Der Räuberbräutigam
Eudora Welty
Klett-Cotta
ISBN: 3608960287
155 Seiten, 14,95 Euro
Über die Autorin: Eudora Welty, geboren 1909 in Jackson, Mississippi, verstorben am 23. Juli 2001, gilt als die große Dame der Südstaatenliteratur. Für ihre Romane wurde sie sowohl mit dem National Book Award als auch mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet.
Kurzbeschreibung: Drei Reisende steigen in einem Gasthaus am Mississippi ab und teilen sich ein Bett. Am nächsten Morgen hält einer von ihnen seine Schlafgenossen für Geister und springt mit einem großen Satz aus dem Fenster. 'Den sehen wir nie wieder', sagt der blonde Jamie Lockhart und überlegt, wie man die Goldstücke des verschwundenen Bettgenossen teilen könnte. Der Tabakpflanzer Clement lädt Jamie daraufhin für den nächsten Sonntagabend in sein Haus ein. Just an diesem Tag wird Clements Tochter, die schöne Rosamond, von einem Räuber mit rußgeschwärztem Gesicht verführt. Ihr Vater beauftragt seinen neuen Freund Jamie damit, die Untat zu rächen …
Meine Meinung: Dieses Buch gilt als das Vorbild für die bekannte „Brautprinzessin“ von William Goldman und entsprechend hoch waren meine Erwartungen daran. Bei den Pressestimmen wird Elena Gorgis von Deutschlandradio Kultur zitiert, die den Räuberbräutigam als „ein unbequemes amerikanisches Märchen“ bezeichnet.
Möglicherweise also hat es Bezüge zur amerikanischen Geschichte, oder zu Personen, die ich nicht kenne und weshalb sich diese Geschichte mir nicht wirklich erschließt.
Ich hatte das Gefühl, eine Art Märchen-Potpourri zu lesen und erkannte die üblichen Verdächtigen darin wieder; die böse und hässliche Stiefmutter, die schöne Rosamond- ein Schneewitchenverschnitt, ein kleiner doofer Junge namens Böckchen, mehrere Räuber statt der sieben Zwerge, ein sprechendes Medaillon und – da das Ganze in Amerika spielt, eben auch Indianer.
Die Handlung schreitet rasant voran und lässt viele Details, die erklärend wirken könnten, einfach aus. Personen verschwinden, werden vermisst und sind plötzlich wieder da, ohne dass sich jemand, außer dem Leser, darüber wundert. Die Geschichte rast nur so und es kam mir vor, als habe die Autorin in möglichst jedem Satz etwas Neues unterbringen wollen. Das Ganze lässt einen roten Faden vermissen, es erschlägt einen beim Lesen und wirkt zeitweise etwas wirr.
Mein Fazit: Ein im Vorfeld hochgelobtes „Märchen“, das sicherlich Leser finden wird, die es verstehen und vielleicht sogar lieben werden. Mich konnte es leider nicht begeistern.