Dich hatte ich mir anders vorgestellt ... - Fabien Toulmé

  • Zum Inhalt:
    Dies ist die Geschichte einer Begegnung. Der Begegnung eines Vaters mit seiner Tochter, die nicht ganz so ist wie andere Kinder ...


    Als nach der Geburt seiner zweiten Tochter Julia der Gendefekt Trisomie 21 und ein damit einhergehender Herzfehler festgestellt werden, bricht für den jungen Vater Fabien zunächst eine Welt zusammen. Wie soll man damit umgehen, dass das eigene Kind behindert ist? Kann man es lieben lernen? Und wenn nicht, was ist man dann für ein Mensch?


    Zwischen Schmerz, Zweifeln, Augenblicken der Trauer, aber auch des unerwarteten Glücks be richtet Fabien Toulmé von dem schwierigen Weg der Akzeptanz, der ihn zu seiner Tochter geführt hat. So berührend wie humorvoll und so einfühl sam wie aufrichtig erzählt der französische Autor und Zeichner von Liebe, Familie, Verantwortung und den kleinen Unterschieden, die das Leben ausmachen ...


    Der Autor:
    Fabien Toulmé kommt 1980 in Orléans zur Welt. Der Comicliebhaber entschließt sich zu einem langen und anstrengenden Studium des Bau ingenieurwesens und Städtebaus, um sich am Ende auf den Bau von Panels und Sprechblasen zu spezialisieren. 2001 geht er für mehrere Jahre in die Tropen (Benin, Guyana, Brasilien, Guadalupe). Des blauen Wassers und der Kokospalmen überdrüssig, kehrt er 2009 nach Frank reich zurück und lässt sich in Aix-en-Provence nieder. Seither veröffent licht er seine Illustrationen und Comics in diversen Zeitschriften (Lanfeust Mag, Psikopat, Spirou…) und Sammelbänden (Alimentation générale, Éditions Vide Cocagne, Vivre dessous, Éditions Manolosanctis, Les au tres gens …).


    Dich hatte ich mir anders vorgestellt... seine erste Graphic Novel, war in Frankreich einer der großen Comic-Überraschungserfolge 2015.
    (Avant-Verlag)


    Meine Meinung:
    Der Weltenbummler Fabien Toulmé lebt mit seiner Frau Patricia und seiner Tochter Louise in Brasilien. Das zweite Kind ist unterwegs, und wie schon während der ersten Schwangerschaft plagen Fabien wieder Ängste. Seit seiner Jugend macht ihm das Down-Syndrom zu schaffen und er hat panische Angst, eines seiner Kinder könnte an diesem Gendefekt leiden. Erst als die Vorsorgeuntersuchung ergibt, dass alles in Ordnung ist, kann er sich wieder auf sein zweites Kind freuen. Noch während der Schwangerschaft zieht die Familie von Brasilien zurück nach Frankreich, was einiges in der Schwangerschaftsvorsorge durcheinander bringt. Vielleicht bleibt so die Trisomie 21 der kleinen Julia unentdeckt? Als sie geboren ist, findet Fabien jedenfalls gleich, dass sie anders ist, doch weder die Ärzte noch Krankenschwestern finden etwas Ungewöhnliches. Es dauert einige Zeit, bis Fabiens Befürchtung bestätigt wird - und es kommt sogar noch schlimmer: die Kleine leidet auch unter einem angeborenen Herzfehler, der auf jeden Fall operiert werden muss. Fabien und Patricia sind am Boden zerstört, doch während Patricia recht schnell Zugang zu ihrem Kind findet, kann sich Fabien noch nicht einmal dazu überwinden, sein Kind zu berühren. Als der Arzt ihnen die Diagnose des Herzfehlers eröffnet, hofft Fabien inständig, dass das Kind nicht überlebt - und schämt sich entsetzlich dafür. Was ist er nur für ein Mensch? Und wie soll er dieses Kind jemals lieben?
    In ganz klassischem Comicstil, schlichte Schwarz-Weiß-Zeichnungen, deren Koloration in kühlen Farbtönen kapitelweise wechselt und sehr gut zu Fabiens Gefühlswechselbad aus Angst, Verzweiflung und Wut passt, und ehrlichen, pointierten Texten erzählt Fabien Toulmé die wahre Geschichte von der Geburt und der ersten gemeinsamen Zeit mit seiner behinderten Tochter. Absolut nachvollziehbar schildert er seine Ablehnung, die erst lange nach der Geburt einer echten Liebe weichen kann. Die Bilder erzählen von vielen kleinen Schlüsselmomenten, zental ist der Augenblick an dem er endlich zugeben kann, dass er sich seine zweite Tochter zwar anders gewünscht hätte, sie aber trotzdem liebt, so wie sie ist. Etwas befremdlich fand ich zunächst, dass die Zeichnungen der kleinen Julia absolut nichts Niedliches hatten (und dabei ist die Kleine so süß, hinten im Buch sind Fotos!), aber letzte dlich erzählt Fabien ja aus seiner Sicht, und da passt es dann doch ganz gut. Ein tolles Buch, dass besonders auch anderen betroffenen Eltern zeigt, dass sie mit ihren Gefühlen nicht allein dastehen und ansonsten einen ganz realitischen Blick auf das Werden einer liebevollen Akzeptanz wirft.


    Edit: Tippfehler bereinigt.