Unterwegs im Namen des Herrn - Thomas Glavinic

  • Kurzbeschreibung:
    Die Pilgerfahrt auf den Balkan soll zur Erleuchtung führen. Doch die bleibt aus. Thomas Glavinic und der Fotograf Ingo stehen kurz vor dem Nervenzusammenbruch: Die lange Busfahrt nach Bosnien mit den kauzigen Mitreisenden war schlimm genug. Im Pilgerort Medjugorje landen die beiden in einer Abfertigungsmaschinerie für Gläubige. Zermürbt von den endlosen Gebeten, versuchen sie zu fliehen, doch bald wünschen sie sich, sie wären bei den Predigern geblieben.


    Über den Autor:
    Thomas Glavinic wurde 1972 in Graz geboren. 1998 erschien sein Debüt "Carl Haffners Liebe zum Unentschieden". Seine Romane "Der Kameramörder" (2001) und "Wie man leben soll" (2004) wurden fürs Kino verfilmt. Thomas Glavinic erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, zuletzt den Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Seine Romane sind in 18 Sprachen übersetzt. Er lebt in Wien.


    Meine Meinung:
    Die Kurzbeschreibung liest sich wie eine humorige Pilgerfahrt mit Tiefgang, die der nicht gläubige Glavinic zusammen mit seinem langjährigen Kumpel Ingo unternimmt, um Pilger und ihre Motive besser kennenzulernen. Tatsächlich entpuppt sich der etwas mehr als 200 Seiten umfassende Text (ist es ein Roman? ein Bericht? eine Mischung aus beidem?) tatsächlich als sehr vergnüglich, jedoch mangelt es ihm an jedwedem Tiefgang. Über die Menschen, denen er begegnet, erfährt man außer ihrem Dialekt und ihren Essgewohnheiten kaum etwas und auch über die "Programmpunkte" auf einer solch organisierten Pilgerreise hätte man mehr/ausführlicher berichten können. Glavinic allerdings nicht, schließlich nimmt er, ebenso wie Ingo, kaum an den Aktivitäten der Pilger (Gebete, Messen, Kreuzwege) teil. Stattdessen bleiben die beiden lieber im Hotel oder Restaurant und brechen zur überstürzten Heimreise auf, als sie es (der eine krankheitsbedingt, der andere familienbedingt) auf ihrer selbst gewählten Pilgerfahrt nicht mehr aushalten. Auf ihrer Flucht in die Heimat erleben sie haarsträubende Dinge, die zwar nachhaltig Glavinics Fähigkeit belegen, unterhaltsam zu schreiben, aber nicht den Eindruck der Oberflächlichkeit wettmachen können, der sich während der gesamten Lektüre aufdrängt. Schade, hier wäre sicher mehr drin gewesen!


    Deshalb nur 4 Punkte.