Nur eine Sekunde - Stephen Lovely

  • Über das Buch


    Alex ist dreißig Jahre alt, glücklich verheiratet und ein vielversprechender junger Wissenschaftler mit der Aussicht auf eine glanzvolle Karriere, als seine Frau Isabel plötzlich bei einem Unfall ums Leben kommt. Weil Isabel Organspenderin ist, muss Alex akzeptieren, dass ihr Herz zukünftig in der Brust einer anderen schlägt. Die Empfängerin, Janet, wäre ohne Isabels Spende gestorben. Ein Jahr später möchte sie sich bei Isabels Familie bedanken - und sie schreibt Alex einen Brief. NUR EINE SEKUNDE erzählt, was danach passiert. Wie Alex und Janet mit der für beide schwierigen Situation umgehen, aber auch, wie ihre Familien auf das einschneidende Erlebnis reagieren und alle erst lernen müssen, mit dem tragischen Verlust und der unverhofften zweiten Chance umzugehen.


    Über den Autor


    Stephen Lovely studierte am Kenyon College in Ohio und lehrte Literatur und kreatives Schreiben an der Universität von Iowa. Nur eine Sekunde ist sein erster Roman.


    Meine Meinung


    Das Thema des Buches klingt vielversprechend. Auslösender Moment der Geschichte ist der Tod von Isabel und die Tatsache, dass sie Organspenderin ist. Wie werden die verschiedenen Betroffenen mit der Tatsache fertig, dass ihr Herz nun im Körper einer anderen Frau schlägt? Gerade das Herz hat ja für viele eine Sonderstellung unter den Organen und wird als mehr als nur ein großer Muskel gesehen.


    Der Roman wird aus der Sicht verschiedener Personen erzählt und stellt damit automatisch auch verschiedene Sichtweisen dar. Alex, der Ehemann der Toten, möchte eigentlich keinen Kontakt zu der Empfängerin des Herzens. Bernice, die Mutter von Isabel dagegen geht auf die Kontaktaufnahmen von Seiten der Familie von Janice ein, fast, als ob sie so ein Stück ihrer Tochter wiederbekommt. Janice, die Empfängerin, möchte unbedingt mehr über die Spenderin und ihre Familie erfahren und Kontakt aufbauen. Dabei respektiert sie den Wunsch von Alex nicht, in Ruhe gelassen zu werden. David, der Ehemann von Janice, möchte eigentlich nur, dass alles wieder so wird, wie es vor der Krankheit seiner Frau war und versteht nicht, dass das unmöglich ist. Ein weiterer Handlungsstrang ist aus der Sicht des Fahrers des Unfallautos geschrieben.


    Fazit


    Interessantes Thema, leider für meinen Geschmack nicht genug daraus gemacht. Das Buch hätte um ein Viertel kürzer sein können, einige Handlungsstränge (besonders der um Jasper, den Fahrer des Unfallwagens) und Wendungen waren verzichtbar bis ärgerlich. Auf der anderen Seite hat das Buch mich aber auch zum Nachdenken angeregt und Fragen aufgeworfen. Wie würde ich fühlen, wenn ich in der Position eines der Protagonisten wäre. Und ist das Herz wirklich etwas anderes als ein beliebiges anderes Organ?


    Sechs von zehn Punkten.