Viveca Sten - Tod in stiller Nacht

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Die eisige Stille des friedlichen Weihnachtstages wird jäh gestört, als der leblose Körper einer Frau vor dem Hotel gefunden wird. Thomas Andreassons Ermittlungen zeigen, dass es sich bei dem Opfer um eine prominente Kriegsberichterstatterin handelt, die zahlreichen Morddrohungen ausgesetzt war. Fremdenfeindliche Zwischentöne und ein besonders professioneller Mörder machen den Fall für Thomas noch verzwickter. Da geschieht ein zweiter Mord …In der Zwischenzeit kämpft Thomas’ Jugendfreundin Nora mit ganz anderen Problemen. Ihre berufliche Integrität als Bankjuristin ist infrage gestellt. Schließlich muss sie eine Entscheidung treffen, die ihr ganzes Leben verändern wird.


    Autorin und Übersetzerin (Quelle: amazon)
    Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt.
    Dagmar Lendt ist Skandinavistin und übersetzt aus dem Norwegischen, Schwedischen und Dänischen. Bisher hat sie rund neunzig Bücher ins Deutsche übertragen, unter anderem von Jon Fosse, Kjetil Try, Karin Alvtegen und Liza Marklund. Sie lebt in Berlin.


    Allgemeines
    Sechster Band der Reihe um Thomas Andreasson
    Titel der Originalausgabe: I farans riktning, übersetzt von Dagmar Lendt
    Erschienen am 2 .April 2015 bei KIWI Paperback, TB mit 400 Seiten
    107 Kapitel, Zusatzmaterial: Karten von Stockholm /Sandhamn
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: Insel Sandhamn von Weihnachten bis Silvester 2008


    Zum Inhalt
    Jeanette Thiels, eine Journalistin, die sich mit brisanten Themen (Kriege/Bürgerkrieg, Flüchtlingspolitik, Frauenunterdrückung) beschäftigt und in ihren Artikeln kein Blatt vor den Mund nimmt, wird am Ersten Weihnachtstag 2008 tot in der Gartenanlage eines Hotels aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass sie nicht erfroren ist, sondern auf heimtückische Weise ermordet wurde. Die Suche nach ihrem Mörder ist für Thomas Andreasson nicht einfach, denn es gibt viele mögliche Motive. Das Opfer hat sich mit seinen Artikeln und Büchern bei nicht wenigen Menschen unbeliebt gemacht und sich zuletzt mit "Nya Sverige", einer fremdenfeindlichen politischen Organisation, befasst. Auch im Privatleben der streitbaren Journalistin gibt es Konfliktpotenzial. Durch ihren Tod wurde sie daran gehindert, gegen ihren geschiedenen Mann Michael, dem sie das Sorgerecht für die dreizehnjährige Tochter Alice streitig machen wollte, gerichtlich vorzugehen.
    Da die Verstorbene eine Kopie ihres in Arbeit befindlichen Buchs an eine ihr nahestehende Person weitergegeben hat, geraten weitere Menschen in Gefahr, denn der Mörder schreckt vor nichts zurück, um dieser Kopie habhaft zu werden...


    Beurteilung
    Im Gegensatz zu einem Großteil skandinavischer Krimis, die eher etwas gemächlich erzählt werden, wird in den 107 relativ kurzen Kapiteln dieses Romans ein ziemlich hohes Spannungsniveau durchgehalten. Dafür sorgen nicht zuletzt Cliffhanger mit anschließendem Wechsel der Erzählperspektive. Thematisch hochaktuell beschäftigt sich der vorliegende Krimi mit dem Thema Fremdenfeindlichkeit, im Zusammenhang mit der Flüchtlingsproblematik mehren sich in Schweden Stimmen von Bürgern, die gegen Flüchtlinge/Einwanderer eingestellt sind und diese finden in "Nya Sverige" ein Sprachrohr. Die Ermittlungstätigkeiten der Kommissare werden realistisch dargestellt.
    Auch die Charakterzeichnung der verschiedenen Romanfiguren ist gut ausgearbeitet und glaubwürdig, sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren werden quasi für den Leser lebendig.
    Der sechste Band der Reihe beinhaltet erneut auch Schilderungen des Privatlebens der Protagonisten, deshalb wäre es empfehlenswert, die Bücher in der korrekten Reihenfolge zu lesen. Es ist jedoch nicht zwingend erforderlich, dem Kriminalfall kann man auch ohne Vorkenntnisse folgen.
    Mit seiner sprachlich flüssigen Darbietung aktueller gesellschaftspolitischer Strömungen in Schweden ist "Tod in stiller Nacht" sehr lesenswert, lediglich das Ende wirkt - gerade für ein Land wie Schweden - etwas unglaubwürdig.


    Fazit
    Aktuelle Thematik, spannende Umsetzung, sehr lesenswert!
    9 Punkte

  • Die Weihnachtsruhe von Thomas Andreasson und seiner Familie wird durch den Tod der Kriegsberichterstatterin Jeanette Thiels gestört. Sie ist vor ihrer Tochter Alice und ihrem Ex-Mann auf die Insel Sandhamn geflüchtet und wird vor dem Hotel erfroren gefunden. Mit ihrem Ex-Mann kämpfte sie gerade um das Sorgerecht der 13-jährigen Tochter Alice und Jeanette wirkte in letzter Zeit gehetzt und erschöpft. Nachdem ihr Laptop fehlt, stellen sich Thomas und sein Team als erstes die Frage, an welchem Projekt hat die Reporterin aktuell gearbeitet?


    Neu im Team ist Aram, der zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester im Kindesalter als Flüchtling aus dem Irak nach Schweden kam. Durch ihn und die Lobbyorganisation Nya Sverige mit der Vorsitzenden Pauline Palmér bekommt dieser Band einen politischen Touch zum Thema Flüchtlingspolitik und Einwanderung.


    Nora bekommt im 6. Fall von Thomas Adreasson nur eine Nebenrolle. Sie muß sich derzeit als Bankjuristin mit Intrigen auseinandersetzen und sich überlegen, wie es mit ihrer beruflichen Karriere und ihrem Leben weiter geht.



    Die Autorin ist ihrem flüssigen Schreibstil treu geblieben und viele Figuren sind den Fans von Viveca Sten bereits bestens vertraut.


    Aram, seine Eindrücke, Gefühle und das Außenseiterdasein beschreibt die Autorin sehr einfühlsam und nachvollziehbar. Um nur ein Vorurteilsbeispiel zu nennen: Als er in Ausübung seiner Ermittlungsarbeit in einem fremden Haus gesehen wird, gilt er durch sein Aussehen gleich als ausländischer Einbrecher.


    Die winterliche Atmosphäre auf Sandhamn war für mich gut beschrieben und spürbar. Es ist ein eher ruhiger, unblutiger und solider Krimi. Die Spannung wurde bis zum Ende hoch gehalten. Erst auf den letzten Seiten erfährt der Leser den Täter und sein Motiv - eine echte Überraschung!