Monique Schwitter - Eins im Andern

  • Titel: Eins im Andern
    Autor: Monique Schwitter
    erschienen: 2.Aufl., 30. September 2015
    Seiten: 232 Seiten
    Verlag: Droschl
    Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung:
    Eines Abends erfährt sie, als sie, statt zu schreiben, nach ihrer ersten Liebe googelt, dass er sich aus dem achten Stock gestürzt hat. Vor fast fünf Jahren schon. Sie ist schockiert, ebenso sehr über seinen Selbstmord wie über die Tatsache, dass sie ihn gar nicht vermisst hat. Nun hat sie ihn am Hals, stärker als zu Lebzeiten. Was ist das, die Liebe? Wieso kann sie kommen und gehen? Wohin geht sie, wenn sie geht? Und was ist eigentlich mit der aktuellen Liebe los? Der sitzt in seinem Zimmer und checkt Mails oder sieht fern. Die Protagonistin in Monique Schwitters neuem Roman beginnt nun eine Liebesrecherche: Sie handelt ihre Liebesbiographie an zwölf Männern ab, die weit mehr als die Namen gemein haben mit den Aposteln, den Gesandten des Glaubens und der Liebe. Es sind beinahe mythische Umrisse von Männern, die sie schreibend mit Liebe, Leben und Geschichte füllt. Und je länger sie schreibt, desto stärker schiebt sich die Rahmengeschichte, ihre aktuelle Liebessituation, ins Zentrum, bis sie die Handlung übernimmt. "Eins im Andern" ist ein außergewöhnliches Buch: ein Wagnis, ein trickreiches, konsequentes Spiel mit Leben und Fiktion. Seine mitreißend lebendige Sprache verleiht ihm, bei aller Intensität, eine fast heitere Leichtigkeit.


    Über die Autorin:
    Monique Schwitter, 1972 in Zürich geboren, ist Schriftstellerin und Schauspielerin. Seit 2005 lebt die Autorin in Hamburg.
    Schwitter hat in Salzburg Schauspiel und Regie studiert und war u.a. an den Schauspielhäusern in Zürich, Frankfurt, Graz und Hamburg engagiert.
    Seit 2002 veröffnetlicht sie eigene Texte, für ihren ersten Erzählband „Wenn‘s schneit beim Krokodil“ erhielt sie den Robert-Walser-Preis. 2008 erschien ihr erster Roman „Ohren haben keine Lider“, der ins Chinesische übersetzt wurde und auf der Expo in Shanghai präsentiert wurde. „Eins im Andern“ ist ihr zweiter Roman, der auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2015 stand.


    Meine Meinung:
    Ich stöbere eigentlich immer in den Büchern, die zum Buchpreis nominiert wurden. Diesmal fiel mir dieses für meinen Geschmack furchtbare Cover direkt ins Auge. Gleich beim Anlesen hatte mich das Buch gepackt.
    Eigentlich bekommt der Leser in diesem Buch nur einen Überblick über alle Männer, die im Leben der Ich-Erzählerin eine wichtige Rolle gespielt haben.
    Ausgesprochen banal beginnt Schwitter das Buch mit einer alltäglichen Szene. Die Erzählerin googelt nach ihrem ersten Liebhaber, während ihr der Hund zu Füßen liegt, die Kinder bereits schlafen und ihr Mann im Nebenzimmer beschäftigt ist. Doch die Suchmaschine spuckt eine traurige Tatsache aus. Petrus hat vor ein paar Jahren Selbstmord begangen, vermisst hat die Erzählerin ihn bis dato nicht. Unbemerkt ist er gegangen.
    Was folgt, ist ein Theaterstück im Roman, denn die Autorin lässt nacheinander weitere 11 Männer auf die Romanbühne treten. Es folgen Episoden aus der Vergangenheit, klar umrissene Portraits der jeweiligen Hauptdarsteller und vor jedem Abgang setzt die Autorin den Auftritt mit der Gegenwart in Beziehung.
    Sie verleiht den Darstellern Künstlernamen. Es sind die Namen der Jünger Jesu‘, der zwölfte bleibt unbenannt. Der Logik nach muss der zwölfte Judas sein, der Name eines von Jesu Brüdern. Im Inhaltsverzeichnis werden den Männern noch feste Orte uns Zeiten zugeordnet.
    Die einzelnen Kapitel wirken wie Kurzgeschichten auf mich, sie sind keineswegs auserzählt und bleiben oft in Andeutungen stecken. Doch hat mir gerade dieser Stil ausgesprochen gut gefallen. Zum Roman werden die Episoden durch die Gegenwart, die ebenfalls beschrieben wird. Die Ich-Erzählerin ist ebenfalls Schauspielerin, Regisseurin und Autorin und versucht sich gerade an einem Roman. Ihre Ehe droht gerade, den Bach hinunter zu gehen, denn Thomas, ihr Ehemann, hat das gemeinsame Vermögen verspielt. Wenn die Erzählerin an ihre Grenzen gerät, macht sie sich Mut, in dem sie den Roman ja schön schreiben kann. Vielleicht färbt sich das auf die Gegenwart ab. Ein Versuch ist es wert.


    Ein Versuch ist auch nur diese Rezi, denn so ganz genau kann ich nicht fassen, warum mir dieser Roman gut gefallen hat. Ob es die wirklich sehr unterschiedlichen Männerfiguren sin, ob es das Thema ist, die Liebe, die sich nicht wirklich fassen lässt, die klare Sprache? Wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Diese Mischung hat mir gut gefallen. Es greift Eins nach dem Andern, ein Mensch hinterlässt eine Spur im Andern, vielleicht ist das das Geheimnis dieses Buches.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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