Oliver Bottini: Im weißen Kreis
DuMont Buchverlag 2015. 350 Seiten. Klappenbroschur
ISBN-13: 978-3832196998. 14,99€
Verlagstext
Louise Bonì, Hauptkommissarin der Kripo Freiburg, erhält von einer Informantin den Hinweis, dass ein Mann zwei Waffen bei russischen Kriminellen gekauft habe. Besorgt geht Louise der Sache nach, um ein mögliches Gewaltverbrechen zu verhindern. Bald findet sie den Besitzer des Autos, mit dem der Käufer die Waffen abgeholt hat. Der hat für den fraglichen Abend jedoch ein wasserdichtes Alibi. Der Fahrer war ein anderer - Ricky Janisch, Neonazi und Mitglied der rechtsextremen »Brigade Südwest«. Louise und ihr Team beginnen, Janisch zu observieren, und stoßen auf weitere Mittelsmänner, die alle der rechten Szene angehören. Je tiefer sie graben, desto erschreckender wird das Szenario: Haben sie es mit einem weitverzweigten Neonazi-Netzwerk zu tun? Und wie sollen sie ein Attentat verhindern, wenn ihr Gegner ihnen immer einen Schritt voraus zu sein scheint und sie noch nicht einmal das Ziel kennen? Da stößt Louise auf das »perfekte Opfer«. Aber vielleicht ist es schon zu spät...
Der Autor
Oliver Bottini wurde 1965 geboren. Für seine Kriminalromane erhielt er zahlreiche Preise, unter anderem viermal den Deutschen Krimi Preis, den Krimipreis von Radio Bremen, den Berliner Krimifuchs sowie zuletzt den Stuttgarter Krimipreis für 'Ein paar Tage Licht' ( 2014). Der erste Band der Louise-Bonì-Reihe, 'Mord im Zeichen des Zen', wurde 2014 mit Melika Foroutan in der Hauptrolle für die ARD verfilmt, weitere sollen folgen.
Die Reihe (teils neu aufgelegt bei Dumont)
Mord im Zeichen des Zen (2004)
Im Sommer der Mörder (2006)
Im Auftrag der Väter (2007)
Jäger in der Nacht (2009)
Das verborgene Netz (2010)
Im weißen Kreis (2015)
Prequel - Louise Bonì und der Fall Calambert (2013), 20 Seiten
Inhalt
Louise Bonìs sechster Fall spielt im Raum Freiburg kurz vor der Fußball-WM 2006, als die erwarteten Zuschauermassen aus aller Welt Sicherheitskräften manche Sorge bereitet haben werden. Bonì hat Informationen über einen Waffenkauf zugetragen bekommen, tappt über Opfer und Motive möglicher Täter jedoch noch im Dunklen. Nach dem Tod ihres ehemaligen Chefs ist die Zeit für einen neuen Dezernatsleiter zumindest für Louise noch nicht reif. Leif Enders, den 'Neuen' kann Louise nur schwer einschätzen; ein frisch versetzter Kollege ohne Stallgeruch als unbekannte Größe könnte nicht nur sie auf die eine oder andere Verschwörungstheorie bringen. Enders wiederum tappt gleich ins erste verfügbare Fettnäpfchen, als er bei Louise etwas zu platt Fortbildungsbedarf feststellt. Die Kriminalhauptkommissarin ist mit Mitte 40 noch immer vom frühen Tod ihres Bruders belastet, hat ihren Alkoholismus in der Vergangenheit zwar in den Griff bekommen, aber nicht die ungeklärte Beziehung zu ihrem letzten Partner. In dieser sonderbar gedämpften Stimmung der Verluste und Abschiede versucht Louise den Waffen-Deal zu einem möglichen Auftraggeber zurückzuverfolgen und zugleich das vermutete Opfer zu schützen. Die Fäden, die bis in die deutsche Kolonialgeschichte in Afrika zurückreichen, sind schwer zu entwirren, weil der Verfassungsschutz die Ermittlungen am liebsten abwürgen würde, um Fragen nach dessen Informanten in 'patriotischen' Gruppierungen im Keim zu ersticken. Wie im Novembernebel bewegt Louise sich zwischen Faktenlage und Instinkt, Verdacht und Beweis, zwischen Ermittlungsergebnissen und offizieller Darstellung. Die für die Ermittler lebensgefährliche Tätersuche in einer selbstbewussten und sich als unangreifbar einschätzenden Szene lässt die Ereignisse vor den Augen des Lesers förmlich ineinander verschwimmen. Wie greifen Verbindungen zwischen Deutschland und Ruanda, die Farbe Weiß und ein zwei Jahre zurückliegendes Attentat ineinander, fragt man sich. Auf kurzfristige Ratlosigkeit folgt die unbequeme Erkenntnis, wie unverblümt Bottinis Kriminalroman an die unrühmliche Rolle des Verfassungsschutzes bei Ermittlungen in den so genannten "Dönermorden" der Zeit um 2006 anknüpft.
Fazit
Die Figur der Louise ist zwar nicht sofort in allen Details zugänglich, wenn man ihre Entwicklung aus den Vorgängerbänden nicht mehr auf dem Schirm hat. Oliver Bottini hat mich jedoch auch in diesem Band mit der Vielseitigkeit seiner Themen beeindruckt und die besondere Stimmung des Romans hatte mich sofort wieder im Griff.
9 von 10 Punkten