Ulla Hahn - Das verborgene Wort

  • Ich erinnere mich zwar nicht mehr genau an den Inhalt(also Details!), aber ich weiß, daß ich mich erst reinlesen mußte...nach den ersten Seiten hätte ich das Buch zu gerne in die hinterste Ecke verbannt...aber später fand ich es dann auch OK:Zum Schmunzeln und Nachdenken!

    Nimm das Leben nicht so ernst-Du kommst eh nicht lebend raus!


    :lesend "Die Mumie"-Anne Rice
    Fastenzeit-SUB:30
    SUB-Abbau:6

  • Mittlerweile ist der Folgeband "Aufbruch" erschienen, den ich heute voller Freude in der Bücherei ergattert habe :-] !


    Ich habe "Das verborgene Wort" vor einigen Jahren gelesen und kann deswegen jetzt keine differenzierte Kritik mehr schreiben, doch es ist definitiv eines der Bücher, die mir im Gedächtnis geblieben sind, und ich werde mir in nächster Zeit auch ein neues eigenes Exemplar zulegen, nachdem ich das alte verliehen und nie zurückbekommen habe :fetch
    Ich weiß noch, wie sehr mir Ulla Hahns Sprache gefallen hat und daß ich das Buch regelrecht gefressen habe. Es ist kein Buch, bei dem man die Seiten überfliegen kann, doch schwer zu lesen fand ich es nicht.
    Obwohl ich einer komplett anderen Generation angehöre, konnte ich mich gut mit Hildegard identifizieren, mit ihrer Not sowie mit der Rettung durch Bildung und Sprache.
    Ob, was die 50er-Jahre Stimmung angeht, zu dick aufgetragen wurde, kann ich natürlich nicht beurteilen, doch ich empfand den Einblick in eine Zeit, die ich selbst nicht kenne, als sehr gelungen.


    "Das verborgene Wort" ist für mich definitiv ein Buch, das man gelesen haben sollte, und erhält 10 Punkte von mir.



    Kurzbeschreibung:
    Ihr Leben scheint vorgezeichnet: Kinder, Küche, Kirche. Doch Hilla träumt sich weg aus dem Dorf am Rhein. Nichts kann dem Kind kleiner Leute die Sehnsucht nach der Freiheit des Geistes austreiben. Unverhofft bietet sich ihr ein neues Leben: Abitur, Studium, ihre selbst gewählte Zukunft liegt vor ihr. Nach "Das verborgene Wort" hat die Lyrikerin und Bestsellerautorin Ulla Hahn erneut ein imposantes Epos vorgelegt, das feinnervig vom Erwachsenwerden, Wachwerden, Menschwerden erzählt.
    Hilla lacht das freieste Lachen der Welt. Es ist der erste Tag nach den Weihnachtsferien im Januar 1963; das Lehrerkollegium des Aufbaugymnasiums hat beschlossen, die Siebzehnjährige noch ins laufende Schuljahr aufzunehmen. Mit diesem Tag beginnt für das wissbegierige Kind "vun nem Prolete" endlich das lang ersehnte neue Leben, in dem die einfachen Wahrheiten der Eltern nicht mehr gelten, in dem das Buckeln in der Papierfabrik von der Freiheit der Worte abgelöst wird. Doch wird Hilla ihre wahre Heimat wirklich in der Sprache finden?


    "Aufbruch" gewährt einen anrührenden Blick in die Seele einer mutigen und doch so verletzlichen Heranwachsenden - und zeichnet sprachübermütig und mit großem epischem Temperament ein detailreiches Sittengemälde von den bundesrepublikanischen Mittsechzigern.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    Es liegt schon auf meinem SUB und wartet darauf gelesen zu werden, da ich auch sehr gerne den Folgeband lesen möchte! :-)


    Nicht zulange warten! "Das verborgene Wort" ist ein wunderbares Buch. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Du fandest es melancholisch? Ich empfand ihn eigentlich eher als hoffnungsvoll, einfach in dem Sinne, wie sich ein Mensch aktiv und mit wenig äußerer Hilfe so zielstrebig entwickeln kann, über seine kleine Welt hinauswachsen kann und mit Hilfe von Literatur und Bildung sich emanzipiert. Ich habe das Buch vor einer Weile gelesen und bin daher nicht mehr so ganz sattelfest, aber ich habe es als "Bildungsroman" im besten Sinne verstanden.


    Edit:Wobei ich von den Bildern, die ich teilweise im Kopf habe, Deinen Eindruck in gewisser Weise nachvollziehen kann. Aber ich habe ihn nicht als hauptsächlich abgespeichert.

  • Ich habe das Buch auch schon im letzten Sommer gelesen, ganz sattelfest bin ich daher auch nicht. Aber war es nicht so, das


    Außerdem empfand ich die Schilderung ihres Elternhauses als sehr lieblos und "dunkel".


    Sprachlich fand ich es sehr gut. Ich fand es gut, dieses Buch gelesen zu haben, das hätte ich in meinem ersten Posting zufügen sollen. Es hinterläßt einen nicht tottraurig, sondern eher nachdenklich.

  • Hildegard „Heldejaad“ Palm wächst im streng katholischen Arbeitermilieu in einem kleinen Dorf bei Köln in den 1950er Jahren auf.
    Ulla Hahn gewährt dem Leser in ihrem Buch, strikt aus der Sicht eines Kindes, einen Einblick in die kleinbürgerliche Enge, in das Fühlen und Denken in dieser Zeit. Besonders der große Einfluss, den der katholische Glauben auf den Alltag ausübte, wird erschreckend deutlich. Gott, vor allem das von Hildegards Großmutter vermittelte Gottesbild, ist eine strenge und strafende Instanz.
    Schon früh entflieht Hildegard vor der streng gläubigen Großmutter, dem gewalttätigen Vater und der alles ohnmächtig hinnehmenden Mutter in ihre reiche Fantasie. Nur ihr liebevoller Großvater, der mit ihr Spaziergänge am Rhein macht, mit ihr Buch-, Märchen- und Wutsteine sammelt, ihr Geschichten erzählt, gibt Hildegard Halt.
    Mit Schuleintritt und dem Lesen lernen öffnet sich für Hildegard eine neue Welt. Buchstaben werden Laute, die Laute bekommen einen Sinn, die geformten Worte lassen Geschichten entstehen. Im Elternhaus ist der Wissensdurst der Tochter nicht gern gesehen und nur mit Unterstützung eines Lehrers wird der Weg zur Realschule frei.
    Hildegard legt ein Buch für schöne Wörter und Sätze an, ihr Umfeld denkt abfällig, dass „sie sich für etwas besseres hält“. Je mehr Widerstand Hildegard erfährt, umso wichtiger werden ihre Fluchten in die Welt der Bücher. Für Friedrich Schiller, den sie besonders verehrt, errichtet sie sogar einen kleinen Altar.
    Nach dem Realschulabschluss zum Schulabgang gezwungen, beginnt Hildegard eine Lehre in der Papierfabrik, sich selbst dabei beinahe verlierend.


    Ulla Hahns klare, lebendige und authentische Sprache macht es dem Leser leicht, sich in Hildegard hineinzuversetzen, mit ihr zu fühlen. Dazu gehört auch die Einbindung des rheinischen Dialekts. Auch wenn man sich als Nicht-Rheinländer erst einlesen muss, ist die Verwendung des Dondorfer Platt wichtig für die Geschichte. So werden die bedrückende Enge, die Auswüchse des Glaubens, die strikte Trennung der katholischen, „echten“ Dondorfer von den „Anderen“, den „Evangelischen“ und den „Müppen“ (Flüchtlinge und Gastarbeiter) unmittelbar greifbar.


    Ulla Hahn ist mit diesem Roman eine eindringliche Milieuschilderung der 1950er Jahre Deutschlands gelungen. Im Ringen um Eigenständigkeit zeigt die Autorin die Entwicklung eines Mädchens zu einer selbstbewussten, jungen Frau. Trotz Zweifel und Rückschlägen vermittelt dieser Roman Hoffnung – Hoffnung auf eine selbst bestimmtes Leben.



    @ Isjoeckel:


    Weiter geht es dann mit "Aufbruch" :-).

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • ich habe das Buch gestern aus meinem SuB befreit. Nach den ersten 80 Seiten bin ich sehr angetan :-]

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Lange habe ich kein Buch mehr gelesen, daß mich so begeistert hat. Für mich eines der schönsten Bücher, das ich dieses Jahr gelesen habe.


    Ulla Hahn schafft es ein Jahrzehnt lebendig werden zu lassen, was sonst eher unbeachtet bleibt. Sie fängt gekonnt Stimmungen dieser Epoche auf, den Zeitgeist. Bedrückend und zugleich Mut machend, die Schilderungen von Hildegards heranwachsen. Für mich ein beeindruckendes Buch, das Spuren hinterlassen hat. Ich freue mich sehr auf den Folgeband.


    10 Punkte :wave

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Nach vier Wochen habe ich das Buch heute endlich ausgelesen und im Großen und Ganzen fand ich es auch sehr lesenswert. Spannend fand ich es nicht, aber eine Familiengeschichte muss das auch nicht unbedingt sein.


    Vor kurzem hatte ich die Autorin im „Nachtcafè“ gesehen und sie war mir auf Anhieb sympathisch. Vielleicht hatte Ulla Hahn eine strenge Kindheit, so wie die von Hildegard Palm, die in diesem Buch eben beschrieben wird. Ich habe es jedenfalls als Biografie gelesen und hatte immer die Autorin vor Augen.


    Was mich allerdings extrem gestört hat, waren die Passagen im Dialekt. Hin und wieder mal ein rheinländisches Wort als Einschub hätte ich tolerieren können, aber diese ganzen Sätze waren mir einfach zu viel. Ich denke, das war auch der Grund warum ich solange für das Buch gebraucht habe.


    Jetzt habe ich gesehen, dass dieser Roman auch verfilmt wurde. Irgendwann läuft er bestimmt mal wieder im Fernsehen.


    Ich vergebe 7 Punkte für eine nette Geschichte mit teilweiser wunderbarer Sprache, die nicht immer flüssig zu lesen war.

  • Anfangs hatte ich mit diesem Buch so meine Probleme, zum einen wegen der recht kleinen Schrift in der Taschenbuchausgabe, zum anderen wegen den vielen Sätzen im Dialekt, woran ich mich aber nach etwa 100 Seiten gewöhnt hatte und das meiste "übersetzen" konnte.
    Sprachlich ist "Das verborgene Wort" großartig und die eigentlich ziemlich handlungsarme Geschichte wird so vorgetragen, daß man als Leser gefesselt ist und Anteil nimmt an der Entwicklung Hildegards. Zum nebenher lesen eignet sich dieser Roman aber wahrlich nicht, man muß schon einiges an Zeit und Konzentration investieren, wird dafür aber auch reichlich belohnt.
    Inwieweit die damalige Zeit und das proletarische, erzkatholische Umfeld realistisch wiedergegeben wurde, kann ich nicht beurteilen; auf mich wirkte es jedenfalls stimmig und nachvollziehbar (also zumindest gut erfunden, wenn etwa nicht wirklichkeitsgetreu).
    Ich denke, dies ist ein Buch, das noch länger in mir nachhallen wird, soviele Details wurden auf die 600 Seiten gepackt, ohne daß das Buch langatmig wäre oder überfrachtet wirkte. Einzig übertreibt es die Autorin an manchen Stellen mit den Adjektiven, ansonsten beeindruckend.

  • Endlich hab' ich mich mal drangewagt. Drumherumgeschlichen bin ich schon öfters.


    Auch, wenn ich das Kölsche immer noch mal laut lesen muss, damit ich's verstehe :grin, geht's mittlerweile ganz gut. Ganz durch bin ich mit dem Buch noch nicht - dafür ist die Frühstückspause immer zu kurz ;-)


    Ein schönes Buch, das mich zum Nachdenken bringt.
    Vieles was für uns heute selbstverständlich ist, mal aus der anderen Perspektive zu sehen.


    Besonders gefallen hat mir Hillas Gefallen an den Worten, den Wortspielen und Ihrer Liste mit schönen Sätzen und Wörtern. Wie man sich an solchen "Kleinigkeiten" ergötzen kann und sie einem den grauen Alltag versüßen und einen Schlüssel zu einer vollkommen anderen, bis dato unbekannten, Welt eröffnen.