Wassermusik - T. C. Boyle

  • Kurzbeschreibung:
    Er ist vollkommen ahnungslos, ein wenig unbeholfen und dennoch voller Tatendrang: Mungo Park, der berühmte schottische Entdecker und Forscher. Gemeinsam mit seinem Butler, einem ehemaligen Sklaven, reist er 1795 nach West-Afrika, um dort den Lauf des Niger zu erforschen. Während sich Park mit den Herausforderungen des Dschungels herumschlägt und in blanker Unkenntnis der lokalen Sitten und Gebräuche von einer Katastrophe in die nächste stolpert, bemüht sich in London der Trinker und Trickbetrüger Ned Rise um ein paar sichere Geschäfte. Die beiden kommen zusammen, als es Rise dank eines geschickten Manövers gelingt, sich der Expedition des Forschers anzuschließen. Fortan beschäftigt die Männer nicht nur die Frage, wie man ein gebackenes Kamel für 400 Gäste zubereitet oder eine besonders dicke Dame befriedigt, „gänzlich unbeweglich, so unfassbar fett in ihrem Zelt thronend, dass Körperöffnungen nicht mehr zu finden sind“. Schlimmer noch: Ned Rise wird bald klar, dass Mungo Park die Expedition ins Verderben führen wird, wenn nicht bald etwas geschieht. Und dann meldet sich auch noch Ailie Anderson zu Wort, Parks schöne Geliebte, die in Schottland auf die Rückkehr eines Helden wartet.


    Über den Autor:
    T. Coraghessan Boyle, geboren 1948 in Peekskill, New York, unterrichtet an der University of Southern California in Los Angeles. Für seinen Roman ›World's End‹ erhielt er 1987 den PEN/Faulkner-Preis. Als Enfant terrible der amerikanischen Gegenwartskultur wurde T. C. Boyle zum Pop- und Literaturstar seiner Generation. Mehr Infos liefert Wikipedia.


    Über den Sprecher:
    Schauspieler Christian Berkel, bekannt aus „Der Untergang“ und „Die Affäre Semmeling“, spielt den Gefühlsmenschen ebenso überzeugend wie zwielichtige Charaktere. Als Hörbuchsprecher („Imperium“, „Der Afghane“ u.a.) setzt er jede Textvorlage virtuos um.


    Meine Meinung:
    Es sind schillernde Figuren, die Boyles Roman "Wassermusik" bevölkern, allen voran Mungo Park (häufig auch einfach nur "Der Entdeckungsreisende" genannt) und Ned Rise, der nicht nur einmal mehr Glück als Verstand hat. Werden ihre tollkühnen Erlebnisse anfangs noch im Wechsel erzählt, treffen sich irgendwann beide Helden, um gemeinsam Abenteuer zu bestehen. Boyle erzählt diese Abenteuer in einer so lässigen Art, dass die zahlreichen grotesken Momente eine Selbstverständlichkeit erhalten, die seinesgleichen sucht. Dass er sich bei der Beschreibung der Expeditionen so manche künstlerische Freiheit herausnimmt, versteht sich von selbst, beeinträchtigt aber keineswegs das Hörvergnügen. Dennoch bin ich mir fast sicher, dass die Kürzungen der Hörbuchversion nicht gut getan haben, sondern der Geschichte leider einiges von ihrem Charme wegnehmen. Stellenweise Vergleiche zwischen Hörbuch- und Buchversion zeigen eine deutlich dichtere Atmosphäre und erheblich mehr Wortwitz in der Buchversion, weshalb ich in diesem Fall eindeutig zum geschriebenen Wort rate - auch wenn es an der Sprecherleistung von Christian Berkel nichts auszusetzen gibt.


    Dennoch gebe ich der Hörbuchversion 7 Punkte.


    P.S.: Ich finde es immer noch irritierend, dass in dem Roman Jack the Ripper erwähnt wird, der erst mehrere Jahrzehnte nach Mungo Parks Tod zu trauriger Berühmtheit gelangt ist, hmmm... :gruebel