'Runa' - Seiten 001 - 081

  • Puuh, bin ich froh, dass ich ,,nur" in unserer heutigen Zeit in der Psychiatrie arbeite. Allgemein ist dieses Gebiet ja leider insgesamt sehr spät menschenfreundlicher geworden. Die Geschichte der Psychiatrie ist an sich nicht wirklich ein Vorzeigebeispiel von unserer tollen Welt.


    Habe den Abschnitt soeben beendet und finde das Buch bisher bei aller Grausamkeit sehr interessant. Kenne ja hysterische Menschen (jaaa, auch Männer..) aus meinem Berufsalltag (nein, nicht meine Arbeitskollegen) und finde es echt grausam, wie mit denen vorgegangen ist. Für das Buch an sich kann ggf. der heutige Wissensstand der histrionischen Persönlichkeitsstörung zum Vergleich ganz hilfreich sein.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Histrionische_Persönlichkeitsstörung

  • Ich bin total fasziniert von dem Buch, nachdem ich eigentlich auch nur den Klappentext interessant fand aber nicht wirklich wusste, was mich erwarten würde!


    Wusste auch nicht, dass vieles auf wahren Begebenheiten beruht!


    Vera Buck hat eine tolle Sprache und ich bin total überrascht, dass dieses Buch ein Debüt ist - noch dazu von einer so jungen Frau!


    Würde mich interessieren, wie sie auf diese Idee gekommen ist!


    In meinem Buch ist übrigens kein Interview mit der Autorin :gruebel

  • Ich hatte ja schon vom Klappentext her geahnt, dass das ein hartes Buch wird, aber der erste Abschnitt hier war noch heftiger, zumal das Ganze ja auf historischen Tatsachen beruht.
    Aber so erschreckend die Schilderungen auch sind, interessant ist das Buch auf jeden, auch wenn ich mich mit dem Schreibstil noch nicht so ganz anfreunden kann, ohne dass ich sagen kann, warum.


    Eins ist mir noch aufgefallen: Auf Seite 14 erzählt Jori von dem kleinen Hof seiner Eltern, mit mehreren Kühen und noch einem Zugpferd waren das für die Schweiz in der Zeit keine kleinen sondern richtig große Bauern.

  • Den ersten Abschnitt habe ich jetzt durch. Komme recht langsam voran, da doch viele Details im ersten Teil erläutert wurden.
    Jori, Paul und Pauline schienen früher eine sehr besondere Beziehung gehabt zu haben, allerdings scheinen sich Paul und Jori doch mehr und mehr von einander enfernt zu haben. Pauline selber ist wohl auch in einer Anstalt um " behandelt"zu werden.


    Erschreckend fand ich auch die gerade zu zirkusartige Vorstellung der armen Frauen. Es ist erschreckend, das man Menschen zur scheinbaren medizinischen zwecken regelrecht quält. Man darf nicht vergessen, das vieles was wir heute über geistes Krankheiten wissen in dieser Zeit und mit diesen Methoden seinen Ursprung hatte. Aber eigentlich waren die armen Menschen in solchen Heilanstalten wohl eher Versuchsratten.
    Ich kann auch nicht nachvollziehen wie man Freude oder Fazination bei solch Vorstelkungen empfinden kann. Aber andere Zeiten.....

    Das Buch ist wie eine Rose, beim Betrachten der Blätter öffnet sich dem Leser das Herz.


    (Sprichwort aus Persien)


    LG büchervamp :flowers


    Ihr findet mich auch bei Instagram besucht mich mal


  • Oh, das tut mir leid. Das wußte ich nicht. Ihr verpasst aber nichts wesentliches :grin

  • Diese Zurschaustellung der Frauen finde ich ganz furchtbar. Und bin wieder einmal froh, in der heutigen Zeit zu leben.
    Bei Lecoq musste ich an Kretschmer denken. So weit hergeholt sind seine Gedanken gar nicht.


    Zitat

    Original von Belle Affaire
    Ich bin total fasziniert von dem Buch, nachdem ich eigentlich auch nur den Klappentext interessant fand aber nicht wirklich wusste, was mich erwarten würde!
    Wusste auch nicht, dass vieles auf wahren Begebenheiten beruht!
    Vera Buck hat eine tolle Sprache und ich bin total überrascht, dass dieses Buch ein Debüt ist - noch dazu von einer so jungen Frau!
    Würde mich interessieren, wie sie auf diese Idee gekommen ist!


    Das hat mich auch total überrascht, dass dies das Debüt einer so jungen Autorin ist. Der erste Abschnitt hat mich in seinen Bann gezogen und ich freue mich auf’s Weiterlesen.
    Es gibt viele Stellen, an denen ich gegoogelt habe. Einfach faszinierend, was man da alles zu Hysterie und den historische Personen findet.

  • Das ist wirklich ein heftiger Einstieg. Unbehaglich hat es jemand bereits genannt und ich finde, das trifft es tatsächlich.


    Ich finde Psychologie und deren Geschichte absolut interessant und thematisch fesselt mich das Buch ebenso sehr, wie es die Figuren vermögen. Aber so manche Details sind dann schon schwer zu verdauen, gerade wegen ihrer historischen Authentizität (zumindest gehe ich davon aus, dass es so stimmt).


    Der Roman ist mMn tatsächlich ein sehr gelungenes Debüt. Zumindest gefallen mir die Sprache, die Figuren und die Geschichte, soweit man das nach dem ersten Abschnitt beurteilen kann.


    Lumos : Danke für den Interview-Link. Werde ich mir sofort durchlesen. :-)

  • Wow, ganz schön starker Tobak. :wow Ich hatte mich ja durchaus auf dergleichen eingestellt, aber zu lesen wie diese Frauen wie Vieh vorgeführt wurden unter dem Deckmäntelchen einer "wissenschaftlichen Vortragsreihe" um die Sensationsgier und andere niedere Instinkte der Zuhörer zu befriedigen liegt schon schwer verdaulich im Magen.


    Jori ist ein nicht spontan liebenswerter Charakter. Er ist so fixiert auf das was Charcot kann und wie er sich in seinem Fach auskennt, dass er gar nicht begreift, wie menschenverachtend das ist, was er da tut. Wenn es dann aber um die von ihm so tief geliebte Pauline geht, ist das natürlich alles was völlig anderes, die soll keiner so respektlos behandeln. Für ihn scheint das gar kein Widerspruch zu sein.


    Was es mit diesem komischen Lecoq auf sich hat muss sich auch erst noch zeigen. War er früher Polizist oder eine Art Detektiv? Und jetzt plant er selbst ein Verbrechen? Er ist ein Anhänger der Physiognomik, glaubt also aus dem Gesicht ableiten zu können, was für ein "Verbrecher" die Leute sind. Ich kenne aus verschiedenen Sherlock Holmes-Geschichten noch die Phrenologie, der wohl auch Sir Arthur Conan Doyle zu einem gewissen Grad angehangen hat, wo es um die Schädelform geht die angeblich Rückschlüsse auf verschiedene Gehirneigenschaften zulässt.
    Der Prolog hängt im Moment noch völlig losgelöst im Raum, bisher keiner der Namen wieder aufgetaucht.


    Ich hab Charcot und die verschiedenen "Gerätschaften" mal gegoogelt, zur besseren Vorstellung. Es wirkt so, als ob man alles was irgendwie ungewöhnliche Zuckungen ausgelöst hat, egal ob Epilepsie oder Tourette (der ja sogar einen kurzen Auftritt in diesem Abschnitt hat) erst mal auf sexuelle Hysterie der Frau geschoben hat. -_- Da wird einem wirklich ganz anders. Es wurde ja auch im Text erwähnt, dass es gar nicht mal so sehr darum ging, die kranken Frauen zu heilen, zur Heilung ging niemand da hin. Es ging darum, das zu Erforschen und komplett auseinanderzunehmen (dazu muss natürlich der Anfall immer und immer wieder ausgelöst werden), Besserungen jedweder Art waren irgendwie nur Nebensache wie es schien, es ging ums ausprobieren und rumspielen?


    Dass außerdem nicht nur wissenschaftliche Aspekte die Triebfeder des einen oder anderen Studenten war, hat ja dieser Typ Gomet bewiesen. Die armen, festgebundenen Frauen mussten sich also auch noch gelegentlich vergewaltigen lassen. ... Da kann man ja fast nur für sie hoffen, dass die meisten wirklich so "irre" waren, dass sie es gar nicht so mitbekommen haben.
    Ich lese interessiert und erschrocken weiter...

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Manuela2205
    Extrem fand ich neben der Beschreibung der "Vorlesung" oder wie auch immer man das nennen mag, die Aussage, dass Jori und noch ein Professor Versuche an Menschen machen, da Versuche an Tieren zu teuer wären :wow


    Ja, dieses Zitat mit den Kälbern und den Findelhauskindern fand ich auch ganz schrecklich. :-(

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Finstere Einblicke in die Welt der Psychiatrie schon im ersten Leseabschnitt. Die öffentlichen Vorlesungen von Charcot und die Zusammensetzung des männlichen Publikums waren normal in jener Zeit.
    Auffällig, dass nur Frauen vorgeführt wurden und Tourette sitzt in der ersten Reihe.


    Das Einsperren von hysterischen Angehörigen wird manchmal noch heute praktiziert.


    Die Protagonisten sind noch nicht so richtig greifbar. Jori bewundert Charcot. hält aber nichts von einigen Massnahmen .
    Was es mit Lecoq auf sich hat wird sich noch zeigen.

  • Zitat

    Original von Lucy1987


    Auf was genau beziehst du dich da?


    Es gibt immer wieder Einzelfälle , die von der Familie abgeschottet werden.


    Im großen Stil praktiziert wurde es in den ehemaligen Ostblockstaaten , ich erinnere mich an die Reportagen z. B aus Rumänien, ob es heute noch so ist weiß ich nicht. Dies ist gerade mal 20 Jahre her.


    In D werden die Leute mit Tourette- Syndrom immer noch "schief" angeschaut., obwohl es schon sehr viel Aufklärung gibt.

  • Ich muss gestehen, dass ich mich mit dem Buch nicht leicht tue. Vermutlich liegt es am fehlenden Fachwissen über Medizin. Irgendwie kriege ich die Namen auch noch nicht sortiert. Den Schreibstil mag ich aber, sodass ich Hoffnung habe.


    Die Zustände in den historischen Anstalten müssen für die Patienten furchtbar gewesen sein. Es werden wohl auch allerlei Versuche gemacht worden sein, die dem Mensch dort nicht gut bekommen sind. Tückisch ist ja dabei die Psyche, weil man die ja sowieso nur schlecht untersuchen kann und damals ja auch mehr oder weniger rumgestochert wurde. Ich bin also gespannt, wie es in unserer Klinik und im Team um Charcot weitergeht.

  • Am Anfang habe ich mich ein wenig schwer getan mit den ganzen französischen und medizinischen Ausdrücken, aber je weiter ich gelesen habe, je besser wurde es. Und das Buch hat mich gepackt und ich bin begeistert.


    Ich bin erschrocken, wie damals praktiziert wurde und wie die Patienten, insbesondere die Frauen zur Schau gestellt wurden. Unglaublich, es gleicht eher einem Zirkus oder einer Varieté Veranstaltung, als seriöse Medizin. Kranke oder behinderte Menschen als Freak Show. Ich weiß gar nicht was ich da für einen Ausdruck für finden soll, einfach unwürdig und erniedrigend. Die männlichen Zuschauer finden das natürlich alle sehr interessant, nur im Sinne der Medizin... Klar.


    Gut, dass sich die Forschung und Medizin deutlich weiter entwickelt hat und wir im hier und jetzt leben.