Der Schinder - Nadine d'Arachart / Sarah Wedler

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    Was, wenn jemand eine Rechnung mit dir offen hat? Was, wenn dieser Jemand ein Serienmörder ist? Maxim Winterberg kann sich an nichts mehr erinnern. Der ehemals anerkannte Folterexperte und Mitarbeiter der Polizei ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Dennoch ruft Kommissarin Daria Storm ihn zur Hilfe, als an verlassenen Orten auf einmal grausam zugerichtete Leichen gefunden werden. Die Toten tragen die Handschrift des Schinders, eines Serienmörders, der vor zwei Jahren sein Unwesen trieb und dann spurlos verschwand. Doch jetzt ist er zurück und eine Hetzjagd durch die Ruinen Berlins nimmt ihren Lauf. Zu spät verstehen Maxim und Daria, dass sie absolut niemandem vertrauen dürfen …


    über die Autorinnen (gem. Amazon)
    Nadine d'Arachart wurde 1985 in Hattingen geboren und schreibt seit vielen Jahren gemeinsam mit Sarah Wedler. Neben diversen Veröffentlichungen in Anthologien und Jahrbüchern erhielten sie gemeinsam verschiedene Preise für ihre Kurzgeschichten und Drehbuchideen - u.A. den Ideale Literaturpreis und den Green Me Story Award. 2011 standen die beiden im Finale des Open Mike in Berlin. Zuletzt wurden Nadine und Sarah mit dem Förderpreis zum Literaturpreis Ruhr 2012 ausgezeichnet. "Die Muse des Mörders" ist ihre erste Romanveröffentlichung. Im April folgte der Thriller "Abgründe" als E-Book.


    meine Meinung
    Ein körperloser Arm weist die Polizistin Daria Storm auf den Fundort einer jahrealten Leiche hin. Schnell wird klar: der Schinder ist zurück. 2 Jahre war es still und nun mordert er wieder. Daria und ihr Partner Martin werden wieder in die Soko "Schinder" berufen und müssen feststellen, dass sie nicht weiter sind als beim letzten Mal. Da kommt der Polizistin eine Idee: sie will den Folterexperten Maxim Winterberg hinzuziehen. Er hat als einziges Opfer überlebt. Da gibt es nur ein Problem: er hat keinerlei Erinnerung mehr...


    "Der Schinder" war mein erster Thriller des Autorenduos Nadine d'Arachart und Sarah Wedler und bin begeistert. Die beiden Frauen haben mir Gänsehaut verpasst und ich war sofort gepackt!


    Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler berichtet. Zum Großteil folgt man den Ermittlungen von Daria und Martin, wobei die Polizistin klar im Mittelpunkt steht. Auch der Täter kommt in ein paar Kapiteln zu Wort, was ich persönlich sehr gut finde. Zusätzlich gewähren die Autorinnen Einblicke in das zurückgezogene Leben von Maxim Winterberg, der seit dem Anschlag auf sein Leben sehr einsam an der Küste lebt. Diese Mischung hat mich sofort in ihren Bann gezogen.


    Die Figuren, allen voran Daria, sind toll und liebevoll ausgearbeitet. Ich konnte die Handlungen der einzelnen Personen sehr gut nachvollziehen, wenn auch nicht immer gutheißen. So hätte ich die Ermittlerin 2x einfach nur für ihren Übermut beziehungsweise ihre forsche Art hauen können. Das hat dann im übertragenen Sinn aber ihr Partner übernommen. Was ich sehr gut fand. Denn d'Arachart/Wedler zeigen so, dass auch bei langjährigen Kollegen nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist.


    Die Story selbst konnte mich sofort überzeugen. Sie ist rasant, aber nicht hastig erzählt und überzeugte mich durch die gut beschriebenen Ermittlungsarbeiten und Taten des Killers. Obwohl ich schon bei der Hälfte ahnte, wer hinter den Morden steckt, konnte ich nicht mit Lesen aufhören und die Autorinnen konnten mich dann doch nochmal überraschen. Toll!


    Allerdings hätte ich zum Ende hin gern mehr über die Beweggründe des Täters gewusst. Zwar werden diese angerissen, jedoch waren es für mich persönlich zu wenig Details.


    Der Stil des Duos ist sehr gut und flüssig zu lesen. Nadine und Sarahs Erzählweise ist fesselnd, rasant, nicht überhastet und sie finden die perfekte Balance zwischen Details und Andeutungen. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, ein Buch von 2 Autorinnen in der Hand zu halten. Super!


    Fazit: ein Thriller, der wirklich unter die Haut geht. Ich kann ihn nur empfehlen!

  • Vor einiger Zeit machte ein Mörder, der seine Opfer lebendig häutete unter dem Namen „Der Schinder“ von sich reden, bis er eines Tages in der Versenkung verschwand. Jetzt wird eine gehäutete Leiche gefunden, ist der Schinder etwa wieder am Werk?


    Ein ziemlich heftiges Thema, lebendig gehäutet zu werden, ist eine der schlimmsten und schmerzhaftesten Tötungsarten und zugleich eine mittelalterliche Hinrichtungsart. Und so ist der Roman stellenweise für Zartbesaitete wenig geeignet. Auf diesen Szenen liegt allerdings nicht der Schwerpunkt der Erzählung. Wir lernen Maxim Winterberg kennen, als Experte mittelalterlicher Foltermethoden und letztes bekanntes Opfer des Schinders lebt er nun sehr zurückgezogen und in Angst. Seine Erinnerung hat er verloren, bis auf sein fachliches Wissen, weswegen ihn die Polizei zu den Ermittlungen heranziehen möchte. Maxim ist kein leichter Charakter, wirkt aber sympathisch und gibt dem Leser die Möglichkeit mitzuleiden.


    Weniger sympathisch ist die Polizistin Daria Storm, die vor allem durch Alleingänge glänzt, öfter unprofessionell handelt und immer wieder sich und andere in Gefahr bringt. Mich hat das von Anfang an genervt, zu ihr konnte ich keine Verbindung aufbauen und ebenso wenig mit ihr mitfühlen. Da nützte auch ihr eher schwieriges Privatleben als allein erziehende Mutter eines Teenagers nichts.


    Der Roman lässt sich gut und zügig lesen, er ist auch durchgehend spannend. Die Autorinnen erzählen sehr bildhaft, die Beschreibungen sind toll, das Kopfkino springt sofort an. Das erste Drittel ist so auch recht interessant zu lesen, sieht man von Darias Eskapaden ab, und lädt zum Miträtseln ein. Das mittlere Drittel hat mich sehr genervt, Vieles wirkt konstruiert, ich zweifelte an der Logik des Geschehens, Darias amouröse Beziehung zu einem anderen Charakter erscheint mir sehr aufgesetzt, sie selbst nervt immer mehr. Aber auch andere Ermittlungsbeamte benehmen sich sehr dilettantisch. Das letzte Drittel macht das dann wieder wett, es gibt Wendungen, die ich geahnt hatte, aber auch solche, auf die ich nie gekommen wäre, und wenigstens ein paar Logiklücken aus dem Mittelteil werden hier wieder gestopft. Mit der Auflösung bin ich sehr zufrieden, mit dem Ende etwas weniger, hier hätte ich mir Konsequenzen für einen der Charaktere gewünscht, die es im wahren Leben sicher gegeben hätte.


    Die beiden Autorinnen können gut erzählen, keine Frage, ich konnte aber keine durchgehende Faszination für den Roman entwickeln. Wenn ein Roman nervt, sei es auch nur vorübergehend, ist das kein gutes Zeichen. Das ist schade, denn das Thema ist spannend und die Auflösung gelungen, ich vergebe 3,5 Sterne, die ich aufrunde. Weitere Romane der Autorinnen werde ich sicher lesen, aber wohl keinen mehr, in dem Daria Storm vorkommt.