Die dunklen Mauern von Willard State - What she left behind - von Ellen Marie Wisemann

  • Gesund unter Geisteskranken oder Izzys Verlust


    Die Autorin (Quelle: Bücher.de)
    Ellen Marie Wiseman wurde in Three Mile Bay, einer kleinen Ortschaft im Bundesstaat New York, geboren. Sie besucht häufig ihre Verwandten in Deutschland und interessiert sich sehr für deutsche Geschichte und Kultur. Wiseman lebt zusammen mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern und drei Hunden am Ufer des Lake Ontario.


    • Produktdetails (Quelle: Bücher.de)
    • Piper Taschenbuch Bd.30758
    • Verlag: Piper
    • Seitenzahl: 455
    • 2015
    • Ausstattung/Bilder: 2015. 464 S. 187 mm
    • Deutsch
    • Abmessung: 189mm x 121mm x 40mm
    • Gewicht: 380g
    • ISBN-13: 9783492307581
    • ISBN-10: 3492307582
    • Best.Nr.: 42777532


    Über das Buch
    Isabelle Stone genannt Izzy, ist mit ihrer Pflegemutter Peg auf dem Gelände von Willard State. Dasa war einst eine psychiatrische Klinik, und Izzy ist gar nicht begeistert hier sein zu müssen, denn sie hat schlechte Erinnerungen in dieser Hinsicht. Auch ihre Mutter war vor Jahren in einer Psychiatrie, bevor sie als Mörderin ihres Mannes verurteilt ins Gefängnis kam…. Der Besuch dort steckt Izzy noch in den Knochen…
    Peg und ihr Mann sollen für das Museum die hinterlassenen Habseligkeiten der Insassen katalogisieren. Dabei fällt Izzy ein Tagebuch in die Finger das sie sehr gerne lesen würde. Ethan, ein Schulkamerad in ihrer neuen Schule, hatte das bemerkt, und das Tagebuch unerlaubterweise mitgenommen und ihr gegeben. Und so belog sie ihre Pflegeeltern zum ersten Mal…
    In der Schule hatte Izzy Probleme mit einem Mädchen und ihrer Clique, was so weit ging, dass Izzy beinahe in Lebensgefahr geriet…,
    Der zweite Handlungsstrang dieses Buches berichtet von Clara, die ihren Freund ihren Eltern vorstellte, obwohl sie ahnen konnte, dass diese mit ihm nicht einverstanden sein würden…
    Clara sollte gezwungen werden einen Mann zu heiraten den sie nicht wollte. Sie wehrte sich und geriet in einen heftigen Streit mit ihren Eltern. Da tätigte ihr Vater einen Anruf und behauptete, sie habe einen psychotischen Schub. S kam Clara in die Nervenheilanstalt von Long Island. Doch irgendwann wollte der Vater das Geld dafür nicht mehr aufbringen, und sie wurde in die staatliche Anstalt Willard State verlegt…
    Sie versuchte dem Arzt klarzumachen, dass sie schwanger war…
    Und dann wollte Bruno sie befreien…


    Wie erging es Clara dort? Warum wurde sie festgehalten, obwohl die Ärzte – in beiden Kliniken – mit Sicherheit wussten, dass sie kerngesund war? Warum glaubte ihr der Arzt nicht? Was passierte mit ihrem Kind? Und was passierte mit Bruno, als er sie befreien wollte?
    Warum hatte Izzys Mutter ihren Vater erschossen? Was hatte Izzy gesehen, als sie ihre Mutter in der Anstalt besucht hatte? Wieso hatte Izzy ihre Pflegeeltern belogen? Warum geriet Izzy beinahe in Lebensgefahr? Alle diese Fragen und noch viel mehr beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Das Buch ließ sich sehr gut lesen. Der Schreibstil der Autorin ist unkompliziert, es stellten sich mir keine Fragen, was sie mit diesem oder jenem Wort/Satz gerade meint. Ich war sehr schnell in der Geschichte drinnen und konnte mich auch sehr gut in die Protagonisten hineinversetzen. Clara hat mir unendlich leid getan. Was die alles erdulden musste! Die Autorin hat über dieses Thema sehr gut recherchiert, und am Ende des Buches gibt es noch ein Interview mit ihr. Das Buch hat mich gleich in seinen Bann gezogen, und ich konnte es fast nicht aus der Hand legen. Ich wollte wissen, ob Clara wieder freikommen würde, was mit ihrer Tochter geschehen war, und vielleicht würde ich ja auch erfahren, warum Izzys Mutter ihren Mann erschossen hat. So habe ich erfahren, wie es damals in Nervenheilanstalten zuging. Diese wurden ihrem Namen nicht gerecht, denn sie haben eher das Gegenteil bewirkt. Zumindest in solchen Fällen wie Claras. Aber ich denke es hat ihr geholfen, dass sie nicht die einzige Gesunde war. Denn wenn Gesunde nur mit Geisteskranken zusammen sind, ich glaube nicht, dass das gutgeht. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und es hat mir super gefallen, und bekommt von mir eine klare Lese-/Kaufempfehlung sowie volle Punkte-/Sternezahl.

    Gruß


    Lerchie


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    Nur wer aufgibt hat schon verloren

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  • Im Buch „Die dunklen Mauern von Willard State“ geht es um zwei faszinierende junge Frauen.


    Zum einen ist hier Izzy: Sie lebt 1995 als 17jährige Halbwaise bei ihren neuesten Pflegeeltern Peg und Harry. Gelandet ist sie dort, weil ihre Mutter vor 10 Jahren ihren Vater erschoss und nun im Gefängnis sitzt. An der Highschool hat sie es nicht einfach. Ihre neuen Mitschülerinnen, allen voran Shannon, machen es Izzy nicht leicht, sich einzugliedern.
    Eines Tages wird Izzy von Peg gebeten, für das Museum die Gegenstände von ehemaligen Patienten der psychiatrischen Anstalt „Willard State Asylum“ zu katalogisieren. Dabei stößt sie auf das Tagebuch von Clara, ebenso Briefe von dieser an ihren damaligen Freund Bruno.
    Clara ist die zweite Hauptperson in dieser Geschichte. Sie lebt 1929 in New York. Nachdem sich ihr Bruder das Leben genommen hat, bricht sie mit ihrem Verhalten die bisher geltenden Regeln ihrer strengen Eltern. Sie verliebt sich in Bruno, einen gewöhnlichen Hafenarbeiter – sehr zum Missfallen ihrer Eltern. Diese beschließen, dass Clara einen für sie ausgesuchten Mann heiraten soll. Als sie sich dieser Anweisung widersetzt wird sie kurzerhand in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Hinzu kommt noch, dass sie von Bruno schwanger ist.


    Die Autorin schafft es mit ihrem Schreibstil den Leser dazu zu bringen, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Sie wechselt zwischen den Geschichten von Izzy und Clara hin und her, was mir sehr gut gefällt.
    Auch die zeitliche Trennung beider Geschichten und das Eintauchen in die jeweilige Epoche sind klasse.
    Die Geschichte wurde inspiriert von wahren Schicksalen von Patienten des Willard State Hospitals.

  • Hallo zusammen :)


    Izzy Stone ist 17 Jahre alt und hat in ihrem kurzen Leben schon einiges erleben müssen.
    Als Izzy sieben Jahre alt war, erschoss ihre Mutter ihren Vater im Schlaf.
    Seitdem wandert sie von einer Pflegefamilie zur nächsten und versucht die schrecklichen Bilder aus ihrem Kopf zu verbannen, versucht zu verstehen welcher Wahnsinn ihre Mutter zu so einer schlimmen Tat trieb.
    Als sie bei Peg und Harry unter kommt scheint sie endlich eine Familie gefunden zu haben, bei der sie ankommen kann. Sie muss wieder einmal von vorn beginnen. Eine neue Schule, neue Freunde finden, sich eingliedern. Doch die ersten Tage an der neuen Schule werden zur reinsten Schikane.
    Gemeinsam mit ihrer Pflegemutter Peg arbeitet sie an einem Museumsprojekt, dass sich mit der Aufarbeitung der Patientengeschichten der Willard State Psychiatrie beschäftigt. Beim katalogisieren der Habseligkeiten stößt Izzy auf ein altes Tagebuch. Es gehört Clara Cartwright, eine junge Frau die in den 1930er Jahren im Willard State Asylum eingewiesen war.
    Doch welche Geschichte hatte Clara zu erzählen? Izzy begibt sich auf Spurensuche.


    "Die dunklen Mauern von Willard State" ist ein bewegendes und erschütterndes Buch.
    Wir verfolgen zwei Handlungsstränge auf zwei Zeitebenen.
    Zum einen begleiten wir Izzy durch ihren Schulalltag und die Schikanen die sie über sich ergehen lassen muss, sowie ihre Suche nach Claras Geschichte.
    Zum anderen sind wir hautnah dabei, wie das Leben der jungen Clara in den 30er Jahren plötzlich aus den Fugen gerät. Sie wird ins Willard State Asylum eingewiesen und niemand will ihr glauben, dass sie nicht geisteskrank ist.


    Mich hat das Buch wirklich tief im Herzen bewegt und mitgerissen. Der Schreibstil ist so authentisch und lebensnah, so mitreißend und gefühlvoll - ich war von der ersten Seite an fasziniert und mitten drin.
    Die beiden Protagonistinnen sind noch jung und haben ihr ganzes Leben noch vor sich. Trotzdem erleben beide so grauenhafte Dinge, dass es erschreckend ist mit anzusehen, was sie in ihren jungen Jahren schon alles verkraften müssen. Ich habe mitgezittert, habe mit den Tränen kämpfen müssen und habe innerlich gekocht vor Wut über diese Willkür - sowohl bei Izzy, als auch bei Clara.
    Es waren viele interessante Figuren dabei, die man lieben und hassen gelernt hat. Auch die Nebenfiguren waren - zumindest in Claras Abschnitten - sehr schön ausgearbeitet und hatten alle ihre Macken und Ecken und Kanten. Das hat mir gut gefallen.


    Generell kann ich sagen, dass mir vor allem die Abschnitte von Clara am besten gefallen haben. Diese Geschichte hätte ich gern noch intensiver und noch ausführlicher verfolgt. In diesen Abschnitte habe ich mich absolut verloren. Ich konnte Clara so gut nachvollziehen, konnte ihre Handlungen verstehen und habe mitgelitten. Am liebsten hätte ich ihr irgendwie geholfen. Sie ist eine unfassbar interessante junge Frau gewesen und das "Leben" in Willard State hat mich erschüttert und fasziniert zugleich. Gern hätte ich noch einen tieferen Einblick in die Welt der Psychiatrie in den 30er Jahren geworfen. Denn es war erschreckend, was damals als "Behandlung" verstanden wurde.
    Großartig geschrieben und in Szene gesetzt von der Autorin.


    Die Abschnitte von Izzy hingegen hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Das Problem lag hier allerdings eher daran, dass zu Beginn des Buches der Schwerpunkt sehr auf den Schulalltag von Izzy gerichtet wurde. Die Schikane die sie dort erlebt, die Cliquenbildung und der junge Mann (der auch eine Rolle spielt) erinnerten mich zu sehr an NewAdult-Romane und diese lese ich überhaupt nicht. Das ist gar nicht meins.
    Daher konnte ich mit diesen Abschnitten auch leider nur wenig anfangen. Ich hätte hier gern noch mehr über Izzys Vergangenheit und ihre Mutter erfahren. Das kam mir leider ein wenig zu kurz.


    Alles in allem war "Die dunklen Mauern von Willard State" ein Buch, dass mich von der ersten Seite an begeistern konnte. Es hat mich bewegt und berührt, es hat mich erschüttert und entsetzt.
    Das letzte Drittel hat dann leider ein wenig nachgelassen, da plötzlich alles sehr schnell ging. Die Ereignisse überschlugen sich und viele Jahre wurden übersprungen, sodass es den Anschein hatte, als würden einem nun wichtige Details fehlen. Alles raste an mir vorbei und plötzlich war die Geschichte zu Ende, doch ich hatte noch so viele offene Fragen in meinem Kopf.
    Das fand ich etwas schade. Da hätte ich mir ein ausführlicheres Ende gewünscht und dem Buch hätten ein paar Seiten mehr absolut nicht geschadet.


    Trotzdem kann ich euch das Buch nur empfehlen. Es lohnt sich schon allein des Schreibstils wegen und vor allem wegen Clara - die ich so sehr in mein Herz geschlossen habe und deren Geschichte ich einfach nur mitreißend fand.

  • In diesem Buch geht es in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen um zwei junge Frauen. In der Gegenwart begegnen wir Izzy, deren Mutter vor vielen Jahren ihren Vater erschoss. Seit dem lebte Izzy in verschiedenen Pflegefamilien, ohne zu wissen, was damals geschah.


    Als Izzy mit ihrer Pflegemutter in einer stillgelegten psychiatrischen Einrichtung nach interessanten Dingen für ein Museum sucht, stößt sie auf das Tagebuch von Clara, einer Insassin von Willard State. Neugierig geworden beschließt Izzy Claras Geschichte in Erfahrung zu bringen.


    Was wir über Clara erfahren ist erschrecken und beklemmend. Sie wächst in der Zeit um 1930 als Tochter einer reichen Familie auf. Sie genießt ihr Leben und erschleicht sich die ein oder andere Freiheit. Doch als sie gegen ihre Eltern aufbegehrt und einen armen Mann heiraten will, lassen diese sie kurzerhand in die Psychiatrie einweisen. Claras Kampf und Leidensweg beginnt und ich war entsetzt und habe mit ihr gelitten und auch mit den anderen Schicksalsgenossinnen, die Clara in Willard State begegnen. Es ist erstaunlich wie einfach es damals war einen Menschen für immer wegsperren zu lassen.


    Auch Izzys Leben ist nicht immer einfach. Sie kommt auf eine neue Schule und wird hier vom ersten Tag an gemobbt. Halt gibt ihr ihre neue Pflegefamilie. Doch die Angst diese zu enttäuschen sorgt dafür, dass Izzy ihre Ängste und Sorgen für sich behält und versucht alles alleine durchzustehen. Zudem glaubt Izzy dass ihre Mutter geisteskrank ist und hat Angst, dass das auch in ihr steckt. Das macht für sie die Besuche in der alten Psychiatrie nicht gerade einfach.
    Während Izzy mit ihrer Angst kämpft, dass auch sie psychisch krank ist, erlebt Clara die Schrecken einer Einweisung am eigenen Leib, obwohl sie gesund ist.


    Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben und liest sich flott. Allerdings fand ich vor allem Claras Teil manchmal so beklemmend, dass mir das Weiterlesen nicht immer leicht gefallen ist. Zum Glück hat die Autorin die Schrecken nicht bis ins letzte Detail geschildert und manches nur vage angedeutet.


    Auch bei Izzy gab es einen Moment, bei dem mir der Atem gestockt hat und ich musste unbedingt weiterlesen. Ich hätte das Buch nicht weglegen können ohne zu wissen, wie sich diese Situation
    auflöst.


    Das Ende ließ mich zur Ruhe kommen und auch wenn es sehr harmonisch war, ist das Buch kein Wohlfühlroman, sondern die spannende Geschichte zweier junger Frauen, die in unterschiedlichen Zeiten mit ihren Problemen kämpfen und sich nicht unterkriegen lassen.


    Im Anhang gibt es Anmerkungen der Autorin zu den historischen Gegebenheiten und den Büchern auf die sie sich stützt. Außerdem beantwortet sie auf einigen Seiten Fragen zum Buch und ihrer Inspiration dazu.


    Fazit: Die spannende und teilweise beklemmende Geschichte zweier junger Frauen, die mit Willard State in Berührung kommen.

  • Meine Meinung


    Dies ist ein Roman der mich beim Lesen die ganze Gefühlspalette hat hoch- und runtergejagt, von Freude, über Angst zur Unfassbarkeit und Sinnlosigkeit, über Wut zur Trauer, aber auch zu kleinen Hoffnungsschimmern und wie stark die Liebe sein kann. Die Geschichte ist in zwei Erzählstränge aufgeteilt, die sich zum Ende hin wunderbar verbinden, das ist der Autorin sehr gut geglückt.Die Geschichte im "Damals" mit Clara hat mich sofort gepackt und in die damalige Zeit mitgenommen. Doch was dann geschieht, ist beim Lesen manchmal kaum auszuhalten. Mehr als einmal traten mir die Tränen in die Augen, als ich dachte, also schlimmer kann es doch nicht mehr werden, doch, wurde es. Ellen Marie Wiseman hat die Gabe Gefühle, Situationen, Begegnungen und die Zeit damals in einer Psychiatrie so lebhaft zu erzählen, das man sich selber irgendwann darin "gefangen" fühlt. Vor allem wenn man die Beschreibungen der verlassenen Anstalt im heute liest, sehr detailliert und anschaulich, so das ich dachte, oha, da möchte ich jetzt nicht sein. Verlassene Betten, als hätte gerade noch jemand darin gelegen, ein Speisesaal, so als hätten dort gerade noch Menschen gesessen und gegessen, ein Lost Place sozusagen.
    Einziger Kritikpunkt ist, das mich Izzy und die Teenie-Geschichte nicht so interessiert hat und ich diese manchmal als störend empfunden habe, als es bei der Clara-Geschichte gerade sehr spannend und emotional wurde. Klar, hat der Izzy-Erzählstrang eine gewisse Wichtigkeit für die Story an sich und deren Ende, aber das jugendliche Gehabe war mir etwas zu klischeehaft und übertrieben.
    Sehr interessant sind am Ende des Buches die Fragen und Antworten der Autorin zum Inhalt der Geschichte und das es die Psychiatrische Anstalt Willard State wirklich gab und wie sie recherchiert hat was dort alles vor sich ging. Wie schnell und vor allem wegen welchen Kleinigkeiten damals die Menschen (zum größten Teil Frauen) dort ohne triftigen Grund und vollkommen gesund untergebracht wurden und die meisten sind niemals wieder raus gekommen und in der Anstalt verstorben. Beängstigend, erschreckend und beklemmend einfach nur, wie damals mit den Menschen umgegangen wurde, heute, zum Glück, nicht mehr denkbar.