The Bone Season II - Die Denkerfürsten - Samantha Shannon

  • Paige Mahoney hat es geschafft und ist der brutalen Strafkolonie Sheol I entkommen. Die Verluste auf Seiten der Flüchtlinge sind hoch und noch immer ist sie auf der Suche nach den wenigen Entkommenen. Zudem ist sie jetzt die meistgesuchte Person von ganz London und Scion versucht alles, um sie wieder zu fassen.


    Deswegen muss sie ständig in Bewegung bleiben und überlegt, ob sie zum Schutz ihres ehemaligen Denkerfürsten Jaxon Hall zurückkehren soll, dem sie dann wieder zu Diensten sein müsste. Während Scion plant, ganz neue Geschütze gegen die Seher aufzuziehen, ereignen sich furchtbare Dinge im Untergrund der Stadt. Wird Paige die Seher von London retten können und wem kann sie in diesem Pfuhl aus Macht und Gier noch vertrauen?


    Meine Meinung:


    Ich fand den ersten Band der Reihe unheimlich genial und konnte die Fortsetzung schon gar nicht mehr erwarten. Das geheimnisvolle Cover und der spannende Klappentext haben mich sehr neugierig gemacht und versprachen langanhaltende Spannung.


    Am Anfang habe ich mich ein wenig schwergetan, wieder in das Geschehen hineinzukommen, da die Lektüre des ersten Teils nun doch schon eine Weile her ist und die vielen Namen und fremdklingenden Bezeichnungen für die einzelnen magienutzenden Wesen mich verwirrt haben. Dieses Mal waren die vor dem eigentlichen Roman präsentierten Diagramme und Zeichnungen eine echte Hilfe für mich, ebenso wie das angehängte Glossar, das sehr aufschlussreich ist und, auf das ich gerne zurückgegriffen habe.


    Inzwischen hat Paige sich natürlich verändert. Die Erlebnisse in Sheol I haben einen anderen Menschen aus ihr gemacht. Die Flucht war hart und hat viele Leben gekostet. Trotz des Bandes, das sie mit dem Wächter verbindet, hat sie keine Ahnung, wo sie ihn finden kann oder, ob ihm etwas zugestoßen ist. Zudem drängt Jaxon Hall auf ihre Rückkehr an seine Seite als Ganovenbraut. Die Umstände zwingen Paige dazu, dem nachzukommen, obwohl dies gegen ihre eigentlichen Pläne ist, denn sie will die Seher Londons vor Scion und den Rephaims beschützen.


    Der zweite Band der Reihe kommt nach meinem Empfinden erst langsam in Fahrt. Erst ab der zweiten Hälfte kann ich die Spannung wieder ganz deutlich spüren. Von da an ist es mir nicht mehr möglich, das Buch an die Seite zu legen.


    Die Welt, die Samantha Shannon geschaffen hat, ist ungeheuer komplex und von Anfang bis Ende gut durchdacht. Das trifft auch auf die vielen Charaktere zu, die alle ihren bestimmten Platz in dieser Geschichte haben und dort ihren Zweck erfüllen. Sie sind sehr komplex und nicht immer gleich zu durchschauen. Umso reizvoller ist es, herauszufinden, was sich tatsächlich hinter ihrem Verhalten verbirgt.


    Dreh- und Angelpunkt dieses Romans ist immer noch der Æther und seine Geheimnisse. Wer ihn sich zunutze machen kann, hat Macht, ist aber auch gleichzeitig gefürchtet. Die normalen Menschen sind sich seiner Existenz nicht einmal bewusst, nur die seherisch Begabten sind in der Lage, mit ihm in Kontakt zu treten. Paige ist eine der wenigen, die auch mit ihm interagieren können. Doch auch die Rephaim sind hierzu in der Lage und das noch viel leichter, als es für Paige ist.


    Schade fand ich, dass die Rephaim in diesem Band erst spät auf den Plan treten. Sie sind irgendwie für mich das Salz in der Suppe dieser Geschichte und, nachdem sie im ersten Teil so präsent waren, haben ich sie hier fast ein wenig vermisst.


    Das Ende dieses zweiten Teils ist offen und der dort platzierte Cliffhanger, hat mich fast um den Verstand gebracht. Ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie lange ich jetzt auf die Fortsetzung warten muss und befürchte, dass die Autorin mich mit dieser Taktik, bei einer auf sieben Teile ausgelegten Reihe, wahrscheinlich wirklich in den Wahnsinn treiben wird.


    Fazit:


    Auch in "The Bone Season - Die Denkerfürsten" punktet Samantha Shannon mit vielschichtigen Charakteren in einer detailliert beschriebenen, magischen Welt der Zukunft, mit der sie mich verzaubern konnte. Spannend präsentiert sich die Fortsetzung und ich bin abermals überrascht von dem Ideenreichtum der Autorin und der gekonnten Umsetzung, mit der sie mich jetzt schon unheimlich neugierig auf die Fortsetzung macht.

    Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
    Arthur Schopenhauer (1788-1860)


    :lesend