Zum Inhalt:
Max Wolfe und sein Ermittlerteam müssen im zweiten Krimi von Tony Parsons einen besonders grausamen Fall bearbeiten. Eine ganze Familie, die Eltern und zwei halbwüchsige Kinder, wurden in der Silvesternacht in ihrem Haus regelrecht hingerichtet. Und der vierjährige Bradley ist spurlos verschwunden. Während Wolfe sich fieberhaft auf die Suche nach dem Kind macht, muss er auch herausfinden, was die Motive für diesen Massenmord waren. Zuerst scheint dies ein Rätsel, da die getötete Familie auf den ersten Blick glücklich und harmonisch wirkte. Aber nach und nach kommen immer mehr Ungereimtheiten ans Licht und die ungewöhnliche Tatwaffe, ein Bolzenschussgerät, bringt die Polizei schließlich auf die Spur eines Mannes, der vor 30 Jahren bereits wegen einer ähnlichen Gewalttat verurteilt wurde. Aber natürlich ist alles noch viel komplizierter als Wolfe am Anfang denkt und er und seine Kollegen geraten bald in ernsthafte Schwierigkeiten bei ihren Ermittlungen.
Was mir gefallen hat:
Tony Parsons hat durchaus Potential. Sein Schreibstil glänzt vor allem dort, wo es um die Beschreibungen von Wolfes Privatleben geht. Dort, wo er von der kleinen Tochter und den Problemen eines alleinerziehenden Vaters berichtet. Und dort, wo er von den Untiefen zwischenmenschlicher Beziehungen und den komplizierten Gefühlen der Menschen mit wenigen aber durchaus klugen Worten schreibt. Seine Hauptdarsteller sind sympathisch und er versteht es auch den Nebenrollen Gewicht und Tiefe zu geben. Auch verzichtet er weitgehend auf grobe Schwarz-Weiß-Malerei und sucht bei den Handlungen der Protagonisten immer nach den Beweggründen, die auch der Leser nachvollziehen kann.
Was mir nicht gefallen hat:
Drei Dinge haben mich in diesem Buch besonders gestört.
Zum Ersten die vielen Zufällen, die zwar die Handlung stetig vorantreiben aber teilweise so plump sind, dass sie einfach aufgesetzt wirken und nicht von großer Kreativität zeugen.
Zum Zweiten die geballte Menge der dramatischen Geschehnisse und Gewalttaten, die auf 300 Seiten einfach zu viel des Guten sind. Nicht nur ein Massenmord, sondern auch Unmengen von Padophilen, tote Kinder, verbrannte Ehefrauen, zum Krüppel geschlagene Ermittler, Selbstmorde und lebendig Begrabene und noch diverse andere Dinge jagen sich im letzten Abschnitt von Seite zu Seite und beim Lesen dachte ich irgendwann nur noch, oh, nein, das nicht auch noch.
Und als Drittes fand ich es einfach haarsträubend, wie einfältig Wolfe und sein Team von einem Fettnäpfchen ins andere treten, von einer tödlichen Bedrohung zur nächsten taumeln und reihum durch Blessuren und Verletzungen gezeichnet werden. Und alles mehr oder weniger aus ihrem eigenen unprofessionellen Verhalten heraus.
Mein Fazit:
Wie schon nach dem ersten Teil denke ich, der Autor hätte durchaus das Zeug dazu einen dichten, glaubwürdigen Roman zu schreiben. Und auch sein Ermittler Wolfe findet mein vollstes Interesse. Leider mangelt es meiner Meinung nach dem Autor an einem strengeren Lektorat, welches ihn auf Logikfehler und die Notwendigkeit ausführlicherer Handlungsabläufe hinweisen würde. Das Buch sollte 100 Seiten länger sein, um Zeit zu haben, den Plot etwas klüger und realistischer ausführen zu können. Bei der Dramaturgie wäre weniger sicherlich mehr gewesen.
Nachdem ich ja gehofft hatte, dass das zweite Buch dieser Reihe besser werden würde, bin ich etwas enttäuscht. Der Autor hat sein Niveau gehalten mich aber auch diesmal nicht restlos überzeugen können. Da dies ja schon mein zweiter Versuch mit Parsons ist, fällt mein Urteil diesmal etwas schlechter aus.
Sechs Punkte von mir und die Überlegung, ob er nicht mal was anders wie Krimis schreiben sollte. (Ich denke aber, bei der Frage, ob ich noch ein Buch dieses Autors lesen würde, müsste ich dennoch mit Ja antworten, einfach weil ich schon neugierig wäre, wie es mit Wolfe und seiner schnuckeligen Tochter weitergeht)