Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo - Rick Yancey

  • Originaltitel: The Curse of the Wendigo


    Zum Inhalt
    Es ist alt. Uralt sogar. Und es kommt, dich zu fressen ...


    Als Schüler von Dr. Pellinore Warthrop hat Will Henry sein Leben der Monstrumologie gewidmet: dem Studium von Monstern. Aber als Dr. Warthrop die Existenz des mythischen Wendigo beweisen will, gerät Wills Welt aus den Fugen. Will und der Doktor müssen die Einöden Kanadas durchqueren. Und dabei entdecken sie eine Wahrheit, die viel schrecklicher ist, als sie sich je hätten träumen lassen ...
    (Klappentext)


    Über den Autor
    Rick Yancey wollte schon in seiner Jugend Schriftsteller werden. Nach seinem Abschluss in Anglistik an der Roosevelt University in Chicago startete er in seiner Heimat Florida eine Künstlerkrarriere. Während er in Teilzeit unterrichete und sich als Theaterschauspieler versuchte, nahm er eine Anstellung beim Finanzamt an. Den Traum der Schriftstellerkarriere gab er nie auf, dafür aber nach zehn Jahren seine Beamtenstelle. Rick ist stolzer Vater von drei Söhnen. Er lebt in Florida.
    (dem Buch entnommen)


    Meine Meinung
    Der zweite Band der vierbändigen Reihe um den Monsterjäger Dr. Warthrop und seinen jungen Gehilfen Will Henry setzt nahtlos an die Handlung des ersten Bandes an. Wieder ist die eigentliche Handlung eingebettet in eine Rahmenhandlung um den Schriftsteller Yancey, der 2007 den Auftrag erhielt, die im Altenheim gefundenen Tagebücher Will Henrys zu veröffentlichen. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2009 und Yancey macht sich daran, die nächsten drei Bände zu veröffentlichen. Gleichzeitig versucht er, mehr über den rätselhaften Will Henry herauszufinden, der nach eigener Aussage 1867 geboren und damit über 130 Jahre alt war, als er 2007 verstarb, hat dabei aber nur wenig Glück.
    Die Tagebuchhandlung schließt, wie bereits gesagt, direkt an die Handlung des ersten Bandes an, die damit endete, dass Dr. Warthrop im Jahr 1888 ein mysteriöses Schreiben erhielt und sich daran machte, eine Abhandlung zu verfassen, die als Antwort auf ein Schreiben des Präsidenten der Gesellschaft der Monstrumologen gedacht war. Hier nun erfahren wir mehr über den Inhalt und die Auseinandersetzung unter den Monstrumologen: unter dem Einfluss eines undurchsichtigen Schauspielers setzt sich der Präsident Dr. von Helrung dafür ein, weitere Kreaturen als Forschungsgegenstand der Monstrumologie aufzunehmen, Wesen, die bisher ins Reich der Mythologie gehörten, weil sie - so ist sich Warthrope sicher - im Gegensatz zu den tatsächlichen Monstern nicht existierten: Wesen wie die Vampire. Oder den nordamerikanischen Wendigo.
    Doch Warthrope muss sich nicht nur damit auseinander setzten, dass sein alter Mentor Fantasiegeschöpfen hinterherjagen möchte und die Monstrumologie damit der Lächerlichkeit preisgibt, sondern er sieht sich auch damit konfrontiert, dass sein ehemals bester Freund John Chanler an einer Expedition teilnahm, um die Existenz eben jenen Wendigos zu beweisen und seitdem als verschollen gilt. Obwohl er Chanler schon längst nicht mehr freundschaftlich verbunden ist, macht sich Warthrope auf den gefahrvollen Weg in den unwirtlichen Norden, nur begleitet von seinem treuen Gehilfen Will Henry und Sergeant Hawk von der North-West Mounted Police. Er ist wild entschlossen, Chanlers Leiche nach Hause zu bringen - und die Nichtexistenz des Wendigos zu beweisen. Doch je weiter sie in das düstere, kalte Reich des Wendigos vordringen, desto mehr beginnt Will Henry zu zweifeln ...
    Wieder überzeugen Sprache und Aufmachung des Buches ungemein, Yates versteht es, seinen Leser ins 19. Jahrhundert zu versetzen und die Innenillustrationen sind ebenso wie im ersten Band wirklich gelungen. Noch stärker als im ersten Band hat mich hier jedoch die Atmosphäre überzeugt. Die Jagd nach Chanler in den nördlichen Wäldern ist so unheimlich dicht geschildert, dass es schwer fällt, das Buch beiseite zu legen. Waren die Monster im ersten Band noch ausgesprochen real, gelingt es Yates hier, ein dichtes Netz um den Leser zu spinnen, in das er sich immer mehr verstrickt. Ist der Wendigo nun real oder nur ein Hirngespinst? Der Schrecken in diesem zweiten Band ist wesentlich weniger handfest als im ersten und dadurch um so unheimlicher. Lange weiß der Leser nicht, woran er eigentlich ist; für mich ist dies eine der besonderen Stärken der Geschichte: die Antwort auf die Frage bleibt letztendlich beim Leser.


    Fazit: Wem schon der erste Band gefallen hat, der sollte unbedingt weiterlesen! Und wer den ersten Band noch nicht kennt, sollte das schleunigst ändern, denn den sollte man vor diesem unbedingt gelesen haben.


    Edit: Tippfehler im Titel bereinigt.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Lovecraft? Das ist mehr als 20 Jahre her, dass ich den gelesen habe, aber er hat mir damals gefallen, von daher könntest du recht haben. Allerdings ist die Monstrumologen-Reihe in Amerika offenbar eine Jugendbuchreihe, was man bedenken sollte.


    Habe es gelesen. Ist definitiv ein Jugendbuch, vom Stil her, und auch vom Protagonist her ... ist aber eher was für Jugendliche mit Nerven aus Stahl. Deshalb wird es wohl in Deutschland als Erwachsenenbuch klassifiziert.


    Die Grausigkeit kommt nicht zu kurz. Die Gemetzel auch nicht.

  • Themrys, zufällig hab ich das Buch auch gelesen :grin


    Der amerikanische Verlag empfiehlt es ab 14 Jahren, was es in meinen Augen fast mehr zu einem young adult/all age-Titel macht. Beworben wird die Serie übrigens als "gothic adventure [...] that combines the spirit of HP Lovecraft with the storytelling ability of Rick Riorden". Riordan hab ich allerdings noch nicht gelesen, da kann ich nchts zu sagen, aber der Lovecraft-Vergleich scheint irgendwie nahe zu liegen.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Themrys, zufällig hab ich das Buch auch gelesen :grin


    Der amerikanische Verlag empfiehlt es ab 14 Jahren, was es in meinen Augen fast mehr zu einem young adult/all age-Titel macht. Beworben wird die Serie übrigens als "gothic adventure [...] that combines the spirit of HP Lovecraft with the storytelling ability of Rick Riorden". Riordan hab ich allerdings noch nicht gelesen, da kann ich nchts zu sagen, aber der Lovecraft-Vergleich scheint irgendwie nahe zu liegen.


    Wollte nicht implizieren, dass du es nicht gelesen hättest. Da hat wohl ein "... fand es aber nicht soo toll" gefehlt. :grin

  • Auf Amazon stehen Altersempfehlungen dabei. Also scheint es in Deutschland doch auch als Jugendbuchreihe zu gelten?

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

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  • Im Buchladen lag der erste Band bei den Fantasybüchern und nicht in der Jugendabteilung, wenn ich mich richtig erinnere :gruebel, aber da kann ich mich auch irren. Bei Amazon stehen allerdings auch mal Altersempfehlungen drin, obwohl es sich eigentlich eindeutig nicht um ausdrückliche Jugendbücher handelt. Das Web-Adressbuch 2016 z.B. ist ab 16 und die Biografie "Wir wollten doch nur frei sein" auch: http://www.amazon.de/wollten-doch-frei-sein-Taschenbücher/dp/3404608356/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1444755263&sr=8-1&keywords=wir+wollten+nur+frei+sein
    Bei der Rubrikwahl habe ich mich an dem ersten Band orientiert, der auch bei Fantasy und nicht bei den Jugendbüchern steht und beim Lesen hatte ich nicht unbedingt den Eindruck, dass es sich um ein typisches und ausdrückliches Jugendbuch handelt, dafür ist die Sprache definitiv zu unmodern.