Rapunzelgrab - Judith Merchant

  • Klappentext:


    Ein Märchenmord! Das ist Kriminalhauptkommissar Jan Seidels erster Gedanke, als er zum Tatort nach Rheinbach gerufen wird. Am Fuße des verwunschenen Hexenturms liegt eine Frauenleiche mit langen blonden Zöpfen. Bald stellt sich heraus, dass das Opfer an einer rätselhaften Krankheit litt: dem Rapunzelsyndrom. Die Ermittlungen führen zu einem Zirkel von Schriftstellern, die einiges zu verbergen haben. Und zu einem Roman, der besser nie geschrieben worden wäre.
    Der dritte Fall in Judith Merchants Rheinkrimi-Serie.



    Die Autorin:


    Judith Merchant studierte Literaturwissenschaft und unterrichtet heute an der Bonner Universität Creative Writing. Für ihre Kurzgeschichten wurde sie zweimal mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet.




    Meine Meinung:


    Ein Literaturzirkel organisiert eine Lesung mit dem Bestsellerautor Niklas Schreck. Schreck soll aus seinem Roman „Rapunzelmord“ lesen.
    Am nächsten Morgen wird ein weibliches Mitglied des Zirkels ermordet aufgefunden. Die Auffindesituation erinnert an das Märchen Rapunzel.


    Der Klappentext las sich gut und ich habe einen spannenden Regionalkrimi erwartet. Nein, diese Erwartung hat sich nicht erfüllt, mehr noch - ich bin gänzlich unbegeistert.


    Die Spannung habe ich hier leider erst gar nicht nicht gefunden, dafür war die gesamte Handlung viel zu sehr an den Haaren herbeigezogen.


    Da wird laufend Dienstliches mit Privatem vermischt, Insiderwissen wird mit Zeugen oder Verwandten besprochen, und jeder ermittelt planlos ein bisschen vor sich hin.
    Ich bin keine Polizistin, aber der Begriff „ärztliche Schweigepflicht“ ist mir bekannt. Wenn sich ein Arzt auf eben diese Schweigepflicht beruft, erwarte ich von Kripobeamten doch eine sachliche Reaktion, und nicht dieses beleidigte, kindische Verhalten, dass die beiden Ermittler an den Tag legten. Das ging auf keine Kuhhaut. Und diese Unsachlichkeit zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch.


    Einzig bei den kleinen Einblicken in das Verlagswesen konnte ich mir vorstellen, dass diese nahe an der Realität sind.
    Allerdings reicht das nicht für einen unterhaltsamen Krimi aus.


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  • Zitat

    Original von Jenks
    Also ich habe "Nibelungenmord" und "Loreley singt nicht mehr" gelesen und mir haben beide gut gefallen. Klar, es sind keine Thriller, sondern eher ruhige Krimis, aber das wusste ich auch vorher.
    "Rapunzelgrab" habe ich mir am Samstag gekauft. Mal sehen, wie es mir gefällt.


    Es war von Anfang an klar, dass es kein Thriller ist. Hatte ich auch nicht erwartet. Ich liebe gute ruhige Krimis. Der Nibelungenmord hat mir einfach nicht gefallen.

  • Zitat

    Original von Jenks
    Also ich habe "Nibelungenmord" und "Loreley singt nicht mehr" gelesen und mir haben beide gut gefallen. Klar, es sind keine Thriller, sondern eher ruhige Krimis, aber das wusste ich auch vorher.
    "Rapunzelgrab" habe ich mir am Samstag gekauft. Mal sehen, wie es mir gefällt.


    Dann bin ich auf deine Meinung gespannt, Jenks.
    Einen Thriller habe ich auch nicht erwartet, auch mit etwas unrealistisch dargestellter Ermittlungsarbeit kann ich leben, sofern das Drumherum stimmt. Aber für meinen Geschmack stimmte hier leider gar nichts. :wow

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Ich hatte seinerzeit den 1. Band der Reihe "Nibelungenmord" gelesen und beschlossen, kein weiteres Buch der Autorin mehr anzufassen. Deine Rezi bestärkt mich darin, es auch weiterhin dabei zu belassen.



    Das unterschreibe ich, war in der LR dabei :write :write


    Edit: Und nach dieser Rezi scheint klar, daß keine Weiterentwicklung der Autorin stattgefunden hat

  • Am Fuß des Hexenturms in Rheinbach bei Bonn wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ihre blonden Haare sind zu langen Zöpfen gebunden und im Turm fand kurz zuvor die Lesung des Bestsellerautors Niklas Schreck aus seinem Buch "Rapunzelmord" statt. Gastgeber dieser Lesung war ein Literaturkreis und Kommissar Jan Seidel aus Königswinter hat bei seinen Ermittlungen den Eindruck, dass jedes Mitglied dieses Zirkels etwas zu verbergen hat. Eine junge Frau, die Krimis schreibt und sehr von sich überzeugt ist. Ein Lehrer, der "nebenbei" den großen historischen Roman über das Siebengebirge schreiben will. Ein Autor von SciFi-Groschenromanen, der seine Heftchen wie am Fließband veröffentlicht. Und Liane Riefers, die Tote, die anscheinend noch nie eine komplette Geschichte zustande gebracht hat, anscheinend aber unter psychischen Problemen, dem sogenannten "Rapunzelsyndrom" litt. Jan Seidel, der selbst in seinem Leben vielleicht zwei oder drei Bücher gelesen hat, fällt es ausgesprochen schwer, sich in die Gedankenwelt dieser Leute hinein zu versetzen. Aber es scheint klar, dass es jemand aus diesem Umfeld gewesen sein muss. Aber was war das Motiv? Und wie passt der bekannte Autor Schreck da ins Bild?


    Im Nachhinein frage ich mich, ob das nun wirklich ein Krimi ist oder doch eher eine Art Abrechnung der Autorin mit der Welt der arroganten Bestsellerautoren, Möchtegern-Autoren, Agenten und dem Buchgeschäft allgemein. Auf jeden Fall ist das Ganze oft ironisch geschrieben und man erhält einen interessanten Einblick in die Buchindustrie und das Schriftstellerleben.
    "Rapunzelgrab" ist mittlerweile der dritte aus der Reihe der Regionalkrimis, die in und um Königswinter spielen. Kommissar Jan Seidel ist wieder die Hauptperson und er ermittelt zusammen mit seiner Kollegin Elena in dem Mordfall an Liane Riefers. Schade fand ich, dass seine Großmutter Edith, ein absoluter Krimifan, dieses Mal etwas zu kurz kam. In den vorherigen Bänden hat sie ihrem Enkel wertvolle Tipps gegeben.
    Dafür war mir der Teil mit dem dichtenden Rechtsmediziner doch zu viel des Guten, zumindest für einen Regionalkrimi.
    Überhaupt fand ich diesen Teil insgesamt in Bezug auf den Krimianteil schwächer als die beiden Vorgänger und mir fehlte zeitweise die richtige Spannung. Und das Ende lässt meiner Meinung nach einige Fragen offen und kommt dann recht plötzlich.
    Andererseits habe ich mich zwischendurch auch immer wieder gut unterhalten, denn für mich als Bücherwurm ist so ein Einblick in diese Branche und den Kampf auf dem Büchermarkt natürlich interessant.
    Und auch in Bezug auf das Rapunzelsyndrom habe ich etwas gelernt, denn dieser Krankheit kannte ich bisher noch gar nicht.


    Fazit: Wer sich darauf einlässt, dass in diesem Regionalkrimi der Schwerpunkt nicht wie eigentlich erwartet auf Thrill & Crime liegt, der findet sicher auch Gefallen an dieser Geschichte. Ich hatte allerdings nach "Nibelungenmord" und "Loreley singt nicht mehr" etwas anderes erwartet.