Der Verräter von Bethlehem - Matt Beynon Rees

  • 1. Band der Omar Jussuf-Reihe


    Kurzbeschreibung:
    Omar Jussuf arbeitet als Geschichtslehrer für Muslime und Christen in einem Flüchtlingscamp in Bethlehem. Er ist ein bescheidener, wenn auch streitbarer Idealist. Als sein Lieblingsschüler Saba, ein Christ, an einem Attentat an einem führenden palästinensischen Widerstandskämpfer beteiligt gewesen sein soll und keiner an der Wahrheit interessiert ist, ist Omar es sich selbst und Saba schuldig, den wahren Verräter von Bethlehem zu finden.


    Über den Autor:
    Matt Beynon Rees wurde 1967 in South Wales geboren. Er war lange Jerusalemer Bürochef der "Time", für die er weiterhin schreibt. Er spricht u.a. Arabisch und Hebräisch und ist der Autor von "Cain's Field: Faith, Fracticide, and Fear in the Middle East". "Der Verräter von Bethlehem" ist sein erster Omar-Jussuf-Krimi, für den er u.a. den John Creasey Dagger der CWA erhielt. Es folgten "Ein Grab in Gaza", "Der Tote von Nablus" und "Der Attentäter von Brooklyn". Matt Rees lebt mit seiner Familie in Jerusalem.


    Über den Sprecher:
    Stephan Benson, geboren 1964, ist Schauspieler, Hörbuch- und Synchronsprecher und Autor. Einen umfassenden Einblick in sein vielseitiges Schaffen gibt seine Homepage.


    Meine Meinung:
    Bei diesem ersten Band der Reihe um den Geschichtslehrer Omar Jussuf, der sich gerne auch als privater Ermittler betätigt, ist der Fall eher Nebensache, die eigentliche Hauptfigur ist die politische Situation in Israel/Palästina und wie diese den Alltag der dort lebenden Menschen beeinflusst. Das Fazit ist wenig überraschend und vielleicht deshalb sogar noch deprimierender: Gerechtigkeit ist hier kaum zu erwarten, der Alltag ist geprägt von Ohnmacht und Angst, über allem schwebt die Willkür und ein gewisser subtil schwelender oder offener Hass, so dass das Leben stets eine Gratwanderung zwischen Diplomatie und Mut zur eigenen Meinung ist. Rees' Protagonist Omar Jussuf ist ein Paradebeispiel für diese Gratwanderung und deshalb so sympathisch, auch wenn oder gerade weil er alles andere als makellos ist. Die Lösung des Falls ist eigentlich zweitrangig, aber nachvollziehbar, das Ende angesichts der Hoffnungslosigkeit der Situation irgendwie unbefriedigend. Dennoch oder deshalb empfehlenswert und zwar insbesondere für alle, die ein großes Interesse an einer glaubwürdigen und detaillierten Schilderung des Settings haben und dafür auch kleine Abstriche in der Krimihandlung in Kauf nehmen und es verschmerzen können, wenn nicht alles nach westeuropäischen Standards abläuft. Letzteres bezieht sich sowohl auf die Ermittlungsarbeit als auch auf die Gewaltenteilung und Unabhängigkeit der Behörden.


    Stephan Benson ist ein toller Sprecher, der eine absolut überzeugende Leistung abgeliefert und einen Großteil zu der Spannung des Hörbuchs beigetragen hat. Ein Name, den ich mir merken werde!


    8 Punkte von mir!