Das Mädchen, das keiner wollte - Diane Chamberlain

  • Taschenbuch: 480 Seiten
    Verlag: rororo; Auflage: 2 (2. Mai 2014)
    ISBN-13: 978-3499232541
    Originaltitel: Necessary Lies
    Preis Taschenbuch: Euro 9.99
    Preis Kindle E-Book: Euro 9.99


    Autorin


    Diane Chamberlain stammt aus Plainfield, New Jersey, und hat einige Jahre als Sozialarbeiterin und Psychotherapeutin gearbeitet. Bisher sind 21 Romane von ihr erschienen, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Zusammen mit dem Fotografen John Pagliuca und ihren beiden Hunden lebt sie in North Carolina.


    Kurzbechreibung/Klappentext


    North Carolina, 1960: Die 15-jährige Ivy Hart gehört zum White Trash: Sie arbeitet auf den Tabakfeldern in Grace County, einer von Gott verlassenen Gegend. Als die junge Sozialarbeiterin Jane die Familie Hart zu betreuen beginnt, kümmert sich zu ersten Mal wirklich jemand um das Mädchen: Ivy und Jane werden Freundinnen. Dann wird Ivy vom Sohn des Plantagenbesitzers schwanger. Doch ledige Mütter sind hier unerwünscht, die Sozialbehörden ergreifen unmenschliche Maßnahmen. Nur Jane kann Ivy jetzt noch helfen. Aber ist sie mutig genug, für ihre Überzeugung zu kämpfen?


    Meine Meinung


    Die Schriftstellerin Diane Chamberlain greift das heikle Thema der Zwangssterilisation von geistig zurückgebliebener Menschen durch staatliche Organe auf. Gegen ihren Willen und ohne sonstige medizinische Gründe war dieser operative Eingriff, der schwerwiegende Folgen für die freie Lebensgestaltung der betroffenen Menschen hatte, möglich. Der gesunde Menschenverstand und die Moral eines jeden Lesers beginnen sofort dagegen zu rebellieren aber es darf nicht ausser acht gelassen werden, dass dies bis ins Jahre 1992 auch in Deutschland praktiziert wurde.


    Wechseln wir geografisch nach Amerika in den Bundesstaat North Carolina und zeitlich zurück ins Jahr 1960. Die beiden Schwestern Mary Ella und Ivy leben in armen Verhältnissen umgeben von weitläufigen Tabakfeldern. Beide sind das, was man gemeinhin als geistesschwach bezeichnen würde. Das sie hübsch sind macht sie zur begehrten und leichten Beute für Männer und die 17-jährige Mary Ella hat bereits ein Kind. Die Sozialbehörden machen sich Sorgen und befürchten, dass die beiden Schwestern rasch viele Kinder von mehreren Vätern haben werden und die Allgemeinheit für die potentiell kinderreiche Familie aufkommen muss. Sie beschliessen, dass die beiden jungen Frauen zwangssterilisiert werden sollen. Die neu eingestellte Sozialarbeiterin Jane kümmert sich intensiv um die beiden und bemerkt, dass die 15-jährige Ivy intelligenter ist als es den Anschein macht. Sie kämpft gegen verkrustete Strukturen, sture Amtsleiter und den gnadenlosen Beschluss der Ivys Leben einschränken wird.


    Ein Roman der sich mit Geschichte und Gesellschaft auseinander setzt und versucht einen Blick unter die Oberfläche zu werfen. Meiner Meinung nach gelingt dies nur teilweise und der Inhalt hinterlässt bei mir offene Fragen. Da die Stossrichtung des Buches ganz auf Drama ausgelegt ist, bleibt eine objektive Betrachtungsweise des Kernthemas leider auf der Strecke. Anstatt einer kritischen Auseinandersetzung, zu der auch die Argumente der Behörden gehören, wird zu einseitig erzählt und es bleibt ein "Geschmäckle" hängen herzschmerz Trivialliteratur gelesen zu haben. Das die Autorin im Anhang auf ein paar Seiten sachlich und mit Fakten auf Eugenik und Sterilisation eingeht ist zwar lobenswert ändert aber nichts an meiner Meinung. Das die Geschichte aber einen Sog entwickelt und dieses "ich möchte unbedingt weiterlesen" Gefühl weckt kann ich nicht in Abrede stellen. Fazit: Ein Schmöker mit Dramaqualitäten, ein Drama mit Schmökerqualitäten. Wertung: 7 Eulenpunkte