Gebundene Ausgabe: 260 Seiten
Verlag: Dörlemann; Auflage: 1 (19. August 2015)
ISBN-13: 978-3038200185
Preis Gebunden Ausgabe: Euro 20.00
Preis Kindle E-Book: Euro 17.99
Autor
1901 in Lasalle geboren, wuchs in Le Havre auf und kam kurz nach dem Ersten Weltkrieg nach Paris. Zwischen 1924 und 1945 veröffentlichte er mehr als ein Dutzend Romane, Erzählbände und Essays. Er gehörte zu den bedeutendsten Literaten und Journalisten der Zwischenkriegszeit. Zu seinen wichtigsten Werken gehören Le scandale (1931), Porte-Malheur (1932), Ein Sonntag auf dem Lande (Monsieur Ladmiral va bientôt mourir, 1945) und der Roman Bankrott (Faillite, 1928). Pierre Bost starb 1975 in Paris.
Kurzbeschreibung / Klappentext
Wie tief ein erfolgreicher Geschäftsmann fallen kann – davon erzählt Pierre Bost in seinem Roman Bankrott. Der 45-jährige Brugnon leitet erfolgreich ein Familienunternehmen. Privat ist er liiert mit der einige Jahre jüngeren Buchhändlerin Simone. Das Leben in geordneten Bahnen könnte endlos so weitergehen. Und dann schlittert er in die große Krise: Er verpasst Termine, verliert sich in Gefühlsausbrüchen, verliebt sich Hals über Kopf in eine viel jüngere Angestellte, die seine Schwärmerei genießt und mit ihm spielt. Brugnon vergisst zusehends, wer er ist und wie alt er ist.
Meine Meinung
Ich habe das Gefühl, dass derzeit etliche Verlage in Archiven auf der Suche nach versteckten Perlen der Literaturgeschichte sind. Seit die Neuveröffentlichung von John Williams "Stoner" ein Bestseller wurde, werden ältere Bücher aus der Versenkung geholt, der angesammelte Staub weggepustet und die Romane in Neuübersetzung mit aufgefrischtem Design auf den Markt gebracht. Durch eine Besprechung auf dem Schweizer Radio bin ich auf dieses kleine grüne Büchlein aufmerksam geworden. Die Bücher vom Dörlemann Verlag mit dem festen Leineneinband sind hochwertig gefertigt und sie fühlen sich beim Lesen edel an. Wer je ein Buch von diesem Verlag in Händen gehalten hat, weiss was ich meine.
Haben wir es hier mit einer Trouvaille zu tun oder ist es eher ein Werk das mehr verspricht als es dann schlussendliche einhält? Für mich ist es leider eher das uneingelöste Versprechen. Das Buch beginnt nüchtern und es braucht 80 bis 100 Seiten ehe mich die Geschichte vom Industriellen Brugnon mit seiner disziplinierten Lebensführung, seinem vorbildlichen Berufsethos und seine eher merkwürdige Beziehung zum weiblichen Geschlecht packen konnte. In dem Moment als Brugnons monotone Lebensweise aus dem Tritt gerät beginnt mich die Erzählung plötzlich zu interessieren. Es gibt Beziehungsverwicklungen zwischen den Menschen Simone, Florence und seiner Firma. Ja, auch zu einer Firma hat man eine Beziehung, besonders wenn es die eigene ist der man als Inhaber vorsteht. Allerdings bleibt es für mich auf einem Niveau, dass ich als nett und harmlos bezeichnen würde. Die Handlung, die Figuren, alles ist leicht überschaubar und es endet zwangsläufig dort wie es der Titel ankündigt. Vorhersehbar. Überraschungsfrei.
Die knapp 250 Seiten lesen sich geschmeidig weg und ich Frage mich, ob es nicht etwas mehr hätte sein dürfen. Es braucht gewiss keinen 800 Seiten Wälzer um ein vielschichtiges menschliches Psychogramm auszuarbeiten oder Gesellschaftskritik anzubringen aber hier dünkt es mich doch arg knapp ausgefallen zu sein. Auf der emotionalen Ebene erreicht mich der Autor mit dieser Geschichte nicht. Zu Distanziert bleibe ich den Protagonisten gegenüber und dem leisen Drama das sich vor meinen Augen abspielt. Der Übersetzer Rainer Moritz schreibt ein hervorragendes Nachwort zu diesem Roman wie er die Geschichte aufgefasst und was er alles herausgelesen hat. Da wird der Unterschied zwischen einem Literaturkritiker und einem einfachen Leser wie mir deutlich.
Ich glaube, dieses Buch wird von der Leserschaft unterschiedlich bewertet werden. Für die einen wird es ein lesenswertes Kleinod sein für die anderen eine unbedeutende Geschichte die nur an der Oberfläche kratzt anstatt drunter zu schauen. Man darf auf weitere Meinungen gespannt sein. Wertung: 6 Eulenpunkte