Ralph oder die vierte Dimension - Julien Green (ab 12)

  • Sondereinband: 72 Seiten
    Verlag: Sanssouci Verlag


    Originaltitel: Ralph et la quatrième dimension
    Anja Lazarowicz (Übersetzer)


    Kurzbeschreibung:
    Ralph ist ein Eigenbrötler, und am liebsten sitzt er allein im warmen Zimmer und liest Gespenstergeschichten. Angst zu haben ist sein heimliches Laster, und so malt er sich aus, wie das Zimmer aussieht, wenn er sich nicht darin aufhält, und was die Dinge dann hinter seinem Rücken tun. Und manchmal scheint es ihm, als ob ein Unbekannter dicht neben oder hinter ihm stünde, schwarz gekleidet und mit einer roten Fliege um den Hals. Im bürgerlichen Leben ist Ralph Versicherungsagent, und da er häufig etwas geistesabwesend wirkt, heißt er bei seinen Kollegen nur der "Volltrottel". Sie ahnen nichts von seinen heimlichen Zwiegesprächen mit dem Teufel. Wie Ralph dabei dem Unbekannten persönlich begegnet, wie er von ihm in die vierte Dimension eingeführt wird und wie aus dem Geisterseher schließlich ein Schriftsteller wird, davon erzählt diese Initiationsgeschichte, in der der damals neunzigjährige Green wie in einem Brennglas noch einmal seine wichtigsten Themen versammelt hat.


    Über den Autor:
    Julien Green wurde am 6. September 1900 in Paris geboren und wuchs in der französischen Metropole zweisprachig auf. Sein Vater vertrat dort einen amerikanischen Ölkonzern. Als Julien Green vierzehn Jahre alt war, starb seine Mutter. Drei Jahre später trat er in die französische Armee ein. 1919 bis 1922 studierte er an der University of Virginia unter anderem Geschichte, englische Literatur, Griechisch, Latein und Hebräisch. Dann kehrte er nach Frankreich zurück; 1940 bis 1945 lebte er als Emigrant in den USA, aber von Kriegsende an wieder in seiner Wahlheimat Paris. Dort starb er am 13. August 1998. Seinen ersten Roman - "Mont Cinere" - veröffentlichte Julien Green 1926. Er schrieb in französischer Sprache. 1971 wurde er in die Academie francaise aufgenommen. Seine Memoiren und Tagebücher zählen zu den geistreichsten Selbstzeugnissen der modernen Literatur.


    Über die Übersetzerin:
    Anja Brandstetter, geb. Lazarowicz, geboren 1956 in München, lebt nach einem Magister in Anglistik, Romanistik und Geschichte der Frühen Neuzeit als Übersetzerin, Lektorin und Autorin in Tutzing


    Mein Eindruck:
    Wieder ein ungewöhnlicher Fund für mich: eine mir noch nicht bekannte kurze Novelle von Julien Green.


    Es ist ein Spätwerk und in einem leichten, poetische Ton, anscheinend für ein junges Leserpublikum geschrieben. Dazu passt, dass das kleine Buch von Johanna Kang illustriert ist. Recht karge Abbildungen, die mich nicht besonders ansprechen.


    Wie so oft in seinem Werk ist Green dem nicht ganz fassbaren, dem surrealen auf der Spur, ohne das es deswegen automatischen reine Phantastik wird.


    Was mich für das Buch einnimmt, ist die Empfindsamkeit der schon ein wenig naiven Hauptfigur, der ein Grübler und Träumer ist, dem realen Alltag kaum gewachsen. Bei aller Ängstlichkeit ist er auf das Unbekannte und das Geheimnisvolle auch neugierig. Das nagt an seiner Subtanz. Für seinen skeptischen Freund Fred, der nicht so sensibel ist, bleibt Ralph jemand, der Gespenster sieht und mit sich selbst spricht.
    Donn dann sieht Ralph auch die Chance zur Weiterentwicklung für sich und geht konsequent seinen Weg!
    So wird es schließlich eine Geschichte über Identität und über das Schreiben.