Amra und Amir - Maria Braig

  • Titel: Amra und Amir (Ubuntu - Außenseiterthemen, die alle angehen)
    Autor: Maria Braig


    Broschiert: 190 Seiten
    Verlag: Verlag 3.0 Zsolt Majsai (23. April 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3956671376
    ISBN-13: 978-3956671371
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 13 Jahren
    Größe und/oder Gewicht: 13,4 x 1,9 x 19,6 cm


    Maria Braig, Jahrgang 1957, geboren in Süddeutschland, lebt in der Friedensstadt Osnabrück. Sie studierte Germanistik, Theaterwissenschaft, Geschichte und Empirische Kulturwissenschaft. Sie engagiert sich sozialpolitisch (Umwelt- und Friedenspolitik, Asyl- und Menschenrechtsarbeit), so auch für 'One Billion Rising' - Rising for Justice - Aufstehen für das Recht - Aufstehen für Gerechtigkeit. Sie arbeitet als LKW-Fahrerin, Lektorin und Autorin.


    "Amra, die Tochter albanischer Eltern, die im Kosovokrieg nach Deutschland geflohen sind, wird nach ihrem 18. Geburtstag ins Herkunftsland ihrer Eltern abgeschoben. Amra, die weder das Land noch die Sprache kennt, findet sich plötzlich ohne Geld, Wohnung und Arbeit in einer ihr völlig unbekannten Welt wieder. Sie entwickelt ihre eigenen Überlebensstrategien und wird, um sich etwas sicherer zu fühlen, zu Amir, einem jungen Mann, der sich, wie viele andere auch, durch Müllsammeln und Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Amras ehemaligen Schulkameraden gelingt es, sie illegal zurück nach Deutschland zu bringen, aber auch hier hat sie ohne legalen Aufenthaltsstatus keine Perspektive auf ein „normales“ Leben, wie es vor der Abschiebung für sich geplant hatte."


    (Quelle: AMAZON)


    Meine Meinung:
    Amra wurde als Kind albanischer Flüchtlinge in Deutschland geboren. Ihr Vater stirbt bald darauf, ihre Mutter bekommt ein Daueraufenthaltsrecht, da es ihr nicht zuzumuten ist, in ihre Heimat zurückzukehren, weil sie dort traumatisiert worden ist und man eine Retraumatisierung nicht riskieren kann. Amra bleibt als Minderjährige selbstverständlich bei ihrer Mutter. Als sie volljährig wird, bekommt sie einen freundlichen Brief, in dem sie aufgefordert wird, innerhalb 4 Wochen freiwillig Deutschland zu verlassen. Eine Woche vor Fristablauf wird sie im Morgengrauen überraschend von der Polizei daheim abgeholt und zum Flughafen verbracht.
    Diese Konstellation war mir neu. Einerseits kann ich sie nachvollziehen - immerhin muss es irgendwo Regelungen geben. Auf der anderen Seite wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass ein in Deutschland geborener und aufgewachsener junger Mensch - von "voll integriert" kann man nicht reden, eine Integration war ja weder möglich noch nötig - in ein Land ausgewiesen werden kann, das er nicht kennt, dessen Sprache er nicht spricht, wohin es keinerlei Bindungen gibt. Vermutlich habe ich mir aber auch noch nie darüber ausreichend Gedanken gemacht.
    Derartige Gedanken zu initiieren war für mich deshalb auch der große Pluspunkt dieses Buches.
    Zudem war die Geschichte Amras sehr spannend und mitreißend geschrieben. Es handelt sich hierbei um keine Biografie, sondern um Puzzlestücke aus Schicksalen verschiedener Betroffener.
    Ein kleiner Minuspunkt war hingegen in meinen Augen, dass auch hier wie in "Nennen wir sie Eugenie" das Thema Homosexualität weiten Raum einnahm. Ich gönne diesem Thema zwar prinzipiell Raum, fand es aber in "Eugenie" passender eingesetzt, da dort die lesbische Freundschaft mit einer anderen Frau neben einer drohenden Zwangsverheiratung mit einem Mann den Grund der Flucht aus dem Senegal darstellte. Hier hätte ich es jetzt nicht schon wieder "gebraucht". Es kann aber auch sein, dass ich auch darüber noch nicht ausreichend nachgedacht habe und die Schwierigkeiten der Betroffenen nicht richtig einzuschätzen in der Lage bin.
    Vielleicht haben ja andere Eulen das Buch ebenfalls gelesen - oder jetzt Lust dazu bekommen - und schreiben etwas dazu.
    Von mir gibt es 9 von 10 möglichen Eulenpunkten.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)