Die Naturwissenschaften: Eine Biographie - Lars Jaeger

  • Lars Jaeger - Die Naturwissenschaften: Eine Biographie


    Inhalt:


    Unsere heutige Gesellschaft entfaltet sich in vollständiger Abhängigkeit vom wissenschaftlich-technischen Fortschritt. Insofern ist es erstaunlich, wie wenig wach das Bewusstsein für den Entwicklungsstand der Wissenschaften unter gesellschaftlichen Entscheidungsträgern und Intellektuellen ist. Dabei zeichnen sich vor dem Hintergrund unseres rasant zunehmenden Wissens über die Natur und der daraus erwachsenden technologischen Möglichkeiten bereits die Konturen eines neuen epochalen „Sprungs der Menschheit“ ab. Wir brauchen dafür in der Gesellschaft eine gute Kenntnis der Fundamente unserer Wissenschaft.


    Doch lassen sich die abstrakten Aussagen komplizierter wissenschaftlicher Theorien wie etwa der Quantenmechanik überhaupt einem breiten Publikum erklären? Lars Jaegers Antwort lautet: „ja“. Und der beste Weg ist die Vermittlung der historischen Entstehung dieser Theorien. Führt man sich die jeweiligen konkreten Fragestellungen, die zu den Paradigmen der modernen Naturwissenschaften führten, vor Augen, offenbaren sich auch sehr abstrakte Naturtheorien als äußerst konkret. Zugleich eröffnet sich durch die Betrachtung der Geschichte der Naturwissenschaften ein Verständnis für das Zusammenspiel wissenschaftlichen Fortschritts mit gesellschaftlichen Entwicklungen. So liefert uns dieses Buch nicht nur eine wertvolle Orientierungshilfe für die Herausforderungen der Moderne, sondern es eröffnet uns auch einen ganz neuen Blick in die Ferne. In eine Zukunft, die unmittelbar bevorsteht.


    Der Autor:


    Lars Jaeger hat Physik, Mathematik, Philosophie und Geschichte studiert und mehrere Jahre in der Quantenphysik sowie Chaostheorie geforscht. Er lebt in der Nähe von Zürich, wo er - als umtriebiger Querdenker - zwei eigene Unternehmen aufgebaut hat, die institutionelle Finanzanleger beraten. Die Begeisterung für die Naturwissenschaften und die Philosophie hat ihn nie losgelassen. Aktuell plant er in der Nähe von Zürich ein interdisziplinäres Forum aufzubauen und unterrichtet überdies unter anderem an der European Business School im Rheingau.


    Meine Meinung:


    Ein faszinierendes Buch, was gut 2500 Jahre naturwissenschaftliche Entwicklungen und Richtungs- und Denkveränderungen aufzeigt.


    Das Buch ist dabei inhaltlich meist chronologisch strukturiert und differenziert gegen Ende dann verschiedene Disziplinen separat etwas weiter aus. Nach der Einleitung beschäftigt es sich mit
    - dem langen Weg der Wissenschaften von der griechischen Naturphilosophie zur Renaissance
    - der Renaissance der antiken Wissenschaften und der wissenschaftlichen Revolution
    - der philosophischen Auseinandersetzung mit der neuen Physik und ihrer ersten Vollendung, wo es u.a. Descartes, Leibniz und Newton geht
    - der Revolution in der Medizin und der Entstehung der biologischen Wissenschaften
    - der Wissenschaft und Aufklärung im 18. Jh.
    - dem Ausblick auf das 19. Jh. mit u.a. der industriellen Revolution
    - der Wiederentdeckung der Atomtheorie und der Entstehung der modernen Chemie
    - der Thermodynamik und mit den Feldtheorien der Physik
    - Darwins Evolutionstheorie und der ersten Vollendung der Biologie
    - der Geburt der Zelltheorie und der neuen Wissenschaft der Krankheiten
    - dem neuen Weltbild der Physik u.a. mit Quanten- und Relativitätstheorie
    - der Kernkraft und der Atombombe
    - der Entdeckung des Universums
    - der Entstehung der Mikrobiologie und der modernen Medizin
    - der Genetik
    - der Physik und Biologie bis heute
    - der Entstehung der Neuroforschung und der modernen Psychologie
    sowie
    - mit einem Ausblick auf das 21. Jh.


    Die Anfänge des Buchs fand ich beeindruckend, mir hat sich insgesamt ein wesentlich größeres Bild der Naturwissenschaften und anderer Wissenschaftsdisziplinen erschlossen, als dies mein Physikschulunterricht je vermocht hatte, weil mir erst durch das Buch Entstehungsgeschichten und Hintergründe von Ansätzen beigebracht wurden. Deswegen bin ich auch immer noch in der Hinsicht beeindruckt.


    Zudem umspannt das Buch eine große Zeitspanne und versucht umfassend Überblick zu geben. Leicht zu lesen, war es dabei für mich nicht immer. Im Gegenteil.
    Das Buch ist auch in sich anstrengend zu lesen, weil keine (!) Bilder, Diagramme, Tabellen oder großartige Absätze vorkommen, außer bei den Zwischenüberschriften - daher handelt es sich teilweise um seitenlange Fleißtextteile, die man erst einmal lesen muss, was dann zusammen mit dem komplexen Inhalt doch vielfach schwer war.


    Das Buch ist mit 453 Seiten für das, was es darstellt, sehr kurz, aber es gibt eben auch nur einen kurzen Überblick. Theorien werden allein in Sätzen dargestellt und das Buch kommt so gut wie ohne Formeln aus - allerdings werden manche Dinge auch wirklich nur in einem Satz behandelt, sodass man für ein vertieftes Verständnis immer noch weitere Bücher zu Rate ziehen muss.


    Für den großen Überblick, der Sicht auf die Entwicklung und der Darstellung der "großen Persönlichkeiten" der Naturwissenschaften ist das Buch jedoch ein meiner Ansicht nach hervorragendes Werk. Dabei stellt das Buch nicht nur Sternstunden dar, es zeigt auch ethische Problemstellungen auf.


    9 Punkte.