einem Ende geführt, während bei den Schwestern noch genügend ungelöst bleibt, so daß für die folgenden Bände (im Original bisher deren drei) genügend Stoff vorhanden ist. Ich freue mich darauf und werde den für 2016 auf Deutsch angekündigten zweiten Band gewißlich sehr bald nach Erscheinen lesen.



    Kurzfassung


    Ein Winterbuch mit weihnachtlichem Einschlag, das einige schöne Lesestunden bietet und Lust auf mehr von der Autorin gemacht hat.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mistletoe on Main Street (The Briar Creek Series, Band 1) - Olivia Miles


    Hier noch die amerikanische Originalausgabe.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Die Geschichte spielt zur Weihnachtszeit in der kleinen Stadt Briar Creek. Anhand des Klappentextes vermutete ich schon eine etwas leichtere Lektüre, doch irgendwann gingen mir diese ständigen Wiederholungen auf den Geist. Ich hatte es schon beim ersten Mal verstanden, dass sie 5 Jahre nicht zuhause war, um ihrer ehemaligen Jugendliebe aus dem Weg zu gehen.


    Und als sie sich dann natürlich schon auf der Anreise begegnen, passieren ständig irgendwelche Begebenheiten, dass sie sich immer wieder begegnen. Dann erkennen sie, jeder für sich natürlich, dass die alte Liebe noch lange nicht abgehakt ist, doch auf über 400 Seiten werden immer wieder Haken geschlagen, um das unausweichliche Happy End heraus zu zögern.


    Die Atmosphäre, die in dem Buch entsteht, ist jedoch wirklich schön. Der kleine Ort Briar Creek, in dem jeder jeden kennt, ist deutlich gezeichnet und auch die Buchhandlung, die Grace' Vater gehört hat, erscheint als heimeliger Ort. Dazu die Familienbande mit den Sorgen und Nöten der Schwestern und der Mutter, die zum einen den Tod des Vaters verkraften müssen und der süßen Sophie, der Tochter von Graces Schwester Jane, die immer wieder die Stimmung aufhellt.


    Mein Kritikpunkt ist jedoch in diesem Zitat sehr gut zusammengefasst:


    Zitat

    Original von SiCollier
    Es dauert eine ganze Zeit, eigentlich bis ins letzte Drittel des Buches, bis man als Leser so einigermaßen überblickt, was damals geschehen ist, daß beide dermaßen verletzt sind. Diese vielen Andeutungen, die dramaturgisch bedingt sein mögen, haben mich hier allerdings eher etwas genervt denn die Spannung hoch gehalten. Ich hätte mir gewünscht, schon früher zu wissen, worum es eigentlich ging, hatte an manchen Stellen das Gefühl, als ob die beiden aus einer Mücke einen Elefanten gemacht hätten, und konnte ihre Probleme miteinander nicht so richtig nachvollziehen. Aus meiner Sicht wäre es interessanter und spannender gewesen, schon früher die Details zu kennen und dann zu verfolgen, wie die beiden damit umgehen, um die Situation zu lösen.



    Immerhin hat mir das Buch so gut gefallen, dass ich mir den Nachfolgeband in der Bücherei vorbestellt habe. Dabei wird dann Anna, die Schwester von Grace, die Hauptrolle spielen.


    Es ist wirklich leichte Unterhaltung, aber in der hektischen Weihnachtszeit vielleicht ein netter Schmöker.


    Von mir 7 Punkte.