Max Rhodes „Die Blutschule“ ist ein kurzweiliger Psychothriller, der mich leider nich vollkommen überzeugen konnte. Individuelle Charaktere treffen auf ein interessantes Setting, allerdings hat mir das gewisse Etwas gefehlt.
Wir bekommen diese brutale Geschichte aus Sicht des Protagonisten Simon erzählt, der hierfür eine Tagebuchvariante gewählt hat. Die Perspektive war besonders spannend, weil wir so direkt am Geschehen dran waren und auch die Gedankengänge von Simon unmittelbar mitbekamen. Oft war das hilfreich, weil Simon ein eher in sich gekehrter Junge ist. Da es ja kein Geheimnis mehr ist, dass hinter Max Rhode kein geringerer als Sebastian Fitzek steckt, ist der Schreibstil wieder gewohnt spannend und flüssig.
Der Protagonist der Geschichte lässt mich ein bisschen ratlos zurück. Die Schilderungen und sein Verhalten in den Rückblenden sind absolut authentisch und ich habe ihm zu dieser Zeit auch jede Handlung abgekauft. Allerdings fehlt mir zum „heutigen“ Simon ein bisschen der Übergang. Für mich sind das quasi zwei verschiedene Personen, die so nichts miteinander zu tun haben. Insgesamt ist seine Jugend super geschildert und ich hatte tatsächlich einen pubertierenden 13jährigen vor Augen, der von seinem Gefühlsleben hin und her gerissen ist.
Die Nebencharaktere waren gut ausgearbeitet. Gerade in Simons Familie hat jeder seine Rolle gespielt und war für die ein oder andere Überraschung gut. Ich hatte das Gefühl tatsächlich etwas über die Familienmitglieder zu erfahren, obwohl eigentlich nur an der Oberfläche gekratzt wurde, was die Vergangenheit und Motivation der jeweiligen Personen angeht. Auch bei den anderen Charakteren (Sandy, Stotter-Peter, Raik) hat mir so das gewisse Etwas gefehlt, obwohl sie die Geschichte durch ihre pure Anwesenheit abrunden und gestalten.
Die Hintergrundstory an sich war spannend gesaltet und da das Buch auch nicht allzu vele Seiten umfasst, lässt sich die Lektüre recht flott weglesen. Zwischendurch gab es ein paar spannende Entwicklungen, aber zu Beginn hat es etwas gedauert, bis die Story in Gang gekommen ist. Auch das Ende konnte mich nicht überzeugen. Auf einmal ging alles sehr schnell und generell war die zweite Hälfte des Buches eigentlich nur noch von Gewalt und Folter geprägt. Mir persönlich war der Anteil zu groß, bzw. nicht optimal genug verteilt im Vergleich zur ersten Hälfte.
Ich würde sagen, dass es sich um ein typisches Buch der Kategorie „Kann man lesen, muss man aber nicht“ handelt. Definitiv nicht Fitzeks Meisterstück, aber auch nicht grundlegend langweilig. Für mich waren die Hintergründe zu konstruiert, was wohl Absicht gewesen ist. Aber das ist wohl einfach Geschmackssache.
6 Eulenpunkte