Im Rahmen des jährlich stattfindenden ‚Tag des offenen Denkmals‘ gab es auch eine Lesung von Titus Müller aus seinem jüngsten Roman Berlin-Feuerland.
Dem Romanthema entsprechend fand die Lesung auf den Friedhof der Märzgefallenen in Berlin-Friedrichshain statt, der Ort, an dem die zivilen Opfer der Märzrevolution 1848 begraben wurden.
Der Friedhof selbst hat eine lange und spannende Geschichte, die auf Stelltafeln im Bereich der Gräber dokumentiert wird. Die Geschehnisse um die Märzrevolution, vor allem die Ereignisse am 18. März 1848, werden in einem Ausstellungscontainer im vorderen Teil des kleinen Friedhofs präsentiert.
Gemessen an seinem traurigen Daseinsgrund ist der ‚Friedhof der Märzgefallenen‘ ein berückend idyllisches Plätzchen. Die Lesung fand im Freien statt, vormittags. Licht, Temperatur, sonntägliche Stille hätten nicht besser zusammenwirken können, hätte man sie technisch produziert. Selbst die Wespen waren in Sonntagslaune und nur freundlich-neugierig, wenn auch zahlreich.
Weniger zahlreich waren zunächst die BesucherInnen, aber das gab sich im Lauf der Stunde, als es zwölf schlug hatte sich ihre Zahl gut verdoppelt.
Der Autor war von Anfang an da, plauderte mit BesucherInnen und hatte trotz Andrang immer noch genug Stimme und Laune, um mit Elan die Lesung zu beginnen. Eine interessante Überleitung vom heutigen Verständnis von Freiheit, das eher mit technischem Spielzug zu tun hat als mit Inhalten, zu dem, was Freiheit noch sein kann und wie das auf den Weg gebracht wurde vor 167 Jahren, führte direkt zum Roman.
Vorgelesen wurden nur wenige Stellen, Titus Müller setzte aufs Erzählen. Schon nach zwei Sätzen teilte sich seine Begeisterung für die Zeit um 1848 auch den ZuhörerInnen mit. Er konnte zahlreiche Details aus dem Alltag berichten, über das häusliche Leben, über große Fragen, wie Verarmung und Industrialisierung. Was er auch erzählte, es bot Überraschendes aus einer Zeit, die so fern ist und in vielen Einzelheiten doch plötzlich ganz vertraut schien.
Aus dem Roman las der Autor vor allem, was charakteristisch für seine eigenen Figuren ist. Neben der Handlungszeit sind sie es, denen unstreitig seine Zuneigung gilt. Entsprechend lebendig wurden sie, selbst wenn man, wie ich, den Roman nicht gelesen hat.
Das Ganze war lebhaft, spannend, geradezu aufregend an manchen Stellen, interessant, lehrreich, humorvoll, kurz: eine perfekte Stunde.
Danach gab es beim Austellungscontainer noch Erfrischungen samt Kuchen für die Wespen und Bücher mit Signatur für die BesucherInnen. Der Autor strahlte, er hatte ebenso Grund dafür wie alle anderen.
Eine rundum gelungene Veranstaltung, gut geplant, schwungvoll und mit viel Liebe zum Thema vorgetragen.
Empfehlenswert.