'Naokos Lächeln' - Seiten 243 - 334

  • Vielleicht definieren wir erwachsen sein unterschiedlich. Für mich schließen sich erwachsen sein und mal über die Stränge schlagen nicht aus.
    Was mir fremd ist und bleibt, ist das ziellose Umhertreiben. In meiner Umgebung gab es eher die Revoluzzer, die zu viel wollten und daran teilweise gescheitert sind.


    Für mich ist es ein interessantes Buch, dessen Personen mir ein wenig fremd geblieben sind. :-)

  • Ich kann dieses Rumdümpeln auch gar nicht ertragen. Ich hatte nach der Schule mal kurz eine Zeit, in der ich nicht wusste, was ich machen sollte, aber das war relativ schnell vorbei. Ich bin übrigens total behütet aufgewachsen und bin erst mit der ersten eigenen Wohnung erwachsen geworden. Ob mir die Charaktere fremd geblieben sind, kann ich noch nicht so genau sagen. Darüber muss ich noch mal nachdenken.

  • Aber dümpeln sie denn dahin? Ich empfinde das nicht wirklich so. Sowohl Midori als auch Toru studieren trotz allem mehr oder weniger fleißig. Sie hängen nur im Privatleben herum, sind wenig politisch engagiert, probieren alles mögliche aus, stehen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden. Hinzu kommen dann noch die persönlichen Schicksalsschläge.
    Ich war mit 20 berufstätig, hatte Verantwortung, aber erwachsen war ich bestimmt nicht. Und genau hier kann ich Toru und Midori gut verstehen und finde Murakamis Beobachtungsgabe und Erzählweise darüber wirklich toll.

  • Ich gestehe der Jugend unbedingt zu, rumzudümpeln. Das ist sogar richtig wichtig, um zu wissen, was man mit dem Leben anfangen will. Aus der Langeweile entstehen ja oft die kreativsten Dinge.
    Wir haben im Bekanntenkreis einen jungen Mann, der jetzt 31 ist und schon alles erreicht hat. Ich mag ihn sehr, aber seinen Lebensentwurf finde ich erschreckend. Haus, Frau, Kinder, Führungsetage eines großen Konzerns erklommen- jetzt kann es nur noch abwärts gehen. Das muss ich jedes Mal denken, wenn ich ihn sehe.


    Murakami ordnet "Naokos Lächeln" ja selbst in die Reihe der großen "Erwachsenwerd-Romane" ein, die Toru ja alle zwischendurch liest. In diese Reihe gehört das Buch, finde ich.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Mit dümpeln meine ich nicht nur beruflich (sie studieren ja), sondern auch so. Sie scheinen kein bestimmtes Ziel für irgendwas zu haben. Ich kann das schlecht erklären. Wenn jemand studiert, gehe ich davon aus, dass er weiß, was er damit später mal machen möchte. Oder zumindest einen Ansatzpunkt hat. Aber das scheint hier nicht der Fall zu sein. Und auch so gibt es keine Struktur. Aber vielleicht bin ich einfach viel zu lange im Berufsleben um das richtig zu kapieren. Ich weiß es nicht.