Sharon Bolton - Böse Lügen

  • Klappentext
    In einer kleinen Gemeinschaft wie der auf den Falklands gehen keine Kinder verloren. Und wenn doch, so kann es sich nur um einen tragischen Unfall handeln, schließlich sind die rauen Küsten der Inselgruppe nicht ungefährlich. Doch als zum dritten Mal ein kleiner Junge verschwindet, glaubt kaum noch jemand an einen Zufall. Die Bewohner müssen befürchten, dass einer von ihnen ein Mörder ist. Auch Catrin Quinn, die nach dem Tod ihrer beiden Söhne ein zurückgezogenes Leben führt, wird in die Suche hineingezogen. Mit jeder Stunde steigen Misstrauen und Hysterie, bis eine regelrechte Hexenjagd beginnt. In ihrem Zentrum stehen Catrin selbst; Rachel, ihre beste Freundin aus Kindertagen; und Catrins ehemaliger Liebhaber Callum. Alle drei hüten Geheimnisse, die sie bis in ihre Träume verfolgen. Und sie vertrauen niemandem – nicht einmal sich selbst. Schließlich wären sie zu allem fähig …



    Die Autorin
    Sharon Bolton wurde im englischen Lancashire geboren, hat eine Schauspielausbildung absolviert und Theaterwissenschaft studiert. "Todesopfer", ihr erster Roman, wurde von Lesern und Presse begeistert gefeiert und machte die Autorin über Nacht zum neuen Star unter den britischen Spannungsautorinnen. Ihrem ersten Triumph folgten mittlerweile sieben weitere Thriller - darunter vier mit der grandiosen Ermittlerin Lacey Flint - in denen Sharon Bolton ihr brillantes Können immer wieder unter Beweis stellte. Sie wurde bereits für zahlreiche Krimipreise nominiert und für "Schlangenhaus" mit dem Mary Higgins Clark Award ausgezeichnet sowie mit dem Dagger in the Library für ihr Gesamtwerk. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Oxford.




    Endlich mal wieder ein Stand-alone von Sharon Bolton. So gerne ich auch die Bücher der Lacey-Flint-Reihe gelesen habe, war es jetzt doch mal Zeit für etwas anderes.


    Die Handlung spielt auf den Falkland-Islands, ein ungewöhnlicher Schauplatz. Es ist Anfang der 90er Jahre. Das steht so am Anfang nirgendwo, man muss es sich denken, denn es geht noch viel um den Falkland-Krieg. Einer der Hauptcharaktere ist ein ehemaliger Soldat, der nach dem Krieg auf den Inseln blieb. Und da er est mitte 30 ist, kann man sich denken, das das Buch nicht in der Gegenwart spielt.


    Die Story wird in drei Teilen erzählt, wobei sich Geschehnisse zum Teil überlappen und aus der Sicht des jeweiligen Erzählers noch einmal geschildert werden. Die erste Erzählerin ist Catrin. Vor 3 Jahren verlor sie ihre beiden kleinen Söhne durch einen Unfall, den ihre beste Freundin Rachel verursacht hat. In der Folge zerbrach auch Catrins Ehe. Catrin ist durch diesen furchtbaren Schicksalsschlag gezeichnet, obwohl sie nach aussen versucht, relativ normal weiterzuleben und zu arbeiten. Mit Rachel hat sie kein Wort mehr gewechselt seid diesem Tag. Nun jährt sich der Jahrestag des Unfalls und Rachel hat einen Plan. Sie will Rachel töten.


    Calum, der Kriegsveteran, ist der zweite Erzähler. Von ihm bekommen wir einen Blick von außen auf Catrin. Die letzte Erzählerin ist dann Rachel.


    Neben der Gescichte um Catrin und ihre toten Söhne gibt es noch die Sache mit den verschwundenen Jungen. Im Laufe der letzen jahre sind 2 Jungs verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Nun gerade ist wieder einer verschwunden. Die Bewohner der Inseln sprerrten sich lange dagegen zu glauben, das unter ihnen ein Kindermörder ist. Sie glaubte vielmehr an Unfälle. Nun jedoch schlagen plötzlich die Wellen hoch, und durch widrige Umstände gerät Catrin in den Focus der Polizei. Sie vermutet, das sie den Verlust ihrer Söhne nicht verkraftet hat. Dann verschwindet Rachels kleiner Sohn.


    "Böse Lügen" ist ein sehr düsteres Buch. Der Verlust Catrins ist sehr greifbar geschildert. Ihre Wut und Hass auf die ehemalige beste und engste Freundin, ihre Seelnverwandte, sind gut dargestellt. Die Falklang-island mit ihrer wilden Landschaft und Abgeschiedenheit bilden dazu eine wunderbar düstere Kulisse. Der Krieg ist noch nicht ganz vergessen, Calum leidet noch unter den Folgen des Erlebten. Das alles ist sehr greifbar und plastisch. Auch Rachels Schuldgefühle werden später sehr genau geschildert. Sie taucht recht spät im Buch auf und man muss auch bis dahin warten um zu erfahren, wie es zu dem Unfall kam. Der Autorin gelingt es, ihre Figuren klar zu umreißen. Sie gibt ihnen Charaktereigenschaften, nach denen sie auch konsequent handeln.


    Das Buch hat einige Wendungen zu bieten. Dadurch, das man zuerst Catrin als Erzählerin folgt, sieht man nur ihre Sicht der Dinge. Calum bietet dann eine Blick von außen, während Rachel dann nochmal eine andere Wendung in die Story bringt. Man bekommt dabei sehr tiefe Einblicke in die Gedankenwelt aller drei Protagonisten. Die Story selber ist ziemlich genial. Als Leser weiß man nicht, wo es hingehen wird. Zum Schluß spitzt sich alles zu, jeder verdächtigt jeden und beschuldigt sich selber. Das hat schon was von einer griechischen Tragödie. Die Verbindungen unter den Figuren sind sehr stark, sie kennen sich alle sehr gut und schätzen sich trotzdem falsch ein. Und im letzten Abschnitt gibt die Autorin der Geschichte nochmal einen bösen Dreh.


    Sharon Bolton ist hier ein sehr dunkler Thriller gelungen. Es ist von der Handlung her sehr ungewöhnlich, auch das Setting auf den Falkland-Islands ist originell. Es geht um Schuld und Sühne, Verlust, Vertrauen und Liebe. Für mich ist "Böse Lügen" Boltons bisher bestes Buch.

  • Vielen Dank für die Rezi, Darcy. Interessant, dass du dieses Buch als ihr bisher bestes bewertest. Jetzt bin ich erst recht neugierig darauf geworden. Bisher hat mich Sharon Bolton noch nie enttäuscht, weder mit ihrer Serie um Lacey Flint (die ich liebe) noch mit ihren Standalones.

  • Für eine komplette Rezension fehlt mir die Zeit, aber für mich war leider dieses Buch nicht Boltons bestes. Es war ihr erstes Buch, was mich nicht vollends überzeugen konnte. Zu langatmig, irgendwie nicht schlüssig. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, oder das Setting auf den Falklands konnte mich nicht so packen :gruebel
    Vielleicht war es auch die Wut, der Hass und das Düstere, obwohl mich sowas sonst nicht stört. Ich kann es nicht genau fassen, aber irgendwas lief für mich hier nicht rund...
    Es tut mir schon fast leid, das zu schreiben, weil ich die Bücher von Bolton (besonders Lacy Flint) doch (sonst) so sehr mag.


    Ich habe ebenfalls die englische Ausgabe gelesen.
    Trotzdem noch gute 7/10 Punkte, aber eben keine 9 oder 10.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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  • Die englische Schriftstellerin Sharon Bolton kenne ich von ihrer Detektivreihe um Lacey Flint von denen es bis jetzt vier Bände gibt. Dieses Buch hier ist ein komplett eigenständiger Kriminalroman und da ich das Ende kenne glaube ich eigentlich nicht, dass es sich für eine Fortsetzung eignen würde. Aber man weiss ja nie und irren ist menschlich. Für Leser die von Sharon Bolton noch Nichts gelesen haben eine prima Gelegenheit zu testen, ob einem ihre Art des Erzählens liegt oder nicht. Um es vorweg zu nehmen, ich halte dieses Buch sogar für ihr bisher gelungenstes Werk.


    Als ungewöhnlichen Schauplatz für die tragische Geschichte hat Bolton die Falkland-Inseln, die ganz am südlichen Zipfel Südamerikas liegen, ausgesucht. Die Inselgruppe hat wegen dem Falkland Krieg zwischen Argentinien und England im Jahre 1982 für ein paar Wochen traurige Berühmtheit erlangt. Von der Normalität weicht auch die Gliederung ab. Derselbe Zeitraum von ein paar verhängnisvollen Tagen Anfang November wird nacheinander von drei verschiedenen Personen in der Ich-Form erzählt. Zuerst der ausführlichste Teil von Catrin Quinn, wohnhaft an den Klippen mit einem aussergewöhnlichen Garten aus Walknochen und vom Schicksal schwer gezeichnet. Ihre ehemals beste Freundin Rachel ist Schuld am Unfalltod ihrer zwei Söhne und dem auseinander brechen der Ehe. Catrine wälzt seit Jahren schlimme Rachegedanken um es Rachel heimzuzahlen. Der etwas kürzer gehaltene Mittelteil wird aus der Wahrnehmung von Callum Murray, ein Offizier der im Falkland-Konflikt gekämpft hat und der unter dem Posttraumatischen Belastungssyndrom leidet und von Flashbacks vom Krieg heimgesucht wird, geschildert. Im letzten Dritteln dann Rachels Sicht auf die Ereignisse bevor es dann auf den letzten siebzig Seiten so turbulent zu und her geht, dass die Polizei kaum noch weiss was unten und oben ist.


    Die erwähnten verhängnisvollen Tage werden durch das Verschwinden eines Kindes ausgelöst. Da dies auf der bevölkerungsmässig dünn besiedelten Inseln in den letzten Jahren schon mal vorgekommen ist, löst dies erhebliches Misstrauen aus. Bei so wenigen Bewohnern, rund dreitausend über die vielen kleinen Inseln verteilt, kann das kein Zufall sein. Oder sind es doch unglückliche Umstände? Gibt es gar jemanden der Kinder entführt? Skepsis und Unbehagen machen sich breit und ein Kind kann auf beengten Raum der durch natürliche Grenzen von Wasser umgeben ist nicht spurlos vom Erdboden verschwinden. Als dann sogar noch Rachels Sohn verlustig geht scheint die Schuldige rasch ausgemacht und der aufgebrachte Pöbel fordert Konsequenzen und Bestrafung.


    Ganz zu Beginn hatte ich etwas Mühe die vielen Namen und die Personen und wie sie zueinander stehen gedanklich zu erfassen und einzusortieren. Aber das Wirrwarr in meinem Kopf hat sich dann Seite für Seite aufgelöst bis alles klar war. Das ist aber der einzige Punkt den ich zu bemängeln habe in einem ansonsten tadellosen Thriller. Das Handlungstempo darf man getrost als gemächlich bezeichnen und die dreifachen Wiederholungen der Tage und Geschehnisse mag die Aufmerksamkeit einiger Leser strapazieren und zu (verständlicher) Kritik führen. Dieses aus- und abschweifende Erzählen ist nicht Jederlesers Sache aber mir hat es nichts ausgemacht. In Gegenteil, dieses ganze fabulieren um das Drumherum hat eine irrsinnige Realität in meinen Kopf kreiert und ich konnte mir die angespannte Situation auf den Inseln lebhaft vorstellen.


    Wer auf atmosphärische Krimis mit Inselflair und stark begrenzten Fluchtmöglichkeiten steht und auf hämmernden Nervenkitzel mit schnellen Schnitten verzichten kann wird dieses Buch mit Genuss lesen und am Schluss zufrieden zuklappen. Für alle anderen gibt es eine Riesenauswahl an Starkstromthriller. Wertung: satte 9 Eulenpunkte