'Der Jahrhundertwinter' - Seiten 125 - Ende

  • Eigentlich wollte ich das Buch gestern Abend noch weitgehend auslesen. Aber ich empfand das als so spannend, daß ich es - im Interesse eines ruhigen Schlafes - weggelegt und etwas leichter Verdauliches gelesen habe. (Ob Digitalsteuerungen allerdings leichter zu „verdauen“ sind, sei hier dahingestellt.) Jedenfalls für ein Weihnachtsbuch aus meiner Sicht ein eher ungünstiges Zeichen.


    In dem Abschnitt löst sich, logischereise, alles so langsam auf. Eines muß ich dem Autor lassen: er „spielt“ sehr geschickt mit Legende und Realität, mit Schein und Sein. Schlußendlich stellt es sich genau anders herum heraus, als ich beim Lesen vermutet habe: der Reiter war ein Mensch aus Fleisch und Blut, während Schwester Venia ein - Geist(?) war.


    Auch die Handlungsparallelen in beiden Strängen passen zueinander, die Botschaft ist eine eindeutige, paßt zu Weihnachten. Aber trotzdem konnte ich das Buch nicht als Weihnachtsbuch empfinden, dazu war die mittelalterliche Erzählung zu rauh, zu „abenteuerhaft“. Dielsdorfer hat mich dabei durch seine Erklärung am meisten überrascht - damit hatte ich nun gewißlich nicht gerechnet.


    Bismarck habe ich immer als alten Mann, wie er von Bildern bekannt ist, im Kopf. Es fällt mir etwas schwer, ihn mir jung vorzustellen (obwohl er dies zu jener Zeit zweifellos war).


    Letztlich hat mir, weil trotz allem weniger abenteuerlich, der Handlungsstrang im 19. Jahrhundert besser gefallen als der mittelalterliche. Ob ich das Buch allerdings als Weihnachtsbuch einordnen würde, da bin ich mir noch nicht so ganz sicher.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Interessante und überraschende Auflösung. Ein Weihnachtsbuch ist es sicher nicht, da fehlt komplett die erhoffte Weihnachtsstimmung. Am Ende ein wenig christliche Botschaft einzustreuen ist mir persönlich dafür zu wenig. Das Buch ist aber gut zu lesen und macht mir irgendwie Lust auf den Jahrhundertsturm.

  • Zitat

    Original von xexos
    Das Buch ist aber gut zu lesen und macht mir irgendwie Lust auf den Jahrhundertsturm.


    So erging es mir auch. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    So erging es mir auch. :-)


    Dann wären wir schon mal zu dritt. :-)


    Ich werde heute/morgen :gruebel hier weiterschreiben. Es ist schon spät.

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Am Ende war der Roman doch sehr weihnachtlich, der Vergebungsgedanke trat in den Vordergrund, sowohl Rainald (dessen Geschichte ziemlich tragisch war und der sich am Ende überwunden hatte, sich zu stellen), als auch Schwester Nevia (die eigentlich ein rettender Geist war und auch eine Schuld getragen hatte) und sogar dem verhinderte Zugräuber (hier hat mir Bismarcks Reaktion gut gefallen) wurde vergeben. Und auch der "wahnsinnige" Hund erhielt eine Art Absolution. Schönes Ende.


    Der Hungerwinter bekommt Relevanz, denn vertriebene Pächter wollen den Zug überfallen, durch den Unfall kam es nicht dazu und auch der vermeintliche Pfadfinder gehört dazu. Fand ich gut, dass hier noch eine Brücke geschlagen wurde.


    Der Hund als Sinnbild für Rainald, nicht nur Louise spricht davon, sondern auch der Autor im Nachwort. Ich finde, die Wölfe hatten hier durchaus ihre Berechtigung. Und, wie Louise sagte, es ist eine Geschichte (wohl sogar eine echte Legende), die seit Jahrhunderten erzählt wird und bei der nicht mehr alles so sein muss, wie es ursprünglich war, denn Geschichten verändern sich mit der Zeit. Ich fand es gut, dass das innerhalb des Romans thematisiert wurde.


    Da mir Paul so gut gefallen hat und Bismarck natürlich auch ein Grund ist, werde ich wohl den Jahrhundertsturm auch noch lesen.

  • Ich fand das Buch gar nicht spannend, es war interessant und ich wollte wissen, wie es zu Ende geht. Hätte es mehr Seiten gehabt, hätte ich es irgendwann bestimmt abgebrochen. Es war mir irgendwie zu verworren. Als würde der rote Faden fehlen. Gut, in der Geschichte mit den Wölfen war ein roter Faden, aber die Geschichte, die im Klappentext genannt wurde, war eigentlich nur Beiwerk. Ich hätte gut auch nur die Wolfgeschichte lesen können.


    Der von euch genannte Weihnachtsgedanke wurde meiner Meinung nach nur kurz angekratzt. Von einem Weihnachtsbuch habe ich mir doch mehr erhofft. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass ich kein Dübell-Buch mehr lesen werde ;-)

  • Meine Gedanken zum Schluss:


    Das ist wieder so ein Buch, dass ich mit Sicherheit noch einmal lesen werde/muss. Was man positiv als auch negativ betrachten kann.


    Das Buch war spannend und ich hatte es schließlich in einem Rutsch fertig gelesen. Aber was ist da eigentlich passiert? Wurde eine Verbindung zwischen dem Jahr 1845 und der Hirtengeschichte hergestellt, oder stehen die Geschichten für sich alleine? Hat Dübell diese beiden Geschichten untereinander gemischt, um ein Täuschungsmanöver in einem Täuschungsmanöver herzustellen? Am Ende ist ja noch mal alles gut gegangen und ich hatte das Buch auch mit einem angenehmen Gefühl beiseite gelegt. Aber es ist bestimmt ganz interessant das Buch noch einmal zu lesen und es mit dem 'wahren Blickwinkel' zu betrachten.


    (Ich bin seit 4:00 wach, konnte nicht schlafen, aber richtig wach bin ich auch noch nicht. Verzeiht daher meine möchlicherweise wirren Worte.)


    Zum Thema Weihnachtsroman:
    Für mich ist es auch kein richtiges Weihnachtsbuch. Denn das was hier passiert ist könnte genauso gut auch zu einer anderen Jahreszeit gepielt haben mit gewissen anderen Umständen. Mich hat die Botschaft am Ende vom Buch 'Ich verzeihe, (nur) weil heute Weihnachten ist' so gar nicht angesprochen. Zumindest habe ich diese Botschaft so verstanden. Ich denke, die eigentliche Botschaft wäre viel besser herübergekommen, wenn das Thema Weihnachtszeit weggelassen worden wäre. Denn einander verzeihen, ein Nachsehen haben,... etc. sollte das ganze Jahr über Thema sein.
    Für ein Weihnachtsbuch hat mir vor allem am Ende das Zusammentreffen der Protagonisten auf Gut Briest und ein kleines bisschen das gemeinsame Feiern von Weihnachten gefehlt.


    Und ganz zum Schluss:
    Ich habe mir gestern das Buch 'Der Jahrhundertsturm' gekauft. Nächstes Jahr wird es gelesen. :-)




    edit: ein paar Buchstaben sortiert... :rolleyes

    Sasaornifee :eiskristall

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  • Da jetzt schon mehrere (mich eingeschlossen) kund getan haben, bald den "Jahrhundertsturm" lesen zu wollen, könnte man ja fast zur Ansicht kommen, der "Jahrhundertwinter" sei eine Art genialer Werbefeldzug für eben jenes andere Buch. :grin

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")