'Erkenne die Welt' - Seiten 001 - 089 (Einleitung - Das Maß aller Dinge)

  • Erschreckend, wenn man die Schätzungen liest, was alles an antiken Schriften verlorengegangen ist oder vernichtet wurde. Welch große Menge an Gedankengut da für immer verloren ist.


    Zitat

    Original von Andromeda
    Sonnenfinsternis im Abendland
    Interessant finde ich Prechts Aussage, die die Begründung der Naturwissenschaften mit der Geburtsstunde des Abendlandes (vielleicht) gleichsetzt. Ich sehe den Begriff „Abendland“ eigentlich eher in einem politischen Kontext.


    Ich verstehe den Begriff "Abendland" eher kulturell und geographisch, weniger politisch. Er dürfte sich im Laufe de Zeit aber auch gewandelt haben. Als er entstand (im 16. Jh.), verstand man darunter garantiert etwas anderes als heute.

  • Bei "Blick in den Kosmos" hat mich Precht inhaltlich auch ein wenig abgehängt. Allerdings ist es natürlich interessant, welche Strömungen und Vermutungen es in der Historie schon gegeben hat. Hoffentlich wird das bald mal was mit den Zeitreisen, ich würde mir das alles gerne mal selbst angucken. Bei den Theorien bin auch ich aber auch eher an neuzeitlichen Ideen interessiert.

  • Hier ist ja wirklich schon schwer was los! :wow


    Zitat

    Original von xexos


    Das hatte ich gestern auch gemerkt. Normalerweise lese ich ja noch spät abends im Bett. Bei diesem Buch ist das aber dann nicht mehr ganz so einfach.


    Ich kann das Buch auch nur in aller Ruhe lesen, selbst abends auf der Chouch, wenn der Fernseher läuft geht nicht wirklich, von daher werde ich nur im absoluten Schneckentempo voran kommen, zumal ich mit diesem Buch absolutes Neuland betrete, mit Philosophie habe ich mich bisher noch nie wirklich beschäftigt.


    Zitat

    Original von Andromeda
    Ich hätte mir keine bessere Einleitung zum Thema vorstellen können. Precht fasst sehr gut zusammen, auch ohne jegliche Kenntnis der erwähnten Autoren kann man wohl nachvollziehen, wer welche Richtung vertritt und in welche Gefilde uns die Reise führen wird. Trotzdem war ich (und werde das auch beim Weiterlesen sein) froh um die Möglichkeit, zusätzlich Lexika und Web bemühen zu können, um Begriffe wie „Cartesianismus“ nachschlagen und auffrischen zu können.


    Ich fand die Einleitung, wie diesen ganzen ersten Abschnitt auch absolut gelungen und auch ohne Vorwissen sehr gut lesbar und verständlich. Ich hatte bisher weder das Gefühl irgendetwas nachlesen zu müssen, noch zuviel "Input" auf einmal zu bekommen, absolut gelungen!

  • Heimwerker des Glaubens
    Damals herrschte wohl noch echte Religionsfreiheit: Viel Auswahl und viele Freiheiten, wenige Regeln. Man könnte auch sagen: ein ziemliches Durcheinander.
    Es muss den Herrn Precht wohl ordentlich geärgert haben, dass Aristoteles keine sauberen Quellenangaben hinterließ :grin. Ich halte es trotzdem nicht für ausgeschlossen, dass er (Aristoteles) mehr über die Zeit der Naturphilosophie wissen konnte als er überliefert hat. Auch aus seiner Zeit dürfte einiges an Schriften verloren gegangen sein. Und da wir so wenig über die Zeit von Anaximander und Anaximenes wissen, würde mich interessieren, woher Precht weiß, dass deren Schriften und Ansichten nicht das Ergebnis von Beobachtungen sind. Irgendetwas muss deren Denkprozess in Gang gesetzt haben. Und meistens ist das eine Beobachtung eines Vorgangs, der einem auf Basis des verfügbaren Wissens merkwürdig vorkommt. Wie Asimov mal sagte (frei zitiert): die aufregendsten Entdeckungen folgen nicht auf ein „Heureka!“ sondern auf ein „Das ist ja ulkig!?“


    Die Kraft der Mythen
    In diesem Abschnitt komme ich mit Prechts Aussagen nicht wirklich klar. Er verallgemeinert mir zu sehr. Mag sein, dass „Wie“ und „Warum“ nicht immer deckungsgleich sind, aber doch in weit höherem Maße als Precht darlegt. Und aus dem Satz „Ich liebe Dich“ müsste der Logik folgend „Dann liebst Du mich auch“ resultieren? Das ist, mit Verlaub, Blödsinn. Diese Schlussfolgerung hat keine Basis und ist nicht logisch.
    Und nun gesteht Precht den Naturphilosophen doch eine Fähigkeit zum logischen Denken zu. Meiner Ansicht nach widerspricht er damit seiner Aussage im Abschnitt zuvor.
    Aber nach diesen mir widerstrebenden Sätzen kann ich Precht dann wieder folgen, auch wenn mir seine Ausdrucksweise gelegentlich doch etwas zu blumig ist. „Poesie des Herzens und Prosa der Verhältnisse“? Das klingt arg schwülstig...
    Noch mehr für mich Widersprüchliches und Unklares: Der Begriff Logos, so sagt uns Precht (und auch andere Quellen, die ich in Web und Lexika fand) ist in der griechischen Philosophie eine „die Welt durchwirkende Gesetzmäßigkeit“. Und zu Zeiten von Thales und Co scheint er die Bedeutung „rationale Erklärung, Definition“ angenommen zu haben. Precht erzählt, dass das rationale Denken sich entwickelte, weil die Menschen Richtlinien brauchten für den Umgang miteinander in wirtschaftlichen Belangen und das leuchtet mir nicht ein, hier fehlt mir viel zu viel Hintergrundinformation. Was hatten die Naturphilosophen mit Volks- und Betriebswirtschaft am Hut und warum? Wurden sie mit der Gesetzgebung beauftragt? Und was bitte, sind diese „bestimmten Dinge“, für die der Versuch einer logischen und vernünftigen Erklärung gemacht werden sollte? Sorry, Herr Precht, das ist mir alles zu schwammig, es wirkt erfunden, weil ohne Begründung und Erklärung Behauptungen in den Raum gestellt werden.
    Vielleicht klärt sich ja manches in den nächsten Kapiteln. Aber eigentlich, logischerweise, sollte eine (Er-)Klärung da stehen, wo die Behauptung gemacht wird.

  • Diesem vorangestellten Zitat von Muriel Rukeyser hätte ich ohne eure Beiträge keine Aufmerksamkeit und erst recht keinen zweiten Blick geschenkt ;-).
    Ich halte es für eine mögliche Sicht auf die Dinge, mehr nicht.
    Und was das Gedicht angeht (danke für die Verlinkung, Andromeda), so kann ich schon mit deutschen wenig anfangen .... :grin.


    Die Einleitung hat mich dann schon mehr beschäftigt. Hier musste ich mich bremsen nicht in dem Buch herumzumalen und zu unterstreichen, weil mir so viele Sätze so gut gefallen haben.
    Z.B. S. 17, die Zeitlosigkeit vieler Fragen: "Fast alle Fragen der antiken Welt sind noch immer die unseren: Was ist ein gutes Leben? Was ist Wahrheit?......"
    Dazu passt, dass Herr Precht zwei Seiten später schreibt, sein Werk verstehe sich als Fortsetzungsroman der immer gleichen großen Fragen in ihren jeweils neuen Zeitgewändern.


    Das Kapitel Die Schule von Athen habe ich eigentlich als Fortsetzung der Einführung empfunden - unter einem interessanteren Titel :-).


    Zitat

    Original von Rouge
    Mir ist in der Einleitung auch der Satz: " Der Genuss ist es, der uns glücklich macht, nicht der Besitz" direkt ins Auge gesprungen. Ich finde diese Aussage total passend. Man kann noch so viel materiellen Besitz anhäufen und wird doch nicht glücklich sein, wenn man es nicht versteht Sachen wirklich zu genießen und sich über Kleinigkeiten zu freuen.Und wie Regenfisch schreibt, finde ich es auch oft selbst als Last, allzuviel Besitz anzuhäufen und ich fühle mich oft nach einem gründlichen Ausmisten richtig erleichtert und viel glücklicher.


    Das kann ich so :write. Genau so geht es mir auch.

  • Mir hat nun "Die Kraft der Mythen" recht gut gefallen. Es wurde etwas dinglicher und handfester. Schön auch, dass Mythos und Logos nebeneinander stehen dürfen und das dafür eine logische Begründung geliefert wird: Es werden unterschiedliche Bedürfnisse bedient.


    Zitat "Was hatten die Naturphilosophen mit Volks- und Betriebswirtschaft am Hut und warum?"
    So wie ich das verstanden habe, gar nichts. Das ist ja gerade der Grund, warum dem Logischen dann mehr Bedeutung zukam.

  • Witzig, einerseits ist über Thales so gut wie nichts überliefert, es gibt keine Schriften von ihm, andererseits schafft Precht es, daraus ein ganzes Kapitel zu machen. Er tut also das, was ein Philosoph so tut: er denkt und denkt und fabuliert und formuliert und schreibt dann die Sätze nieder. :-)

  • Zitat

    Original von xexos
    Zitat "Was hatten die Naturphilosophen mit Volks- und Betriebswirtschaft am Hut und warum?"
    So wie ich das verstanden habe, gar nichts. Das ist ja gerade der Grund, warum dem Logischen dann mehr Bedeutung zukam.


    Nun, Precht selbst stellt diesen Zusammenhang zwischen Naturphilosophie und Wirtschaft mehrfach her, er begründet ihn nur nicht. Ihm zufolge wurde die Notwendigkeit des Logos aus wirtschaftlichen Gründen geschaffen. Und er sagt, dass die Naturphilosophen die ersten waren, die das rationale Denken zumindest publik machten, bei ihm klingt es sogar, als hätten sie es erfunden. Daher scheint er schon ein Zusammentreffen zu sehen.


    JaneDoe : denken und formulieren ja. Fabulieren eher nicht. Zumindest sollte man das in der heutigen Zeit nicht mehr tun als Philosoph. Es sei denn, man möchte einen Mythos erschaffen.

  • @ all:
    Ich finde diese Leserunde jetzt schon großartig! :anbet
    Vielen Dank für die anregenden Diskussionen. So macht gemeinsames Lesen Spaß! :-]


    Zitat

    Original von Andromeda
    ...
    Die Kraft der Mythen
    In diesem Abschnitt komme ich mit Prechts Aussagen nicht wirklich klar. Er verallgemeinert mir zu sehr. Mag sein, dass „Wie“ und „Warum“ nicht immer deckungsgleich sind, aber doch in weit höherem Maße als Precht darlegt. Und aus dem Satz „Ich liebe Dich“ müsste der Logik folgend „Dann liebst Du mich auch“ resultieren? Das ist, mit Verlaub, Blödsinn. Diese Schlussfolgerung hat keine Basis und ist nicht logisch.
    ...


    Ich fand das Unfall-Beispiel sehr gut. Wenn etwas passiert, das einen tiefen Einschnitt im Leben markiert, fragt man sich doch oft: "Warum- gerade ich-jetzt-???" Auf dieses Warum gibt es keine Antwort, auf das Wie schon. Der Partner stirbt an einer Krankheit, dann weiß ich verstandesmäßig woran mein geliebter Partner gestorben ist, aber nicht warum. Er hätte genauso gut gesund bleiben können. Es gibt dafür keine logische Erklärung. Deshalb können die Menschen noch so aufgeklärt sein, die Glaubens-Dimension ist allzu menschlich und verleiht den meisten Menschen erst die spirituelle Tiefe in ihrem Leben.
    So habe ich das verstanden.


    Zitat

    Original von Andromeda
    ...
    Und nun gesteht Precht den Naturphilosophen doch eine Fähigkeit zum logischen Denken zu. Meiner Ansicht nach widerspricht er damit seiner Aussage im Abschnitt zuvor. ...


    Welchen Abschnitt meinst du?


    Zitat

    Original von Andromeda
    ...
    Aber nach diesen mir widerstrebenden Sätzen kann ich Precht dann wieder folgen, auch wenn mir seine Ausdrucksweise gelegentlich doch etwas zu blumig ist. „Poesie des Herzens und Prosa der Verhältnisse“? Das klingt arg schwülstig...
    ...


    Ich mag das. :grin Philosophie-Lexika gibt es genug.


    Zitat

    Original von Andromeda
    ...
    Noch mehr für mich Widersprüchliches und Unklares: Der Begriff Logos, so sagt uns Precht (und auch andere Quellen, die ich in Web und Lexika fand) ist in der griechischen Philosophie eine „die Welt durchwirkende Gesetzmäßigkeit“.
    ......


    Wo steht das Zitat? Ich finde es nicht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich kann nun auch endlich etwas beitragen. Die Feiertage waren doch voller als erwartet und irgendwie fällt es gar nicht leicht zu lesen, wenn man den ganzen Tag über total voll gefuttert ist. :rolleyes


    Ich bin zwar schon über 10 Jahre aus der Schule raus, dennoch musste ich direkt an den Ethikunterricht in der Schule denken, den ich immer mit Interesse verfolgt habe.


    Precht kann ja wirklich schreiben und ich habe das echt gern und interessiert gelesen, aber wirklich viel Inhalt war das jetzt nicht, oder? Irgendwie wirkte der erste Abschnitt auf mich recht aufgebauscht, das hätte man auch kürzer abhandeln können. Es muss ja nicht Pflicht sein über jedes Thema so und so viel Seiten zu schreiben.

  • Zitat

    Original von Andromeda


    Aber auch das bedingt doch eine friedliche Koexistenz von Besitz und Genuss? :gruebel


    Ich sehe das auch kritisch. Muss man nicht erst einmal etwas besitzen, um es dann genießen zu können? Wenn du keine Freunde hast, dann hat man keinen mit dem man etwas unternehmen kann, geschweige denn dass man Freundschaften pflegen kann.


    Sicherlich ist ein Übermaß an Besitz nicht gut. Nun ja und Genuss ist auch ein eher dehnbarer Begriff. Ich kann es genießen ein einzelnes Buch zu lesen, genauso ist es für mich aber auch Genuss an meiner Bücherwand lang zu laufen, die Buchrücken zu streicheln und das ein oder andere Buch rauszunehmen, nur um es mir mal anzusehen oder mal kurz rein zu lesen...

  • Zitat

    Original von Rouge
    Und wie Regenfisch schreibt, finde ich es auch oft selbst als Last, allzuviel Besitz anzuhäufen und ich fühle mich oft nach einem gründlichen Ausmisten richtig erleichtert und viel glücklicher.


    Da kann ich dir nur absolut zustimmen, dass Ausmisten richtig erleichternd sein kann. Allerdings muss ich gestehen, dass ich Schwierigkeiten habe mich von Dingen zu trennen, weil man könnte jene Bluse ja nochmal anziehen, auch wenn man sie die letzten 2 Jahre nicht einmal getragen hat oder dieses Buch behalten, auch wenn man es selbst schon gelesen hat und die halbe Verwandtschaft auch. Meist gelingt es mir nur aus Platzgründen mich dann endlich mal von etwas zu trennen...

  • Es ist etliche Jahre her, daß ich so etwas wie eine Geschichte der Philosophie gelesen habe, und allzu viel weiß ich davon nicht mehr. Von Precht habe ich noch überhaupt nichts gelesen und lasse mich überraschen.


    Die erste Überraschung war, daß das der erste von geplanten drei Bänden ist. Es geht zwar aus dem Cover hervor, daß das ein mehrbändiges Werk ist, aber im vorweihnachtlichen Streß ist mir das überhaupt nicht aufgefallen.


    S. 12 „Der Genuss ist es, der uns glücklich macht, nicht der Besitz.“ Ähnliches hat vor Jahren ein damaliger Bekannter gesagt, als er meinte, er brauche eine Sache nicht als Eigentümer zu haben, er wolle sie lediglich nutzen. Dazu muß sie einem nicht gehören.


    Interessant fand ich die Darstellung des alten Athen bzw. Griechenland, vor allem als Precht darstellte, was auf uns überliefert ist in Relation zu dem, was es einstens gab.



    Der Leitspruch wäre mir gar nicht weiter aufgefallen, wäre er nicht hier erwähnt worden. Er erinnert mich an einen Satz bzw. Gedanken, den ich vor Jahren gelesen habe, ich weiß nicht mehr, ob es ein naturwissenschaftliches oder geisteswissenschaftliches Buch war. Dort wurde die Frage gestellt, ob das Universum überhaupt existent wäre, wenn niemand da wäre, der es beobachten könnte.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • In diesem Abschnitt bin ich gerade. „Abendland“ hat für mich eine mehrfache Bedeutung. Zum einen rein geographisch im Gegensatz zum „Morgenland“ (= für mich Naher Osten), zum anderen politisch-kulturell im Gegensatz zum Morgenland (= Islam).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von nicigirl85
    ...
    Sicherlich ist ein Übermaß an Besitz nicht gut. Nun ja und Genuss ist auch ein eher dehnbarer Begriff. Ich kann es genießen ein einzelnes Buch zu lesen, genauso ist es für mich aber auch Genuss an meiner Bücherwand lang zu laufen, die Buchrücken zu streicheln und das ein oder andere Buch rauszunehmen, nur um es mir mal anzusehen oder mal kurz rein zu lesen...


    Da hast du sicherlich reacht. Aber was ist der wirklich nahrhafte Genuss? Ist es nicht der Moment, in dem du dich ganz in ein Buch versenkst, die Lektüre genießt, die Worte aufsaugst und du traurig bist, wenn du das Buch ausgelsen hast und du vielleicht noch mit Freunden darüber diskutierst? Klar ist es dan schön, ein geliebtes Buch im Regal stehen zu haben, aber um ein Buch lesend zu genießen muss man es nicht besitzen.


    Gerade an Weihnachten ist mir der Konsumterror so sehr auf die Nerven gegangen wie noch nie. Ich habe mich vor den Obdachlosen, Flüchtlingen und armen Menschen geschämt, dass Weihnachten oft so sehr auf materielle Dinge reduziert ist und dass das Jammern, das ich in den Geschäften gehört habe, auf so hohem Niveau ist, dass die Leute gar nicht mehr merken, wie gut es ihnen geht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich fand das Unfall-Beispiel sehr gut. Wenn etwas passiert, das einen tiefen Einschnitt im Leben markiert, fragt man sich doch oft: "Warum- gerade ich-jetzt-???" Auf dieses Warum gibt es keine Antwort, auf das Wie schon. Der Partner stirbt an einer Krankheit, dann weiß ich verstandesmäßig woran mein geliebter Partner gestorben ist, aber nicht warum. Er hätte genauso gut gesund bleiben können. Es gibt dafür keine logische Erklärung. Deshalb können die Menschen noch so aufgeklärt sein, die Glaubens-Dimension ist allzu menschlich und verleiht den meisten Menschen erst die spirituelle Tiefe in ihrem Leben.
    So habe ich das verstanden.


    Vermutlich denke ich einfach fatalistischer als die meisten Menschen. Ich betrachte das Warum in diesem Fall, eben in diesem Beispiel, durchaus als deckungsgleich mit dem Wie. Mir ist schon klar, Precht spricht von der mangelnden Akzeptanz von Fakten, dem Suchen nach einer Erklärung, die jenseits der Fakten liegt. Solche Erklärungen suche ich persönlich nicht. Jedenfalls nicht in solchen Bereichen. Und eine Menge anderer Leute, die mir in meinem Leben begegnet sind, ebenfalls nicht. Darum ist mir das zu stark verallgemeinert. Precht neigt dazu. Mag sein, dass er es in diesem Rahmen, in diesem Buch, für nötig hielt. Mich persönlich stört es eher.


    Zitat


    Welchen Abschnitt meinst du?


    Heimwerker des Glaubens, der Absatz beginnt mit "Die milesischen Philosphen..."


    Zitat


    Wo steht das Zitat? Ich finde es nicht.


    Seite 49 oben

  • Zitat

    Original von Andromeda


    Vermutlich denke ich einfach fatalistischer als die meisten Menschen. Ich betrachte das Warum in diesem Fall, eben in diesem Beispiel, durchaus als deckungsgleich mit dem Wie. Mir ist schon klar, Precht spricht von der mangelnden Akzeptanz von Fakten, dem Suchen nach einer Erklärung, die jenseits der Fakten liegt. Solche Erklärungen suche ich persönlich nicht. Jedenfalls nicht in solchen Bereichen. Und eine Menge anderer Leute, die mir in meinem Leben begegnet sind, ebenfalls nicht. Darum ist mir das zu stark verallgemeinert. Precht neigt dazu. Mag sein, dass er es in diesem Rahmen, in diesem Buch, für nötig hielt. Mich persönlich stört es eher.


    Danke für deine Antwort, Andromeda, jetzt verstehe ich besser, was du meinst.
    Ich erlebe das in meinem Umfeld eher genau anderherum. Zum Beispiel, dass Trauernde oder Hinterbliebene nicht loslassen und an der Frage: "Warum gerade xy?" fast verzweifeln und das Leben vergessen.


    Zitat


    Welchen Abschnitt meinst du?


    Heimwerker des Glaubens, der Absatz beginnt mit "Die milesischen Philosphen..."


    Zitat


    Wo steht das Zitat? Ich finde es nicht.


    Zitat

    Original von Andromeda
    Seite 49 oben


    Danke für die Angaben, ich hatte sie in "Die Kraft der Mythen" gesucht. :wave


    [SIZE=7]Edit zitiert richtig.[/SIZE]

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Zitat

    Original von Regenfisch
    ...Zum Beispiel, dass Trauernde oder Hinterbliebene nicht loslassen und an der Frage: "Warum gerade xy?" fast verzweifeln und das Leben vergessen.


    Gerade das aber, diese Gefühlswelt ohne jegliche Ratio, so scheint Precht zu glauben, macht den Menschen zum Menschen. Er sagt "Nicht das, was wir wissen oder zu wissen meinen, macht unser Leben werthaltig und wertvoll, sondern das, was wir spüren, ahnen, hoffen und glauben. " (Seite 59, oben)
    Diese Ansicht kann ich nicht teilen, die Aussage ist mir zu absolut und zu stark verallgemeinert. Wissen und rationales Denken hat einen mindestens ebenso hohen Stellenwert. Für mich persönlich sogar einen höheren, da ich keiner Religion anhänge.

  • Zitat

    Original von Andromeda
    Diese Ansicht kann ich nicht teilen, die Aussage ist mir zu absolut und zu stark verallgemeinert. Wissen und rationales Denken hat einen mindestens ebenso hohen Stellenwert. Für mich persönlich sogar einen höheren, da ich keiner Religion anhänge.


    Kann es sein, dass du dich ein wenig zu sehr "hineinverbeißt"? ;-)


    Ein paar Zeilen tiefer schreibt Precht " Glauben gehört zum Menschsein wie Wissen....."
    Ganz unten auf der Seite: " Wissen und Glauben, Rationalität und mythisches Denken..... sind in unserem Leben untrennbar miteinander verbunden ....."


    Er stellt mitnichten das eine über das andere.


    Und außerdem sind die Menschen per se verschieden. Der eine neigt mehr der Rationalität zu, der andere Bauchgefühlen, Religionen, Emotionen etc.


    Ich denke, man sollte da locker bleiben, das Gelesene auf sich wirken lassen, mitnehmen, was man brauchen kann und liegen lassen, was nicht passt.

  • Zitat

    Original von Andromeda
    ...
    Sorry, Herr Precht, das ist mir alles zu schwammig, es wirkt erfunden, weil ohne Begründung und Erklärung Behauptungen in den Raum gestellt werden.
    Vielleicht klärt sich ja manches in den nächsten Kapiteln. Aber eigentlich, logischerweise, sollte eine (Er-)Klärung da stehen, wo die Behauptung gemacht wird.


    Hast du gesehen, dass Precht im Anhang genau aufführt, welche Quellen er benutzt hat? Wahrscheinlich hat er es dort aufgeführt, damit es den Lesefluss nicht stört. Es soll ja ein Unterhaltungs-Sachbuch sein. :wave


    [SIZE=7]Edit tauscht Satzzeichen[/SIZE]

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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