Stuart Neville - The Twelve / Die Schatten von Belfast

  • Buchmeinung zu Stuart Neville – Die Schatten von Belfast


    „Die Schatten von Belfast“ ist ein Kriminalroman von Stuart Neville, der 2011 bei Rütten und Loening erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Lesung durch Helmut Krauss, die 2013 bei Audible erschienen ist.


    Klappentext:
    Gerry Fegan hat wegen zwölf Morden im Gefängnis gesessen. Als er wieder herauskommt, hat die Welt sich verändert. In Nordirland ist der Frieden verkündet worden. Seine einstigen Weggefährten von der IRA haben sich mit der neuen Zeit arrangiert. Nur Gerry Fegan gelingt das nicht. Die Geister seiner zwölf Opfer verfolgen ihn – unschuldige Männer, Frauen und Kinder. Und sie erteilen ihm Befehle. »Wenn wir verschwinden sollen, musst du die töten, die dir den Befehl zum Töten gegeben haben.« Sein erstes Opfer ist Michel McKenna, ein alter Freund, der nun Politiker geworden ist. In Belfast bricht Unruhe aus. Wer könnte einen verdienten IRA-Mann getötet haben? Sind gewisse Kräfte dabei, die alten Konflikte wieder aufleben zu lassen? Fegan muss weitermorden – noch elf Geister verfolgen ihn.


    Meine Meinung:
    Wenn man Gerry Fegan zu Beginn des Romans kennenlernt, kann man sich nicht vorstellen, das er jahrelang als harter Mann der IRA galt und in dieser Rolle zwölf Menschen umgebracht hat. Er wird von Dämonen verfolgt und sucht Rettung im Alkohol. Dann findet er seine Rolle als Beschützer einer katholischen Frau aus dem IRA-Umfeld, die eine Tochter aus einer Beziehung zu einem protestantischen Polizisten hat. Die Dämonen in Gestalt der Schatten seiner Opfer setzen ihm unerbittlich zu und zwingen Gerry Fegan die zu töten, die für ihren Tod verantwortlich sind. Danach verschwinden sie.
    Gerry Fegan ist ein unsympathischer Zeitgenosse – Trinker und Mörder, aber trotzdem übt seine Figur eine starke Faszination auf mich aus. Dabei spielt das politische Umfeld eine gewichtige Rolle. In der Zeit, in der Fegan im Gefängnis saß, hat sich in Nordirland einiges getan. Es hat sich ein labiles Gleichgewicht zwischen den ehemaligen Gegnern gebildet. Fegans neuerliche Morde gefährden dies und so sitzt Fegan zwischen allen Stühlen. Diese durchaus typische Ausgangssituation für einen Hardboiled-Thriller nutzt der Autor für eine überaus spannende und gewalttätige Handlung. Ich habe Fegans Verhalten nachvollziehbar gefunden und ihm sogar die Daumen gedrückt. Die ehemaligen Kriegsparteien verfolgen unbeirrt ihre Interessen und wer im Wege steht, der wird dem großen Ziel, das Frieden heisst, ohne Rücksicht auf Verluste geopfert. Und Fegan steht ihnen im Weg. Also alles Gute für den einsamen Wolf, dem sogar die Hoffnung auf eine normale Beziehung winkt.


    Zum Sprecher:
    Helmut Krauss hat mich voll und ganz überzeugt. Ohne spektakulär zu wirken läßt sein Vortrag keine Wünsche offen. Er gibt nicht nur jeder Figur einen unverwechselbaren Charakter sondern bringt auch die jeweilige Gemütslage der Figur wunderbar zur Geltung.


    Fazit:
    Dieser Roman ist hardboiled durch und durch. Und ich mag solche Sachen. Dazu noch die glaubhafte Darstellung der nordirischen Verhältnisse im Jahre 2007. Leichte Abzüge gibt es allenfalls für die exzessive Gewaltanwendung und -darstellung. Wen dies nicht stört, der wird mit einer faszinierenden Geschichte belohnt, die einen nicht loslässt und Spannung ohne Ende garantiert. So kann ich ohne Bedenken fünf Sterne vergeben und das Buch jedem empfehlen, der mit der Gewalt der Darstellung zu recht kommt.


    Wertung: 9/10 Punkten

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone