Erschienen:
November 2015
Seitenzahl: 304
Verlag: HarperCollins
Hardcover: 16,90 €
ISBN: 978-3959670104
Die Autorin
Amy Reed, geboren und aufgewachsen in und um Seattle, hat vor ihrem 18. Lebensjahr acht Schulen besucht. Die häufigen Umzüge haben sie rastlos gemacht. Nach dem Abschluss der Film-Hochschule in San Francisco hat sie ihren Master in Creative Writing auf dem New College in California absolviert. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Ashville, North Carolina, wo sie sich endlich zu Hause fühlt.
Abschied für immer und nie
Evie ist krank, totkrank. Sie hat einen selten Krebs und liegt im Sterben. Zusammen mit ihren „Krankenhausfreunden“ Stella und Caleb erlebt sie Tag für Tag und auch ihre Eltern, ihre beste Freundin Kaesy und ihr Freund Will tun für sie was sie können. Als ihr behandelnder Arzt bei einem Test feststellt, dass sie soweit krebsfrei ist, kann Evie es nicht glauben. Sie soll nach Hause und in ihr normales Leben zurückkehren? Sie kann nicht verstehen, wie das geschehen soll. Kaum ist sie wieder zuhause beginnen alle um sie herum zu wirbeln, um sie zu verhätscheln. Für alles kann sie die „Krebs-Ausrede“ benutzen. Dabei will Evie doch einfach nur einen normalen Umgang mit ihr. Als Evie dann Marcus kennenlernt, mit dem sie Kiffen und ihre Welt vergessen kann, scheint sich ihr Leben zum Guten zu wandeln. Doch Evie kann aus ihrem Teufelskreis einfach nicht entfliehen.
Fazit
Ein unglaublich berührendes Buch über Krebs und die Erfahrungen eines jungen Mädchens mit der tödlichen Krankheit. Evie ist eine bemitleidenswerte junge Frau, auch wenn sie das Mitleid der anderen nicht will. Zusammen mit Stella und Caleb lebt sie im Krankenhaus in ihrer eigenen Welt, aus der sie auch keiner retten kann. In Anbetracht des nahen Todes haben die drei ihre eigene Art damit umzugehen und gerade Stella sagt was sie denkt und riskiert damit, Ärger auf sich zu ziehen. Nach einer gefährlich, wie auch unverantwortlichen Aktion der drei, kommt es wie es kommen muss. Allerdings gibt vor allem Evie sich die Schuld dafür. Als der Arzt sie „krebsfrei“ aus dem Krankenhaus entlässt und sie wie durch ein Wunder geheilt zu sein scheint, versteht sie die Welt nicht mehr und fühlt sich noch verantwortlicher für die Geschehnisse. Mit Caleb bricht sie den Kontakt ab und auch bei weiteren Untersuchungen hält sie es kaum im Krankenhaus aus. Sie flüchtet sich in eine Art Abwehrhaltung, die sich gegen alle richtet, die ihr helfen wollen. Ihre Eltern wissen nicht mehr weiter und auch ihre alten Freunde Will und Kaesy sind hilflos. Auch Marcus kann ihr nur bedingt helfen, denn der Schlüssel zur Heilung liegt in Evie selbst.
Evie ist eine schwierige Protagonistin, die in ihrem jungen Leben schon unglaubliches Leid erfahren musste und dem Tod ins Auge geblickt hat. Dies kann man selbst nicht nachvollziehen, wenn man es nicht erlebt hat. Allerdings finde ich ihre Art und ihre Launen durchaus nachvollziehbar. Zuhause wissen die Eltern und ihre Freunde nicht was sie tun sollen und behandeln sie wie ein rohes Ei. Dabei will Evie einfach nur normal sein. Dies sehen ihre Eltern nicht, weil sie immer noch ihr krebskrankes Kind vor Augen haben. Auch das finde ich durchaus nachvollziehbar.
Dieser Konflikt, der dauerhaft in Evie selbst und später auch zwischen ihr und ihrem Umfeld entsteht, ist im Buch sehr gut beschrieben. Man erkennt die Hilflosigkeit der jungen Frau, die sich mit Drogen über Wasser zu halten versucht, aber auch die der Eltern, welche alles versuchen, aber nicht zu ihrer Tochter durchdringen.
Den Schreibstil fand ich sehr fesselnd, wenn auch an einigen Stellen ein wenig langatmig. Gerade die Perspektiven des Romans gefallen mir sehr gut. Und auch die Briefe, die Evie an Stella schreibt, die einzige, die ihrer Meinung nach die Situation verstehen kann, sind unglaublich emotional.
Als ich den Klappentext las hatte ich zunächst Angst, dass der Roman wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ sein könnte. Von den Gefühlen her, spielt er für mich jedoch auf einer ganz anderen Ebene. Während es bei Hazel und Gus vor allem um ihre Liebe geht, ist es in „Abschied für immer und nie“ vor allem das Innenleben von Evie, das dem Leser dargestellt wird. Nur am Rande geht es um Liebe und Beziehungen. Das gefiel mir sehr gut. Das Ende fand ich etwas schade und für meinen Geschmack zu offen. Trotzdem ein sehr überzeugender Roman, welcher sehr gut mit der Krankheit ins Gericht geht.