Eleanor Catton - Die Gestirne

  • Titel: Die Gestirne
    OT: The Luminaries
    Autorin: Eleanor Catton
    Übersetzt aus dem Englischen von: Melanie Walz
    Verlag: btb
    Erschienen: November 2015
    Seitenzahl: 1040
    ISBN-10: 3442754798
    ISBN-13: 978-3442754793
    Preis: 24.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Neuseeland zur Zeit des Goldrausches. Als der Schotte Walter Moody im Januar 1866 nach schwerer Überfahrt nachts in der Hafenstadt Hokitika anlandet, trifft er im Rauchzimmer des örtlichen Hotels auf eine Versammlung von zwölf Männern, die eine Serie ungelöster Verbrechen verhandeln: Ein reicher Mann ist verschwunden, ein opiumsüchtige Hure hat versucht, sich das Leben zu nehmen und eine ungeheure Summe Geld wurde im Haus eines stadtbekannten Säufers gefunden. Moody wird bald hineingezogen in das Geheimnis, das schicksalhafte Netz, das so mysteriös ist wie der Nachthimmel selbst.


    Die Autorin:
    Eleanor Catton, Jahrgang 1985, wurde in Kanada geboren. Als sie 13 Jahre alt war, zog ihre Familie nach Neuseeland, wo sie später an der Canterbury University und der Victoria University studierte. Für ihren Debütroman "Die Anatomie des Erwachens", den sie im Alter von 22 Jahren schrieb, wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und von der Times als "golden girl of fiction" gefeiert.


    Meine Meinung:
    Dieser Roman ist ohne Frage ein Highlight der belletristischen Literatur. Und die Autorin Eleanor Catton ist eine begnadete und großartige Erzählerin. Man nehme eine ordentliche Portion eines Kriminalfalles, dazu eine kräftige Portion der Lebensverhältnisse aus vergangener Zeit und Würze das Ganze mit Protagonisten, die wie die Faust aufs Auge in die damalige Zeit passen. Und dass das Ganze noch im fernen Neuseeland spielt, ist das Sahnehäubchen.


    Es macht einfach Spass diesen Roman zu lesen. Auch die Seitenzahl von 1040 Seiten sollte niemand abschrecken. Man würde sich wahrscheinlich um ein wirklich großartiges Lesevergnügen bringen, ließe man sich denn abschrecken.

    DIE ZEIT schreibt über dieses Buch:


    „Nun beginnt der Kunstgriff der Autorin, sie lässt in zwölf Kapiteln einen nach dem anderen berichten, was aus seiner Sicht geschah. Moody und der Leser versuchen, die Puzzlesteine zusammenzusetzen, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Dabei wechseln nicht nur die Perspektiven, auch entpuppt sich der vermeintlich Gute schnell als Böser, aus Fieslingen werden plötzlich liebenswerte Figuren, und wirklich verlassen kann man sich auf nichts und niemanden. Nur auf die Astrologie, und hier kommt der zweite Clou: Der Roman hat eine astrologische Struktur. Die Hauptfiguren, deren Geschichten sich auf zwölf Kapitel verteilen, sind mit den zwölf Tierkreiszeichen assoziiert. Sie bewegen sich wie die Sterne auf vorbestimmten Bahnen, und die Kapitel werden gegen Ende immer kürzer, genau wie die Mondphasen.“


    Man hat immer wieder das Gefühl, die Autorin beschreibt die damalige Zeit aus eigenem Erleben. Alles wirkt sehr authentisch und nicht so, als würde die heutige Zeit nur rückwärts zeitversetzt in das neunzehnte Jahrhundert delegiert.


    Eine sehr lesenswerter Roman, ein Buch das fasziniert. 9 Eulenpunkt für eine belletristische Sternstunde. Unterhaltungsliteratur der absoluten Spitzenklasse.


    ASIN/ISBN: 3442754798

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich bin gerade wieder zurück von meiner Zeitreise in das Jahr 1866. Sie führte mich nach Hokitika, einer kleinen Goldgräberstadt an der Westküste Neuseelands. Dort lernte ich jede Menge teilweise sehr verschrobene Menschen kennen und rätselte lange Zeit mit ihnen, was genau sich in ihrer Stadt ereignet hatte und wie die merkwürdigen Geschehnisse zu interpretieren seien.


    In der Stadt, in der sonst scheinbar nicht viel passierte, überschlugen sich die Ereignisse innerhalb kürzester Zeit; ein Säufer wurde tot in seiner Hütte gefunden und ein Vermögen entdeckt. Die stadtbekannte Hure Anna lag im Opiumrausch halbtot auf der Straße und der reichste Mann des Ortes war spurlos verschwunden. Genau zu diesem Zeitpunkt tauchte ein Kapitän auf, der von allen, die mit ihm zu tun hatten, für das personifizierte Böse gehalten wurde und wie aus dem Nichts meldete eine fremde Frau ihren Anspruch auf das entdeckte Vermögen an…


    Zwölf Männer aus dem Ort versammeln sich im Hotel und versuchen, die Sache zu enträtseln. Jeder der Beteiligten kommt zu Wort und erzählt seine Sicht der Dinge – und das sehr ausführlich. Zusätzlich erfährt der geneigte Leser allerhand über dessen Vorleben und Vorlieben. Sprachlich ist das Ganze an die Zeit der Handlung angelehnt und ich musste mich erst ein wenig an die Ausführlichkeit, die etwas altbacken klingenden Redewendungen und die vielen Abschweifungen gewöhnen. Jedes noch so kleine Detail wird beschrieben ohne jedoch den Leser zu langweilen, oder zu sehr von der eigentlichen Handlung abzulenken.


    Durch diese Erzählweise sieht man die Stadt und ihre Bewohner sehr lebendig vor sich, kann sich die Holzhäuser, das ständig schlechte Wetter und die schlammigen Straßen gut vorstellen und versucht sich einen Reim auf die Ereignisse zu machen, was aber zum Glück nicht so einfach ist, wie man anfangs vermuten könnte. „Die Gestirne“ ist ein Buch, das man nicht aus den Händen legen mag und es auch nicht tun sollte, da man sonst aufgrund der vielen Personen und deren Verstrickungen in die Geschichte, schnell den Faden verliert.


    Mein Fazit: Ein großartiges Buch, dessen Komplexität die volle Aufmerksamkeit des Lesers fordert und auch verdient hat. 10 Eulenpünktchen für dieses Meisterwerk.

  • Das von Euch so gelobte Buch liegt leider noch immer ungelesen auf dem SUB - werde ich aber auf jeden Fall noch lesen bzw. hören bevor die Verfilmung bei uns zu sehen ist:


    https://www.bbc.co.uk/mediacentre/mediapacks/the-luminaries


    https://www.radiotimes.com/new…railer-airdate-plot-cast/


    PS Eleanor Catton hat mehrere Jahre am Drehbuch gearbeitet und die Verfilmung soll einen anderen Blickwinkel auf die Geschichte geben. Bin gespannt. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von ottifanta ()