Erster Eindruck

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  • So, jetzt nehme ich mir gerade mal kurz die Zeit, meinen ersten Eindruck des Buches zu schildern:


    Alles in allem gefällt mir das Buch bisher sehr gut. Es ist so interessant geschrieben, dass man gerne weiter liest, weil man wissen will, wie es denn nun weiter geht. Lediglich die Einleitung finde ich persönlich etwas zu lang. Erst wird sehr lange darüber berichtet wie und warum die Deutschen nach Lodz kommen, dann wird ziemlich lange über Abraham Hersch und seine Familie berichtet und gerade bin ich an der Stelle, wo es um Reb Chaim Alter geht. Ich denke zwar, dass sich dieses ausführliche hinterher wohl auszahlen wird, da man dadurch den Hintergrund etwas näher beleuchtet hat, aber es zieht sich schon etwas bis wohl die eigentliche Geschichte der beiden Brüder beginnt.


    Was ich persönlich sehr interessant finde, ist die Beschreibung der beiden Brüder. Es wird sehr genau dargestellt, WIE unterschiedlich die beiden eigentlich sind. Das finde ich generell sehr faszinierend, da mich dieses Thema (wie unterschiedlich Geschwister bei gleichem Elternhaus sein können) doch ziemlich beschäftigt.


    Alles in allem gefällt mir das Buch sehr gut und ich bin tatsächlich schon auf Seite 63, was ja schon mindestens 20 Seiten weiter ist, als bei unserem letzten Buch... ;)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Was wissen die meisten Leser denn schon über die Geschichte Polens im 19. Jahrhundert? So erhalten sie wenigstens einen kurzen Einblick.


    Oder hättest du's gewußt? Dass Juden bereits in Polen gelebt haben, als es das Königreich Polen noch garnicht gab? Dass deutsche Weber (zumeist Protestanten) ins katholische Polen ausgewandert sind, weil die Lebensbedingungen dort besser waren als in ihrer Heimat? Dass die Industrialisierung Polens von Juden und Deutschen eingeleitet wurde? Dass Polen zur Zeit dieser Geschichte aufgeteilt war zwischen dem deutschen, dem russischen und dem österreichisch-ungarischen Reich und als unabhängiger Staat garnicht existierte?


    Nein, ich denke, die Einleitung ist weder zu lang noch überflüssig. Das Buch handelt zwar von der Geschichte der Brüder Simcha Meir und Jakob Bunim Aschkenasi. Aber die Geschichte der Brüder ist eingebunden in die Geschichte ihres Volkes und des Landes, in dem sie lebten. Es ist nicht nur ein Buch über einen Bruderkonflikt, der überall und jederzeit spielen könnte. Singer hat in seinen Büchern, wie sein Bruder, auch immer die Geschichte der osteuropäischen Juden erzählt.

    ToniO



    Betrachte nicht den Krug, sondern dessen Inhalt.
    Rabbi Me'ir


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    Albert Einstein

  • Einleitung zu lanng


    Ja Tonio, es gibt Menschen, die das wissen. Vielleicht liegt es an der Nähe zu Polen, wo ich wohne, vielleicht liegt es aber acuh an der sächsischen Geschichte, die ja mit Polen sehr verknüpft war, oder es kann daran liegen, das meine Schwiegermutter aus Ostpreußen stammt und wir uns sehr viel über das Thema unterhalten und auch lesen.


    Morganas Meinung möchte ich mich anschließen, die Einleitung ist wirklich etwas sehr lang geschrieben, es wäre besser wenn man den Geschichtshintergrund in das komplette Buch hätte einfließen lassen sollen. Das bedeutet, das man es dann erwähnen sollte, wenn es erforderlich ist.


    Was mir noch aufgefallen ist, das in meinem Buch der Schreibstil sehr flüssig gehalten ist (ich habe aber auch, glaube ich die zweite überarbeitete Auflage).


    Des weiteren stört mich etwas, dass das Buch nur so von jüdischen Fachbegriffen strotzt. Man muss ständig nachschauen, was dies und jenes bedeutet, denn man kennt sich mit der jüdischen Glaubensrichtung ja doch nicht so aus.


    Desweiteren ist mir aufgefallen das im jüdischen Glauben, genauso wie im Islam, die Frau als solches nichts zu Sagen hat. Und das bringt mich schon wieder auf die Palme. Trotzdem bewundere ich die Mutter, weil sie versucht sich über diese Art von Glauben hinwegzusetzen und bei der Namensgebung ihrer Kinder sich gegenüber ihren Mann hinweg gesetzt hat.


    Würde mich mal interessieren, wie die Meinung des Schriftstellers dazu war. Denn wen er es schreibt, zeigt ja eigentlich davon, dass er mit dieser Art von Mißachtung nicht einverstanden war.


    Lasse mich mal überraschen wie es weitergeht.


    Tschüß Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Hallo


    So, da ich ja nun mit dem ersten Leseabschnitt fertig bin, hier meine Weiteren Eindrücke.


    Meine zwiespältigen Gefühle zu diesen Buch haben sich nicht verbessert. Israel Joshua Singer hat meiner Meinung nach auf den ersten Seiten sehr genau das für und wieder des jüdischen Glaubens erklärt, und eigentlich sehr wenig über die beiden Brüder. Jedesmal, wenn er auf sie zusprechen kommt, folgt prombt eine Erklärung oder besser gesagt eine Schilderung über die Person, wo sie sich gerade befinden (z.B. ein Lehrer). Mann weis zwar jetzt alles über die Personen, aber eigentlich sehr wenig über die Brüder. Man erfährt auch gar nichts mehr über das verhältnis der Brüder zu ihrer Mutter. Eigentlich ist das Schade, denn eigentlich ist das doch der springende Punkt.


    Genauso wenig erfährt man über den jüngere Brüder, Jakob. Er wird als Kind im wahrsten Worte dargestellt (spielt mit Mädchen, ist der stärkste unter den Kindern und hat somit immer die Oberhand usw.). Selbst über seine Gefühle, die ihn befallen, als seine große Liebe Simcha versprochen wird, erfährt man nur, dass er einen sehr großen Hass auf Simcha entwickelt.


    Des weiteren hat mich sehr verwundert, das Israel Joshua Singer für meine Begriffe einen risiegen Spagat gemacht, indem er auf der einen Seite die streng gläubigen Juden schildert und er auf der anderen Seite auch die Juden versucht darzustellen, die von diesen ganzen Glaubens ... eigentlich nichts mehr wissen wollen.


    Und zu diesen scheint Simcha zu gehören, der ältere Bruder. Er ist verschlagen, heuchlerisch und hinterhältig, und er sagt von sich selber, das er, wenn er groß ist, eine Fabrik führen will, in der nur deutsch gesprochen wird. Auf der anderen Seite kuscht er vor seinem Vater, indem er ihm vorgaukelt, ein "wirklich guter Jude" zu sein.


    Das schönste aber an dem ersten Teil ist, als Simcha mit Daniele verheiratet wird, und sie mit ihm überhaupt nichts zu tun haben willen. Sie fügt sich im Moment in ihrem Schicksal, aber ich hoffe es bleibt nicht so.


    Nächste Woche geht es weiter, und dann gibt es neues.


    Tschüß Micha !!!

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    V.C. Andrews

  • Micha :
    Ich denke, dass wir im Laufe des Buches wohl noch einiges mehr über die beiden Brüder erfahren werden. Meist sind die ersten Seiten ja doch nur eine Art Einleitung und 100 Seiten sind da ja eigentlich nicht wirklich besonders viel. So weiß man zumindest genau, in welchem Umfeld die beiden Brüder aufwachsen und wie der Hintergrund der Geschichte aussieht. Deshalb bin ich schon sehr gespannt darauf, wie die Geschichte der Brüder weiter geht. Ich denke schon, dass das Buch sich später noch eindringlicher mit beiden beschäftigen wird....


    Nach einigem überlegen muss ich auch sagen, dass das mit der etwas längeren Einleitung wahrscheinlich doch gar nicht so schlecht ist. So erfährt man einiges über die Geschichte. ToniO hat schon Recht damit, dass es wohl sehr viele Leser gibt, die sich mit der Geschichte nicht auskennen und für die das auf jeden Fall interessant ist. Nicht jeder wohnt in der Nähe Polens, hat Familie, die aus der Kante stammt und weiß so viel über die Geschichte. Für mich ist das z.B. komplettes Neuland. Daher finde ich das eigentlich sehr gut, dass man darüber auch einmal was erfährt.


    Ich erinnere mich noch an das Buch "Das Versprechen". Dieses Buch hat mir auch am Anfang, nach den ersten paar Seiten nicht sonderlich zugesagt und nachher fand ich es doch recht gut. Das hat mir halt gezeigt, dass man nicht nach ein paar Seiten schon sagen kann, wie es sein wird. Ich kann nur sagen, dass ich es bisher gut geschrieben finde und dass man es flüssig und in einem weg lesen kann. Außerdem bin ich neugierig, wie es denn nun weiter geht... Von daher werde ich mich jetzt gleich wohl wieder mit meinem Buch auf die Couch begeben und weiterlesen... ;)

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    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • OK Morgana


    Das mit der Geschichte Polens ist vielleicht ein Vorteil von mir. Manchmal dikutiere ich stundenlang mit meiner Schwiegermutter über Polens Geschichte, über ehemalige Grenzen usw.


    Das kommt nun mal davon, wenn man nur 50 km davon entfernt wohnt.


    Und das wir noch einiges erfahren, nähme ich stark an. Ohne das ich es gelesen habe, vermute ich, es gibt noch eine Dargödie (mit Daniele). Vermute ich nur?


    Ok ich werde lesen, und dann werde ich es ja wissen.


    Tschüß Micha !!!

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    V.C. Andrews

  • Micha :
    Schön, wenn man jemanden zu diskutieren hat, der sich damit auskennt und der Bescheid weiß... So etwas ist immer sehr interessant, wie ich finde... Da kannst Du Dich glücklich schätzen... :)


    Ich glaube auch, dass sich mit dieser Daniele noch einiges tun wird und bin auch schon ganz gespannt auf den Machtkampf der beiden Brüder. Dieser Simcha ist mir ja jetzt schon ziemlich unsympathisch, aber dieses fiese wird uns wahrscheinlich noch so manch interessante Stunde bringen... ;)

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    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Zitat

    Desweiteren ist mir aufgefallen das im jüdischen Glauben, genauso wie im Islam, die Frau als solches nichts zu Sagen hat.


    In beiden Fällen sollte man diese Kritik auf die orthodoxe Richtung beschränken. Und in beiden Religionen haben die Frauen "als solche" in Haus und Familie sehr wohl zu sagen, lediglich nach außen wird die Familie durch den Mann vertreten.


    Im übrigen gilt zu bedenken, dass diese Geschichte im 19. Jahrhundert und in polnisch-jüdischem Umfeld spielt und nicht in der heutigen Zeit in Westeuropa, in der Religion und Staat voneinander getrennt sind.


    Und, nur mal so nebenbei, wenn man die Stellung der Frauen im "orthodoxen" Christentum (um auch hier zu verallgemeinern...) betrachtet, stellt man fest, dass es dort nicht wirklich besser ist. Immerhin haben sowohl jüdische als auch islamische Frauen z. B. das Recht auf Scheidung, das die katholische Kirche bis heute nicht gewährt.


    Dass sich die Stellung der Frau in Europa gewandelt hat, hat nicht mit der gewandelten Einstellung der orthodoxen Christen (aller Glaubensrichtungen) zu tun, sondern mit der Trennung von Kirche (Religion) und Staat in Folge der französischen Revolution.


    orthodox (griechisch): rechtgläubig, strenggläubig, die wahre (kirchliche) Lehre vertretend

    ToniO



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  • Zitat

    Des weiteren stört mich etwas, dass das Buch nur so von jüdischen Fachbegriffen strotzt. Man muss ständig nachschauen, was dies und jenes bedeutet, denn man kennt sich mit der jüdischen Glaubensrichtung ja doch nicht so aus.


    Aber dafür gibt's ja das Glossar am Ende des Buches. Im übrigen, dieses Buch wurde von einem jüdischen Autor für jüdische Leser auf Jiddisch geschrieben. Die amerikanische (und die anderen) Übersetzung folgte erst später. Dass den meisten nicht-jüdischen Lesern die Begriffe nicht geläufig sind, hat den Autor sicher nicht weiter interessiert, weil sie nicht das von ihm angesprochene Publikum waren/sind.

    ToniO



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  • Zitat

    Des weiteren hat mich sehr verwundert, das Israel Joshua Singer für meine Begriffe einen risiegen Spagat gemacht, indem er auf der einen Seite die streng gläubigen Juden schildert und er auf der anderen Seite auch die Juden versucht darzustellen, die von diesen ganzen Glaubens ... eigentlich nichts mehr wissen wollen.


    Kannst du mir das bitte noch mal erklären? Inwiefern macht I. J. Singer einen "Spagat", wenn er verschiedene Einstellungen zum Glauben darstellt?


    Wie ich in meinen Beitrag über den Autor versucht habe, deutlich zu machen, waren ihm beide Seiten - durch das strenggläubige Elternhaus sowie seine eigene, aufgeklärte Lebensweise - durchaus persönlich bekannt. Wieso sollte es für ihn ein "Spagat" sein, beides darzustellen?

    ToniO



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  • @ Tonio


    ich will es mal anders ausdrücken, da er ja, wie du selber in der Biographie geschrieben hast, im jüdischen Glauben erzogen worden ist (sogar in einem orthodoxen Glauben), werden es wohl einige seiner Familienangehörigen nicht gern gesehen haben, dass er in diesem Buch stellenweise darüber schreibt, dass der jüdische Glaube für manche Juden - meistens sind es ja die jüngeren - nicht so der wahre Glauben sein kann.


    Das er sich dazu durchgerungen hat darüber zu schreiben, zeigt meiner Meinung davon, das er auch nicht mit allen einverstanden gewesen sein konnte, was im in seiner Jugend versucht wurde einzutrichtern.


    Das er seine Bücher in Jiddisch schreibt, und zwar nur in dieser Sprache, ist ja auch damit zu erklären, dass es seine Muttersprache ist.


    Zum Thema Frauen, klar dürfen Frauen Schulbildung genießen, sich scheiden lassen, Ämter begleichen (was zwar nicht gern gesehen wird) - aber es steht auch z.B. im Islam, das die Frau die sexuellen Wünsche des Mannes sich nicht verwehren darf. Und dies ist meiner Meinung nichts anderes, als bleibe die Frau schön zu Hause, gebäre Kinder und sei dem Mann untertan.


    Und das gefällt mir nicht!


    Tschüß Micha !!

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    V.C. Andrews

  • Zitat

    ...aber es steht auch z.B. im Islam, das die Frau die sexuellen Wünsche des Mannes sich nicht verwehren darf...


    Wo im Koran - den meinst du sicher, oder? - steht denn das? Wenn das so ist, werde ich noch heute Moslem. :D


    Ich glaube, du wirfst hier die Lehre des Islam und die Praxis in patriarchalischen Gesellschaften durcheinander. (Das gilt entsprechend auch für die jüdische und christliche Lehre.)


    Zitat

    Das er seine Bücher in Jiddisch schreibt, und zwar nur in dieser Sprache, ist ja auch damit zu erklären, dass es seine Muttersprache ist.


    Da Jiddisch die Sprache der osteuropäischen Juden und Singer einer von ihnen war, ist es wohl klar, dass er Jiddisch geschrieben hat... Im übrigen gab es um die Jahrhundertwende eine blühende jiddische Literatur- und Theaterlandschaft... Er war also wirklich nichts außergewöhnliches in seiner Kultur...


    Wenn ich deine beiden ersten Absätze richtig verstanden habe, bist du der Meinung, dass seine Familie nicht damit einverstanden gewesen sein kann, dass er die Tatsache, dass nicht alle Juden nach den strengen orthodoxen Regeln leben, in seinen Büchern beschrieben hat. Und dass er mit der orthodoxen Lebensweise nicht einverstanden gewesen sein kann, da er auch die Lebensweise der assimilierten Juden beschrieben hat. Ist das so richtig wiedergegeben?


    In jeder Religion gibt es Strenggläubige, die jedes Gebot und Verbot einzuhalten versuchen, und solche, die ihren Glauben weniger ernst nehmen. Und natürlich auch solche, die sich völlig von ihrer Religion entfernen. So sind die Menschen... Wie hätte Singer diese Tatsache in dieser Geschichte ignorien können?


    Nun, sollten dich diese Fragen ernsthaft beschäftigen, empfehle ich dir zwei weitere Bücher von I. J. Singer: "Von einer Welt, die nicht mehr ist" und "Verloren in Amerika" sowie ein Buch seines Bruder I. B. Singer: "Eine Kindheit in Warschau". Darin wird u. a. auch die Meinung seiner Eltern zu seinen schriftstellerischen Aktivitäten beschrieben.

    ToniO



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