Titel: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
Autor: Joachim Meyerhoff
Verlag: Kiepenheuer und Witsch
Erschienen: November 2015
Seitenzahl: 347
ISBN-10: 3462048287
ISBN-13: 978-3462048285
Preis: 21.99 EUR
Das sagt der Klappentext:
Die Kindheit auf dem Gelände einer riesigen Psychiatrie und das Austauschjahr in Amerika liegen hinter ihm, der gerade zwanzig gewordene Erzähler bereitet sich auf den Antritt des Zivildienstes vor, als das Unerwartete geschieht: Er wird auf der Schauspielschule in München angenommen und zieht in die großbürgerliche Villa seiner Großeltern in Nymphenburg.Seine Großmutter ist eine schillernde Diva und selbst ehemalige Schauspielerin, sein Großvater emeritierter Professor der Philosophie, eine strenge und ehrwürdige Erscheinung. Ihre Tage sind durch abenteuerliche Rituale strukturiert, bei denen Alkohol eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Unter ihrem Einfluss wird der Erzähler zum Wanderer zwischen den Welten. Tagsüber an der Schauspielschule systematisch in seine Einzelteile zerlegt, ertränkt er abends seine Verwirrung auf dem opulenten Sofa in Rotwein und anderen Getränken. Aus dem Kontrast zwischen großelterlichem Irrsinn und ausbildungsbedingtem Ich-Zerfall entstehen die ihn völlig überfordernden Ereignisse. Zugleich entgeht ihm nicht, dass auch die Großeltern gegen eine große Leere ankämpfen, während er auf der Bühne sein Innerstes nach außen kehren soll und dabei fast immer grandios versagt.
Der Autor:
Joachim Meyerhoff, geboren 1967 in Homburg/Saar, aufgewachsen in Schleswig, ist seit 2005 Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. In seinem sechsteiligen Zyklus Alle Toten fliegen hoch trat er als Erzähler auf die Bühne und wurde zum Theatertreffen 2009 eingeladen. 2007 wurde er zum Schauspieler des Jahres gewählt. Für seinen Debütroman wurde er mit dem Franz-Tumler-Literaturpreis 2011 und dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis ausgezeichnet.
Meine Meinung:
Mit diesem dritten Teil seiner autobiographischen Romanreihe zeigt Joachim Meyerhoff ein weiteres Mal, welch ein großartiger Erzähler er ist. Dieses Buch mag man einfach nicht aus der Hand legen – es ist eine wunderbare Mischung aus Gefühl, Tragik, Komik und unglaublich viel Menschlichkeit. Dabei ist der Roman aber weder gefühlsduselig oder übertrieben sentimental. Meyerhoff schafft es immer, genau die richtige Mischung zu finden – so wie er es auch in seinen beiden Vorgängerromanen geschafft hat.
Dieser Roman ist auch ein Beleg für das Scheitern und das Wiederaufstehen. Ein Beleg über Zuneigung und Abschiede.
Mit sehr viel Zugewandheit und auch Liebe schildert Joachim Meyerhoff beispielsweise seine Großeltern. Zwei wunderbare Menschen mit sehr liebenswerten Schrullen. Aber auch von ihnen muss er irgendwann Abschied nehmen, genau wie vom Vater. Und er macht deutlich, dass Menschen die gehen, immer eine Lücke hinterlassen, ein Lücke die wenn überhaupt nur mehr als notdürftig gefühlt werden kann – soweit das überhaupt möglich ist.
Es ist eines dieser Bücher, die man nicht aus der Hand legen kann – wo man am Ende aber dann doch enttäuscht ist, weil es eben nicht mehr weitergeht, weil man den Schluss des Buches erreicht hat.
Ein sehr lésenswerter autobiographischer Roman der von mir 8 Eulenpunkte erhält.