Die Rote Wand - David Pfeifer

  • Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
    Verlag: Heyne Verlag (10. August 2015)
    ISBN-13: 978-3453269613
    Preis Gebunden Ausgabe: Euro 19.99
    Preis Kindle E-Book: Euro 15.99


    Autor


    David Pfeifer, Jahrgang 1970, Österreicher, wuchs in München auf, bevor es ihn 1993 nach Hamburg zog, um für das legendäre Magazin Tempo zu arbeiten. Weitere Stationen waren der Stern und Vanity Fair. Seit 2014 ist er leitender Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung. Die Rote Wand ist sein dritter Roman. Er lebt heute wieder in München.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Wie eine Steinwand, die Gott als natürliche Grenze zwischen Nord- und Südeuropa in die Erde gerammt hat, ragen die Berge hinter Sexten in den Himmel. Hier verläuft 1915 die Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien. Eine Front, die im Ersten Weltkrieg Schauplatz eines erbitterten Stellungskriegs wird. Gekämpft wird auf Felsvorsprüngen, Gipfeln, auf Skiern, mit Stichmessern, Karabinern und Handgranaten. Mann gegen Mann versuchen kleine Einheiten die Höhe zu sichern. In all diesen Scharmützeln hält sich in der roten Wand ein Mädchen auf, das seinem Vater in den Gebirgskrieg gefolgt ist. David Pfeifer erzählt ihre Geschichte und die Geschichte des Dolomitenkriegs in einem eindrucksvollen Roman.


    Meine Meinung


    Durch die Kurzbeschreibung und das Umschlagbild wurde ich auf dieses Buch aufmerksam. Thematisch klingt das ganz nach einem spannenden Roman für mich. Eine mir bisher unbekannte Kriegsfront mit Scharmützeln in den massiven Gebirgszügen der Tiroler Berglandschaft. Aus dieser interessanten Materie lässt sich bestimmt eine fesselnde Geschichte erzählen, zumal diese Ereignisse in den Dolomiten eine eher unbedeutende Randnotiz im Wahnsinn des 1. Weltkriegs darstellen und bisher kaum literarisch behandelt wurden.


    Bereits kurz nach Beginn machte sich bei mir eine Ernüchterung breit und ich musste prüfen, ob ich einen Jugendroman lese. Nein, das Buch scheint tatsächlich für erwachsene Leser, wobei lesebegeisterte Jugendliche nicht ausgeschlossen sind, geschrieben zu sein. Sprachlich stellt es kaum Anforderungen an die Leserschaft und die einfach gestrickten Szenen werden lieblos, auf kurz und bündige Art abgehandelt. Dem Autor fehlt das Gespür für dramaturgische Momente. Diese werden nicht mal ansatzweise aufgebaut und Passagen die die Leser aufwühlen sollten sind wie aus dem Nichts plötzlich da und ein halbe Seite später wieder beendet. Sowas löst keine Emotionen aus und trägt wesentlich zum schalen Nachgeschmack bei. Selbstredend bleiben die meisten Figuren blass, eintönig und man baut auf gefühlsebene keine nennenswerte Beziehung zu der Protagonistin auf. Eine einfach strukturierte, anspruchslose Geschichte die sich schnell weglesen lässt.


    Die Geschichte in diesem Buch bezieht sich auf eine wahre Begebenheit. Es gab tatsächlich ein Mädchen, dass sich als Junge verkleidete und im 1. Weltkrieg an den Kampfhandlungen in den Bergen teilgenommen hat. Der Autor verwendet für die Protagonistin auf den knapp 280 Seiten ungefähr 400 Mal den Ausdruck "das Mädchen" Gnnnaaarrrggghhh! Sowas nervt bereits nach kurzer Zeit! Immerhin konnte ich aus diesem Roman etwas Geschichte lernen und Wissen mitnehmen. Wertung: 4 Eulenpunkte

  • „Die rote Wand“ beginnt 1915. Der erste Weltkrieg zieht gen Süden, erreicht die Dolomiten, die damals als Grenze zwischen Österreich und Italien dienten. Laut Berichten hat ein als Soldat verkleidetes Mädchen an den Kämpfen teilgenommen hat. Viktoria Savs ihr Name, bekannt als „das Heldenmädchen der drei Zinnen“.


    Auf der Geschichte Viktoria Savs' gründet David Pfeiffers dritter Roman. Basierend auf den Daten und Fakten, die er recherchieren konnte, gefüllt mit fiktiven Handlungen und Personen, abgerundet zu einem Roman, der durch klare und karge Sprache einem Bericht ähnelt, einem Kriminalroman an Spannung aber nicht nachsteht.


    Die Protagonistin wird von Pfeiffer als „das Mädchen“ bezeichnet. Gefühlt reduziert er sie damit auf ihr Geschlecht und setzt sie zugleich auf einen Sockel. Denn in ihrem Umfeld ist das Mädchen als weibliche Person fehl am Platz. „Das Mädchen“ ist sie in ihrem Inneren, im verborgenen, denn nach außen ist sie DER Soldat. Einer von vielen, die ihr Leben gelassen haben im Kampf, und in der Anonymität des Krieges untergegangen sind.


    „Sie fragt sich, was losgeht, wenn es losgeht. Wer auf wen schießen wird, von wo die Gefahr droht. Bisher wirkt alles nur wie ein Spiel, das mit großem Ernst aufgeführt wird.“


    Wieder einmal wird man der Brutalität des Krieges bewusst. Sinnlose Gewalt, die so viele unschuldige Opfer fordert. Wer überlebt, ist meist nur noch eine Hülle. Wie der Vater, dem das Mädchen einst in die Dolomiten folgte, so auch die Tochter. Beide aufgefressen von den Erinnerungen an das, was sie in den Dolomiten erlebt haben.


    Die Dolomiten sind ein beliebtes Urlaubsziel. Auch uns zieht es jedes Jahr dorthin. Für mich mit ein Grund „Die rote Wand“ zu lesen, denn ich weiß gerne über die geschichtlichen Hintergründe Bescheid. Vielerorts sind noch die Schauplätze des Krieges zu sehen. Für mich haben sie nun ein Gesicht bekommen.


    Trotz seiner emotionslosen Sprache, ist es Pfeiffer gelungen zahlreiche Emotionen auszulösen. Von Wut über Entsetzen bis hin zu Trauer, hat er den Krieg und seine Folgen – vor allem für die einfachen Leute, für die Unschuldigen – eindringlich veranschaulicht und einen spannenden, bewegenden, sowie historisch interessanten Roman geschrieben.