Hier kann zu den Seiten 090 - 179 (Die menschliche Natur - Schein und Sein) geschrieben werden.
'Erkenne die Welt' - Seiten 090 - 179 (Die menschliche Natur - Schein und Sein)
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Ich bin nun auf Seite 140 und als nächstes Kapitel wartet Platon auf mich. Der zweite Abschnitt ist bislang wesentlich handfester als der erste. Precht hatte das ja auch selbst geschrieben, dass sich die Philosophie nun weniger mit sich selbst oder dem Mensch sein an sich beschäftigt, sondern eher in die Richtung der Staatsphilosophie geht. Die Verhandlung von Sokrates war sehr interessant.
Insgesamt bin ich auch erstaunt, wie viele Details von früher überliefert wurden. Teilweise hatte ich im ersten Abschnitt auch den Eindruck, ich würde ein Geschichts(lehr)buch lesen. Das bleibt natürlich nicht aus, wenn man die Theorien historisch ordnet. Ich würde aber gerne noch stärker in die vielen Ideen eintauchen.
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Zitat
Original von xexos
Teilweise hatte ich im ersten Abschnitt auch den Eindruck, ich würde ein Geschichts(lehr)buch lesen.
So geht es mir auch; allerdings habe ich auch genau ein solches Buch erwartet. Der Untertitel lautet ja auch „Eine Geschichte der Philosophie“.Den Platon-Abschnitt habe ich vorhin ausgelesen und festgestellt, daß sich eigentlich im Laufe der Jahrhunderte nur wenig geändert hat, was auch der Autor an mehreren Stellen schreibt. Z. B. S. 125:
Wer über mehr Besitz, Geld, Zeit, Beziehungen und Ansehen verfügt, der ist in einer formal gleichberechtigten Gesellschaft nicht gleich - und ist es bis heute nicht.Grinsen mußte ich auf S. 105:
Wenn alles aus den gleichen Grundstoffen zusammengesetzt ist, dann gibt es keinen grundsätzlichen qualitativen Unterschied zwischen Mensch, Tier und Pflanze.
Auf S. 108 liefert der Autor dann genau das Argument bzw. den Gedanken, der mir sofort hier in den Sinn kam: dann ist nur eine frugale Lebensweise zu rechtfertigen, denn auch das Essen von Pflanzen bedingt deren vorherige „Ermordung“. -
Zitat
Original von SiCollier
Den Platon-Abschnitt habe ich vorhin ausgelesen und festgestellt, daß sich eigentlich im Laufe der Jahrhunderte nur wenig geändert hat, was auch der Autor an mehreren Stellen schreibt. Z. B. S. 125:
Wer über mehr Besitz, Geld, Zeit, Beziehungen und Ansehen verfügt, der ist in einer formal gleichberechtigten Gesellschaft nicht gleich - und ist es bis heute nicht.
Die Menschen werden auch nie gleich sein. Wir folgen immer einem System mit einer Hierarchie und verschiedenen Rollen. Geld ist dabei nur eine Möglichkeit, wie sich die Hierarchie begründen lässt. Allgemeiner wäre das eher ein Begriff wie Macht oder Kraft oder noch allgemeiner "Nutzen für die Gemeinschaft". Dem schließt sich dann aber sofort die nächste Diskussion an, was der größte Nutzen für die Gemeinschaft sein könnte oder sollte. -
@ xexos
Nein, werden sie nicht. Wird aber immer wieder behauptet. Wie von Precht geschrieben: formal sind wir (damals wie heute) gleichberechtigt - aber in realiter weit davon entfernt - ebenso damals wie heute. -
Und "weit davon entfernt" könnte implizieren, dass es irgendwann anders sein könnte. Wird es aber nicht. Aus meiner Sicht sind Unterschiede natürlich und werden immer bestehen. Aus ganz vielen und unterschiedlichen Gründen heraus.
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@ xexos
Im Wesentlichen sehe ich das wie Du; allerdings sollte man fairerweise aufhören zu behaupten, alle sind gleich(berechtigt). -
Zitat
Original von SiCollier
@ xexos
Im Wesentlichen sehe ich das wie Du; allerdings sollte man fairerweise aufhören zu behaupten, alle sind gleich(berechtigt).Da kann ich dir nur zustimmen.
Ich denke auch, dass sich an dem, dass eben nicht alle gleich sind, sich nichts ändern wird. Diese ewige Diskussion dies anzustreben nervt aber total.
Warum fallen mir da spontan Ampelmännchen ein, die nicht auf das Geschlecht hindeuten dürfen, damit sich keiner benachteiligt fühlt?
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Zitat
Original von xexos
Die Menschen werden auch nie gleich sein. Wir folgen immer einem System mit einer Hierarchie und verschiedenen Rollen. Geld ist dabei nur eine Möglichkeit, wie sich die Hierarchie begründen lässt. Allgemeiner wäre das eher ein Begriff wie Macht oder Kraft oder noch allgemeiner "Nutzen für die Gemeinschaft". Dem schließt sich dann aber sofort die nächste Diskussion an, was der größte Nutzen für die Gemeinschaft sein könnte oder sollte.Vor allem gibt es ja in den Gesellschaften große Unterschiede, denn in manchen Kulturen (wenn auch wenigen) sind Frauen diejenigen, die das Sagen haben (z.B.: Mosuo in China), bei uns jedoch nicht. Und wer mag beurteilen was besser ist?
Jedes System hat irgendwo seine Fehler...
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Zitat
Original von nicigirl85
Warum fallen mir da spontan Ampelmännchen ein, die nicht auf das Geschlecht hindeuten dürfen, damit sich keiner benachteiligt fühlt?
In Leipzig gibt es Ampelmännchen und auch ein paar Ampelweibchen. -
Auch wenn natürlich nicht alle Menschen gleich sind und das auch nicht sein sollen, niemand wird eine Gesellschaft voller Klone wollen, denke ich schon, dass Gleichberechtigung ein wichtiges Ideal für eine demokratische Gesellschaft ist, auch wenn wirkliche Gleichberechtigung wohl nicht zu erreichen ist.
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Die in diesem Kapitel behandelten Philosophen sind mir alle bis jetzt komplett unbekannt.
Von Empedokles hatte ich bis jetzt noch nie etwas gehört, obwohl er für mich einige interessante Aussagen trifft. Mir gefällt zum Beispiel sein Plädoyer für den Vegetarismus. Und das es zu seiner Zeit schon die Frage gab, ob Pflanzen auch eine Seele habe und man sie dann essen darf oder nicht. Mich würde schon interessieren, wieso er gerade den Lorbeer als unantastbare Pflanze über alle anderen stellt. Gibt es dazu eine Begründung??
Auch Alkmaion war mir bis jetzt gänzlich unbekannt. Ich kann ihm aber in einigen Aussagen nur zustimmen. Zum Beispiel ist meiner Ansicht nach der Unterschied zwischen Gesundheit und Wohlbefinden immens. Auf S. 110 steht ein für mich wichtiger Satz: Ein Mensch ist gesund, wenn er sich in einer Harmonie mit sich selbst befindet. Ich arbeite selber im Gesundheitswesen und stelle immer wieder fest, dass bei Menschen, die sich krank fühlen, oft nur einzelne Symptome behandelt und betrachtet werden aber nicht der Mensch als ganze Einheit. Oft wird der restliche Körper und die Psyche ganz vergessen und man konzentriert sich nur auf das eine Symptom. So kann meiner Ansicht nach keiner zu einem völligen "Wohlbefinden" kommen.
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Original von Zwergin
..., auch wenn wirkliche Gleichberechtigung wohl nicht zu erreichen ist.
Eine Gleichberechtigung gibt es schon. Für jeden Menschen (im Geltungsbereich des deutschen Rechtsraums) gelten die gleichen Gesetze, jeder hat die gleichen Rechte und Pflichten. Bloß abweichend von den formalen Vorschriften gibt es dann faktisch die Unterschiede. Die sind aber nicht durch die Rechtsordnung begründet, sondern durch die Menschen selbst. -
Zitat
Original von xexos
In Leipzig gibt es Ampelmännchen und auch ein paar Ampelweibchen.Ja die finde ich auch toll.
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Original von xexos
Eine Gleichberechtigung gibt es schon. Für jeden Menschen (im Geltungsbereich des deutschen Rechtsraums) gelten die gleichen Gesetze, jeder hat die gleichen Rechte und Pflichten. Bloß abweichend von den formalen Vorschriften gibt es dann faktisch die Unterschiede. Die sind aber nicht durch die Rechtsordnung begründet, sondern durch die Menschen selbst.Tja und solange sich die Menschen nicht ändern, ändert sich an der Ungleichheit nichts, denn es müsste ja jemand auf etwas verzichten, damit dessen "Mehr" dann jemand anderes bekommt.
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Original von Rouge
... Mich würde schon interessieren, wieso er gerade den Lorbeer als unantastbare Pflanze über alle anderen stellt. Gibt es dazu eine Begründung??
Soweit ich das in anderen Quellen prüfen konnte, hat Empedokles das nie gesagt. Alles, was er je über Lorbeer geäußert hat, steht in dem auch von Precht zitierten Satz mit dem Löwen und dem Lorbeer. Beide galten bei den alten Griechen als Zeichen von Ehre und als Herausstellungsmerkmal. Lorbeer war die "Heilige Pflanze" von Apollo (hat, wie fast immer bei Männern, mit einer Frau zu tun :grin), deshalb wurde er (der Lorbeer) als die höchste unter den Pflanzen betrachtet, aber eher so, wie manche heutzutage die Rose als Königin der Blumen betrachten. Eben was Besonderes. Aber "unantastbar" - das muss Precht wohl hineininterpretiert haben, das war der Lorbeer nie. Er war einfach nur für besondere Leute und besondere Gelegenheiten reserviert. -
"Und so glauben die meisten Menschen, Realität sei, was die wirklichen Dinge sind. Der Philosoph aber weiß, dass Realität ist, wie die Dinge wirklich sind."
Knifflig. Das habe ich mehrfach gelesen, irgendwann konnte ich dann was damit anfangen ;-). Wie die Dingen wirklich sind, liegt natürlich auch wieder im Auge des Betrachters, von Philosoph zu Philosoph wahrscheinlich verschieden.
Interessante, aber komplizierte Gedankengänge. Kein Wunder wenn sich der "normale" Mensch "nur" mit den Dingen beschäftigt. -
Von Orphik habe ich noch nie gehört? Inwiefern leitet sich das von Orpheus ab? Das konnte ich dem Text nicht entnehmen :gruebel. Ist wahrscheinlich auch nicht weiter wichtig - zumal die Orphik von den Pythagoreern geschluckt wurde :grin.
Das stelle ich mir gerade bildlich vor: "Die Vertreter vornehmer Aristokratenfamilien trefen sich in Häusern oder unter Olivenbäumen, um über ihre Seelen zu sprechen. Klingt ganz schön strange ;-).
Am interessantesten fand ich in diesem Kapitel, was die Menschen für geistige Klimmzüge veranstalten um sich quasi aus ihrer Zugehörigkeit zur Natur abkoppeln, weil sie ihnen nicht akzeptabel erscheint (mal überspitzt formuliert). Wie sie zunehmend bestrebt sind, ihre Spezies kraft ihres Geistes von den anderen Wesen abzuheben.
An eine Seelenwanderung zu glauben und sie ernst zu nehmen bedeutet, sein Leben zu ändern und Tiere zu achten, das Leben von allem, was beseelt ist, zu erhalten und zu schützen. Nun ja, damit ist der Mensch im allgemeinen überfordert, kein Wunder, dass sich der Glaube an eine Seelenwanderung nicht wirklich durchgesetzt hat ;-).
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Man muss aber auch nicht an Seelenwanderung glauben, um Gründe zu finden, das Leben auf dieser Erde zu schützen
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Zitat
Original von Zwergin
Man muss aber auch nicht an Seelenwanderung glauben, um Gründe zu finden, das Leben auf dieser Erde zu schützenNö, muss man natürlich nicht, aber es steht halt so in diesem Kapitel :grin.