Die erstaunliche Wirkung von Glück - Susann Rehlein

  • Gebundene Ausgabe: 250 Seiten
    Verlag: DuMont Buchverlag; Auflage: 1 (15. Oktober 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3832198067
    ISBN-13: 978-3832198060


    Inhaltsangabe:


    Dies ist die Geschichte von Dorle. Sie lebt im Souterrain eines herrschaftlichen Hauses, in dem sonst nur wohlhabende, knarzige alte Leute wohnen. In Heimarbeit steckt sie für eine Kronleuchtermanufaktur Kristalle zusammen. Und sie lässt sich von ihren Nachbarn als Concierge ausnutzen, obwohl sie gar nicht die Concierge ist aber was soll man machen, wenn plötzlich acht Topfpflanzen vor der Tür stehen mit dem Hinweis "Bitte gießen, verreise. MfG Bock"? Doch Dorle ist genügsam und zufrieden mit ihrem Leben. Ganz im Gegensatz zu Annegret Sonne, 84 und voller Lebenslust. Als Frau Sonne sich zu einer dreimonatigen Reise aufmacht, bittet sie Dorle, ihre Wohnung zu hüten. Nicht ohne Hintergedanken trägt sie ihr auf, genau die Dinge zu tun, mit denen sich die alte Dame sonst das Leben schön macht: im Bett Filme gucken und Pralinen essen, Wellnesstermine wahrnehmen, köstliche Gerichte kochen. Für jemanden wie Dorle ist das ganz schön herausfordernd. Sogar Dates hat sie plötzlich. Gut, die Männer sind alle über achtzig, aber sie behandeln sie wie eine Dame. So hat Joe, Dorles einziger Freund, alle Hände voll zu tun, um im Rennen zu bleiben. Doch dies wäre keine gute Geschichte, wenn es nicht ein paar Umwege und Sackgassen gäbe auf dem Weg zum Happy End, oder?


    Autoreninfo:


    Susann Rehlein, geboren in Leipzig, hat Germanistik und Slavistik studiert. Sie arbeitet als Journalistin und Lektorin und lebt mit ihrem Wolpertinger in Berlin-Kreuzberg.


    Meine Meinung:


    Titel: Und welche Macke hast du so?


    Das ungewöhnliche Cover hat mich auf das Buch aufmerksam werden lassen, denn eine Frau sitzt doch eher selten in einem Kronleuchter.


    In der Geschichte geht es um die 24 jährige Dorle, deren Leben irgendwie verkorkst ist. Sie wohnt in einer kleinen Wohnung und die anderen Hausbewohner halten sie für die Concierge und geben ihr dauernd Aufträge, für die sie kein Geld bekommt. Zudem ist ihr Job als Kristallsteckerin auch keine Erfüllung. Wird sich an ihrem Leben jemals etwas ändern?


    Ein beobachtender Erzähler führt uns durch die Geschehnisse und hat einen recht distanzierten Blick auf Dorle und die Hausbewohner, weshalb mir lange der Zugang zu den einzelnen Personen fehlte.


    Dorle trägt in der Geschichte die entscheidende Rolle. Sie ist ein sehr schwieriger Charakter, in den ich mich nur schwer einfühlen konnte, was aber nicht heißt, dass sie mir unsympathisch war. Sie hat halt immense Probleme, die sie mit sich rumträgt und nur schwer ablegen kann. Durch ihr Helfersyndrom und ihren Putzfimmel versucht sie zu verbergen, was sie wirklich umtreibt. Manchmal hätte ich sie gern geschüttelt, damit sie endlich lebt und den Schmutz der anderen Schmutz sein lässt.


    Was sie alles durch Frau Sonne organisiert erlebt, ist spannend und bei der ein oder anderen Begebenheit musste ich schmunzeln. So ganz wollte der Funke dann aber trotzdem nicht überspringen.


    Dorle erinnert sich bruchstückhaft immer mal wieder an ihre Kindheit und die Zeit im Kinderheim, aber was da genau alles vorgefallen ist, erfahren wir in dem Roman leider nicht, so dass für mich einige Fragen einfach offen geblieben sind.


    Ganz besonders gefallen haben mir der Kater und die Klangschalentherapie, etwas nervig fand ich die andauernde Erwähnung des Wolpertingers.


    Fazit: Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und auf jeden Fall unterhaltsam ist. Mir hat jedoch das gewisse Etwas gefehlt, um mich vollends zu überzeugen, weshalb ich nur bedingt eine Leseempfehlung ausspreche.


    Bewertung: 6/ 10 Eulenpunkten

  • Dorle wohnt im Souterrain eines herrschaftlichen Hauses. Soziale Kontakte hat sie nur wenige, eigentlich ist da nur Joe, der ihr regelmäßig die Kristalle bringt, die sie zusammensteckt, damit später daraus Kronleuchter werden. Die anderen Hausbewohner halten sie offenbar für die Concierge, nur weil das an ihrer Wohnungstür steht. Um ihre Ruhe zu haben, erfüllt sie die Aufgaben, die an sie herangetragen werden, macht Besorgungen, putzt und bügelt. Bis sie eines Tages von Frau Sonne, einer der Hausbewohnerinnen, ein verlockendes Angebot erhält, das sie zwingt, über mehr als einen Schatten zu springen.


    Nach „Auch die Liebe hat drei Seiten“, meinem Überraschungshighlight des Jahres 2013, hat Susann Rehlein wieder einen Roman mit einer besonderen Protagonistin veröffentlicht. Dorle erinnerte mich öfter an Lisbeth, ist aber eine ganz eigene Persönlichkeit mit einer eigenen Geschichte. Dorles Kindheit war nicht die beste, doch nun hat sie sich mit ihrem Leben arrangiert, auch wenn sie sich manchmal ärgert, dass Andere versuchen, über sie zu bestimmen. Doch sie hat gelernt, dass es besser ist, zu tun, was man ihr sagt, denn dann hat sie schneller wieder ihre Ruhe. Doch ist es wirklich besser?


    Dorle mochte ich sofort, die anderen Charaktere des Romans machen es einem etwas schwerer (und manche wird man bis zum Ende nicht mögen). Joe z. B. ist ein Zappelphilipp, er mag Dorle sehr, überfordert sie aber manchmal. Frau Sonnes Angestellte (oder Gesellschafterin?) Henriette Schräubchen gefällt mir fast am besten, sie ist schon rein optisch besonders und hat dazu noch eine sehr direkte Art. Richtig gut gefallen haben mir auch zwei Herren eines Escort-Service, die beide zwar schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben, aber immer noch ziemlich quirlig sind. Man sieht, nicht nur Dorle, auch die anderen Charaktere sind besonders, zum Teil herrlich skurril, wenn auch manchmal etwas überspitzt dargestellt.


    In Manchem überspitzt ist auch die Geschichte, man sollte sie nicht ganz ernst nehmen, sie nicht mit der Realität messen. Sie bietet aber viel Nachdenkenswertes und so manche Lebensweisheit und kann nicht nur Dorle, sondern auch dem Leser Glücksmomente schenken – man muss sich allerdings schon auf sie einlassen können. Der Roman weckte einige Emotionen in mir, ich musste schmunzeln, machmal regelrecht lachen, denn Susann Rehlein hat einige wirklich sehr humorvolle Szenen geschrieben, an anderer Stelle habe ich mit Dorle gelitten, sie angespornt, mich mit ihr geärgert.


    Ein schöner Roman, dem ich viele Leser wünsche und den ich uneingeschränkt weiterempfehle. Ich freue mich schon auf weitere Romane Susann Rehleins.

  • Dorle lebt unter einfachen Verhältnissen in einem gutsituierten Haus in der ehemaligen Concergie (Hausmeister) Wohnung im Souterrain (Keller).Leben tut sie mehr schlecht als recht von Heimarbeit, sie verdrahtet Kristalle die später zu Kronleuchter werden sollen. Da sie sehr einsam ist und auch einige Ängste mit sich trägt verlässt sie nur selten das Haus lediglich um ihr tägliches Mettbrötchen beim Metzger zu holen oder für Erledigungen der Hausbewohner. In dem großen Haus wohnen nur lauter ältere Menschen und für die ist Dorle ein Concierge, den schließlich lebt sie in der Wohnung. So bringt sie den Müll weg, putzt das Treppenhaus, geht zum Bäcker BILD Zeitung und Brötchen kaufen. Quasi alles was so ein Hausmeister machen würde. Und dann gibt es Joe ihr Freund der ihr den Job besorgt hat, den sie liebt aber nicht berühren kann. Jedoch eines schönen Tages wendet sich das Blatt. Frau Sonne 85 J. aus dem 5 Stock lädt sie ein auf ihre Wohnung aufzupassen während sie im Urlaub ist. In dieser Zeit soll sie einigen Verpflichtungen nachgehen die sonst Fr. Sonne erledigt hat. Außerdem würde sie ab und an Aufgaben per Fax zugesendet bekommen. Natürlich wird sie für diese Zeit sehr gut entlohnt und deshalb sagt Dorle dann auch zu. Also zieht sie in die Wohnung von Fr. Sonne und wird verwöhnt mit Pralinen, einem skurrilen Kater einigen eigenartigen Mitbewohnern die am Tisch sitzen und Fr. Schräubchen die ihr ab und an zur Seite steht. Am nächsten Tag kommt schon die ersten Aufgabe u.a. jemandem im Altenheim besuchen und da selbstgemachten Hefezopf und Marmelade vorbei bringen (und das wo doch Dorle noch nie gebacken hat). Je länger sie allerdings dieses neue Leben lebt desto mehr merkt sie was sie in ihrem alten Leben vermisst oder falsch gemacht hat. Und mit der Zeit möchte sie dann diese neugewonnene Leben auch gar nicht mehr missen. Aber wie soll es weitergehen wenn Fr. Sonne nach 3 Monaten wieder kommt? Das wird euch nur das Buch verraten!!!


    Meine Meinung:
    In diesem Buch dreht sich alles um das Thema Glück und an manchen Stellen wird sich der eine oder andere auch wieder finden, sei es mit der Art wie Dorle ist oder anderem. Natürlich ist Dorle keine einfache Person die uns da Susanne Rehlein auftischt, sie hat viele Probleme und Eigenarten. Und so ist diese Buch dann auch nicht immer einfach zu lesen.Die Autorin hat wirklich ihre ganz eigene Art zu schreiben, was sicher nicht bei allen Lesern gut ankommt. Auch ich hatte bei manchen Seiten Probleme dem weiteren Verlauf zu folgen. So ist dies auch kein Buch das man mal so liest sondern man muss sich schon ein wenig in Dorle hineinversetzen. Dann wird man auch belohnt in dem man merkt wie sich die Hauptperson des Romans verändert. Aber es gibt auch durchaus Passagen wo wirklich zum schmunzeln sind z.B. "Wer sich mit Arztseife wäscht, muss nicht zum Arzt.Das ist natürlich Quatsch. Anderseits war sie tatsächlich kaum je krank,höchstens an der Seele oder dem Geist....."Etwas weniger Verwirrungen in der Geschichte hätte sicher dem ganzen gut getan. Das Cover ist wunderschön gestaltet und wertet das Buch wirklich auf, in original ist es noch schöner. Ein Roman für Leute die das Glück suchen und sich gerne auf die Reise machen wollen Dorle zu ergründen. Von mir 3 von 5 Sternen.

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."