Germany 2064 - Martin Walker

  • Germany 2064: Ein Zukunftsthriller
    Martin Walker
    ISBN: 3257069391
    Diogenes
    425 Seiten, 24 Euro


    Über den Autor: Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, lebt in Washington und im Périgord. Er ist Bestsellerautor, Historiker, politischer Journalist, sowie Mitglied des Think Tanks „Global Buisness Policy Council“ der internationalen Beratungsgesellschaft A.T. Kearney, der gemeinsam mit deutschen Unternehmern und Politikern Zukunftsszenarien entwickelt hat. Martin Walkers Romane um Bruno, Chef de police sind in 15 Sprachen übersetzt und wurden allein auf Deutsch bisher über 1,5 Millionen Mal verkauft.


    Klappentext: Deutschland 2064, das Land ist in zwei Welten geteilt. High-Tech-Städte mit selbstlenkenden Fahrzeugen und hochentwickelten Robotern unter staatlicher Kontrolle stehen Freien Gebieten gegenüber, in denen man mit der Natur, bewusst und in selbstverwalteten Kommunen lebt. Als bei einem Konzert die Sängerin Hati Boran entführt wird, muss Kommissar Bernd Aguilar ermitteln. Sein engster Mitarbeiter und Vertrauter: ein Roboter. Doch ist dieser nach dem letzten Update noch uneingeschränkt vertrauenswürdig?


    Meine Meinung: Mit „Germany 2064“ gewährt uns Walker einen Einblick in eine Zukunftsvision, die in vielen Teilen erschreckend realistisch erscheint. Grund für dieses durchaus denkbare Konstrukt ist sicherlich seine Mitgliedschaft in einem Think Tank, der sich mit der Zukunft von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auseinandersetzt. Das Jahr 2064 liegt nicht in einer fernen Zeit und viele beschriebene Erfindungen, die die Menschen nutzen, sind Weiterentwicklungen von Dingen, die wir bereits jetzt kennen. Sie scheinen also durchaus vorstellbar und das macht diesen Zukunftsroman zumindest, was den technischen Stand der Dinge betrifft, so interessant.


    Im Deutschland 2064 herrscht die totale Überwachung bei den Menschen, die in den modernen Städten leben. Um den Fortschritt und die technischen Neuerungen zu genießen, haben die Menschen einen großen Teil ihrer Privatsphäre aufgegeben, tragen Chip-Implantate und sind so jederzeit kontrollierbar. Roboter gehören zum täglichen Leben dazu und sind dabei, immer Menschenähnlicher zu werden.


    Es gibt aber auch noch die sogenannten freien Gebiete, in denen die Menschen leben, die zu viel Technik ablehnen und die hauptsächlich von dem leben, was ihre selbst angebauten landwirtschaftlichen Produkte abwerfen.
    Auf einem dieser Höfe, der für seine Gastronomie bekannt ist, verschwindet mitten in einem Konzert die Sängerin Hati Boran. Der Kommissar Bernd Aguilar und sein Roboter-Kollege Roberto sollen die Ermittlungen durchführen.


    Walker hat, wie gesagt, seine Zukunft aus dem konstruiert, womit er sich zuvor intensiv auseinander gesetzt hat und dann seine Figuren in dieses Umfeld gesteckt. Es hätte gut funktionieren können, doch die permanenten Erklärungen, warum es sich genauso entwickelt hat, wie es nun gerade ist, nehmen der eigentlichen Handlung etwas die Spannung.
    Jeder Gegenstand, jeder Mensch, jede politische Entwicklung wird zusammen mit seiner Vergangenheit und seiner Entwicklung bis dato betrachtet und nimmt einen größeren Teil ein, als die Ermittlungen von Bernd und Roberto.


    Zusätzlich ist es die Frage nach dem zukünftigen Zusammenleben von Mensch und Roboter der ein großes Gewicht beigemessen wird. Wo sind die ethischen Grenzen, die zu setzen sind, wie viel Macht ist man bereit, dieser künstlichen Intelligenz einzuräumen und ab wann ist ein Roboter einem Menschen gleichzusetzen – all dies überlagert den eigentlichen Thriller und lässt das Ganze eher wie ein interessantes Sachbuch wirken. Wer sich daran nicht stört, der wird ein gut ausgearbeitetes und denkbares Modell unserer Zukunft in 50 Jahren kennenlernen, bei dem es eigentlich gar keinen Kriminalfall gebraucht hätte, um dem Leser die Welt von morgen vorzustellen.

  • Der Schriftsteller Martin Walker wählt für sein neuestes Werk eine Mischform aus zwei Genren, dem der Kriminalromane und dem der Science Fiction. Er versucht beides miteinander zu verbinden und kreiert einen Hybriden der keiner der Kategorien annähernd gerecht wird. Geschuldet ist das dem ungelenken Einfügen längerer Monologe seiner konkreten Visionen wie er das Leben in Deutschland in fünfzig Jahren sieht. Diese Exkursionen sind höchst interessant und regen zum Nachdenken an. Man schweift ab und versucht den Gedankenspielen zu folgen und diese für sich selbst zu plausibilisieren. Ist das tatsächlich unsere Zukunft? Könnte das reell so eintreffen oder übertreibt der Autor? Man fokussiert sich auf diese Gedankengänge und bindet so die Konzentration auf diese Komponente des Buches. Diese wiederum hemmt die ungestörte Sicht auf den Romanteil welcher nicht sonderlich komplex gestaltet ist, die Handlung gehört sogar eher zur einfacheren Sorte, aber er wurde, zumindest für mich, zur Nebensache.


    Es stellt sich die Frage, was der Autor mit diesem Roman bezwecken wollte und was zuerst da war. Die Kriminalgeschichte in der Zukunft oder der Wille ein Buch zu veröffentlichen mit fest umrissenen Zukunftsphantasien. Ich vermute letzteres und Martin Walker nutzte seinen bekannten Namen als Krimiautor und hat um fixe Vorgaben herum eine Handlung gebastelt. So wurde die Eingangs erwähnte Mischform Krimi/Science Fiction um einen dritten sachlichen Bestandteil erweitert und das ist definitiv zu viel des Guten. Nicht weil die Leserschaft damit überfordert wäre sondern weil das Ganze zu einem undefinierbaren Wedernoch wird.


    Als Mitglied einer "Denkfabrik" die sich mit der nahen Zukunft befasst und Firmen und Regierungen berät hat der Autor Martin Walker ziemliche konkrete und womöglich auch realisierbare Vorstellungen wie unsere herannahende Zeit aussehen könnte. Wie geht es mit dem technologischen Fortschritt voran? Was geschieht mit unserer Umwelt und wie passen wir Menschen uns den veränderten Lebensbedingungen an? Und das sowohl im nahen familiären Umfeld als auch im Grossen und Ganzen sozialen Gefüge, der Wirtschaft und der Politik. Für diesen Part kriegt das Buch von mir ein gut bis sehr gut und für den Romanteil, auf dem Umschlag wird sogar der Begriff "Thriller" verwendet - was definitiv quatsch ist, aus Mangel an Substanz ein Ungenügend. Summa summarum sechs Eulenpunkte für ein Buch das teilweise zu einer versteckten Werbeveranstaltung eines privaten Beratungsunternehmens wird.

  • Titel: Germany 2064

    Autor: Martin Walker

    Übersetzt aus dem Englischen von: Michael Windgassen

    Verlag: Diogenes

    Erschienen: Dezember 2016

    Seitenzahl: 429

    ISBN-10: 3257243642

    ISBN-13: 978-3257243642

    Preis: 13.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Statt Bruno Courreges im heutigen Prigord ermittelt Hauptkommissar Bernd Aguilar im Deutschland von morgen. Sein engster Mitarbeiter: ein Roboter. Doch kann er diesem nach dem letzten Update noch trauen? Wer werden wir sein? In welcher Welt werden wir leben? Wie werden wir unser Geld verdienen? Was wird aus unseren Unternehmen? Wie bewegen wir Personen, Güter und Daten?


    Der Autor:

    Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, ist Schriftsteller, Historiker und politischer Journalist. Er lebt in Washington und im Périgord und war 25 Jahre lang bei der britischen Tageszeitung >The Guardian<. Er ist im Vorstand eines Think Tanks für Topmanager und Senior Scholar am Woodrow Wilson Center in Washington DC.


    Meine Meinung:

    Dieser Roman lässt mich zwiegespalten zurück. Zum einen ist er seinem visionären Element interessant und das was dort passiert, ist durchaus denkbar und wird vom Autor nicht überzogen. Da zieht der Autor selbst eine Grenze, die er zu keiner Zeit überschreitet.

    Andererseits aber spielt dieser Roman im Jahre 2064. Seine Intentionen und seine Grundgedanken bezieht er aber aus der Zeit von 2014 und davor. Die 50 Jahre der späteren Entwicklung, hin zu 2064, finden in diesem Roman nur sehr begrenzt statt. Da hätte man sich als Leser schon ein wenig mehr schriftstellerische Phantasie gewünscht.

    Der Erzählstil wirkt eher kantig und etwas hölzern, man kann schon fast sagen: unrund – was aber vielleicht auch an der Übersetzung liegen könnte.

    Insgesamt konnte dieser Science-Fiktion-Krimi (?) nicht so ganz überzeugen. Da wäre durchaus mehr drin gewesen. Nicht schlecht, aber eben auch nicht besonders überzeugend. 5 Punkte sind durchaus der Leistung des Autors angemessen. Insofern kann ich auch nur eine beschränkte Leseempfehlung aussprechen – was ich hiermit auch tue.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.