Inhalt:
Wir befinden uns im 17. Jahrhundert; Catarina da Silveira, uneheliche Tochter eines portugiesischen Adligen, lebt abgeschieden auf der Zuckerrohrplantage ihres Onkels in Brasilien. In ihrer Unerfahrenheit lässt sie sich auf den Engländer Jeremy Glanville ein, der durch einen Sturm gezwungen ist, die brasilianische Küste anzulaufen. Was sie für Liebe hält, war für Jeremy nur ein Abenteuer - schließlich wartet in London seine Verlobte auf ihn. Das kleine Liebesabenteuer bleibt aber nicht ohne Folgen, und so sind die vorgezeichneten Lebenspläne plötzlich völlig aus der Bahn geworfen.
Meine Meinung:
Wo Laila EL Omari draufsteht, ist auch Laila El Omari drin. Die Autorin präsentiert uns ein weiteres Mal ein opulente Liebesgeschichte mit viel Irrungen und Wirrungen in einem historisch-exotischen Setting. Diese Kulisse machte für mich vor allem und in erster Linie den Reiz aus, das Buch zu lesen.
Die Beschreibung der tropischen Orte mit ihrer vielfältigen Natur, den Farben, Gerüchen und Geräuschen, ist der Autorin wunderbar gelungen. Dabei ist neben Brasilien auch London ein Schauplatz des Geschehens, wodurch ein toller Kontrast entsteht, der sehr anschaulich heraus gearbeitet wird; zum Beispiel wenn eine brasilianische Sklavin erstmals englischen Boden betritt und ihr Eindrücke angesichts der grauen, düsteren Atmosphäre geschildert werden. Aber auch die Szenen auf See haben mir aufgrund ihrer anschaulichen Darstellung sehr gut gefallen.
Die Geschichte von Catarina und Jeremy ist geprägt von vielen Missverständnissen, Wirrungen und Zwängen der damaligen Zeit. Ich war mir dabei bewusst, dass die Historie hier in erster Linie als Bühne dient und die Protagonisten in ihrem Verhalten an unsere Zeit und unser Rollenverständnis moderat angepasst sind. Dennoch konnte ich mir sehr gut vorstellen, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatten. Besonders hervorheben möchte ich dabei Catarinas Bemühungen um die Sklaven auf der Plantage. Sklaverei war damals eine Selbstverständlichkeit und der Umgang mit ihnen wird sehr eindringlich geschildert, da warten auch einige sehr bedrückende Szenen auf die LeserInnen. Dennoch ist es erfrischend zu sehen, wie Catarina sich um sie bemüht und sich ihre Menschlichkeit nicht nehmen lässt.
Andererseits ist sie sehr naiv, vor allem was den Umgang mit dem anderen Geschlecht betrifft - aber dadurch ergibt sich ja erst die ganze Geschichte. Jeremy dagegen war für mich ein sehr blasser Charakter, der zuerst gar nicht gut wegkommt und erst am Ende ein wenig Substanz gewinnt, hier konnte ich also ein kleine Entwicklung ausmachen. Die Wirrungen zwischen beiden sind vorprogrammiert und an manchen Stellen auch vorhersehbar. Nichts desto trotz hat Laila El Omari auch für dieses Paar nach einigen theatralischen Auftritten ein versöhnliches und glaubhaftes Ende gefunden.
Die historischen Ereignisse des 17. Jahrhunderts, vor allem der Kampf zwischen den Kolonialmächten um die Vorherrschaft in Brasilien sind Thema der Handlung, aber nicht übermäßig präsent. Die Details werden erwähnt, aber nicht vertieft, so dass ich mir ein grobes Bild machen konnte, ohne dass das Ganze in Geschichtsunterricht ausartete. Gut dabei fand ich die Zeitleiste am Ende des Buches, die mir ab und zu auf die Sprünge half, ebenso das Personenregister.
Was noch zu erwähnen wäre, sind die gelegentlichen Bezüge auf den Roman "Der Duft der Muskatblüte", der sich um die Vorfahren von Catarina, Jeremy und ihren Familien dreht. Diesen hatte ich noch nicht gelesen und stolperte daher über manche Bemerkung hinsichtlich der Vergangenheit. Kein Problem, aber wer sowieso vorhat, beide Bücher zu lesen, sollte dies vielleicht in der richtigen Reihenfolge tun.
Mein Fazit: "Die Farbe der Pfefferblüte" hat mir gut gefallen und mich gut unterhalten. Ich mag nach wie vor den unkomplizierten und bildhaften Schreibstil von Laila El Omari, und empfehle das Buch gerne weiter an LeserInnnen, die gerne opulente Liebesschmöker in historischer Kulisse lesen.
8 von 10 Eulenpunkten