Julie Cantrell:Zeig mir das Morgen

  • Ein Buch, das mit zwei Christy Awards ausgezeichnet wurde, macht natürlich neugierig. Da es sehr gute Kritiken bekommen hat, bin ich auch mit einer entsprechend hohen Erwartung an den Roman herangegangen. Weil ich wenig Zeit zum Lesen hatte, konnte ich anfangs nur kleine Abschnitte lesen und bin etwas schwer in die Geschichte hineingekommen.


    Das Buch wird aus Sicht der anfangs 9-jährigen Millie beschrieben, die sehr abgeschieden in den 1930er Jahren in Mississippi aufwächst. Sie lebt mit der dauernden Angst vor ihrem gewalttätigen Vater und macht sich viele Gedanken um ihre traurige, emotional abwesende Mutter. Als „Zigeuner“ in die Umgebung kommen, beobachtet Millie diese und verliebt sich schließlich in den Zigeunerjungen River. Als dieser weiterziehen muss, überstürzen sich die Ereignisse. Millie, die nirgendwo willkommen scheint, wird schließlich von der Krankenschwester Diana in eine Pflegefamilie aufgenommen. Doch auch dort erlebt sie die erhoffte Freiheit nicht…


    Das Buch lässt sich flüssig lesen. Manchmal werden die Geschehnisse nur angedeutet und der Leser muss die Sätze ein wenig interpretieren. Millies Eltern, zwei sehr unterschiedliche und sehr problembehaftete Charaktere, spielen in dem Buch eine genau so wichtige Rolle wie Millie. Im Laufe der Geschichte klären sich einige Rätsel um die beiden.


    Wie aus der Inhaltsbeschreibung ersichtlich, hat Millie kein schönes Leben. Das habe ich beim Lesen als sehr bedrückend empfunden, da die Ereignisse oft noch schlimmer als gedacht ihren Lauf nahmen. Mut macht es, dass Millie eine Kämpferin ist und sich nicht unterkriegen lässt.


    Der Glaube an Gott ist in diesem Buch sehr interessant eingearbeitet, da er sowohl positiv als auch negativ dargestellt wird. Durch ihre Mutter lernt Millie Gott vorsichtig kennen und bekommt ihre erste Bibel. Dennoch versucht sie, alleine im Leben klar zu kommen. Auch Millies Großeltern und ihre Pflegefamilie haben mit dem Glauben an Gott zu tun. Deren Glauben erlebt Millie erlebt jedoch sehr negativ, erdrückend, unecht und abschreckend: „Diana will, dass ich nach vorn gehe und mit Bruder Johnson bete, seine Worte wiederhole. Aber ich will davon nichts wissen“. Aber Gott lässt Millie immer wissen, dass er da ist, nicht zuletzt durch die Haushälterin der Pflegefamilie.


    Insgesamt erzählt die Autorin Julie Cantrell eine abwechslungsreiche, nicht vorhersehbare, manchmal etwas schwermütige untypische Geschichte, bei der es um den Wunsch nach Freiheit, um Hoffnung und um Geborgenheit geht. Auf jeden Fall ist das Buch ein besonderes, ungewöhnliches Leseerlebnis, das mitreißt.