Broschiert: 544 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag (9. November 2015)
ISBN-13: 978-3764505516
Originaltitel: Cop Town
Preis Broschiert: Euro 14.99
Preis Kindle E-Book: Euro 11.99
Autorin
Karin Slaughter, Jahrgang 1971, stammt aus Atlanta, Georgia. 2003 erschien ihr Debütroman Belladonna, der sie sofort an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten und auf den Thriller-Olymp katapultierte. Ihre Romane um Rechtsmedizinerin Sara Linton, Polizeichef Jeffrey Tolliver und Ermittler Will Trent sind inzwischen in 32 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als 30 Millionen Mal verkauft worden.
Kurzbeschreibung / Klappentext
Atlanta, 1974: Kate Murphy fürchtet, dass ihr erster Tag beim Police Department gleichzeitig ihr letzter sein könnte. Denn ein Killer terrorisiert die Stadt – seine Opfer sind ausschließlich Cops. Und als würde das nicht reichen, machen auch Kates männliche Kollegen ihr den Job zur Hölle: Eine weibliche Polizistin zählt in ihren Augen keinen Cent. Zum Glück ist Kate nicht allein. Auch ihre Partnerin Maggie Lawson spürt, wie die Stimmung unter den männlichen Kollegen kippt. Ihnen ist jedes Mittel recht, um den Killer zur Strecke zu bringen. Und plötzlich befindet sich Atlanta im Ausnahmezustand – denn die Cops beginnen eine brutale Menschenjagd und werden so gefährlich wie der Killer selbst.
Meine Meinung
Dieses Cover mit dem Mädchengesicht, diese leuchtenden Augen, dieser geheimnisvolle Blick der mich auch beim hundertsten Mal anschauen immer noch fasziniert. Als ich das Umschlagbild das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt kaufen und lesen muss, egal wer es geschrieben hat. Sollte dieses Motiv einen Trend auslösen, werden wir Leser in ein paar Monaten in den Buchhandlungen von hunderten Gesichtern und hypnotischen Augen angestarrt werden … das wäre ja wie im Gruselkabinett. Geschrieben hat das Buch Karin Slaughter von der ich schon viel gehört aber noch nichts gelesen habe. Meist schreibt sie Thriller-Serien und wenn man den Einstieg bei Band Eins verpasst, mag man mittendrin nicht einsteigen. Zumindest mir geht das so. Gut das dies ein "Stand-Alone" ist, ein Roman der für sich selbst steht, ohne Vorgänger, ohne Nachfolger. Meine Chance endlich etwas von Karin Slaughter zu lesen ist mit diesem Buch gekommen und ich habe sie genutzt und ich sollte es nicht bereuen.
Gedankliche Zeitreise 40 Jahre zurück ins Jahr 1974 und nach Atlanta im US Bundesstaat Georgia. Das Nervenkostüm sämtlicher Polizisten der ganzen Stadt ist zum zerreissen gespannt und sämtliches Einheiten sind auf der Suche nach einem perfiden Killer der in einer kurzer Zeitspanne mehrere Cops getötet hat. Der "Shooter" wie er umgangssprachlich genannt wird, hat die Opfer nicht nur erschossen sondern regelrecht hingerichtet. Die auf Rache sinnenden Ordnungshüter stellen die Stadt förmlich auf den Kopf und quetschen aus Drogendealern, Zuhältern und anderem zwielichtigen Gestalten an Informationen raus was sie nur können und sie gehen dabei kompromisslos vor und überschreiten die Grenzen der Legalität. Der Zweck heiligt die Mittel und die Polizisten decken sich nötigenfalls untereinander. Für einen Frischling wie Kate Murphy ist diese Extremsituation ein denkbar schlechter Zeitpunkt ihren ersten Arbeitstag im Police Department anzutreten. Wird sie sich in dieser aufgeheizten Stimmung behaupten können?
Das Herausragende an diesem Thriller ist die flirrend wabernde Atmosphäre die heraufbeschworen wird und zwischen den Buchseiten durchsickert und sich im Unterbewusstsein festsetzt. Der Zeitkolorit der 70er Jahre einer Grossstadt im amerikanischen Süden mit dem ganzen Hass auf alles was nicht der konventionellen Ideologie der dominierenden männlichen Cops weisser Hautfarbe entspricht wird authentisch wiedergegeben. Schwarze, Latinos, Juden, Homosexuelle und Andersartige gelten generell als Abschaum der Gesellschaft. Dunkelhäutige und weibliche Polizisten gibt es nur wegen der aufkommenden "Political Correctness" und diese werden von der alteingesessene Kerntruppe drangsaliert wo es nur geht. Aus heutiger Sicht fühlt sich dieses Klüngel aus Diskriminierung und rassistischer Gesinnung klebrig und komplett falsch an und man mag sich sogar darüber aufregen aber vor 40 Jahren herrschte in der Südstaatenmetropole diesbezüglich nun mal ein anderer Zeitgeist.
Die Krimihandlung an sich ist relativ karg geraten und im Nachhinein frage ich mich, wie zum Teufel die Autorin diese auf 540 Seiten ausgedehnt hat und ich trotzdem fiebrig an den Seiten geklebt bin wie eine Fliege am Fliegenpapier? Wie hat sie das bloss gemacht? Sie beschäftigt sich intensiv mit den Personen und ihrem Denken, Fühlen, Handeln, dem ganzen zwischenmenschlichen Beziehungsgeflecht und zieht so die Geschichte sowohl in die Breite, Tiefe als auch in die Länge. Sie drosselt das Handlungstempo, was für einen Thriller eher ungewöhnlich ist aber ihm nicht zum Nachteil gereicht. Im Gegenteil.
Ein Thriller für Leser die einen Zeitsprung in die 70er Jahre machen wollen in die gesellschaftlichen Abgründe im Süden der USA. Ein klassischer, vielleicht auch etwas altbackener Stoff der Sorte "Guter Cop - Böser Cop" nur das es hier kaum einen guten männlichen Cop gibt. Wertung: 8 Eulenpunkte