Das dunkle Herz der Welt - Liliana Le Hingrat

  • Zum Inhalt:
    Das heutige Rumänien im 15. Jahrhundert: Vladislav Basarab Draco, Ritter des Drachenordens, kämpft um den walachischen Thron seines Vaters. Dabei gerät er in Konflikt mit den Königen von Ungarn und Polen, die, selbst verfeindet, ihren eigenen Anwärter auf den walachischen Thron setzen wollen.
    Im Alter von fünf Jahren von seiner Familie getrennt, wächst Vladislav am Hof König Sigismunds auf, als Geisel und Garant für die Politik seines Vaters, des Fürsten Mircea Basarab. Der ungarische Monarch, der auch der Großmeister des Drachenordens ist, nimmt ihn in seine Dienste und am 8. Februar 1431, in Nürnberg, in die höchste Klasse der Societas Draconis auf.
    Vladislavs bester Freund und Schwertbruder János Hunyadi, Sohn eines Kleinadligen, erfährt am Tag zuvor von dem polnischen König Jagiello, dass er der uneheliche Sohn Sigismunds ist. Voller Neid verfolgt er die Zeremonie seines Freundes und meint, dass die Ehrungen ihm und nicht Vladislav zustehen. Als er von Vladislav vor den Augen König Sigismunds auch noch im Turnier besiegt wird und obendrein zusehen muss, wie Vladislav, obwohl er verheiratet ist, seine verehrte Clara von Thegzes verführt, wandelt sich die Freundschaft in Missgunst und Hass.


    Die Autorin:
    Liliana Le Hingrat wurde 1967 in Rumänien geboren. Sie studierte Geschichtswissenschaften an der Universität "Alexandru Ioan Cuza" zu Iasi und arbeitete als freie Korrespondentin für eine rumänische Tageszeitung. Ihre erworbenen Fachkenntnisse während des Geschichtsstudiums sowie die Leidenschaft fürs Schreiben flossen in ihren historischen Debütroman "Das dunkle Herz der Welt" ein. Liliana Le Hingrat nahm an mehreren renommierten Schreibseminaren teil. Heute lebt sie in der Nähe von Köln und engagiert sich für die Restaurierung der einsturzgefährdeten Kirchburgen aus Transsylvanien in Rumänien.


    Meine Meinung:
    Über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren begleiten wir Vladislav Basarab Draco auf seinem Kampf um den Thron der Walachei, dem heutigen Rumänien. Er ist der Vater von Vlad Draculea, später besser bekannt als Vlad Tepes, der Pfähler. Gemeinsam mit seinem treuen Freund Roxolan, einem Hohepriester der Alten Mysterien und seinem ehemaligen Stallburschen Ilarion kämpft Vladislav gegen die Osmanen, die die westlichen Länder wie Ungarn und Österreich erobern und beherrschen wollen. Um die Walachei, das Land seiner Ahnen, zu retten, geht er schließlich ein Bündnis mit dem Sultan Murad ein, was ihm wiederum den Hass des christlichen Ungarn und Österreich einbringt.
    Auch privat läuft nicht alles rund. Vladislav ist mit einer wunderbaren Frau verheiratet, aber die Ehe wurde arrangiert. Vasilissa und er respektieren und achten sich gegenseitig, aber Vladislavs Liebe gehört Clara, während Vasilissa sich in den Burgunder Wallerand verliebt. Im Laufe der Jahre schenkt Vasilissa ihrem Mann vier Kinder, Mircea, Vlad, Radu und Alexandra. Aber sein Kampf um den Thron und sein Bündnis mit den Osmanen fordert Opfer und macht auch vor seinen Kindern nicht halt.


    Man merkt dem Roman an, dass die Autorin sehr genau und gründlich recherchiert hat und alles möglichst genau wiedergeben möchte. Sie ist selbst Rumänin und ihr liegt ihr Land und dessen Geschichte natürlich am Herzen.
    Im Nachwort schreibt sie, sie wollte mit diesem Roman zeigen, dass die wahre Geschichte der Draculas eben so spannend sein kann wie die von Bram Stoker erzählte. Ich finde, das ist ihr gelungen.
    Das Buch hat eigentlich alles, was ein historischer Roman braucht: Fakten und Fiktion, die gekonnt miteinander verwoben sind, interessante Charaktere, von denen keiner blass bleibt, Emotionen und auch amüsante Momente. Ich mochte besonders Roxolan. Es geht um Liebe, Freundschaft, Hass, Stolz, Ehre, die Familie und die Verpflichtung den Ahnen gegenüber. Werte, die man heute leider nicht mehr oft kennt.
    Für mich persönlich war es allerdings ein bisschen zu viel Politik und manchmal fiel es mir schwer allem zu folgen, bei den vielen Namen, Titeln und Bezeichnungen. Aber das ist halt Geschmacksache.


    Liliana Le Hingrat schreibt außerdem, dass sie eine Fortsetzung der Gechichte Vlad Draculea widmen will. Darauf bin ich schon gespannt und werde es sehr gerne auch lesen.


    Und zuletzt natürlich noch ein Dankeschön an die Losfee von Vorablesen.de, dass ich das Buch lesen durfte. ;-)

  • 1431 wird Vladislav Basarab in den Drachenorden aufgenommen und nennt sich fortan Vladislav Draco. Aufgewachsen am Hof Sigismunds, ist es sein höchstes Ziel, sich den Thron seines Vater zurückzuerobern. Doch auch gegen die Hussiten und die Osmanen gilt es sich zu rüsten. Wer Verbündeter ist, ist nicht immer leicht zu erkennen, Intrigen und Zwietracht untereinander herrschen vor, Machtstreben, Eigennützigkeit, Missgunst und Eifersucht entzweien sogar Freunde und Waffenbrüder wie Vlad und den Ungarn János Hunyadi.


    Liliana Le Hingrat hat sich in ihrem Debütroman nicht dem, vor allem negativ bekannt gewordenen, Vlad Draculea, sondern dessen Vater angenommen. Vladislavs Geschichte ist spannend und voller Wendungen, bedingt durch die wechselnden Bündnisse und politischen Ereignisse, die die Autorin gut recherchiert aufzeigt. Auch Vlads Kindheit und Jugend (er wurde 1431 geboren) werden mit einbezogen, ihm soll ein Folgeband gewidmet werden, auf den ich schon gespannt bin, erst vor einiger Zeit habe ich einen Roman gelesen, der sich mit dem historischen Vlad Draculea beschäftigte.


    Der Autorin ist es wunderbar gelungen, die damalige Zeit lebendig werden zu lassen. Ich muss gestehen, dass mir die Geschichte Transsylvaniens und der Walachei bisher kaum bekannt war, umso interessanter war es hier zu lesen. Vor allem, da Liliana Le Hingrat auch die alte, dakische Kultur jener Gegend miteinbezogen hat in Form des Charakters Roxolan, der als Hohepriester der Alten Mysterien ein leicht mystisches Element einbringt, das aber eben passend ist und auch nicht störend wirkt, tatsächlich ist Roxolan einer meiner Lieblingscharaktere des Romans.


    Liliana Le Hingrat erzählt sehr bildhaft und fängt wunderbar Stimmungen ein, sei es mit Sigismund bei Hof, in Gegenwart der Königin und ihrer Hofdamen, im Wald unter Wölfen oder auch im Kampf, man fühlt sich, als wäre man selbst dabei.


    Die Charaktere sind tiefgehend gezeichnet. Wie die Autorin im Nachwort berichtet, hat sie sich vor allem auf zeitgenössische Quellen gestützt, deren Widersprüchlichkeit oder allzu patriotische Huldigung sie allerdings sinnvoll deuten musste. Natürlich sind die Charakterfärbungen dadurch subjektiv geprägt, aber so etwas lässt sich, zumal bei so lange zurückliegender Historie, kaum vermeiden. Dadurch, dass es im Nachwort ausführlich erwähnt wird, kann der Leser es entsprechend einordnen.


    Nicht gut gefallen hat mir persönlich der Handlungsstrang um Clara von Thegzes, der sich durch den ganzen Roman zieht und eine ziemlich wichtige Rolle spielt. Auf mich wirkt er aufgesetzt und nicht nachvollziehbar. Ich kann weder die Gefühle, die andere Charaktere für Clara empfinden, nachvollziehen noch die Konsequenzen daraus verstehen, zumal mir Clara nicht als liebenswerte Person nahegebracht wird. Hier hätte sich die Autorin mehr Zeit für die Entwicklung der verschiedenen Emotionen lassen müssen. Gewiss, der Roman umfasst 16 Jahre, jedoch für das Verständnis dieses nicht unwesentlichen Handlungsstranges wäre es wichtig gewesen. Bei mir löste es Kopfschütteln aus und ich empfand vor allem das Ende als unfassbar kitschig. Da sich dieser Handlungsstrang auf den gesamten Roman auswirkt und vor allem auf das Verhältnis zweier wichtiger Protagonisten, führt das zur Abwertung, volle Punktzahl ist hier nicht möglich. Dass die Autorin sich dazu im Nachwort äußert, hat mich dann etwas versöhnt.


    Nachdem ich das Nachwort nun schon mehrfach erwähnt habe: Der Roman ist sehr gut ausgestattet, neben dem, sehr ausführlichen, Nachwort, gibt es zwei mehrfarbige Karten und ein Personenverzeichnis, in dem historische Persönlichkeiten als solche kenntlich gemacht werden. Ein Glossar fehlt leider. Ich habe während der Lektüre ausgiebig gegoogelt und insgesamt viel Neues erfahren, für mich eine wesentliche Eigenschaft eines historischen Romans.


    Wer gut recherchierte historische Romane liebt und sich zudem gerne einmal in eher unbekannte Gebiete und Zeiten versetzen lassen will, ist hier am rechten Ort.

  • Über das Buch:
    Das heutige Rumänien im 15. Jahrhundert: Vladislav Basarab Draco, Ritter des Drachenordens, kämpft um den walachischen Thron seines Vaters. Dabei gerät er in Konflikt mit den Königen von Ungarn und Polen, die, selbst verfeindet, ihren eigenen Anwärter auf den walachischen Thron setzen wollen.
    Im Alter von fünf Jahren von seiner Familie getrennt, wächst Vladislav am Hof König Sigismunds auf, als Geisel und Garant für die Politik seines Vaters, des Fürsten Mircea Basarab. Der ungarische Monarch, der auch der Großmeister des Drachenordens ist, nimmt ihn in seine Dienste und am 8. Februar 1431, in Nürnberg, in die höchste Klasse der Societas Draconis auf.
    Vladislavs bester Freund und Schwertbruder János Hunyadi, Sohn eines Kleinadligen, erfährt am Tag zuvor von dem polnischen König Jagiello, dass er der uneheliche Sohn Sigismunds ist. Voller Neid verfolgt er die Zeremonie seines Freundes und meint, dass die Ehrungen ihm und nicht Vladislav zustehen. Als er von Vladislav vor den Augen König Sigismunds auch noch im Turnier besiegt wird und obendrein zusehen muss, wie Vladislav, obwohl er verheiratet ist, seine verehrte Clara von Thegzes verführt, wandelt sich die Freundschaft in Missgunst und Hass. (Quelle: www.droemer-knaur.de)


    Über die Autorin:
    Liliana Le Hingrat wurde 1967 in Rumänien geboren. Sie studierte Geschichtswissenschaften an der Universität „Alexandru Ioan Cuza“ zu Iasi und arbeitete als freie Korrespondentin für eine rumänische Tageszeitung. Ihre erworbenen Fachkenntnisse während des Geschichtsstudiums sowie die Leidenschaft fürs Schreiben flossen in ihrem historischen Debütroman „Das dunkle Herz der Welt“ ein. Liliana Le Hingrat nahm an mehreren renommierten Schreibseminaren teil. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann in der Nähe von Köln, sie ist im Finanzmanagement tätig und engagiert sich für die Restaurierung der einsturzgefährdeten mediävalen Kirchburgen aus Transsylvanien in Rumänien. . (Quelle: www.droemer-knaur.de)


    Meine Meinung:
    Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Zwar hatte ich am Anfang etwas Schwierigkeiten die verschiedenen Personen zu sortieren (das Personenregister am Ende schaffte aber bald Abhilfe), sobald ich dem Buch jedoch ein wenig Zeit gegeben hatte, lies es sich wunderbar lesen und ich konnte mich richtig in die Geschichte versenken. Der Roman ist äußerst spannend erzählt, ein wenig im Stil von Rebecca Gable, verschiedene Erzählperspektiven mit einer durchmischten Anzahl von historischen und nicht-historischen Personen. Auch hier geht es um Macht, Politik, Verrat, Treue, Krieg und Familie, aber natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz.
    Die Botschaft dieses Romans ist auch wiederrum eindeutig: Freundschaft kann an den unterschiedlichen Machtinteressen scheitern, dennoch sind es unsere Freunde, auf die wir uns in Notsituationen verlassen können. Es geht nicht immer darum, eine Entscheidung zu treffen die in diesem Augenblick richtig ist, sondern eine Entscheidung zu treffen die wir auch unseren nachfolgenden Generationen zumuten können und wollen.
    Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, erzählende Passagen wechseln sich mit Dialogen ab, die Spannungsbögen sind bewusst gesetzt und treiben auf einen gemeinsamen Höhepunkt hin. Vor den jeweiligen Kapiteln oder Abschnitten befindet sich immer eine Orts- und Zeitangabe, sodass wir Leser immer wissen, wo die Geschichte gerade spielt.
    Das Buch besticht auch durch seine schöne Aufmachung, ein sehr gefälliges Cover. In den Innenklappen befinden sich zwei verschiedene Karten, die dem Leser bei der Orientierung helfen.
    Ich empfehle diesen Roman allen, die gerne anspruchsvollere historische Romane lesen und sich ganz in eine Geschichte hineinversenken möchten.

  • Die Autorin (Quelle: Buecher.de)
    Liliana Le Hingrat wurde 1967 in Rumänien geboren. Sie studierte Geschichtswissenschaften an der Universität "Alexandru Ioan Cuza" zu Iasi und arbeitete als freie Korrespondentin für eine rumänische Tageszeitung. Ihre erworbenen Fachkenntnisse während des Geschichtsstudiums sowie die Leidenschaft fürs Schreiben flossen in ihrem historischen Debütroman "Das dunkle Herz der Welt" ein. Liliana Le Hingrat nahm an mehreren renommierten Schreibseminaren teil. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann in der Nähe von Köln, sie ist im Finanzmanagement tätig und engagiert sich für die Restaurierung der einsturzgefährdeten mediävalen Kirchburgen aus Transsylvanien in Rumänien.


    • Produktdetails (Quelle: Buecher.de)
    • Knaur Taschenbücher Nr.51759
    • Verlag: Droemer/Knaur
    • Seitenzahl: 762
    • 2015
    • Ausstattung/Bilder: 2015. 768 S. 210 mm
    • Deutsch
    • Abmessung: 213mm x 125mm x 40mm
    • Gewicht: 592g
    • ISBN-13: 9783426517598
    • ISBN-10: 3426517590
    • Best.Nr.: 42706661



    Ein gut recherchierter Roman
    Prolog. Wir lesen wie ein kleiner Junge auf die Welt kommt, und ein Hohepriester ihn mitnimmt und ein Ritual mit ihm vollzieht…
    Vladislav Draco Basarab wird am Hof König Sigismunds in den Drachenorden aufgenommen. Beim Turnier wirft ihm Clara Thegzes eine goldene Brosche zu. János, Vladislavs Schwertbruder, hat jedoch auch ein Auge auf Clara geworfen. Und er ist neidisch auf Vlas, zumal er auch noch erfahren hat, wessen Sohn er angeblich sein soll… Er fühlt sich zurückgesetzt…
    Kurz bevor Vlas nach Transsylvanien aufbricht, verschwindet Clara und ist nicht mehr auffindbar. Dabei war von ihrer Mutter und János Hunyadi ausgemacht, dass sie diesen heiraten sollte…
    Im Baronat der Thegzes‘ geschieht etwas, was Vladislav den Hass seines Schwertbruders János einbringt…
    Als eines Tages die Gefahr eines Türkenkrieges gegen die Walachei besteht, und Vlas nicht mit des Kaisers Hilfe rechnen kann, wird er Vasall des Sultans Murad. Doch auch dabei bleibt es nicht… Und János Hass auf Vladislav wächst weiter …
    Dann wird Vladislav an den Hof des Sultans beordert, mit Familie. Das hat Folgen….
    Es gibt da noch einen Mann namens Roxolan, der geschworen hat, Vladislav und seine Familie zu beschützen. Doch seit Vlas‘ ‚Besuch‘ bei Murad ist das nicht mehr ganz so einfach…


    Was ist das für ein Ritual im Prolog? Wessen Sohn ist János angeblich, und wird er von diesem Mann noch anerkannt? Warum fühlt er sich zurückgesetzt? Weshalb ist Clara abgehauen? Will sie János Hunyadi nicht heiraten? Was passiert genau im Baronat der Thegzes? Wie wirkt sich Vlas‘ Verrat jeweils aus? Warum hasst János Vladislav so sehr? Welche Folgen hat die Einladung des Sultans? Und was ist das mit der Beschützerrolle von Roxolan? Alle diese Fragen, und noch viel mehr, werden in diesem Buch beantwortet.


    Meine Meinung
    Am Anfang war es etwas schwierig, in die Handlung hineinzukommen. Es gab auf einen Schlag zu viele Personen und somit Namen, die man sich merken musste. Doch als ich schließlich drinnen war, ließ sich das Buch sehr gut lesen. Auch in die Protagonisten konnte ich mich gut hineinversetzen. Doch verstand ich János Hass auf Vlas nicht. Er hätte doch mal mit ihm reden können, und nicht als selbstverständlich annehmen, dass Vlas Bescheid weiß. Auf jeden Fall war das Buch von Anfang bis zum Ende spannend. Und ich erfuhr viel über die Geschichte dieser Gegend. Meines Erachtens ist das Buch sehr gut recherchiert und die Geschichte, die Liliana le Hingrat darum gewoben hat, hat mir sehr gut gefallen. Das Buch hat mich gefesselt und bekommt von mir eine Lese-/Kaufempfehlung.

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Geschichtliche Einblicke in das Europa des 15. Jahrhunderts...


    Ich wollte das Buch in erster Linie lesen, weil ich mit Rumänien und Transsylvanien immer nur Dracula in Verbindung gebracht habe, dabei hat das Land mehr Bedeutung als ich je geahnt hatte.


    In der Geschichte geht es um Vladislav, der in den mächtigen Drachenorden aufgenommen wird. Doch mit der gewonnenen Macht, bekommt er auch Pflichten zugeteilt, die sein Leben gehörig verändern. Wird Vladislav seinen Weg gehen können?


    Anfänglich tat ich mich etwas schwer mit der Geschichte, was aber keinesfalls mit der Schreibe der Autorin zu tun hatte. Ich musste mich zunächst einfach an die unaussprechlichen Namen gewöhnen, die mir zunächst nur schwer über die Lippen wollten.


    Frau Le Hingrat gelingt es in diesem Roman sehr gut die Zerrissenheit Europas, sowie den Kampf der Kulturen und Religionen näher zu bringen. Dabei beschönigt sie weder etwas, noch nimmt sie Partei für eine Seite ein, sondern schildert objektiv, sofern dies möglich ist, die Ereignisse.


    Gerade die vielen Intrigen und Machtkämpfe haben mich in Erstaunen versetzen können und was alles notwendig war, um einfach sein angestammtes Leben leben zu können.


    Die dargestellten Charaktere wuchsen einem langsam aber sicher ans Herz. Mir hat die langsame Annäherung an die Protagonisten gefallen.


    Das Buch wird abgerundet durch bunte Karten im Einband und ein ausführliches Personenregister, was erheblich zur Orientierung beiträgt.


    In meinen Augen ein Buch mit Anspruch, dass sich nicht wie ein leichter Schmöker weglesen lässt, sondern den Leser durchaus fordert. Aber wenn man durchhält, wird man mit einem immensen Wissenszuwachs belohnt.


    Fazit: Ein historischer Roman, der mir völlig unbekannte Geschichte näher gebracht hat. Gern empfehle ich das Buch weiter.


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Nachdem hier einige sehr interessante und hilfreiche, zudem sehr gut geschriebene Rezensionen bereits vorhanden sind, denen ich voll zustimmen kann, reduziere ich meine eigene Rezension auf meine eigene Erfahrung mit dem Buch.


    Ausgangspunkt für den Roman - Graf Dracula
    Le Hingrat schreibt in ihrem Nachwort, dass sie ein Buch schreiben wollte, das zeigt, dass das tatsächliche Leben des walachischen Fürsten Vlad Tepes, der als Vorbild für den Grafen Dracula gilt, genauso aufregend war, wie die Dracula-Legenden. Nun dürfte der Graf Dracula alias Vlad Tepes tatsächlich das einzige sein, wozu die Menschen im deutschsprachigen Raum (und vielleicht nicht nur dort) etwas wissen, wenn es um rumänische Geschichte geht. (Wobei die Geschichte der Fürstentümer Wallachei, Moldau und Siebenbürgen keineswegs national eingegrenzt werden kann, sie berührt sich mit der Geschichte des HRR, des ungarischen Königreiches, des osmanischen Reiches, der Herrschaften, die sich damals im späteren Land Jugoslawien fanden und der polnischen Geschichte.)


    Ein Roman über ein im deutschen Sprachraum unbekanntes "Kapitel" des Mittelalters: ein "unbekanntes" Land - die Wallachei und ein unbekannter Herrscher - Vlad Dracul
    Le Hingrat hat sich dann nach der Information in ihrem Nachwort als Folge ihrer Recherchen dazu entschieden, erst einmal einen Roman über den Vater des Vlad Tepes zu schreiben: Vlad Dracul (im Roman: Vlas / Vladislav Basarab), über den relativ wenig bekannt ist. Umso positiver war ich beim Lesen überrascht, dass sie ihre Romanhandlung tatsächlich auf historischen Fakten aufgebaut hat oder auch bei der Füllung der "weißen" Flecken auf Anregungen in historischen Quellen zurückgegriffen hat.


    Der Held des Romans:
    Eine große Überraschung ist, dass diese Figur gar nicht stereotyp wirkt, wie ich mit Blick auf den derzeitigen Buchmarkt erwartet hätte. Nicht der strahlende oder leidende jugendliche Held, der aus dem Exil nun zurückkehrt, um sich die ihm rechtmäßig zustehende Herrschaft endlich zu erkämpfen, sondern ein Mann in den besten Jahren, verheiratet, bereits Vater eines Sohnes - ein Mann somit, der bereits einen Teil seines Lebens hinter sich hat. Seine Schwierigkeiten verdankt er auch keineswegs ausschließlich böser Verwandtschaft, die ihm diese Herrschaft wegnehmen will, einem Oberschurken, der ihn wegen einer Sexgeschichte etwa zu vernichten versucht (wie der Klappentext hervorhebt) oder bösen Intrigen, sondern diese Konflikte sind bei Le Hingrat in einem größeren historischen Zusammenhang vorgeführt. Mögen auch persönliche Gründe eine Rolle spielen, die Konflikte / Kämpfe etc. lassen sich keineswegs auf diese reduzieren.


    Das Bild der Geschichte bei Le Hingrat:
    Im Vergleich zu meisten deutschsprachigen historischen Bestseller-Romanen vom Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts fällt auf, dass Le Hingrat eine ganz andere Sichtweise auf Geschichte vermittelt. Bei ihr ist Geschichte zur Abwechslung tatsächlich eine komplexe, vielfältige Sache, die nicht auf simple Dreiecksstories, Soap Operas, Sex und Crimes und Störung einer heilen Welt durch den omnipotenten Bösewicht reduziert wird, und letztlich in einer "heilen" Welt endet, wo fiktive Figuren (und historische Sieger/innen) nun einer vorläufig glücklichen Zukunft entgegensehen (bis halt in einigen Fällen die Fortsetzung erscheint). Die Lösungen, ob nun verwirklicht, nicht verwirklicht oder zu spät durchgeführt, sind immer vorhanden: Ausschalten des Schurken / Probleme gelöst u. Ä.
    (Im Vergleich zum 19. Jahrhundert, wo diese heile Welt und Happyends z. B. bei namhaften Autoren/innen wie eben ein Sir Walter Scott oder Alexandre Dumas d. Ä. zumindest ein wenig (indirekt) hinterfragt werden, ist das in unserer Zeit offensichtlich nicht mehr notwendig.)
    Gegen diese MickyMaus-Versionen und Märchen (manchmal auch "Lügenmärchen" ) ist übrigens nichts einzuwenden, solange sie als das, was sie tatsächlich sind, vermarktet oder beschrieben werden (und wenn sie z. B. nicht als gelungene historische Romane etikettiert werden, denn das sind sie sicher nicht). (Offensichtlich hat sich trotz Internet und komplexer Vernetzung in der Gegenwart gegenüber dem 19. Jahrhundert nicht viel geändert, wo Karl Mays Wilder Westen auch für Realität gehalten wurde.)

    Le Hingrat bietet weder ein Happyend noch Lösungen, die tatsächlich etwas bringen.

    Vor allem keine simplen Lösungen.
    Die Wallachei und ihr Fürst (und auch dessen Gegenspieler im Kampf um die Herrschaft und die Macht) sind letztlich nur Schachfiguren anderer Herrscher, wie z. B. der Könige von Ungarn und Polen, des Sultans, der Kirche etc., doch auch die sind wieder keineswegs die alleinigen Drahtzieher. Familie, Herkunft, Religion, Lage, Zufall und Ähnliches kommen als weitere Fakten hinzu. Le Hingrat erzählt nicht die Geschichte eines erfolgreichen Siegers, sondern zeigt einen Herrscher, der verzweifelt versucht, sich in einer äußerst gefährdeten Position zwischen den unterschiedlichsten Anforderungen und Bedrohungen zu behaupten und die zu schützen, für die er Verantwortung hat.


    Le Hingrat bietet also einen (für historische Romane des 21. Jahrhunderts ungewöhnlich) sehr komplexen Zugang zur Geschichte, denn bei ihr entsteht die Romanhandlung tatsächlich aus der Geschichte.


    Ich vermute einmal, dass auf diesen anspruchsvollen Zugang zur Geschichte auch die negativen Kritiken, die ich bisher gefunden habe, zurückzuführen sind, die vor allem darauf herauslaufen, ihr Roman wäre zu stark mit historischen Fakten befrachtet und daher kein wirkliches Lesevergnügen. (Wobei sich diese Kritiker/innen leider keineswegs für abfällige Aussagen zu gut sind, so läuft es auch darauf hinaus, wie man so etwas überhaupt lesen kann.)
    Vielleicht fallen die negativen Kommentare hier auch besonders biestig aus, weil wer gibt schon gerne zu, dass er/sie mit einem solchen Buch überfordert ist.


    Der Gegenspieler / die andere Hauptrolle:
    Für andere Hauptrolle wählte Le Hingrat mit Janos Hunyady, dem späteren Reichsverweser des ungarischen Königreiches, eine weitere historische Figur, die tatsächlich Zeitgenosse von Vlad Dracul war. Ein weiterer Pluspunkt ist auch, dass beide hier einmal tatsächlich durch eine konfliktreiche Beziehung verbunden sind, deren wechselvolle Stadien für zusätzliche Spannung sorgen. Zwar ist die Beziehung der beiden Figuren Le Hingrats eigene Erfindung, allerdings fällt sie in den Rahmen dessen: könnte so gewesen sein.
    Hinzu kommt, dass Janos Hunyady bei Le Hingrat nicht nur eine sehr komplexe Figur ist, sondern auch einen überzeugenden Gegenspieler und gelungenen Gegenpart für Vlad Dracul / Vlas abgibt, dies gerade auch mit Blick auf das historische Umfeld, in das beide gestellt sind.


    Vlas muss zwar um seine Wallachei kämpfen, aber seine Legitimation kann er mit seiner Herkunft aus dem höchsten Adel begründen.


    Janos, Sohn eines Adeligen, der als erster seiner Familie überhaupt Erwähnung findet, ist dagegen einer, dem letztlich der Aufstieg in den Hochadel gelingt, und der zuletzt sogar indirekt in eine Herrscherposition aufrückt, für das 15. Jahrhundert eine ungewöhnliche Karriere.

    Diese Außenseiterposition wird von Le Hingrat auch wesentlich zu seiner Charakteristik genutzt, wobei sie auch Gerüchte, dass er in Wirklichkeit ein natürlicher Sohn von König / Kaiser Sigmund ist, geschickt einbezieht, ohne sich da aber eindeutig festzulegen. (Janos - nur ein Aufsteiger oder einer, der aufgrund dessen, dass ihn sein richtiger Vater nicht anerkennen will, sozusagen Diskriminierung erfährt, was eine glaubwürdige Motivation für seinen Ehrgeiz, seinen Wunsch nach Aufstieg ist.)


    Die "Heldin"
    Ein typisches Merkmal ist eine weibliche Hauptfigur, eine Ausnahmefrau von außergewöhnlicher Schönheit, die ein ungewöhnliches Schicksal erleben und sich mit ihrem Aktionen über die Gesellschaft und ihre Regeln einfach hinwegsetzt, ohne dass sie selbst deswegen im Konflikt mit sich geraten würde (auch wenn ihr die "böse" Gesellschaft da erst einmal Schwierigkeiten macht). Zuletzt gibt es für sie ein Happyend mit dem Mister Right, das ihr, wenn gleich nur indirekt, den Aufstieg in höchste Positionen ermöglicht. Blanche ("Das Spiel der Könige" / Rebecca Gable) z. B. ist zuletzt die Geliebte von Jasper Tudor, dem Onkel des neuen Königs, und um ihre Zukunft brauchen Leser/innen sich auch keine Sorgen zu machen. Rosina ("Ich Maximilian Kaiser der Welt" / Peter Prange), ein anderes Beispiel, ergeht es noch besser. Sie steigt von einfachen Hoffräulein zur "heimlichen Kaiserin" auf.


    Vielleicht wurde die Liebesbeziehung zwischen Vlas und der fiktiven Adeligen Clara im Klappentext sehr stark hervorgehoben, um Leser/innen zu signalisieren, dass auch dieser übliche "Romanbaustein" hier zu finden wäre.


    Die fiktive Figur der Clara, die ihre Entstehung als Romanfigur einen Hinweis in einer historischen Quelle verdankt, ist eine Frau mit erstaunlicher Charakterstärke, die weiß, was sie will und die sich über die Verluste, die das bedeutet, klar ist. Die Liebesgeschichte zwischen ihr und Vlas hat einige überraschende Wendungen und letztlich auch kein (wenigstens vorübergehendes) Happyend oder eine Glorifizierung Claras. Aber Clara ist auch keine Ausnahmefrau und sie bleibt zudem eine Nebenfigur. Le Hingrat hat ihre Rolle zudem so angelegt, dass sie dafür die historischen Fakten nicht wirklich verändert musste.


    Keine Ausnahmefrau?
    Überhaupt sind die Frauenfiguren, die Le Hingrat vorkommen lässt, obwohl sie auf "die Heldin" verzichtet hat, insgesamt recht farbig und eigenständig. Frauen mit eigenen Wünschen (Wassilissa, Smaranda), Frauen, die wissen, was sie wollen und auch versuchen, es zu kriegen(Clara, ihre Mutter, Elisabeth, Barbara), Frauen, die auf manchen Gebieten sogar den Männern überlegen sind (Erszebet) etc.
    Ich habe in den letzten Jahren selten einen Roman gelesen, der eine so hohe Anzahl an Frauenfiguren aufweist, die zwar Neben- und Randfiguren sind, aber erstaunlich vielfältig gezeichnet und die trotzdem eine erfrischende "Normalität" an sich haben.


    Fazit
    Le Hingrats Roman - also ein Buch, das langatmig, sperrig und teilweise mit historischem Wissen überfrachtet ist und daher kein Lesevergnügen sein kann.


    Nun ist Lesevergnügen immer eine subjektive Sache und sagt allerdings mehr über Leser/in als über das Buch aus. Nach meiner eigenen Erfahrung hängt sie zudem auch von verschiedenen Faktoren ab, die gar nichts mit der tatsächlichen Qualität oder den Mängeln eines Buches zu tun haben.


    Le Hingrats Roman ist ...
    - Sicher nicht der "leichte" Schmöcker oder der "seichte" Roman, der seine Historizität nur vortäuscht oder halt ins Nachwort verlegt hat, um Leser/in kurzweilige Unterhaltung zu bieten.


    Aber dieser Roman ist ...
    - Ein Roman, der zeigt, dass geschichtliche Fakten eben nicht ausschließlich mit Sex, Liebe, Crimes und Intrigen angereichert und zu deren Gunsten reduziert oder verfälscht werden müssen, um eine spannende und ergreifende Handlung erzählen zu können.
    - Ein historischer Roman, der zur Auseinandersetzung mit der Geschichte anregt.
    - Ein historischer Roman, der diese Bezeichnung einmal tatsächlich verdient hat.
    - Ein Roman, der tatsächlich Geschichte erzählt und zur Handlung macht, und der versucht, seinem historischen Thema gerecht zu werden, soweit das bei historischen Themen möglich ist.


    FAZIT:
    Eindeutig eine Bereicherung für den deutschsprachigen Buchmarkt. Es bleibt zu hoffen, dass er sein Publikum finden wird, und dass es noch weitere solche Romane gibt.


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    Was die Leseprobleme betrifft, liegt bei Le Hingrat die selbe Hürde vor, die ich hatte, als ich vor einiger Zeit einen skandinavischen Film gesehen habe. Es war ein sehr guter Film, er hatte sehr viel zu bieten, aber ich musste erst einmal meine an amerikanische Filme gewöhnte Sehgewohnheiten (tolle Technik, Hochglanzfassade, schöne Menschen etc.) hinter mir lassen, um diesen Film, der den meisten amerikanischen Filmen an Tiefe und Authenzität überlegen war, tatsächlich auch toll finden zu können.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • Zitat

    Original von Jenks
    So sieht also eine "reduzierte" Rezi von dir aus? :grin


    Aber ich stimme dir zu, ein wirklich gelungener Roman.
    Mir scheint allerdings, du hast bisher eher schlechte Erfahrungen mit historischen Romanen gemacht, da du so hervorhebst, dass der Roman hier "aus der Geschichte entsteht".


    Schlechte Erfahrungen - zumindest mit allen deutschsprachigen historischen Romanen des 21. Jahrhunderts, die ich in den letzten drei / vier Jahren gelesen habe und über folgende Merkmale aufweisen:
    - die höchstes Lob erhalten haben (denen also Qualität nachgesagt wird)
    - denen außerdem nachgesagt wird, dass Autor/in umfassend recherchiert haben soll, und
    - die zusätzlich enormes historisches Wissen bieten.


    Alle diese Romane waren mit Blick auf ihre historische Fakten entweder wahre Mogelpackungen oder vermittelten einen sehr einseitigen und zweifelhaften Zugang zur Geschichte, und was noch schlimmer war, einige dieser Romane waren eindeutig auf dem Niveau Schundroman / Trivialliteratur und der Rest Unterhaltungsliteratur mit Abgrenzung nach unten.


    Ich habe eigentlich nichts gegen Schundromane oder Trivialliteratur, und auch mangelndes Geschichtswissen von Autor/in ist zu verkraftet, wenn das Buch dafür andere Qualitäten wie wirklich interessante Charaktere und Ähnliches zu bieten hat. Aber ich habe persönlich etwas gegen Etikettenschwindel, Betrug oder dass Leser/innen als "dumm" verkauft werden.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)